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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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te mit vieler Schrifftwechslung / wiewol seine Zukunfft von de vornembsten Neapolitanern hefftig begehret wurde / auffgezogen. Vnderdessen gleich wie er sich in Hispanien keine Abschlagung schrecken lassen / vnd das Gubernament zu behalten nichts vnderlassen; also hat er zu Neapels auch allerley Rathschläg herfür gesuchet / also daß er bey vielen / als wann er nach der Cron stünde / in Argwohn kam. Vnd solches muthmasseten sie dahero / daß er jhm nichts mehr liesse angelegen seyn / als wie jhm den gemeinen Pöfel günstig vnd geneigt machen möchte. An statt deß Caroli Spinelli / so ein verständiger Mann vnd von dem Volck zu einem Zunfftmeister erwehlet / auch damals in Hispanien deß gemeinen Wesens halben sich auffhielte / setzete er ohne Mitstimmung deß Volcks Julium Genuinum: Als nun jener wider kam vnd sein Ampt wider vertretten wolte / zwang er jhn dahin / daß er es abtretten mußte / vnd wurde Genuinus bestettiget / mit desto grösserer Verwunderung jedermänniglichs / weil jener ein kluger vnd dapfferer Mann / vnd deß Hertzogen Hertzog von Ossuna macht jhm einen Anhang vmb das Gubernament zubehalten. Diensten gantz geneigt war. Diesem aber hat er seine Anschläge offenbaret / vnnd befohlen / daß er etliche Gehülffen / vnder dem Schein / als wolte er das Volck wider die mächtigen vertheidigen zu sich nemmen / vnnd der Statt einen Schrecken einjagen solte. Dieser war alsobald bereit / machte jhm einen Anhang / vnnd brachte damit nicht ein geringe Forcht vnder das Volck. Vnder diesen war Franciscus Costa, ein verwegener Mann / dem nichts zuviel war / vnd andere mehr / so dem Genuino vnd Costae verwandt oder sonsten zugethan waren / vnnd wol wolten / durch deren Vberredung vnd deß Statthalters Verheissungen geschahe es / daß der mehrertheil in der Statt sich auff jhre seiten begaben.

Listige Reden deß Hertzogs von Ossuna zu dem Volck. Diese hat der Statthalter mit verschlagenen Worten angeredet; Er hette jhnen viel vnd grosse Gutthaten erwiesen / solten noch grössere von jhm zugewarten haben. Derohalben were es billich vnd recht / daß sie seine Hochheit / welche von andern angefochten würde mit aller Macht verthädigen hülffen / sonderlich weil darbey deß Königreichs vnnd deß Königs Wolfahrt mit begriffen were. Dann daß er von der Verwaltung deß Königreichs were abgefordert worden / solches were durch Hinderlist der vornembsten im Volck / so nicht gern sein Auffnemmen sehen / geschehen / welche damit sie jhre Bubenstück bedeckten / jhn mit vielen Affterreden vnd Beschuldigungen bey dem König angegeben hetten. Diese hetten verursachet / daß in dem er ein Lob vnd Ehr bey jedermänniglichen verdienet hette / er nun in einen Haß geriethe / rc. Mit diesem vnd dergleichen hat er bey dem gemeinen Volck / sonderlich weil er sich annahm als were er jhrentwegen in diese Gefahr kommen / vnd verhiesse / er wolte jhnen hinfort ein mehrers an Proviandt folgen lassen / auch die Zölle erleichtern / ein solche Gunst erlanget / vnnd die Sachen dahin gebracht / daß sie offentlich außsagten / sie wolten keines wegs zugeben / daß dem Hertzogen das Regiment abgenommen werden solte / vnnd so auch jemand etwas dergleichen sich wider jhn vnderstünde / wolten sie mit gewehrter Hand solche Schmaach an den Authoren rechen. Viel Todtschläg zu Neapoli begangen. Darauff dann Genuinus vnd Costa ein grosse Anzahl Volcks bekommen / vnd die gantze Statt in höchsten Schrecken gebracht haben / dahero dann viel Todtschläg erfolget; vnd wurden die jenigen für Feind gehalten / welche entweders grosse Reichthumb hatten / oder nicht einerley Meynung mu jhnen hatten. Vnd wird dieses für ein Barbarische That gehalten. Es hatte der Costa einen sonderlichen Neyd auff einen Abt (die Neapolitaner nennen alle die jenige Aebt / so auß Costae verwegene That. der Clerisey sind) Namens Martus: Diesen als er in S. Petri Kirch erdappet / griff er mit Gewalt / vngeachtet seines widersetzens / schleppete in für die Thür hinauß vnd durch stach jhn nach vielen Wunden: Da nun der arme Mensch auf dem letzten Zweck seines Lebens war / vnd die anwesende jnniglich bat / man wolte doch einen Beichtiger zu jhm kommen lassen / hat doch der Mörder solches verwehret / vnnd den jetzundt sterbenden noch einmal durchstochen. Vnd solch Vbel ist doch von dem Statthalter nicht gestraffet worden / auch dergleichen nicht verbotten worden.

Demnach nun also der Adel von dem Volck auffs höchste beleydiget ward / da fiengen sie an den, Cardinal Borgiam durch vielfältige Schreiben embsig zuvermahnen / er wolte ohne Verzug sich einstellen / mit Vermeldung was für Gefahr Cardinal Borgia ziehet auff Neaples. vorhanden were. Darauff er eylends zu Außgang deß Aprilis heimlich von Rom hinweg zoge / vnnd erstlich zu Tibur / darnach zu Cajeta ankam / jhm wurde aber allenthalben schlechte Ehr bewiesen / weil der Hertzog von Ossuna als er solcher Reyß verständiget worden / solches zuvor verbotten. Vnd ob er wol von Cajeta auß etliche Brieff an den Hertzogen geschicket / in Meynung jhn zu Freundschafft zubewegen / hat er doch darauff nichts geantwortet / ja offentlich sich verlauten lassen / er hette nit mit dem Cardinal zuthun / hat auch männiglichen erinnert / wann Borgia etwas von dem gemeinen Wesen schriebe / solten sie jhm kein Glauben zustellen. Die Verwaltung deß Königreichs stünde jhm zu / vnd kämen auch die Königliche Befehl an jhn: Er erwartete auch stündlich Schreiben / in welchen er in dem Gubernament bestettiget werden würde: Vnd wie dem allem were / so könte er vor dem Weinmonat auß dem Lande nicht kommen / ohne deß Königs grösten Nachtheil: er wolte auch alles so darwider vorgenommen würde mit gewehrter Hand hindertreiben. Hierdurch wurde Borgia eine Zeitlang zu Cajeta aufgehalten. Vnder der Zeit / als Borgia also zu Cajeta war / handelte der Hertzog von Ossuna etwas milter vnd vorsichtiger; doch aber geriethe er bald mit seinem Anhang wider in die vorige Fußstapffen. Dahero abermals von dem Adel wider vielfältige Schreiben / Flehen vnd Bitten an den Borgiam gelangeten: etliche begaben sich auch heimlich selbst zu jhm / vnd ermahneten jhn / daß er ohne längern Verzug seine Reyß fortsetzete.

te mit vieler Schrifftwechslung / wiewol seine Zukunfft von de vornembsten Neapolitanern hefftig begehret wurde / auffgezogen. Vnderdessen gleich wie er sich in Hispanien keine Abschlagung schrecken lassen / vnd das Gubernament zu behalten nichts vnderlassen; also hat er zu Neapels auch allerley Rathschläg herfür gesuchet / also daß er bey vielen / als wann er nach der Cron stünde / in Argwohn kam. Vnd solches muthmasseten sie dahero / daß er jhm nichts mehr liesse angelegen seyn / als wie jhm den gemeinen Pöfel günstig vnd geneigt machen möchte. An statt deß Caroli Spinelli / so ein verständiger Mann vnd von dem Volck zu einem Zunfftmeister erwehlet / auch damals in Hispanien deß gemeinen Wesens halben sich auffhielte / setzete er ohne Mitstimmung deß Volcks Julium Genuinum: Als nun jener wider kam vnd sein Ampt wider vertretten wolte / zwang er jhn dahin / daß er es abtretten mußte / vnd wurde Genuinus bestettiget / mit desto grösserer Verwunderung jedermänniglichs / weil jener ein kluger vnd dapfferer Mann / vnd deß Hertzogen Hertzog von Ossuna macht jhm einen Anhang vmb das Gubernament zubehalten. Diensten gantz geneigt war. Diesem aber hat er seine Anschläge offenbaret / vnnd befohlen / daß er etliche Gehülffen / vnder dem Schein / als wolte er das Volck wider die mächtigen vertheidigen zu sich nemmen / vnnd der Statt einen Schrecken einjagen solte. Dieser war alsobald bereit / machte jhm einen Anhang / vnnd brachte damit nicht ein geringe Forcht vnder das Volck. Vnder diesen war Franciscus Costa, ein verwegener Mann / dem nichts zuviel war / vnd andere mehr / so dem Genuino vnd Costae verwandt oder sonsten zugethan waren / vnnd wol wolten / durch deren Vberredung vnd deß Statthalters Verheissungen geschahe es / daß der mehrertheil in der Statt sich auff jhre seiten begaben.

Listige Reden deß Hertzogs von Ossuna zu dem Volck. Diese hat der Statthalter mit verschlagenen Worten angeredet; Er hette jhnen viel vnd grosse Gutthaten erwiesen / solten noch grössere von jhm zugewarten haben. Derohalben were es billich vnd recht / daß sie seine Hochheit / welche von andern angefochten würde mit aller Macht verthädigen hülffen / sonderlich weil darbey deß Königreichs vnnd deß Königs Wolfahrt mit begriffen were. Dann daß er von der Verwaltung deß Königreichs were abgefordert worden / solches were durch Hinderlist der vornembsten im Volck / so nicht gern sein Auffnemmen sehen / geschehen / welche damit sie jhre Bubenstück bedeckten / jhn mit vielen Affterreden vnd Beschuldigungen bey dem König angegeben hetten. Diese hetten verursachet / daß in dem er ein Lob vnd Ehr bey jedermänniglichen verdienet hette / er nun in einen Haß geriethe / rc. Mit diesem vnd dergleichen hat er bey dem gemeinen Volck / sonderlich weil er sich annahm als were er jhrentwegen in diese Gefahr kommen / vnd verhiesse / er wolte jhnen hinfort ein mehrers an Proviandt folgen lassen / auch die Zölle erleichtern / ein solche Gunst erlanget / vnnd die Sachen dahin gebracht / daß sie offentlich außsagten / sie wolten keines wegs zugeben / daß dem Hertzogen das Regiment abgenommen werden solte / vnnd so auch jemand etwas dergleichen sich wider jhn vnderstünde / wolten sie mit gewehrter Hand solche Schmaach an den Authoren rechen. Viel Todtschläg zu Neapoli begangen. Darauff dann Genuinus vnd Costa ein grosse Anzahl Volcks bekommen / vnd die gantze Statt in höchsten Schrecken gebracht haben / dahero dann viel Todtschläg erfolget; vnd wurden die jenigen für Feind gehalten / welche entweders grosse Reichthumb hatten / oder nicht einerley Meynung mu jhnen hatten. Vnd wird dieses für ein Barbarische That gehalten. Es hatte der Costa einen sonderlichen Neyd auff einen Abt (die Neapolitaner nennen alle die jenige Aebt / so auß Costae verwegene That. der Clerisey sind) Namens Martus: Diesen als er in S. Petri Kirch erdappet / griff er mit Gewalt / vngeachtet seines widersetzens / schleppete in für die Thür hinauß vnd durch stach jhn nach vielen Wunden: Da nun der arme Mensch auf dem letzten Zweck seines Lebens war / vnd die anwesende jnniglich bat / man wolte doch einen Beichtiger zu jhm kommen lassen / hat doch der Mörder solches verwehret / vnnd den jetzundt sterbenden noch einmal durchstochen. Vnd solch Vbel ist doch von dem Statthalter nicht gestraffet worden / auch dergleichen nicht verbotten worden.

Demnach nun also der Adel von dem Volck auffs höchste beleydiget ward / da fiengen sie an den, Cardinal Borgiam durch vielfältige Schreiben embsig zuvermahnen / er wolte ohne Verzug sich einstellen / mit Vermeldung was für Gefahr Cardinal Borgia ziehet auff Neaples. vorhanden were. Darauff er eylends zu Außgang deß Aprilis heimlich von Rom hinweg zoge / vnnd erstlich zu Tibur / darnach zu Cajeta ankam / jhm wurde aber allenthalben schlechte Ehr bewiesen / weil der Hertzog von Ossuna als er solcher Reyß verständiget worden / solches zuvor verbotten. Vnd ob er wol von Cajeta auß etliche Brieff an den Hertzogen geschicket / in Meynung jhn zu Freundschafft zubewegen / hat er doch darauff nichts geantwortet / ja offentlich sich verlauten lassen / er hette nit mit dem Cardinal zuthun / hat auch männiglichen erinnert / wann Borgia etwas von dem gemeinen Wesen schriebe / solten sie jhm kein Glauben zustellen. Die Verwaltung deß Königreichs stünde jhm zu / vnd kämen auch die Königliche Befehl an jhn: Er erwartete auch stündlich Schreiben / in welchen er in dem Gubernament bestettiget werden würde: Vnd wie dem allem were / so könte er vor dem Weinmonat auß dem Lande nicht kommen / ohne deß Königs grösten Nachtheil: er wolte auch alles so darwider vorgenommen würde mit gewehrter Hand hindertreiben. Hierdurch wurde Borgia eine Zeitlang zu Cajeta aufgehalten. Vnder der Zeit / als Borgia also zu Cajeta war / handelte der Hertzog von Ossuna etwas milter vnd vorsichtiger; doch aber geriethe er bald mit seinem Anhang wider in die vorige Fußstapffen. Dahero abermals von dem Adel wider vielfältige Schreiben / Flehen vnd Bitten an den Borgiam gelangeten: etliche begaben sich auch heimlich selbst zu jhm / vnd ermahneten jhn / daß er ohne längern Verzug seine Reyß fortsetzete.

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          <p><note place="left">Listige Reden deß Hertzogs von Ossuna zu dem                      Volck.</note> Diese hat der Statthalter mit verschlagenen Worten angeredet; Er                      hette jhnen viel vnd grosse Gutthaten erwiesen / solten noch grössere von jhm                      zugewarten haben. Derohalben were es billich vnd recht / daß sie seine Hochheit                      / welche von andern angefochten würde mit aller Macht verthädigen hülffen /                      sonderlich weil darbey deß Königreichs vnnd deß Königs Wolfahrt mit begriffen                      were. Dann daß er von der Verwaltung deß Königreichs were abgefordert worden /                      solches were durch Hinderlist der vornembsten im Volck / so nicht gern sein                      Auffnemmen sehen / geschehen / welche damit sie jhre Bubenstück bedeckten / jhn                      mit vielen Affterreden vnd Beschuldigungen bey dem König angegeben hetten. Diese                      hetten verursachet / daß in dem er ein Lob vnd Ehr bey jedermänniglichen                      verdienet hette / er nun in einen Haß geriethe / rc. Mit diesem vnd dergleichen                      hat er bey dem gemeinen Volck / sonderlich weil er sich annahm als were er                      jhrentwegen in diese Gefahr kommen / vnd verhiesse / er wolte jhnen hinfort ein                      mehrers an Proviandt folgen lassen / auch die Zölle erleichtern / ein solche                      Gunst erlanget / vnnd die Sachen dahin gebracht / daß sie offentlich außsagten /                      sie wolten keines wegs zugeben / daß dem Hertzogen das Regiment abgenommen                      werden solte / vnnd so auch jemand etwas dergleichen sich wider jhn vnderstünde                      / wolten sie mit gewehrter Hand solche Schmaach an den Authoren rechen. <note place="right">Viel Todtschläg zu Neapoli begangen.</note> Darauff                      dann Genuinus vnd Costa ein grosse Anzahl Volcks bekommen / vnd die gantze Statt                      in höchsten Schrecken gebracht haben / dahero dann viel Todtschläg erfolget; vnd                      wurden die jenigen für Feind gehalten / welche entweders grosse Reichthumb                      hatten / oder nicht einerley Meynung mu jhnen hatten. Vnd wird dieses für ein                      Barbarische That gehalten. Es hatte der Costa einen sonderlichen Neyd auff einen                      Abt (die Neapolitaner nennen alle die jenige Aebt / so auß <note place="right">Costae verwegene That.</note> der Clerisey sind) Namens                      Martus: Diesen als er in S. Petri Kirch erdappet / griff er mit Gewalt /                      vngeachtet seines widersetzens / schleppete in für die Thür hinauß vnd durch                      stach jhn nach vielen Wunden: Da nun der arme Mensch auf dem letzten Zweck                      seines Lebens war / vnd die anwesende jnniglich bat / man wolte doch einen                      Beichtiger zu jhm kommen lassen / hat doch der Mörder solches verwehret / vnnd                      den jetzundt sterbenden noch einmal durchstochen. Vnd solch Vbel ist doch von                      dem Statthalter nicht gestraffet worden / auch dergleichen nicht verbotten                      worden.</p>
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[684/0767] te mit vieler Schrifftwechslung / wiewol seine Zukunfft von de vornembsten Neapolitanern hefftig begehret wurde / auffgezogen. Vnderdessen gleich wie er sich in Hispanien keine Abschlagung schrecken lassen / vnd das Gubernament zu behalten nichts vnderlassen; also hat er zu Neapels auch allerley Rathschläg herfür gesuchet / also daß er bey vielen / als wann er nach der Cron stünde / in Argwohn kam. Vnd solches muthmasseten sie dahero / daß er jhm nichts mehr liesse angelegen seyn / als wie jhm den gemeinen Pöfel günstig vnd geneigt machen möchte. An statt deß Caroli Spinelli / so ein verständiger Mann vnd von dem Volck zu einem Zunfftmeister erwehlet / auch damals in Hispanien deß gemeinen Wesens halben sich auffhielte / setzete er ohne Mitstimmung deß Volcks Julium Genuinum: Als nun jener wider kam vnd sein Ampt wider vertretten wolte / zwang er jhn dahin / daß er es abtretten mußte / vnd wurde Genuinus bestettiget / mit desto grösserer Verwunderung jedermänniglichs / weil jener ein kluger vnd dapfferer Mann / vnd deß Hertzogen Diensten gantz geneigt war. Diesem aber hat er seine Anschläge offenbaret / vnnd befohlen / daß er etliche Gehülffen / vnder dem Schein / als wolte er das Volck wider die mächtigen vertheidigen zu sich nemmen / vnnd der Statt einen Schrecken einjagen solte. Dieser war alsobald bereit / machte jhm einen Anhang / vnnd brachte damit nicht ein geringe Forcht vnder das Volck. Vnder diesen war Franciscus Costa, ein verwegener Mann / dem nichts zuviel war / vnd andere mehr / so dem Genuino vnd Costae verwandt oder sonsten zugethan waren / vnnd wol wolten / durch deren Vberredung vnd deß Statthalters Verheissungen geschahe es / daß der mehrertheil in der Statt sich auff jhre seiten begaben. Hertzog von Ossuna macht jhm einen Anhang vmb das Gubernament zubehalten. Diese hat der Statthalter mit verschlagenen Worten angeredet; Er hette jhnen viel vnd grosse Gutthaten erwiesen / solten noch grössere von jhm zugewarten haben. Derohalben were es billich vnd recht / daß sie seine Hochheit / welche von andern angefochten würde mit aller Macht verthädigen hülffen / sonderlich weil darbey deß Königreichs vnnd deß Königs Wolfahrt mit begriffen were. Dann daß er von der Verwaltung deß Königreichs were abgefordert worden / solches were durch Hinderlist der vornembsten im Volck / so nicht gern sein Auffnemmen sehen / geschehen / welche damit sie jhre Bubenstück bedeckten / jhn mit vielen Affterreden vnd Beschuldigungen bey dem König angegeben hetten. Diese hetten verursachet / daß in dem er ein Lob vnd Ehr bey jedermänniglichen verdienet hette / er nun in einen Haß geriethe / rc. Mit diesem vnd dergleichen hat er bey dem gemeinen Volck / sonderlich weil er sich annahm als were er jhrentwegen in diese Gefahr kommen / vnd verhiesse / er wolte jhnen hinfort ein mehrers an Proviandt folgen lassen / auch die Zölle erleichtern / ein solche Gunst erlanget / vnnd die Sachen dahin gebracht / daß sie offentlich außsagten / sie wolten keines wegs zugeben / daß dem Hertzogen das Regiment abgenommen werden solte / vnnd so auch jemand etwas dergleichen sich wider jhn vnderstünde / wolten sie mit gewehrter Hand solche Schmaach an den Authoren rechen. Darauff dann Genuinus vnd Costa ein grosse Anzahl Volcks bekommen / vnd die gantze Statt in höchsten Schrecken gebracht haben / dahero dann viel Todtschläg erfolget; vnd wurden die jenigen für Feind gehalten / welche entweders grosse Reichthumb hatten / oder nicht einerley Meynung mu jhnen hatten. Vnd wird dieses für ein Barbarische That gehalten. Es hatte der Costa einen sonderlichen Neyd auff einen Abt (die Neapolitaner nennen alle die jenige Aebt / so auß der Clerisey sind) Namens Martus: Diesen als er in S. Petri Kirch erdappet / griff er mit Gewalt / vngeachtet seines widersetzens / schleppete in für die Thür hinauß vnd durch stach jhn nach vielen Wunden: Da nun der arme Mensch auf dem letzten Zweck seines Lebens war / vnd die anwesende jnniglich bat / man wolte doch einen Beichtiger zu jhm kommen lassen / hat doch der Mörder solches verwehret / vnnd den jetzundt sterbenden noch einmal durchstochen. Vnd solch Vbel ist doch von dem Statthalter nicht gestraffet worden / auch dergleichen nicht verbotten worden. Listige Reden deß Hertzogs von Ossuna zu dem Volck. Viel Todtschläg zu Neapoli begangen. Costae verwegene That. Demnach nun also der Adel von dem Volck auffs höchste beleydiget ward / da fiengen sie an den, Cardinal Borgiam durch vielfältige Schreiben embsig zuvermahnen / er wolte ohne Verzug sich einstellen / mit Vermeldung was für Gefahr vorhanden were. Darauff er eylends zu Außgang deß Aprilis heimlich von Rom hinweg zoge / vnnd erstlich zu Tibur / darnach zu Cajeta ankam / jhm wurde aber allenthalben schlechte Ehr bewiesen / weil der Hertzog von Ossuna als er solcher Reyß verständiget worden / solches zuvor verbotten. Vnd ob er wol von Cajeta auß etliche Brieff an den Hertzogen geschicket / in Meynung jhn zu Freundschafft zubewegen / hat er doch darauff nichts geantwortet / ja offentlich sich verlauten lassen / er hette nit mit dem Cardinal zuthun / hat auch männiglichen erinnert / wann Borgia etwas von dem gemeinen Wesen schriebe / solten sie jhm kein Glauben zustellen. Die Verwaltung deß Königreichs stünde jhm zu / vnd kämen auch die Königliche Befehl an jhn: Er erwartete auch stündlich Schreiben / in welchen er in dem Gubernament bestettiget werden würde: Vnd wie dem allem were / so könte er vor dem Weinmonat auß dem Lande nicht kommen / ohne deß Königs grösten Nachtheil: er wolte auch alles so darwider vorgenommen würde mit gewehrter Hand hindertreiben. Hierdurch wurde Borgia eine Zeitlang zu Cajeta aufgehalten. Vnder der Zeit / als Borgia also zu Cajeta war / handelte der Hertzog von Ossuna etwas milter vnd vorsichtiger; doch aber geriethe er bald mit seinem Anhang wider in die vorige Fußstapffen. Dahero abermals von dem Adel wider vielfältige Schreiben / Flehen vnd Bitten an den Borgiam gelangeten: etliche begaben sich auch heimlich selbst zu jhm / vnd ermahneten jhn / daß er ohne längern Verzug seine Reyß fortsetzete. Cardinal Borgia ziehet auff Neaples.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/767>, abgerufen am 22.11.2024.