Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.schon Statthalter were / in verwahrung halten: sintemahl niemand macht gegen jhn hette / weil er einer auß dem Königlichen Rath were / alß der Königliche Rath in Hispanien / vnnd dergleichen. Weil er aber mit diesen klagen nichts verrichten mochte / haben sie das Nachtmahl eingenommen vnnd allda verblieben: deß andern Tags aber sind sie von allem berichtet worden. Borgia kompt mit List gen Neapels. Borgia ist vnderdessen / alß sich der Tag geneiget / zwischen Putrol vnd Nisita an das Neapolitanische Gestalt ankommen. Daselbs waren zwo Gutschen vorhanden / deren eine deß Fürsten Bisiniani / die andere aber sonsten gedinget war: in diese setzete sich Borgia / damit er desto weniger möchte erkennet werden / vnnd fuhren darauff stracks nach dem newen Castell: daselbs er / weil schon zuvor alles mit dem Hauptmann also verglichen worden / eyngenommen ward. Dieses ist alsobald den beyden Gubernatoren in den zwey andern Schlössern / S. Eremi vnd Ovi / mit denen auch schon zuvor gehandelt worden / kund gethan / vnnd jhnen aufferlegt / es nicht eher / alß biß auff den andern Tag / zuoffenbahren. Didacus Sarmientus der Hispanier Obrister / vnnd Octavianus Loffredus der Italiäner Hauptmann / so von dem Anschlag ebenmässig wissenschafft hatten / haben all jhr Kriegsvolck selbige Nacht auff deß Borgiae seithen gebracht. Vnnd geschahe solches alles vnwissend deß Hertzogen. Wie nun der Tag angebrochen / sind auff allen Schlössern die Stücke loß gebrandt worden. Der Hertzog alß er solches merckte vnnd wol die Rechnung jhm machen kundte / was es were / erschrack darüber zum höchsten / beklagte nichts höhers / dann daß er / alß ein Kriegsmann / von einem Priester vnd Geistlichen / also were betrogen vnnd verschimpffet worden. Bey diesen seinen ängsten / kam zu jhm Sarmientus / welcher von dem Borgia dahin geschicket war / vnnd brachte jhm ein Schreiben / darinnen er aller Sachen beschaffenheit / berichtet wurde: daß nemblichen / weil er Hertzog sich jmmer gestellet / alß schickete er sich stündlich zur Rayse / solches aber jmmer auffgezogen / hette er die Statt / in einem so verwirreten Zustand / nicht ohne ein Haupt lassen können. Nachdem nun alles lautbar worden / da wurde für solchen Verlauff / Gott danck gesagt / vnd der Cardinal höchlich von jedermann gelobt vnd gepriesen. Die Innwohner liessen meistentheils jhre Forcht fahren / vnd kame alles wider in einen ruhigen Stand. Die Flucht deß Genuini / Costae vnnd jhres Anhangs / hat dem Hertzogen nicht gringen verdacht gebracht / alß wann er eine Newerung vorgehabt hette. Genuinus zwar hat nirgends Costa wird gefangen. können betretten werden / der Costa aber / nach dem scharpffe Edicta wider die Vrsächer deß vorigen vnheils / außgangen / ist ergriffen / vnnd weil er sich mit aller Gewalt widersetzet / hefftig / darbey verwundet worden. In seinem Hauß hat man ein grosse summa Gelts vnnd Kriegswaaffen gefunden. Er ist endlich wegen empfangener Wunden / in der Gefängnuß gestorben. Hertzog von Ossuna rayset in Hispanien. Der Hertzog von Ossuna ist mit grosser Trawrigkeit vnlang nach deß Borgiae Ankunff in Hispanien abgefahren. Borgia hat auch ein kurtze Zeit das Gubernament geführet / dann der Cardinal Zappata Zappata wird Statthalter zu Neaples. nach verfliessung vier Monat an seine statt gesetzet worden. Dann der Hertzog von Ossuna sich mit jhm in eine Rechtfertigung eyngelassen / vnnd weil der König in Hispanien deß vorigen vnwesens Verlauff zu Neapoli erforschen liesse / hielte man darfür / es könte Borgia / weil er die Widerpart selbsten were / nicht wol vnder werendem Streit / selbige Regierung verwalten. Bald aber hernach ist die Sach deß Hertzogen von Ossuna vngerecht / vnd er nach deß Königs todt / in gefängliche Verwahrung genommen worden. Falsche Müntzer zu Neapoli hingerichtet. Vnlang nach diesem Wesen / sind zu Neapoli fünff vnd zwantzig falsche Müntzer / darunder ein reicher Becker / welcher durch falsch Müntzwesen noch mehr Gut zuvberkommen / vnnd seinen Sohn in den Adelichen Stand zubringen gemeinet / ergriffen / vnnd zum Galgen vervrtheilt worden. Türckisch Keyser rüstet sich zum Krieg wider Polen / lest deßwenen seinen Bruder würgen. Demnach die Türcken im vorigen jahr wider die Polen ein statliche Victorj erhalten / vnnd deß Polnischen Feldobristen Haupt zum Triumph zu Constantinopel eingebracht / vnd offentlich Schaw getragen worden / hat solches dem jungen Türckischen Keyser Sultan Oßmann / ein solchen Muth gemacht / daß er jhm vorgenommen / den Krieg wider die Polen in diesem jahr / mit aller Macht zu continuiren / vnnd selber zu Feld zuziehen. Damit er aber darbey ohne sorg seyn möchte / hat er den 11. Januarij seinen Bruder Sultan Mahomet / welcher etwas jünger / alß er / vnnd von einer andern Mutter gebohren war / stranguliren: aber doch jhn selbigen Tags gegen Abend / durch sein gantzes Hoffgesind herrlich zum Begräbnuß begleiten / vnnd jhn neben seinen Vattern legen lassen. Ein wenig zuvor hatten jhm der Reutter Obristen vor der Statt in einem Lustgarten / ein grosse Forcht eingejagt / vnnd jhrer Bezahlung halber meutenirt: Deßwegen sie auch für deß Obersten Veziers Losament kommen / grossen Mutwillen getrieben / vnnd seine Diener mit Steinen geworffen vnnd verjagt: also daß der Vezier endlich gezwungen worden / jhnen jhre Bezahlung zuverschaffen. Man hat darfür gehalten / daß dieser Aufflauff / nicht geringe vrsach zu deß Sultans Mahomet todt gegeben / vnnd daß Oßmann sein Reich dardurch wider dergleichen Fälle versichern wollen: vnnd solches vmb soviel destomehr / dieweil er darfür gehalten / daß es gefährlich were / einen Bruder / der schon alters halben / zur Regierung bequem war / mit sich in den Krieg zu nehmen / oder da- schon Statthalter were / in verwahrung halten: sintemahl niemand macht gegen jhn hette / weil er einer auß dem Königlichen Rath were / alß der Königliche Rath in Hispanien / vnnd dergleichen. Weil er aber mit diesen klagen nichts verrichten mochte / haben sie das Nachtmahl eingenommen vnnd allda verblieben: deß andern Tags aber sind sie von allem berichtet worden. Borgia kompt mit List gen Neapels. Borgia ist vnderdessen / alß sich der Tag geneiget / zwischen Putrol vnd Nisita an das Neapolitanische Gestalt ankommen. Daselbs waren zwo Gutschen vorhanden / deren eine deß Fürsten Bisiniani / die andere aber sonsten gedinget war: in diese setzete sich Borgia / damit er desto weniger möchte erkennet werden / vnnd fuhren darauff stracks nach dem newen Castell: daselbs er / weil schon zuvor alles mit dem Hauptmann also verglichen worden / eyngenommen ward. Dieses ist alsobald den beyden Gubernatoren in den zwey andern Schlössern / S. Eremi vnd Ovi / mit denen auch schon zuvor gehandelt worden / kund gethan / vnnd jhnen aufferlegt / es nicht eher / alß biß auff den andern Tag / zuoffenbahren. Didacus Sarmientus der Hispanier Obrister / vnnd Octavianus Loffredus der Italiäner Hauptmann / so von dem Anschlag ebenmässig wissenschafft hatten / haben all jhr Kriegsvolck selbige Nacht auff deß Borgiae seithen gebracht. Vnnd geschahe solches alles vnwissend deß Hertzogen. Wie nun der Tag angebrochen / sind auff allen Schlössern die Stücke loß gebrandt worden. Der Hertzog alß er solches merckte vnnd wol die Rechnung jhm machen kundte / was es were / erschrack darüber zum höchsten / beklagte nichts höhers / dann daß er / alß ein Kriegsmann / von einem Priester vnd Geistlichen / also were betrogen vnnd verschimpffet worden. Bey diesen seinen ängsten / kam zu jhm Sarmientus / welcher von dem Borgia dahin geschicket war / vnnd brachte jhm ein Schreiben / darinnen er aller Sachen beschaffenheit / berichtet wurde: daß nemblichen / weil er Hertzog sich jmmer gestellet / alß schickete er sich stündlich zur Rayse / solches aber jmmer auffgezogen / hette er die Statt / in einem so verwirreten Zustand / nicht ohne ein Haupt lassen können. Nachdem nun alles lautbar worden / da wurde für solchen Verlauff / Gott danck gesagt / vnd der Cardinal höchlich von jedermann gelobt vnd gepriesen. Die Innwohner liessen meistentheils jhre Forcht fahren / vnd kame alles wider in einen ruhigen Stand. Die Flucht deß Genuini / Costae vnnd jhres Anhangs / hat dem Hertzogen nicht gringen verdacht gebracht / alß wann er eine Newerung vorgehabt hette. Genuinus zwar hat nirgends Costa wird gefangen. können betretten werden / der Costa aber / nach dem scharpffe Edicta wider die Vrsächer deß vorigen vnheils / außgangen / ist ergriffen / vnnd weil er sich mit aller Gewalt widersetzet / hefftig / darbey verwundet worden. In seinem Hauß hat man ein grosse summa Gelts vnnd Kriegswaaffen gefunden. Er ist endlich wegen empfangener Wunden / in der Gefängnuß gestorben. Hertzog von Ossuna rayset in Hispanien. Der Hertzog von Ossuna ist mit grosser Trawrigkeit vnlang nach deß Borgiae Ankunff in Hispanien abgefahren. Borgia hat auch ein kurtze Zeit das Gubernament geführet / dann der Cardinal Zappata Zappata wird Statthalter zu Neaples. nach verfliessung vier Monat an seine statt gesetzet worden. Dann der Hertzog von Ossuna sich mit jhm in eine Rechtfertigung eyngelassen / vnnd weil der König in Hispanien deß vorigen vnwesens Verlauff zu Neapoli erforschen liesse / hielte man darfür / es könte Borgia / weil er die Widerpart selbsten were / nicht wol vnder werendem Streit / selbige Regierung verwalten. Bald aber hernach ist die Sach deß Hertzogen von Ossuna vngerecht / vnd er nach deß Königs todt / in gefängliche Verwahrung genommen worden. Falsche Müntzer zu Neapoli hingerichtet. Vnlang nach diesem Wesen / sind zu Neapoli fünff vnd zwantzig falsche Müntzer / darunder ein reicher Becker / welcher durch falsch Müntzwesen noch mehr Gut zuvberkommen / vnnd seinen Sohn in den Adelichen Stand zubringen gemeinet / ergriffen / vnnd zum Galgen vervrtheilt worden. Türckisch Keyser rüstet sich zum Krieg wider Polen / lest deßwenen seinen Bruder würgen. Demnach die Türcken im vorigen jahr wider die Polen ein statliche Victorj erhalten / vnnd deß Polnischen Feldobristen Haupt zum Triumph zu Constantinopel eingebracht / vnd offentlich Schaw getragen worden / hat solches dem jungen Türckischen Keyser Sultan Oßmann / ein solchen Muth gemacht / daß er jhm vorgenommen / den Krieg wider die Polen in diesem jahr / mit aller Macht zu continuiren / vnnd selber zu Feld zuziehen. Damit er aber darbey ohne sorg seyn möchte / hat er den 11. Januarij seinen Bruder Sultan Mahomet / welcher etwas jünger / alß er / vnnd von einer andern Mutter gebohren war / stranguliren: aber doch jhn selbigen Tags gegen Abend / durch sein gantzes Hoffgesind herrlich zum Begräbnuß begleiten / vnnd jhn neben seinen Vattern legen lassen. Ein wenig zuvor hatten jhm der Reutter Obristen vor der Statt in einem Lustgarten / ein grosse Forcht eingejagt / vnnd jhrer Bezahlung halber meutenirt: Deßwegen sie auch für deß Obersten Veziers Losament kommen / grossen Mutwillen getrieben / vnnd seine Diener mit Steinen geworffen vnnd verjagt: also daß der Vezier endlich gezwungen worden / jhnen jhre Bezahlung zuverschaffen. Man hat darfür gehalten / daß dieser Aufflauff / nicht geringe vrsach zu deß Sultans Mahomet todt gegeben / vnnd daß Oßmann sein Reich dardurch wider dergleichen Fälle versichern wollen: vnnd solches vmb soviel destomehr / dieweil er darfür gehalten / daß es gefährlich were / einen Bruder / der schon alters halben / zur Regierung bequem war / mit sich in den Krieg zu nehmen / oder da- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0771" n="688"/> schon Statthalter were / in verwahrung halten: sintemahl niemand macht gegen jhn hette / weil er einer auß dem Königlichen Rath were / alß der Königliche Rath in Hispanien / vnnd dergleichen. Weil er aber mit diesen klagen nichts verrichten mochte / haben sie das Nachtmahl eingenommen vnnd allda verblieben: deß andern Tags aber sind sie von allem berichtet worden.</p> <p><note place="left">Borgia kompt mit List gen Neapels.</note> Borgia ist vnderdessen / alß sich der Tag geneiget / zwischen Putrol vnd Nisita an das Neapolitanische Gestalt ankommen. Daselbs waren zwo Gutschen vorhanden / deren eine deß Fürsten Bisiniani / die andere aber sonsten gedinget war: in diese setzete sich Borgia / damit er desto weniger möchte erkennet werden / vnnd fuhren darauff stracks nach dem newen Castell: daselbs er / weil schon zuvor alles mit dem Hauptmann also verglichen worden / eyngenommen ward. Dieses ist alsobald den beyden Gubernatoren in den zwey andern Schlössern / S. Eremi vnd Ovi / mit denen auch schon zuvor gehandelt worden / kund gethan / vnnd jhnen aufferlegt / es nicht eher / alß biß auff den andern Tag / zuoffenbahren.</p> <p>Didacus Sarmientus der Hispanier Obrister / vnnd Octavianus Loffredus der Italiäner Hauptmann / so von dem Anschlag ebenmässig wissenschafft hatten / haben all jhr Kriegsvolck selbige Nacht auff deß Borgiae seithen gebracht. Vnnd geschahe solches alles vnwissend deß Hertzogen. Wie nun der Tag angebrochen / sind auff allen Schlössern die Stücke loß gebrandt worden.</p> <p>Der Hertzog alß er solches merckte vnnd wol die Rechnung jhm machen kundte / was es were / erschrack darüber zum höchsten / beklagte nichts höhers / dann daß er / alß ein Kriegsmann / von einem Priester vnd Geistlichen / also were betrogen vnnd verschimpffet worden. Bey diesen seinen ängsten / kam zu jhm Sarmientus / welcher von dem Borgia dahin geschicket war / vnnd brachte jhm ein Schreiben / darinnen er aller Sachen beschaffenheit / berichtet wurde: daß nemblichen / weil er Hertzog sich jmmer gestellet / alß schickete er sich stündlich zur Rayse / solches aber jmmer auffgezogen / hette er die Statt / in einem so verwirreten Zustand / nicht ohne ein Haupt lassen können.</p> <p>Nachdem nun alles lautbar worden / da wurde für solchen Verlauff / Gott danck gesagt / vnd der Cardinal höchlich von jedermann gelobt vnd gepriesen. Die Innwohner liessen meistentheils jhre Forcht fahren / vnd kame alles wider in einen ruhigen Stand.</p> <p>Die Flucht deß Genuini / Costae vnnd jhres Anhangs / hat dem Hertzogen nicht gringen verdacht gebracht / alß wann er eine Newerung vorgehabt hette. Genuinus zwar hat nirgends <note place="left">Costa wird gefangen.</note> können betretten werden / der Costa aber / nach dem scharpffe Edicta wider die Vrsächer deß vorigen vnheils / außgangen / ist ergriffen / vnnd weil er sich mit aller Gewalt widersetzet / hefftig / darbey verwundet worden. In seinem Hauß hat man ein grosse summa Gelts vnnd Kriegswaaffen gefunden. Er ist endlich wegen empfangener Wunden / in der Gefängnuß gestorben. <note place="right">Hertzog von Ossuna rayset in Hispanien.</note> Der Hertzog von Ossuna ist mit grosser Trawrigkeit vnlang nach deß Borgiae Ankunff in Hispanien abgefahren.</p> <p>Borgia hat auch ein kurtze Zeit das Gubernament geführet / dann der Cardinal Zappata <note place="right">Zappata wird Statthalter zu Neaples.</note> nach verfliessung vier Monat an seine statt gesetzet worden. Dann der Hertzog von Ossuna sich mit jhm in eine Rechtfertigung eyngelassen / vnnd weil der König in Hispanien deß vorigen vnwesens Verlauff zu Neapoli erforschen liesse / hielte man darfür / es könte Borgia / weil er die Widerpart selbsten were / nicht wol vnder werendem Streit / selbige Regierung verwalten.</p> <p>Bald aber hernach ist die Sach deß Hertzogen von Ossuna vngerecht / vnd er nach deß Königs todt / in gefängliche Verwahrung genommen worden.</p> <p><note place="right">Falsche Müntzer zu Neapoli hingerichtet.</note> Vnlang nach diesem Wesen / sind zu Neapoli fünff vnd zwantzig falsche Müntzer / darunder ein reicher Becker / welcher durch falsch Müntzwesen noch mehr Gut zuvberkommen / vnnd seinen Sohn in den Adelichen Stand zubringen gemeinet / ergriffen / vnnd zum Galgen vervrtheilt worden.</p> <p><note place="right">Türckisch Keyser rüstet sich zum Krieg wider Polen / lest deßwenen seinen Bruder würgen.</note> Demnach die Türcken im vorigen jahr wider die Polen ein statliche Victorj erhalten / vnnd deß Polnischen Feldobristen Haupt zum Triumph zu Constantinopel eingebracht / vnd offentlich Schaw getragen worden / hat solches dem jungen Türckischen Keyser Sultan Oßmann / ein solchen Muth gemacht / daß er jhm vorgenommen / den Krieg wider die Polen in diesem jahr / mit aller Macht zu continuiren / vnnd selber zu Feld zuziehen. Damit er aber darbey ohne sorg seyn möchte / hat er den 11. Januarij seinen Bruder Sultan Mahomet / welcher etwas jünger / alß er / vnnd von einer andern Mutter gebohren war / stranguliren: aber doch jhn selbigen Tags gegen Abend / durch sein gantzes Hoffgesind herrlich zum Begräbnuß begleiten / vnnd jhn neben seinen Vattern legen lassen.</p> <p>Ein wenig zuvor hatten jhm der Reutter Obristen vor der Statt in einem Lustgarten / ein grosse Forcht eingejagt / vnnd jhrer Bezahlung halber meutenirt: Deßwegen sie auch für deß Obersten Veziers Losament kommen / grossen Mutwillen getrieben / vnnd seine Diener mit Steinen geworffen vnnd verjagt: also daß der Vezier endlich gezwungen worden / jhnen jhre Bezahlung zuverschaffen. Man hat darfür gehalten / daß dieser Aufflauff / nicht geringe vrsach zu deß Sultans Mahomet todt gegeben / vnnd daß Oßmann sein Reich dardurch wider dergleichen Fälle versichern wollen: vnnd solches vmb soviel destomehr / dieweil er darfür gehalten / daß es gefährlich were / einen Bruder / der schon alters halben / zur Regierung bequem war / mit sich in den Krieg zu nehmen / oder da- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [688/0771]
schon Statthalter were / in verwahrung halten: sintemahl niemand macht gegen jhn hette / weil er einer auß dem Königlichen Rath were / alß der Königliche Rath in Hispanien / vnnd dergleichen. Weil er aber mit diesen klagen nichts verrichten mochte / haben sie das Nachtmahl eingenommen vnnd allda verblieben: deß andern Tags aber sind sie von allem berichtet worden.
Borgia ist vnderdessen / alß sich der Tag geneiget / zwischen Putrol vnd Nisita an das Neapolitanische Gestalt ankommen. Daselbs waren zwo Gutschen vorhanden / deren eine deß Fürsten Bisiniani / die andere aber sonsten gedinget war: in diese setzete sich Borgia / damit er desto weniger möchte erkennet werden / vnnd fuhren darauff stracks nach dem newen Castell: daselbs er / weil schon zuvor alles mit dem Hauptmann also verglichen worden / eyngenommen ward. Dieses ist alsobald den beyden Gubernatoren in den zwey andern Schlössern / S. Eremi vnd Ovi / mit denen auch schon zuvor gehandelt worden / kund gethan / vnnd jhnen aufferlegt / es nicht eher / alß biß auff den andern Tag / zuoffenbahren.
Borgia kompt mit List gen Neapels. Didacus Sarmientus der Hispanier Obrister / vnnd Octavianus Loffredus der Italiäner Hauptmann / so von dem Anschlag ebenmässig wissenschafft hatten / haben all jhr Kriegsvolck selbige Nacht auff deß Borgiae seithen gebracht. Vnnd geschahe solches alles vnwissend deß Hertzogen. Wie nun der Tag angebrochen / sind auff allen Schlössern die Stücke loß gebrandt worden.
Der Hertzog alß er solches merckte vnnd wol die Rechnung jhm machen kundte / was es were / erschrack darüber zum höchsten / beklagte nichts höhers / dann daß er / alß ein Kriegsmann / von einem Priester vnd Geistlichen / also were betrogen vnnd verschimpffet worden. Bey diesen seinen ängsten / kam zu jhm Sarmientus / welcher von dem Borgia dahin geschicket war / vnnd brachte jhm ein Schreiben / darinnen er aller Sachen beschaffenheit / berichtet wurde: daß nemblichen / weil er Hertzog sich jmmer gestellet / alß schickete er sich stündlich zur Rayse / solches aber jmmer auffgezogen / hette er die Statt / in einem so verwirreten Zustand / nicht ohne ein Haupt lassen können.
Nachdem nun alles lautbar worden / da wurde für solchen Verlauff / Gott danck gesagt / vnd der Cardinal höchlich von jedermann gelobt vnd gepriesen. Die Innwohner liessen meistentheils jhre Forcht fahren / vnd kame alles wider in einen ruhigen Stand.
Die Flucht deß Genuini / Costae vnnd jhres Anhangs / hat dem Hertzogen nicht gringen verdacht gebracht / alß wann er eine Newerung vorgehabt hette. Genuinus zwar hat nirgends können betretten werden / der Costa aber / nach dem scharpffe Edicta wider die Vrsächer deß vorigen vnheils / außgangen / ist ergriffen / vnnd weil er sich mit aller Gewalt widersetzet / hefftig / darbey verwundet worden. In seinem Hauß hat man ein grosse summa Gelts vnnd Kriegswaaffen gefunden. Er ist endlich wegen empfangener Wunden / in der Gefängnuß gestorben. Der Hertzog von Ossuna ist mit grosser Trawrigkeit vnlang nach deß Borgiae Ankunff in Hispanien abgefahren.
Costa wird gefangen.
Hertzog von Ossuna rayset in Hispanien. Borgia hat auch ein kurtze Zeit das Gubernament geführet / dann der Cardinal Zappata nach verfliessung vier Monat an seine statt gesetzet worden. Dann der Hertzog von Ossuna sich mit jhm in eine Rechtfertigung eyngelassen / vnnd weil der König in Hispanien deß vorigen vnwesens Verlauff zu Neapoli erforschen liesse / hielte man darfür / es könte Borgia / weil er die Widerpart selbsten were / nicht wol vnder werendem Streit / selbige Regierung verwalten.
Zappata wird Statthalter zu Neaples. Bald aber hernach ist die Sach deß Hertzogen von Ossuna vngerecht / vnd er nach deß Königs todt / in gefängliche Verwahrung genommen worden.
Vnlang nach diesem Wesen / sind zu Neapoli fünff vnd zwantzig falsche Müntzer / darunder ein reicher Becker / welcher durch falsch Müntzwesen noch mehr Gut zuvberkommen / vnnd seinen Sohn in den Adelichen Stand zubringen gemeinet / ergriffen / vnnd zum Galgen vervrtheilt worden.
Falsche Müntzer zu Neapoli hingerichtet. Demnach die Türcken im vorigen jahr wider die Polen ein statliche Victorj erhalten / vnnd deß Polnischen Feldobristen Haupt zum Triumph zu Constantinopel eingebracht / vnd offentlich Schaw getragen worden / hat solches dem jungen Türckischen Keyser Sultan Oßmann / ein solchen Muth gemacht / daß er jhm vorgenommen / den Krieg wider die Polen in diesem jahr / mit aller Macht zu continuiren / vnnd selber zu Feld zuziehen. Damit er aber darbey ohne sorg seyn möchte / hat er den 11. Januarij seinen Bruder Sultan Mahomet / welcher etwas jünger / alß er / vnnd von einer andern Mutter gebohren war / stranguliren: aber doch jhn selbigen Tags gegen Abend / durch sein gantzes Hoffgesind herrlich zum Begräbnuß begleiten / vnnd jhn neben seinen Vattern legen lassen.
Türckisch Keyser rüstet sich zum Krieg wider Polen / lest deßwenen seinen Bruder würgen. Ein wenig zuvor hatten jhm der Reutter Obristen vor der Statt in einem Lustgarten / ein grosse Forcht eingejagt / vnnd jhrer Bezahlung halber meutenirt: Deßwegen sie auch für deß Obersten Veziers Losament kommen / grossen Mutwillen getrieben / vnnd seine Diener mit Steinen geworffen vnnd verjagt: also daß der Vezier endlich gezwungen worden / jhnen jhre Bezahlung zuverschaffen. Man hat darfür gehalten / daß dieser Aufflauff / nicht geringe vrsach zu deß Sultans Mahomet todt gegeben / vnnd daß Oßmann sein Reich dardurch wider dergleichen Fälle versichern wollen: vnnd solches vmb soviel destomehr / dieweil er darfür gehalten / daß es gefährlich were / einen Bruder / der schon alters halben / zur Regierung bequem war / mit sich in den Krieg zu nehmen / oder da-
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