Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

heim zulassen / sonderlich weil gedachten Mahomets Mutter reich an Gelt vnnd sehr hochmütig war / auch viel Freund / vnnd allbereit diese hoffnung geschöpfft hatte / sie wolte noch erleben / daß jhr Sohn Türckischer Keyser würde: welches leichtlich hette geschehen können / entweder durch ein allgemeine Auffruhr der Soldaten (wie dergleichen vor diesem mehr geschehen) oder durch ein grosse Niderlag vnnd Vnglück / welches jhm im Krieg hette mögen begegnen. Es war auch der entleibte Mahomet ein schöner vnd freundlicher Herr / in seinem Leben je. derman lieb vnnd werth / vmb dessen Todt alle Hoffleuth sehr getrawrethaben.

Er hatte noch drey jüngere Brüder / von einer Mutter gebohren / die alle / wie auch jhres Vatters Bruder Sultan Mustapha / in grosser Gefahr stunden / daß sie gleicher weise möchten hingerichtet werden.

So bald der Früling herbey kam / ließ Sultan Oßmann sein Armada / welche er wider die Polen führen wolte / zusammen führen / vnnd ward ins gemein berichtet / daß er ein Lager von viermal hundert tausend Mann zusammen bringen würde / mit welchem er für Crackaw zurücken / vnd das gantze Königreich Polen jhm zuvnderwerffen vnd Zinßbar zumachen / entschlossen were / wie Sultan Solimann mit Siebenbürgen / Moldaw vnnd Walachey / gethan hette. Die Tartarn machten sich auch herbey / das Königreich Polen zuvberfallen / damit sie also in trübem Wasser fischen vnnd ein gute Beut erschnappen möchten: vnd hielte man darfür / daß sie wohl zweymal hundert tausend starck weren. Der Türckische Keyser hatte den gantzen Winter zugebracht / alles zum Krieg wider Polen / in bereitschafft zubringen. Darauff hat er zu Außgang deß Aprilis sich angefangen zu Feld zubegeben / ehe er außgezogen / befahler dem Achmet Bassa vnnd Bustangi Bassa / das Gubernament in er Statt Constantinopel / daß sie gute Wacht halten vnnd in allem gute Anordnung thun solten: die liessen alle Tag zwo Stund vor der Sonnen vndergang die Pforten der Statt / zuschliessen / vnd dorffte kein Bürger oder Innwohner / Fewer oder Liecht im Hauß haben / nach dem die Wacht besetzt war. Der Türckische Keyser ließ allen seinen Soldaten die völlige Bezahlung geben: vnnd sie darauff zum Lauffplatz fortziehen / da er auch seine Zelt auffschlagen ließ.

Es zogen vnder anderm mit jhm auß Constantinopel viel Marckatenter vnd Handswercksleut: vnnd gieng alles mit so guter Ordnung zu / daß es ein Lust war zu sehen.

Den 29. Aprilis zoge Oßmann in eygener Person auß Constantinopel mit seinem Ve[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]te ren vnd vielen Reuttern vnd Fußknechten / vnnd mit vberauß grossem Pomp vnd M[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]anificentz. Er ließ jhm nachführen 300. Feldstück / neben 100. grossen Stücken / die er in diesem vorhabenden Krieg gebrauchen wolte. Auß setner Schatzkammer nahmer 500. Kisten mit sich / in deren jeder waren zwantzig tausend Ducaten / welches zusammen zehen Millionen Ducaten machte: darneben nahm er auch mit sich vier Millionen Cronen an Asperen. Eben auff selbigen Tag ist ein Bassa mit 40 Galleen nach dem schwartzen Meer außgefahren / vnd der Begler[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]eeg von Rhodis war ve ordnet / Das Vfer am Egeischen Meer zuverwahren / im fall deß Turcken Feinde daselbst eine Eynfall thun würden.

Den 7. Junij hat Oßmann angefangen mit seinem gantzen Heer / wider das Königreich Polen fortzumarchiren / nachdem die Türcken zuvorhero in offenem Feld / ach jhrer Ma[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ier einen Betrag gehalten.

König in Polen bewirbt sich vmb hülff wider den Türcken. Alß der König in Polen von deß Türcken vorhaben / Nachrichtung bekommen / hat er sich mit aller Macht vnnd auffs best / so er gekönt / gefast gemacht / diesem Feind mit einem ge[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]tgiamen Widerstand zu begegnen: zu dem End ließ er den Adel im gantzen Königreich / bey verlust Leib / Ehr vnnd Gut / auffmahnen: welches sonsten nicht zugeschehen pfleget / alß wann es die eusserste Noth erfordert / vnnd es waren nun sechtzig Jahr vergangen / daß dergleichen nicht geschehen. Er brachte achtzig tausent Mann zusammen / so wol muntirt / auch mit Geschütz vnd andern Kriegsbereitschafften auffs beste versehen waren / mit welchen sein Sohn Printz Vladißlaus vmb das Schloß Cochin am Fluß Nester / in deß Printzen von Moldaw Landt lägerte vnnd starck verschantzte. Er bewarb sich auch bey diesem Zustand allenthalben vmb hulff / sonderlich bey dem Römischen Keyser vnnd andern Potentaten der Christenheit. Zum König in Engelland schickte er den Graffen Osso insky / Palatinum von Tenizin vnnd Sandomiria seinen Kämmerling / welcher den 11. Martj zu With-hael bey gedachtem König Audientz hat te / vnnd jhn mit einer Lateinischen Oration / mit welcher er jhn trefflich lobte / vmb hülff ersitchte. Der König hat jhm hülff versprochen / vnd vor erst erlaubt / fünff tausent Mann in seinen Königreichen zu werben. Aber solch Volck ist nicht in Polen kommen: dann der König in Dennemarck hat sie nicht wollen durch den Sund passiren lassen / weil er in sorge stunde / der Pohl möchte sie wider den König in Schweden / mit dem er dazumahl in guter Freundschafft vnnd Correspondens stunde / gebrauchen / also haben die Engelländer wider nach Hauß kehren müssen: Erl[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] de haben jhren dienst Printz Moritzen angebotten / weil aber der Winter vor der Thüt / vnnd er jhres diensts nicht bedorffte / hater sie lauffen lassen. Es war ein vnbewehrt vnnd armselig Volck / das auff dem Meer grosse vngelegenheit / im hin vnnd widerfahren auß gestanden hatte. Vnder jhnen wahren auch etliche Irrländer / welche weil sie Papistisch / sich bey den Spanischen angemel det haben / etliche bekamen Dienst / die andern zogen wider den Weg / den sie herkommen waren.

heim zulassen / sonderlich weil gedachten Mahomets Mutter reich an Gelt vnnd sehr hochmütig war / auch viel Freund / vnnd allbereit diese hoffnung geschöpfft hatte / sie wolte noch erleben / daß jhr Sohn Türckischer Keyser würde: welches leichtlich hette geschehen können / entweder durch ein allgemeine Auffruhr der Soldaten (wie dergleichen vor diesem mehr geschehen) oder durch ein grosse Niderlag vnnd Vnglück / welches jhm im Krieg hette mögen begegnen. Es war auch der entleibte Mahomet ein schöner vnd freundlicher Herr / in seinem Leben je. derman lieb vnnd werth / vmb dessen Todt alle Hoffleuth sehr getrawrethaben.

Er hatte noch drey jüngere Brüder / von einer Mutter gebohren / die alle / wie auch jhres Vatters Bruder Sultan Mustapha / in grosser Gefahr stunden / daß sie gleicher weise möchten hingerichtet werden.

So bald der Früling herbey kam / ließ Sultan Oßmann sein Armada / welche er wider die Polen führen wolte / zusammen führen / vnnd ward ins gemein berichtet / daß er ein Lager von viermal hundert tausend Mann zusammen bringen würde / mit welchem er für Crackaw zurücken / vnd das gantze Königreich Polen jhm zuvnderwerffen vnd Zinßbar zumachen / entschlossen were / wie Sultan Solimann mit Siebenbürgen / Moldaw vnnd Walachey / gethan hette. Die Tartarn machten sich auch herbey / das Königreich Polen zuvberfallen / damit sie also in trübem Wasser fischen vnnd ein gute Beut erschnappen möchten: vnd hielte man darfür / daß sie wohl zweymal hundert tausend starck weren. Der Türckische Keyser hatte den gantzen Winter zugebracht / alles zum Krieg wider Polen / in bereitschafft zubringen. Darauff hat er zu Außgang deß Aprilis sich angefangen zu Feld zubegeben / ehe er außgezogen / befahler dem Achmet Bassa vnnd Bustangi Bassa / das Gubernament in er Statt Constantinopel / daß sie gute Wacht halten vnnd in allem gute Anordnung thun solten: die liessen alle Tag zwo Stund vor der Sonnen vndergang die Pforten der Statt / zuschliessen / vnd dorffte kein Bürger oder Innwohner / Fewer oder Liecht im Hauß haben / nach dem die Wacht besetzt war. Der Türckische Keyser ließ allen seinen Soldaten die völlige Bezahlung geben: vnnd sie darauff zum Lauffplatz fortziehen / da er auch seine Zelt auffschlagen ließ.

Es zogen vnder anderm mit jhm auß Constantinopel viel Marckatenter vñ Handswercksleut: vnnd gieng alles mit so guter Ordnung zu / daß es ein Lust war zu sehen.

Den 29. Aprilis zoge Oßmann in eygener Person auß Constantinopel mit seinem Ve[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]te ren vnd vielen Reuttern vnd Fußknechten / vnnd mit vberauß grossem Pomp vnd M[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]anificentz. Er ließ jhm nachführen 300. Feldstück / neben 100. grossen Stücken / die er in diesem vorhabenden Krieg gebrauchen wolte. Auß setner Schatzkammer nahmer 500. Kisten mit sich / in deren jeder waren zwantzig tausend Ducaten / welches zusammen zehen Millionen Ducaten machte: darneben nahm er auch mit sich vier Millionen Cronen an Asperen. Eben auff selbigen Tag ist ein Bassa mit 40 Galleen nach dem schwartzen Meer außgefahren / vnd der Begler[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]eeg von Rhodis war ve ordnet / Das Vfer am Egeischen Meer zuverwahren / im fall deß Turcken Feinde daselbst eine Eynfall thun würden.

Den 7. Junij hat Oßmann angefangen mit seinem gantzen Heer / wider das Königreich Polen fortzumarchiren / nachdem die Türcken zuvorhero in offenem Feld / ach jhrer Ma[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ier einen Betrag gehalten.

König in Polen bewirbt sich vmb hülff wider den Türcken. Alß der König in Polen von deß Türcken vorhaben / Nachrichtung bekommen / hat er sich mit aller Macht vnnd auffs best / so er gekönt / gefast gemacht / diesem Feind mit einem ge[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]tgiamen Widerstand zu begegnen: zu dem End ließ er den Adel im gantzen Königreich / bey verlust Leib / Ehr vnnd Gut / auffmahnen: welches sonsten nicht zugeschehen pfleget / alß wann es die eusserste Noth erfordert / vnnd es waren nun sechtzig Jahr vergangen / daß dergleichen nicht geschehen. Er brachte achtzig tausent Mann zusammen / so wol muntirt / auch mit Geschütz vnd andern Kriegsbereitschafften auffs beste versehen waren / mit welchen sein Sohn Printz Vladißlaus vmb das Schloß Cochin am Fluß Nester / in deß Printzen von Moldaw Landt lägerte vnnd starck verschantzte. Er bewarb sich auch bey diesem Zustand allenthalben vmb hulff / sonderlich bey dem Römischen Keyser vnnd andern Potentaten der Christenheit. Zum König in Engelland schickte er den Graffen Osso insky / Palatinum von Tenizin vnnd Sandomiria seinen Kämmerling / welcher den 11. Martj zu With-hael bey gedachtem König Audientz hat te / vnnd jhn mit einer Lateinischen Oration / mit welcher er jhn trefflich lobte / vmb hülff ersitchte. Der König hat jhm hülff versprochen / vnd vor erst erlaubt / fünff tausent Mann in seinen Königreichen zu werben. Aber solch Volck ist nicht in Polen kommen: dann der König in Dennemarck hat sie nicht wollen durch den Sund passiren lassen / weil er in sorge stunde / der Pohl möchte sie wider den König in Schweden / mit dem er dazumahl in guter Freundschafft vnnd Correspondens stunde / gebrauchen / also haben die Engelländer wider nach Hauß kehren müssen: Erl[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] de haben jhren dienst Printz Moritzen angebotten / weil aber der Winter vor der Thüt / vnnd er jhres diensts nicht bedorffte / hater sie lauffen lassen. Es war ein vnbewehrt vnnd armselig Volck / das auff dem Meer grosse vngelegenheit / im hin vnnd widerfahren auß gestanden hatte. Vnder jhnen wahren auch etliche Irrländer / welche weil sie Papistisch / sich bey den Spanischen angemel det haben / etliche bekamen Dienst / die andern zogen wider den Weg / den sie herkommen waren.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0772" n="689"/>
heim zulassen /                      sonderlich weil gedachten Mahomets Mutter reich an Gelt vnnd sehr hochmütig war                      / auch viel Freund / vnnd allbereit diese hoffnung geschöpfft hatte / sie wolte                      noch erleben / daß jhr Sohn Türckischer Keyser würde: welches leichtlich hette                      geschehen können / entweder durch ein allgemeine Auffruhr der Soldaten (wie                      dergleichen vor diesem mehr geschehen) oder durch ein grosse Niderlag vnnd                      Vnglück / welches jhm im Krieg hette mögen begegnen. Es war auch der entleibte                      Mahomet ein schöner vnd freundlicher Herr / in seinem Leben je. derman lieb vnnd                      werth / vmb dessen Todt alle Hoffleuth sehr getrawrethaben.</p>
          <p>Er hatte noch drey jüngere Brüder / von einer Mutter gebohren / die alle / wie                      auch jhres Vatters Bruder Sultan Mustapha / in grosser Gefahr stunden / daß sie                      gleicher weise möchten hingerichtet werden.</p>
          <p>So bald der Früling herbey kam / ließ Sultan Oßmann sein Armada / welche er wider                      die Polen führen wolte / zusammen führen / vnnd ward ins gemein berichtet / daß                      er ein Lager von viermal hundert tausend Mann zusammen bringen würde / mit                      welchem er für Crackaw zurücken / vnd das gantze Königreich Polen jhm                      zuvnderwerffen vnd Zinßbar zumachen / entschlossen were / wie Sultan Solimann                      mit Siebenbürgen / Moldaw vnnd Walachey / gethan hette. Die Tartarn machten sich                      auch herbey / das Königreich Polen zuvberfallen / damit sie also in trübem                      Wasser fischen vnnd ein gute Beut erschnappen möchten: vnd hielte man darfür /                      daß sie wohl zweymal hundert tausend starck weren. Der Türckische Keyser hatte                      den gantzen Winter zugebracht / alles zum Krieg wider Polen / in bereitschafft                      zubringen. Darauff hat er zu Außgang deß Aprilis sich angefangen zu Feld                      zubegeben / ehe er außgezogen / befahler dem Achmet Bassa vnnd Bustangi Bassa /                      das Gubernament in er Statt Constantinopel / daß sie gute Wacht halten vnnd in                      allem gute Anordnung thun solten: die liessen alle Tag zwo Stund vor der Sonnen                      vndergang die Pforten der Statt / zuschliessen / vnd dorffte kein Bürger oder                      Innwohner / Fewer oder Liecht im Hauß haben / nach dem die Wacht besetzt war.                      Der Türckische Keyser ließ allen seinen Soldaten die völlige Bezahlung geben:                      vnnd sie darauff zum Lauffplatz fortziehen / da er auch seine Zelt auffschlagen                      ließ.</p>
          <p>Es zogen vnder anderm mit jhm auß Constantinopel viel Marckatenter vn&#x0303; Handswercksleut: vnnd gieng alles mit so guter Ordnung zu / daß                      es ein Lust war zu sehen.</p>
          <p>Den 29. Aprilis zoge Oßmann in eygener Person auß Constantinopel mit seinem                      Ve<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>te ren vnd vielen Reuttern vnd Fußknechten / vnnd mit vberauß grossem Pomp                      vnd M<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>anificentz. Er ließ jhm nachführen 300. Feldstück / neben 100. grossen                      Stücken / die er in diesem vorhabenden Krieg gebrauchen wolte. Auß setner                      Schatzkammer nahmer 500. Kisten mit sich / in deren jeder waren zwantzig tausend                      Ducaten / welches zusammen zehen Millionen Ducaten machte: darneben nahm er auch                      mit sich vier Millionen Cronen an Asperen. Eben auff selbigen Tag ist ein Bassa                      mit 40 Galleen nach dem schwartzen Meer außgefahren / vnd der Begler<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>eeg von                      Rhodis war ve ordnet / Das Vfer am Egeischen Meer zuverwahren / im fall deß                      Turcken Feinde daselbst eine Eynfall thun würden.</p>
          <p>Den 7. Junij hat Oßmann angefangen mit seinem gantzen Heer / wider das Königreich                      Polen fortzumarchiren / nachdem die Türcken zuvorhero in offenem Feld / ach                      jhrer Ma<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>ier einen Betrag gehalten.</p>
          <p><note place="right">König in Polen bewirbt sich vmb hülff wider den                          Türcken.</note> Alß der König in Polen von deß Türcken vorhaben /                      Nachrichtung bekommen / hat er sich mit aller Macht vnnd auffs best / so er                      gekönt / gefast gemacht / diesem Feind mit einem ge<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>tgiamen Widerstand zu                      begegnen: zu dem End ließ er den Adel im gantzen Königreich / bey verlust Leib /                      Ehr vnnd Gut / auffmahnen: welches sonsten nicht zugeschehen pfleget / alß wann                      es die eusserste Noth erfordert / vnnd es waren nun sechtzig Jahr vergangen /                      daß dergleichen nicht geschehen. Er brachte achtzig tausent Mann zusammen / so                      wol muntirt / auch mit Geschütz vnd andern Kriegsbereitschafften auffs beste                      versehen waren / mit welchen sein Sohn Printz Vladißlaus vmb das Schloß Cochin                      am Fluß Nester / in deß Printzen von Moldaw Landt lägerte vnnd starck                      verschantzte. Er bewarb sich auch bey diesem Zustand allenthalben vmb hulff /                      sonderlich bey dem Römischen Keyser vnnd andern Potentaten der Christenheit. Zum                      König in Engelland schickte er den Graffen Osso insky / Palatinum von Tenizin                      vnnd Sandomiria seinen Kämmerling / welcher den 11. Martj zu With-hael bey                      gedachtem König Audientz hat te / vnnd jhn mit einer Lateinischen Oration / mit                      welcher er jhn trefflich lobte / vmb hülff ersitchte. Der König hat jhm hülff                      versprochen / vnd vor erst erlaubt / fünff tausent Mann in seinen Königreichen                      zu werben. Aber solch Volck ist nicht in Polen kommen: dann der König in                      Dennemarck hat sie nicht wollen durch den Sund passiren lassen / weil er in                      sorge stunde / der Pohl möchte sie wider den König in Schweden / mit dem er                      dazumahl in guter Freundschafft vnnd Correspondens stunde / gebrauchen / also                      haben die Engelländer wider nach Hauß kehren müssen: Erl<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/> de haben jhren                      dienst Printz Moritzen angebotten / weil aber der Winter vor der Thüt / vnnd er                      jhres diensts nicht bedorffte / hater sie lauffen lassen. Es war ein                      vnbewehrt vnnd armselig Volck / das auff dem Meer grosse vngelegenheit / im hin                      vnnd widerfahren auß gestanden hatte. Vnder jhnen wahren auch etliche Irrländer                      / welche weil sie Papistisch / sich bey den Spanischen angemel det haben /                      etliche bekamen Dienst / die andern zogen wider den Weg / den sie herkommen                      waren.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[689/0772] heim zulassen / sonderlich weil gedachten Mahomets Mutter reich an Gelt vnnd sehr hochmütig war / auch viel Freund / vnnd allbereit diese hoffnung geschöpfft hatte / sie wolte noch erleben / daß jhr Sohn Türckischer Keyser würde: welches leichtlich hette geschehen können / entweder durch ein allgemeine Auffruhr der Soldaten (wie dergleichen vor diesem mehr geschehen) oder durch ein grosse Niderlag vnnd Vnglück / welches jhm im Krieg hette mögen begegnen. Es war auch der entleibte Mahomet ein schöner vnd freundlicher Herr / in seinem Leben je. derman lieb vnnd werth / vmb dessen Todt alle Hoffleuth sehr getrawrethaben. Er hatte noch drey jüngere Brüder / von einer Mutter gebohren / die alle / wie auch jhres Vatters Bruder Sultan Mustapha / in grosser Gefahr stunden / daß sie gleicher weise möchten hingerichtet werden. So bald der Früling herbey kam / ließ Sultan Oßmann sein Armada / welche er wider die Polen führen wolte / zusammen führen / vnnd ward ins gemein berichtet / daß er ein Lager von viermal hundert tausend Mann zusammen bringen würde / mit welchem er für Crackaw zurücken / vnd das gantze Königreich Polen jhm zuvnderwerffen vnd Zinßbar zumachen / entschlossen were / wie Sultan Solimann mit Siebenbürgen / Moldaw vnnd Walachey / gethan hette. Die Tartarn machten sich auch herbey / das Königreich Polen zuvberfallen / damit sie also in trübem Wasser fischen vnnd ein gute Beut erschnappen möchten: vnd hielte man darfür / daß sie wohl zweymal hundert tausend starck weren. Der Türckische Keyser hatte den gantzen Winter zugebracht / alles zum Krieg wider Polen / in bereitschafft zubringen. Darauff hat er zu Außgang deß Aprilis sich angefangen zu Feld zubegeben / ehe er außgezogen / befahler dem Achmet Bassa vnnd Bustangi Bassa / das Gubernament in er Statt Constantinopel / daß sie gute Wacht halten vnnd in allem gute Anordnung thun solten: die liessen alle Tag zwo Stund vor der Sonnen vndergang die Pforten der Statt / zuschliessen / vnd dorffte kein Bürger oder Innwohner / Fewer oder Liecht im Hauß haben / nach dem die Wacht besetzt war. Der Türckische Keyser ließ allen seinen Soldaten die völlige Bezahlung geben: vnnd sie darauff zum Lauffplatz fortziehen / da er auch seine Zelt auffschlagen ließ. Es zogen vnder anderm mit jhm auß Constantinopel viel Marckatenter vñ Handswercksleut: vnnd gieng alles mit so guter Ordnung zu / daß es ein Lust war zu sehen. Den 29. Aprilis zoge Oßmann in eygener Person auß Constantinopel mit seinem Ve_te ren vnd vielen Reuttern vnd Fußknechten / vnnd mit vberauß grossem Pomp vnd M_anificentz. Er ließ jhm nachführen 300. Feldstück / neben 100. grossen Stücken / die er in diesem vorhabenden Krieg gebrauchen wolte. Auß setner Schatzkammer nahmer 500. Kisten mit sich / in deren jeder waren zwantzig tausend Ducaten / welches zusammen zehen Millionen Ducaten machte: darneben nahm er auch mit sich vier Millionen Cronen an Asperen. Eben auff selbigen Tag ist ein Bassa mit 40 Galleen nach dem schwartzen Meer außgefahren / vnd der Begler_eeg von Rhodis war ve ordnet / Das Vfer am Egeischen Meer zuverwahren / im fall deß Turcken Feinde daselbst eine Eynfall thun würden. Den 7. Junij hat Oßmann angefangen mit seinem gantzen Heer / wider das Königreich Polen fortzumarchiren / nachdem die Türcken zuvorhero in offenem Feld / ach jhrer Ma_ier einen Betrag gehalten. Alß der König in Polen von deß Türcken vorhaben / Nachrichtung bekommen / hat er sich mit aller Macht vnnd auffs best / so er gekönt / gefast gemacht / diesem Feind mit einem ge_tgiamen Widerstand zu begegnen: zu dem End ließ er den Adel im gantzen Königreich / bey verlust Leib / Ehr vnnd Gut / auffmahnen: welches sonsten nicht zugeschehen pfleget / alß wann es die eusserste Noth erfordert / vnnd es waren nun sechtzig Jahr vergangen / daß dergleichen nicht geschehen. Er brachte achtzig tausent Mann zusammen / so wol muntirt / auch mit Geschütz vnd andern Kriegsbereitschafften auffs beste versehen waren / mit welchen sein Sohn Printz Vladißlaus vmb das Schloß Cochin am Fluß Nester / in deß Printzen von Moldaw Landt lägerte vnnd starck verschantzte. Er bewarb sich auch bey diesem Zustand allenthalben vmb hulff / sonderlich bey dem Römischen Keyser vnnd andern Potentaten der Christenheit. Zum König in Engelland schickte er den Graffen Osso insky / Palatinum von Tenizin vnnd Sandomiria seinen Kämmerling / welcher den 11. Martj zu With-hael bey gedachtem König Audientz hat te / vnnd jhn mit einer Lateinischen Oration / mit welcher er jhn trefflich lobte / vmb hülff ersitchte. Der König hat jhm hülff versprochen / vnd vor erst erlaubt / fünff tausent Mann in seinen Königreichen zu werben. Aber solch Volck ist nicht in Polen kommen: dann der König in Dennemarck hat sie nicht wollen durch den Sund passiren lassen / weil er in sorge stunde / der Pohl möchte sie wider den König in Schweden / mit dem er dazumahl in guter Freundschafft vnnd Correspondens stunde / gebrauchen / also haben die Engelländer wider nach Hauß kehren müssen: Erl_ de haben jhren dienst Printz Moritzen angebotten / weil aber der Winter vor der Thüt / vnnd er jhres diensts nicht bedorffte / hater sie lauffen lassen. Es war ein vnbewehrt vnnd armselig Volck / das auff dem Meer grosse vngelegenheit / im hin vnnd widerfahren auß gestanden hatte. Vnder jhnen wahren auch etliche Irrländer / welche weil sie Papistisch / sich bey den Spanischen angemel det haben / etliche bekamen Dienst / die andern zogen wider den Weg / den sie herkommen waren. König in Polen bewirbt sich vmb hülff wider den Türcken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/772
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/772>, abgerufen am 22.11.2024.