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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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aber allein eines recht vnnd wol zuverrichten sich nicht erstrecket / von solchen Emptern abgesetzt / vnd andere Wolverdienten / von Lerma aber verstossene Diener wider an deren Stelle verordnet / von allen Ministris, so in etwas Suspicion / Rechenschafft abgefordert / alle Schenckungen ernstlich vndersagt / denen Geistlichen vnnd Ordenspersonen das notwendige negotiiren ab: vnd sie in jhre Clöster / wie auch Commissarii die Besatzungen auff den Gräntzen / vnd die Armaden zu visitiren verschafft / vmb die verstorbene Plätz / weil an statt Tausendt Soldaten kaum zwey hundert zufinden / widerumb zuersetzen / Befelch gethan / auch zu Hoff eine grosse Anzahl Müssiggänger / Gassentretter / Spieler / vnnd dergleichen: wie ingleichem deß Hertzogen von Vzeda Secretarius Johan Salazar / vnnd dessen von Ossuna Agent gefänglich angenommen worden.

Der gewesene Königliche Beichtvatter vnnd Inquisitor General ist in sein Closter verschafft / Hertzog von Vzeda / vnnd sein Tochtermann der Admirante de Castella, wie auch der Graff von Alzamira / so Grandes in Spanien / vnd deß Cardinals Candovals Vatter / auff jhre Güter verschickt / jhme das Obriste Stallmeister Ampt der Königin / so er biß Dato vertretten / entnommen / vnd seinem Sohn dem Marggraffen von Almazan gegeben: Vier newe geheime Rähte / als der Hertzog von Montelcon / Marggraff von Aytona / Marggraff von Monte Claro, vnd Don Diego de Ybarra, erwöhlet: dem Marggraff de la Laguna aber außzuruhen / vnd den geheimen Raht weiter nit zu besuchen / anbefohlen: der Marggraff von Santa Croce zum General Leutenant deß Principe Philiberto von Savoya (damahls zu Hoff angelangt) der Hertzog von Femandina / General vber die Neapolitanischen: vnd Don Pierro di Leyba, General vber die Spanische Galleren verordnet: Dem Praesidenten von Castilla auff sein Ertzbischtumb nacher Burgos zu reysen / vnd allda zu residiren Befelch gethan / auch den neunten Maij der Standarte Real von Castilla vnnd Leon für den jungen König Philippum den Vierten vffgericht / vnd den zehenden vnd eylfften hernach deß verstorbenen Königs Exequiae, bey S. Hieronymo, in welchem Closter der König biß Dato noch seyt Absterben seines Herrn Vatters sich mit wenig Leuten auffgehalten / gar solenniter celebrirt, vnd auff den 16. Maij der Einritt in dem Pallast / vnter dem Pallio, mit Begleytung deß gantzen Adels vnnd Ritterschafft / angestellt worden.

Don Rodrigo de Calderone Leben vnd Todt. Allhie müssen wir auch deß Don Rodrigo de Calderone, eines vornehmen Hoffdieners in Spanien / der auch deß Duca di Lerma Creatur gewesen / gedencken. Sein Vatter ist gewesen Franciscus Calderon, der für ein gemeinen Soldaten in Niderland gedienet / vnd daselbsten eine Teutsche Fraw zu einer Concubin gehabt hat / von welcher er diesen Sohn zu Antorff gezeuget / welcher für sein ehelich Kind ist gehalten worden / dieweil er hernach dieselbige Concubin zu Kirchen geführet hat. Als die Spanier auß Antorff vertrieben worden / war Franciscus Calderon auch in der Statt / vnd mußte sich bey solchem Zustandt auch fortpacken: Sein Sohn Rodrigo / welcher eines Jahrs alt / ward in solcher Flucht vber die Stattmawer hinauß geworffen / doch geschahe jhme kein Leydt. Sein Mutter starb nicht lang hernach im Niderlandt: der Vatter aber / als er Witwer war / zoge wider in Spanien / vnnd begabe sich gen Valladolit / von dannen er bürtig war: Daselbst nahm er ein ander Weib / welches gedachtem Rodrigo / als jhrem Stieff Sohn / sehr hart war: Das verdroß den Vatter / vnd dahero trachtet er darnach / wie er jhn möchte von sich thun / vnd zu einem Herrn bringen / bey welchem er die Kost hette. Da er jhn dann endlichen zum Marggraffen von Denia gethan / welcher hernach Duc de Lerma worden / vnnd bey dem verstorbenen König Philippo in grossem Ansehen / vnd der fürnembste am Hoff gewesen. Bey demselben hielte sich der Rodrigo dermassen wol / daß er jhme gar günstig vnd geneigt wurde / vnnd jhn zu seinem Cammerdiener verordnete: Ja er ist durch Beförderung seines Herrn dermassen gestiegen / daß er nach dem Todt Don Petro Franqueza, Graffen von Villa-Lorega, Reichs Secretarius worden / welches Ampt er fleissig bedienet / vnd sich bey grossen Herrn bekandt gemacht hat. Er war schön von Person / klug von Verstandt / vnd sehr arbeitsam / also daß alle grosse vnnd wichtige Geschäffte deß Königs durch seine Handt giengen / vnnd bestellete er allein / was zuvor vnterschiedliche Personen pflegten zuverrichten.

Als er nun so hoch erhaben war / hat er durch Mittel seiner guten Freunde / sich an eine grosse Donna, Yuas de Vergas genannt / eines fürnehmen Geschlechts / welcher die Graffschafft von Oliva / vnd die Marggraffschafft von Siebenkirchen zustunde / verheurahtet. Bey solchem seinem grossen Glück fienge er an hochmütig vnd trotzig zuwerden / also daß er viel vor den Kopff stiesse: deßwegen sein Vatter jhne zu mehrmalen vermahnete / er solte ein wenig jnnhalten / sonsten dörfften seine Sachen in die länge nicht gut thun. Aber er war so vermessen / daß er solches nicht allein für vbel auffnahm / sondern auch seinen Vatter nicht mehr kennen wolte / vnnd nennete einen andern grossen Herrn / der sein Vatter were. Als er sich aber hernacher eines bessern bedacht / hat er seinem Vatter geholffen / daß er ein Ritter deß Ordens S. Johanns / darnach auch von S. Jacob / ja daß er ist zum Leutenant desselben Ordens gemacht / vnd noch darzu das beste Encomiendo von Arragon bekommen hat / damit der Alte sich begnügen lassen / vnd nach keinem höhern Stand getrachtet: Aber sein Sohn Rodrigo ist von einem Jahr zum andern noch höher gestiegen / vnnd hat jhn dannoch kein Dignität noch Reichthumb ersättigen können: welche zu erlangen er jhm kein Gewissen gemacht / einen vnd den andern entweder mit Gifft / oder in andere Wege hinzurichten. Endlich hat er es so weit gebracht / daß er schier so

aber allein eines recht vnnd wol zuverrichten sich nicht erstrecket / von solchen Emptern abgesetzt / vnd andere Wolverdienten / von Lerma aber verstossene Diener wider an deren Stelle verordnet / von allen Ministris, so in etwas Suspicion / Rechenschafft abgefordert / alle Schenckungen ernstlich vndersagt / denen Geistlichen vnnd Ordenspersonen das notwendige negotiiren ab: vnd sie in jhre Clöster / wie auch Commissarii die Besatzungen auff den Gräntzen / vnd die Armaden zu visitiren verschafft / vmb die verstorbene Plätz / weil an statt Tausendt Soldaten kaum zwey hundert zufinden / widerumb zuersetzen / Befelch gethan / auch zu Hoff eine grosse Anzahl Müssiggänger / Gassentretter / Spieler / vnnd dergleichen: wie ingleichem deß Hertzogen von Vzeda Secretarius Johan Salazar / vnnd dessen von Ossuna Agent gefänglich angenommen worden.

Der gewesene Königliche Beichtvatter vnnd Inquisitor General ist in sein Closter verschafft / Hertzog von Vzeda / vnnd sein Tochtermann der Admirante de Castella, wie auch der Graff von Alzamira / so Grandes in Spanien / vnd deß Cardinals Candovals Vatter / auff jhre Güter verschickt / jhme das Obriste Stallmeister Ampt der Königin / so er biß Dato vertretten / entnommen / vnd seinem Sohn dem Marggraffen von Almazan gegeben: Vier newe geheime Rähte / als der Hertzog von Montelcon / Marggraff von Aytona / Marggraff von Monte Claro, vnd Don Diego de Ybarra, erwöhlet: dem Marggraff de la Laguna aber außzuruhen / vnd den geheimen Raht weiter nit zu besuchen / anbefohlen: der Marggraff von Santa Croce zum General Leutenant deß Principe Philiberto von Savoya (damahls zu Hoff angelangt) der Hertzog von Femandina / General vber die Neapolitanischẽ: vnd Don Pierro di Leyba, General vber die Spanische Gallerẽ verordnet: Dem Praesidenten von Castilla auff sein Ertzbischtumb nacher Burgos zu reysen / vnd allda zu residiren Befelch gethan / auch den neunten Maij der Standarte Real von Castilla vnnd Leon für den jungen König Philippum den Vierten vffgericht / vnd den zehenden vnd eylfften hernach deß verstorbenen Königs Exequiae, bey S. Hieronymo, in welchem Closter der König biß Dato noch seyt Absterben seines Herrn Vatters sich mit wenig Leuten auffgehalten / gar solenniter celebrirt, vnd auff den 16. Maij der Einritt in dem Pallast / vnter dem Pallio, mit Begleytung deß gantzen Adels vnnd Ritterschafft / angestellt worden.

Don Rodrigo de Calderone Leben vnd Todt. Allhie müssen wir auch deß Don Rodrigo de Calderone, eines vornehmen Hoffdieners in Spanien / der auch deß Duca di Lerma Creatur gewesen / gedencken. Sein Vatter ist gewesen Franciscus Calderon, der für ein gemeinen Soldaten in Niderland gedienet / vnd daselbsten eine Teutsche Fraw zu einer Concubin gehabt hat / von welcher er diesen Sohn zu Antorff gezeuget / welcher für sein ehelich Kind ist gehalten worden / dieweil er hernach dieselbige Concubin zu Kirchen geführet hat. Als die Spanier auß Antorff vertrieben worden / war Franciscus Calderon auch in der Statt / vnd mußte sich bey solchem Zustandt auch fortpacken: Sein Sohn Rodrigo / welcher eines Jahrs alt / ward in solcher Flucht vber die Stattmawer hinauß geworffen / doch geschahe jhme kein Leydt. Sein Mutter starb nicht lang hernach im Niderlandt: der Vatter aber / als er Witwer war / zoge wider in Spanien / vnnd begabe sich gen Valladolit / von dannen er bürtig war: Daselbst nahm er ein ander Weib / welches gedachtem Rodrigo / als jhrem Stieff Sohn / sehr hart war: Das verdroß den Vatter / vnd dahero trachtet er darnach / wie er jhn möchte von sich thun / vnd zu einem Herrn bringen / bey welchem er die Kost hette. Da er jhn dann endlichen zum Marggraffen von Denia gethan / welcher hernach Duc de Lerma worden / vnnd bey dem verstorbenen König Philippo in grossem Ansehen / vnd der fürnembste am Hoff gewesen. Bey demselben hielte sich der Rodrigo dermassen wol / daß er jhme gar günstig vnd geneigt wurde / vnnd jhn zu seinem Cammerdiener verordnete: Ja er ist durch Beförderung seines Herrn dermassen gestiegen / daß er nach dem Todt Don Petro Franqueza, Graffen von Villa-Lorega, Reichs Secretarius worden / welches Ampt er fleissig bedienet / vnd sich bey grossen Herrn bekandt gemacht hat. Er war schön von Person / klug von Verstandt / vnd sehr arbeitsam / also daß alle grosse vnnd wichtige Geschäffte deß Königs durch seine Handt giengen / vnnd bestellete er allein / was zuvor vnterschiedliche Personen pflegten zuverrichten.

Als er nun so hoch erhaben war / hat er durch Mittel seiner guten Freunde / sich an eine grosse Donna, Yuas de Vergas genannt / eines fürnehmen Geschlechts / welcher die Graffschafft von Oliva / vnd die Marggraffschafft von Siebenkirchẽ zustunde / verheurahtet. Bey solchem seinem grossen Glück fienge er an hochmütig vnd trotzig zuwerden / also daß er viel vor den Kopff stiesse: deßwegen sein Vatter jhne zu mehrmalen vermahnete / er solte ein wenig jnnhalten / sonsten dörfften seine Sachen in die länge nicht gut thun. Aber er war so vermessen / daß er solches nicht allein für vbel auffnahm / sondern auch seinen Vatter nicht mehr kennen wolte / vnnd nennete einen andern grossen Herrn / der sein Vatter were. Als er sich aber hernacher eines bessern bedacht / hat er seinem Vatter geholffen / daß er ein Ritter deß Ordens S. Johanns / darnach auch von S. Jacob / ja daß er ist zum Leutenant desselben Ordens gemacht / vnd noch darzu das beste Encomiendo von Arragon bekommen hat / damit der Alte sich begnügen lassen / vnd nach keinem höhern Stand getrachtet: Aber sein Sohn Rodrigo ist von einem Jahr zum andern noch höher gestiegen / vnnd hat jhn dannoch kein Dignität noch Reichthumb ersättigen können: welche zu erlangen er jhm kein Gewissen gemacht / einen vnd den andern entweder mit Gifft / oder in andere Wege hinzurichten. Endlich hat er es so weit gebracht / daß er schier so

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          <p><note place="left">Don Rodrigo de Calderone Leben vnd Todt.</note> Allhie                      müssen wir auch deß Don Rodrigo de Calderone, eines vornehmen Hoffdieners in                      Spanien / der auch deß Duca di Lerma Creatur gewesen / gedencken. Sein Vatter                      ist gewesen Franciscus Calderon, der für ein gemeinen Soldaten in Niderland                      gedienet / vnd daselbsten eine Teutsche Fraw zu einer Concubin gehabt hat / von                      welcher er diesen Sohn zu Antorff gezeuget / welcher für sein ehelich Kind ist                      gehalten worden / dieweil er hernach dieselbige Concubin zu Kirchen geführet                      hat. Als die Spanier auß Antorff vertrieben worden / war Franciscus Calderon                      auch in der Statt / vnd mußte sich bey solchem Zustandt auch fortpacken: Sein                      Sohn Rodrigo / welcher eines Jahrs alt / ward in solcher Flucht vber die                      Stattmawer hinauß geworffen / doch geschahe jhme kein Leydt. Sein Mutter starb                      nicht lang hernach im Niderlandt: der Vatter aber / als er Witwer war / zoge                      wider in Spanien / vnnd begabe sich gen Valladolit / von dannen er bürtig war:                      Daselbst nahm er ein ander Weib / welches gedachtem Rodrigo / als jhrem Stieff                      Sohn / sehr hart war: Das verdroß den Vatter / vnd dahero trachtet er darnach /                      wie er jhn möchte von sich thun / vnd zu einem Herrn bringen / bey welchem er                      die Kost hette. Da er jhn dann endlichen zum Marggraffen von Denia gethan /                      welcher hernach Duc de Lerma worden / vnnd bey dem verstorbenen König Philippo                      in grossem Ansehen / vnd der fürnembste am Hoff gewesen. Bey demselben hielte                      sich der Rodrigo dermassen wol / daß er jhme gar günstig vnd geneigt wurde /                      vnnd jhn zu seinem Cammerdiener verordnete: Ja er ist durch Beförderung seines                      Herrn dermassen gestiegen / daß er nach dem Todt Don Petro Franqueza, Graffen                      von Villa-Lorega, Reichs Secretarius worden / welches Ampt er fleissig bedienet                      / vnd sich bey grossen Herrn bekandt gemacht hat. Er war schön von Person / klug                      von Verstandt / vnd sehr arbeitsam / also daß alle grosse vnnd wichtige                      Geschäffte deß Königs durch seine Handt giengen / vnnd bestellete er allein /                      was zuvor vnterschiedliche Personen pflegten zuverrichten.</p>
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[705/0788] aber allein eines recht vnnd wol zuverrichten sich nicht erstrecket / von solchen Emptern abgesetzt / vnd andere Wolverdienten / von Lerma aber verstossene Diener wider an deren Stelle verordnet / von allen Ministris, so in etwas Suspicion / Rechenschafft abgefordert / alle Schenckungen ernstlich vndersagt / denen Geistlichen vnnd Ordenspersonen das notwendige negotiiren ab: vnd sie in jhre Clöster / wie auch Commissarii die Besatzungen auff den Gräntzen / vnd die Armaden zu visitiren verschafft / vmb die verstorbene Plätz / weil an statt Tausendt Soldaten kaum zwey hundert zufinden / widerumb zuersetzen / Befelch gethan / auch zu Hoff eine grosse Anzahl Müssiggänger / Gassentretter / Spieler / vnnd dergleichen: wie ingleichem deß Hertzogen von Vzeda Secretarius Johan Salazar / vnnd dessen von Ossuna Agent gefänglich angenommen worden. Der gewesene Königliche Beichtvatter vnnd Inquisitor General ist in sein Closter verschafft / Hertzog von Vzeda / vnnd sein Tochtermann der Admirante de Castella, wie auch der Graff von Alzamira / so Grandes in Spanien / vnd deß Cardinals Candovals Vatter / auff jhre Güter verschickt / jhme das Obriste Stallmeister Ampt der Königin / so er biß Dato vertretten / entnommen / vnd seinem Sohn dem Marggraffen von Almazan gegeben: Vier newe geheime Rähte / als der Hertzog von Montelcon / Marggraff von Aytona / Marggraff von Monte Claro, vnd Don Diego de Ybarra, erwöhlet: dem Marggraff de la Laguna aber außzuruhen / vnd den geheimen Raht weiter nit zu besuchen / anbefohlen: der Marggraff von Santa Croce zum General Leutenant deß Principe Philiberto von Savoya (damahls zu Hoff angelangt) der Hertzog von Femandina / General vber die Neapolitanischẽ: vnd Don Pierro di Leyba, General vber die Spanische Gallerẽ verordnet: Dem Praesidenten von Castilla auff sein Ertzbischtumb nacher Burgos zu reysen / vnd allda zu residiren Befelch gethan / auch den neunten Maij der Standarte Real von Castilla vnnd Leon für den jungen König Philippum den Vierten vffgericht / vnd den zehenden vnd eylfften hernach deß verstorbenen Königs Exequiae, bey S. Hieronymo, in welchem Closter der König biß Dato noch seyt Absterben seines Herrn Vatters sich mit wenig Leuten auffgehalten / gar solenniter celebrirt, vnd auff den 16. Maij der Einritt in dem Pallast / vnter dem Pallio, mit Begleytung deß gantzen Adels vnnd Ritterschafft / angestellt worden. Allhie müssen wir auch deß Don Rodrigo de Calderone, eines vornehmen Hoffdieners in Spanien / der auch deß Duca di Lerma Creatur gewesen / gedencken. Sein Vatter ist gewesen Franciscus Calderon, der für ein gemeinen Soldaten in Niderland gedienet / vnd daselbsten eine Teutsche Fraw zu einer Concubin gehabt hat / von welcher er diesen Sohn zu Antorff gezeuget / welcher für sein ehelich Kind ist gehalten worden / dieweil er hernach dieselbige Concubin zu Kirchen geführet hat. Als die Spanier auß Antorff vertrieben worden / war Franciscus Calderon auch in der Statt / vnd mußte sich bey solchem Zustandt auch fortpacken: Sein Sohn Rodrigo / welcher eines Jahrs alt / ward in solcher Flucht vber die Stattmawer hinauß geworffen / doch geschahe jhme kein Leydt. Sein Mutter starb nicht lang hernach im Niderlandt: der Vatter aber / als er Witwer war / zoge wider in Spanien / vnnd begabe sich gen Valladolit / von dannen er bürtig war: Daselbst nahm er ein ander Weib / welches gedachtem Rodrigo / als jhrem Stieff Sohn / sehr hart war: Das verdroß den Vatter / vnd dahero trachtet er darnach / wie er jhn möchte von sich thun / vnd zu einem Herrn bringen / bey welchem er die Kost hette. Da er jhn dann endlichen zum Marggraffen von Denia gethan / welcher hernach Duc de Lerma worden / vnnd bey dem verstorbenen König Philippo in grossem Ansehen / vnd der fürnembste am Hoff gewesen. Bey demselben hielte sich der Rodrigo dermassen wol / daß er jhme gar günstig vnd geneigt wurde / vnnd jhn zu seinem Cammerdiener verordnete: Ja er ist durch Beförderung seines Herrn dermassen gestiegen / daß er nach dem Todt Don Petro Franqueza, Graffen von Villa-Lorega, Reichs Secretarius worden / welches Ampt er fleissig bedienet / vnd sich bey grossen Herrn bekandt gemacht hat. Er war schön von Person / klug von Verstandt / vnd sehr arbeitsam / also daß alle grosse vnnd wichtige Geschäffte deß Königs durch seine Handt giengen / vnnd bestellete er allein / was zuvor vnterschiedliche Personen pflegten zuverrichten. Don Rodrigo de Calderone Leben vnd Todt. Als er nun so hoch erhaben war / hat er durch Mittel seiner guten Freunde / sich an eine grosse Donna, Yuas de Vergas genannt / eines fürnehmen Geschlechts / welcher die Graffschafft von Oliva / vnd die Marggraffschafft von Siebenkirchẽ zustunde / verheurahtet. Bey solchem seinem grossen Glück fienge er an hochmütig vnd trotzig zuwerden / also daß er viel vor den Kopff stiesse: deßwegen sein Vatter jhne zu mehrmalen vermahnete / er solte ein wenig jnnhalten / sonsten dörfften seine Sachen in die länge nicht gut thun. Aber er war so vermessen / daß er solches nicht allein für vbel auffnahm / sondern auch seinen Vatter nicht mehr kennen wolte / vnnd nennete einen andern grossen Herrn / der sein Vatter were. Als er sich aber hernacher eines bessern bedacht / hat er seinem Vatter geholffen / daß er ein Ritter deß Ordens S. Johanns / darnach auch von S. Jacob / ja daß er ist zum Leutenant desselben Ordens gemacht / vnd noch darzu das beste Encomiendo von Arragon bekommen hat / damit der Alte sich begnügen lassen / vnd nach keinem höhern Stand getrachtet: Aber sein Sohn Rodrigo ist von einem Jahr zum andern noch höher gestiegen / vnnd hat jhn dannoch kein Dignität noch Reichthumb ersättigen können: welche zu erlangen er jhm kein Gewissen gemacht / einen vnd den andern entweder mit Gifft / oder in andere Wege hinzurichten. Endlich hat er es so weit gebracht / daß er schier so

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  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/788>, abgerufen am 22.11.2024.