Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.grösten Theil der Nacht mit dem Gebett zugebracht: daß er das Buch von der heiligen Mutter Teresa, vnnd das Buch von dem Leben der Heiligen / welches Flos Sanctorum genennt wird / fleissig gelesen: daß er offt gebeichtet / ein Härines Hembd kurtz vor seinem Todt angezogen / drey Tage in der Wochen gefastet / vnd eine Capell in der Wüsten zu Buteacas bawen lassen. Dieses wurde auch als ein sonderlich Apophthegma vnd denckwürdiger Spruch von jhme erzehtet / daß er zu Bruder Iohan de la Madre de Dios gesprochen: Mein Vatter / Weib / Kinder / Ehre / Güter / Empter / ja das Leben wirdt mir genommen: Aber dieses ist mein gröstes Hertzenleydt vnd Bekümmernuß / daß ich nicht mehr habe / dann dieses / welches ich vmb der Ehre Gottes willen verlieren könne. Das war wol ein feiner Heiliger / welcher Mordt vnd Todschlags vnnd anderer Laster halben gestrafft wirdt / vnd gleichwol sagen vnnd fürgeben dörffte / daß er vmb der Ehre Gottes willen solche Straffen außstünde / vnd alles was er hette / dahinden lassen müßte. Ob nun dieses ein wahre Gottseligkeit / Heiligkeit / Rew vnnd Bekehrung / vnd nicht viel mehr eine Heucheley / Thorheit vnnd Aberglauben gewesen / darvon mögen recht Verständige vrtheilen. Ertzhertzoges Alberti Ableiben. Demnach Ertzhertzog Albertus etliche Jahr nacheinander mit Leibsblödigkeit vnd Schwachheit behafftet gewesen / hat dieselbe endlich also zugenommen / daß er den zwölfften Julij dieses Jahrs zu Brüssel Tods verblichen: Den Tag zuvor hat er / in Gegenwart aller seiner Hoffdiener / das Heilige Abendmahl / vnd etliche Stunde hernach die Letzte Oelung empfangen. Der Leichnamb wurde in der Hoff-Capellen in einer Capuciner Kleydung / männiglichen zu schawen / vorgestellet. [Abbildung]grösten Theil der Nacht mit dem Gebett zugebracht: daß er das Buch von der heiligen Mutter Teresa, vnnd das Buch von dem Leben der Heiligen / welches Flos Sanctorum genennt wird / fleissig gelesen: daß er offt gebeichtet / ein Härines Hembd kurtz vor seinem Todt angezogen / drey Tage in der Wochen gefastet / vnd eine Capell in der Wüsten zu Buteacas bawen lassen. Dieses wurde auch als ein sonderlich Apophthegma vnd denckwürdiger Spruch von jhme erzehtet / daß er zu Bruder Iohan de la Madre de Dios gesprochen: Mein Vatter / Weib / Kinder / Ehre / Güter / Empter / ja das Leben wirdt mir genommen: Aber dieses ist mein gröstes Hertzenleydt vnd Bekümmernuß / daß ich nicht mehr habe / dann dieses / welches ich vmb der Ehre Gottes willen verlieren könne. Das war wol ein feiner Heiliger / welcher Mordt vnd Todschlags vnnd anderer Laster halben gestrafft wirdt / vnd gleichwol sagen vnnd fürgeben dörffte / daß er vmb der Ehre Gottes willen solche Straffen außstünde / vnd alles was er hette / dahinden lassen müßte. Ob nun dieses ein wahre Gottseligkeit / Heiligkeit / Rew vnnd Bekehrung / vnd nicht viel mehr eine Heucheley / Thorheit vnnd Aberglauben gewesen / darvon mögen recht Verständige vrtheilen. Ertzhertzoges Alberti Ableiben. Demnach Ertzhertzog Albertus etliche Jahr nacheinander mit Leibsblödigkeit vnd Schwachheit behafftet gewesen / hat dieselbe endlich also zugenom̃en / daß er den zwölfften Julij dieses Jahrs zu Brüssel Tods verblichen: Den Tag zuvor hat er / in Gegenwart aller seiner Hoffdiener / das Heilige Abendmahl / vnd etliche Stunde hernach die Letzte Oelung empfangen. Der Leichnamb wurde in der Hoff-Capellen in einer Capuciner Kleydung / männiglichen zu schawen / vorgestellet. 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Dieses wurde auch als ein sonderlich Apophthegma vnd denckwürdiger Spruch von jhme erzehtet / daß er zu Bruder Iohan de la Madre de Dios gesprochen: Mein Vatter / Weib / Kinder / Ehre / Güter / Empter / ja das Leben wirdt mir genommen: Aber dieses ist mein gröstes Hertzenleydt vnd Bekümmernuß / daß ich nicht mehr habe / dann dieses / welches ich vmb der Ehre Gottes willen verlieren könne.</p> <p>Das war wol ein feiner Heiliger / welcher Mordt vnd Todschlags vnnd anderer Laster halben gestrafft wirdt / vnd gleichwol sagen vnnd fürgeben dörffte / daß er vmb der Ehre Gottes willen solche Straffen außstünde / vnd alles was er hette / dahinden lassen müßte.</p> <p>Ob nun dieses ein wahre Gottseligkeit / Heiligkeit / Rew vnnd Bekehrung / vnd nicht viel mehr eine Heucheley / Thorheit vnnd Aberglauben gewesen / darvon mögen recht Verständige vrtheilen.</p> <p><note place="right">Ertzhertzoges Alberti Ableiben.</note> Demnach Ertzhertzog Albertus etliche Jahr nacheinander mit Leibsblödigkeit vnd Schwachheit behafftet gewesen / hat dieselbe endlich also zugenom̃en / daß er den zwölfften Julij dieses Jahrs zu Brüssel Tods verblichen: Den Tag zuvor hat er / in Gegenwart aller seiner Hoffdiener / das Heilige Abendmahl / vnd etliche Stunde hernach die Letzte Oelung empfangen. Der Leichnamb wurde in der Hoff-Capellen in einer Capuciner Kleydung / männiglichen zu schawen / vorgestellet.</p> <figure/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [707/0790]
grösten Theil der Nacht mit dem Gebett zugebracht: daß er das Buch von der heiligen Mutter Teresa, vnnd das Buch von dem Leben der Heiligen / welches Flos Sanctorum genennt wird / fleissig gelesen: daß er offt gebeichtet / ein Härines Hembd kurtz vor seinem Todt angezogen / drey Tage in der Wochen gefastet / vnd eine Capell in der Wüsten zu Buteacas bawen lassen. Dieses wurde auch als ein sonderlich Apophthegma vnd denckwürdiger Spruch von jhme erzehtet / daß er zu Bruder Iohan de la Madre de Dios gesprochen: Mein Vatter / Weib / Kinder / Ehre / Güter / Empter / ja das Leben wirdt mir genommen: Aber dieses ist mein gröstes Hertzenleydt vnd Bekümmernuß / daß ich nicht mehr habe / dann dieses / welches ich vmb der Ehre Gottes willen verlieren könne.
Das war wol ein feiner Heiliger / welcher Mordt vnd Todschlags vnnd anderer Laster halben gestrafft wirdt / vnd gleichwol sagen vnnd fürgeben dörffte / daß er vmb der Ehre Gottes willen solche Straffen außstünde / vnd alles was er hette / dahinden lassen müßte.
Ob nun dieses ein wahre Gottseligkeit / Heiligkeit / Rew vnnd Bekehrung / vnd nicht viel mehr eine Heucheley / Thorheit vnnd Aberglauben gewesen / darvon mögen recht Verständige vrtheilen.
Demnach Ertzhertzog Albertus etliche Jahr nacheinander mit Leibsblödigkeit vnd Schwachheit behafftet gewesen / hat dieselbe endlich also zugenom̃en / daß er den zwölfften Julij dieses Jahrs zu Brüssel Tods verblichen: Den Tag zuvor hat er / in Gegenwart aller seiner Hoffdiener / das Heilige Abendmahl / vnd etliche Stunde hernach die Letzte Oelung empfangen. Der Leichnamb wurde in der Hoff-Capellen in einer Capuciner Kleydung / männiglichen zu schawen / vorgestellet.
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