Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.zehrt vnd vngesund. Er hat aber das Regiment auch nicht lang gehabt; dann er / wegen der langwürigen außgestandenen Gefängnuß / nit recht mehr bey Verstand war / dahero die Regierung vornemblich von seiner Mutter vnnd dem Obristen Vezier geführet ward / biß das Kriegsvolck auch dessen vberdrüssig / vnd an seine stat deß Oßmans Bruder Murathen zum Kayserthumb erhuben / welches im folgenden Jahr / wie bey selbigen Geschichten dessen Erwehnung geschehen sol / vorgangen. Türckischer Vezier vnderstehet sich vergeblich das Ottomannische Geschlecht auß zurotten. Den Ersten Julii nahm der Capo Aga / vermög erlangten Befehls / deß hingerichteten Sultan Oßmanns Brüder auß jhren Zimmern / in Meynung sie noch selbige Nacht zu stranguliren / vnd also das Ottomannische Geschlecht gar außzurotten / dann der Mustapha zum Kinder zeugen nicht tauglich / sich der Weiber nicht achtete / auch dieses Vorhabens vnwissend gewesen. Als nun gedachter Capo Aga die Jungen Printzen mit sich führte / vnd nicht geringen Rumor vnnd Aufflauff machte / lieffen die Edelknaben zu / vnd nach dem sie deß Aga Vorsatz erfahren / entleibten sie jhn / vnd nahmen hingegen die Junge Printzen / vnnd verwahrten dieselben an ein sicher Ort. Den andern Tag wurde der hingerichte Aga bey den Füssen auffgehencket / alsdann heimblich den Hauptleuten der Janitzaren vbersendet / welche darauff sampt den Spachi mit gewohnlicher Furi nach Hoff lieffen / vnnd Iustitiam vber diesen Fall suchten. Der newe Kayser aber wuste nichts darvon. Darauff war seine Mutter / als ein newe Livia / wie auch der Primo Vezier Dave Bassa / weil er jhr Tochter geehlichet / im Verdacht. Vnd geschahe dieser newe Auflanff an dem Tag / an welchem der Englisch Gesandte Audientz haben solte: Aber das Kriegsvolck wolte niemand einlassen / biß sie dieses Verlauffs ein außsührliche Relation hetten. Der Vezier Dave Bassa entschuldigte sich / vnd schob den Handel auff seines Weibes Mutter: Aber es war greifflich / daß sie alle beyde der Sachen Wissenschaft gehabt / vnnd hielte man darfür / daß der Aga willens gewesen / an statt deß ältern Printzen einer seiner Söhne zustellen / also daß wann Mustapha eine Zeitlang regieret hette / er solchen alsdann auch hinrichten / vnnd sich selbsten / so lang er gelebet / einsetzen wollen. Darauff nahm man dem Dave Bassa sein Ampt / vnd ist an seine statt der Hurrein Bassa beruffen worden / so newlich auß Cairo kommen / vnnd ein grosse Summa Gelts mit sich gebracht hatte / so bey diesem Verlauff dem Mustaphae gute Hülff thäte. Es war dieser Hurrein Bassa ein ernsthaffter Mann / vnnd in seinen Wercken eigensinnig / aber gerecht / ein Feind der Christen / vnd ein gebohrner Albanier. Handlung zu Constantionpel zwischen dem Türckischen Kayser vnd dem Polnischen Gesandten. Vnder solchem Verlauff hat man zu Constantinopel lang auff den Polnischen Gesandten vnnd auff die Geschencke / die er von seinem König solte mitbringen / gewartet. Als er endtlich ankommen / hat er den 30. Novembr. Audientz bey dem Obristen Vezier gehabt / von welchem er mit grosser Ehr vnnd Höfflichkeit empfangen worden; vnnd ist bey derselben nichts anders / als ein freundtlicher Gruß vnd allerley Complementen vorgangen. Diese erste Zusammenkunfft / welche so wohl abgangen / hat dem Polnischen Gesandten ein gute Hoffnung gemacht / daß er seine Werbung glücklich vnnd förderlich verrichten würde. Als er aber den 7. dieses zur zweyten Audientz kommen / vnnd mit dem Vezier in Handlung getretten / haben sich die Sachen viel anders angelassen / dann er zuvor gemeint hette. Zum ersten begehrte der Polnische Gesandte / daß man Stephanum Thomam Fürsten in der Moldaw / vnnd Cant Emir Meorsa / Bassen von Silistria solte ab / vnnd an jhre Stell andere friedliebende Personen / die der Cron Polen angenehm weren / einsetzen: Darbey er die alte Pacta vnnd Capitulationes, so mit denen vorigen Ottomannischen Kaysern weren auffgerichtet worden / vnnd die Zusage deß Veziers Dilavers Bassa in der letzten Handlung / so mit jhm gepflogen worden / allegirte. Der Vezier ward hierüber sehr bewegt / vnnd antwortete: Er hätte gemeint / der Gesandte wer kommen / nicht daß er dem Türckischen Kayser vorschriebe / mit was Regenten vnnd Statthaltern er seine Stätt vnnd Landtschafften solte versehen: sondern daß er den Frieden befestigte / vnnd die drey hundert tausend Reichßthaler / welche die Polen für die Vnkosten deß Kriegs zubezahlen versprochen hetten / erlegete / neben einem ehrlichen Praesent / wie es die Hochheit eines so grossen vnd mächtigen Potentaten erforderte. Belangend den Fürsten von der Moldaw vnnd Cant Emir Meorsa / sagte er / sie weren getrewe vnd wolverdiente Männer / die nichts anders gethan hetten / dann was jhnen von der Porta were befohlen worden: vnd wie sie den Polen / also hetten die Cosaggen den Türcken grossen Schaden gethan: aber wann sie nach beschlossenem Frieden etwas von newem anfiengen / vnnd den Polen einig Vngemach zufügen würden / daß sie nicht allein solten von jren Aemptern abgesetzt / sondern auch an Leib vnd Leben gestrafft werden. Als aber der Polnische Gesandte auff seinem Begehren beharrete / vnnd darneben verneinte / daß die Polen den Türcken etwas versprochen hetten / mit vermelden / daß die Polenlieber Gut vnnd Blut auffsetzen wolten / dann das geringste Gelt oder Praesent den Türcken in gestalt einer Schuldigkeit geben: Hierbey sind beyderseiths harte vnnd hohe Wort gefallen / also daß sie einander haben liegen heissen vnnd den Krieg angetrohet / vnnd sind darauff mit grossem Zorn vnnd Vnwillen von einander geschieden. Der Gesande hat zwar etliche schöne Sachen für den Vezier vnd Türckischen Kayser mitgebracht: aber er wolte dieselbe allein in seinem Nahmen verehren; hergegen wolte der Vezier / daß was dem Türckischen Kays zugehörte / jm solte bey offentlicher Audientz im Namen deß Königs in Polen verehret werden: zehrt vnd vngesund. Er hat aber das Regiment auch nicht lang gehabt; dann er / wegen der langwürigen außgestandenen Gefängnuß / nit recht mehr bey Verstand war / dahero die Regierung vornemblich von seiner Mutter vnnd dem Obristen Vezier geführet ward / biß das Kriegsvolck auch dessen vberdrüssig / vnd an seine stat deß Oßmans Bruder Murathen zum Kayserthumb erhuben / welches im folgenden Jahr / wie bey selbigen Geschichten dessen Erwehnung geschehen sol / vorgangen. Türckischer Vezier vnderstehet sich vergeblich das Ottomannische Geschlecht auß zurotten. Den Ersten Julii nahm der Capo Aga / vermög erlangten Befehls / deß hingerichteten Sultan Oßmanns Brüder auß jhren Zimmern / in Meynung sie noch selbige Nacht zu stranguliren / vnd also das Ottomannische Geschlecht gar außzurotten / dann der Mustapha zum Kinder zeugen nicht tauglich / sich der Weiber nicht achtete / auch dieses Vorhabens vnwissend gewesen. Als nun gedachter Capo Aga die Jungen Printzen mit sich führte / vnd nicht geringen Rumor vnnd Aufflauff machte / lieffen die Edelknaben zu / vnd nach dem sie deß Aga Vorsatz erfahren / entleibten sie jhn / vnd nahmen hingegen die Junge Printzen / vnnd verwahrten dieselben an ein sicher Ort. Den andern Tag wurde der hingerichte Aga bey den Füssen auffgehencket / alsdann heimblich den Hauptleuten der Janitzaren vbersendet / welche darauff sampt den Spachi mit gewohnlicher Furi nach Hoff lieffen / vnnd Iustitiam vber diesen Fall suchten. Der newe Kayser aber wuste nichts darvon. Darauff war seine Mutter / als ein newe Livia / wie auch der Primo Vezier Dave Bassa / weil er jhr Tochter geehlichet / im Verdacht. Vnd geschahe dieser newe Auflanff an dem Tag / an welchem der Englisch Gesandte Audientz haben solte: Aber das Kriegsvolck wolte niemand einlassen / biß sie dieses Verlauffs ein außsührliche Relation hetten. Der Vezier Dave Bassa entschuldigte sich / vnd schob den Handel auff seines Weibes Mutter: Aber es war greifflich / daß sie alle beyde der Sachen Wissenschaft gehabt / vnnd hielte man darfür / daß der Aga willens gewesen / an statt deß ältern Printzen einer seiner Söhne zustellen / also daß wann Mustapha eine Zeitlang regieret hette / er solchen alsdann auch hinrichten / vnnd sich selbsten / so lang er gelebet / einsetzen wollen. Darauff nahm man dem Dave Bassa sein Ampt / vnd ist an seine statt der Hurrein Bassa beruffen worden / so newlich auß Cairo kommen / vnnd ein grosse Summa Gelts mit sich gebracht hatte / so bey diesem Verlauff dem Mustaphae gute Hülff thäte. Es war dieser Hurrein Bassa ein ernsthaffter Mann / vnnd in seinen Wercken eigensinnig / aber gerecht / ein Feind der Christen / vnd ein gebohrner Albanier. Handlung zu Constantionpel zwischen dem Türckischẽ Kayser vñ dem Polnischen Gesandten. Vnder solchem Verlauff hat man zu Constantinopel lang auff den Polnischen Gesandten vnnd auff die Geschencke / die er von seinem König solte mitbringen / gewartet. Als er endtlich ankommen / hat er den 30. Novembr. Audientz bey dem Obristen Vezier gehabt / von welchem er mit grosser Ehr vnnd Höfflichkeit empfangen worden; vnnd ist bey derselben nichts anders / als ein freundtlicher Gruß vnd allerley Complementen vorgangen. Diese erste Zusammenkunfft / welche so wohl abgangen / hat dem Polnischen Gesandten ein gute Hoffnung gemacht / daß er seine Werbung glücklich vnnd förderlich verrichten würde. Als er aber den 7. dieses zur zweyten Audientz kommen / vnnd mit dem Vezier in Handlung getretten / haben sich die Sachẽ viel anders angelassen / dann er zuvor gemeint hette. Zum ersten begehrte der Polnische Gesandte / daß man Stephanum Thomam Fürsten in der Moldaw / vnnd Cant Emir Meorsa / Bassen von Silistria solte ab / vnnd an jhre Stell andere friedliebende Personen / die der Cron Polen angenehm weren / einsetzen: Darbey er die alte Pacta vnnd Capitulationes, so mit denen vorigen Ottomannischen Kaysern weren auffgerichtet worden / vnnd die Zusage deß Veziers Dilavers Bassa in der letzten Handlung / so mit jhm gepflogen worden / allegirte. Der Vezier ward hierüber sehr bewegt / vnnd antwortete: Er hätte gemeint / der Gesandte wer kommen / nicht daß er dem Türckischen Kayser vorschriebe / mit was Regenten vnnd Statthaltern er seine Stätt vnnd Landtschafften solte versehen: sondern daß er den Frieden befestigte / vnnd die drey hundert tausend Reichßthaler / welche die Polen für die Vnkosten deß Kriegs zubezahlen versprochẽ hetten / erlegete / neben einem ehrlichen Praesent / wie es die Hochheit eines so grossen vñ mächtigẽ Potentaten erforderte. Belangend den Fürsten von der Moldaw vnnd Cant Emir Meorsa / sagte er / sie weren getrewe vnd wolverdiente Männer / die nichts anders gethan hetten / dann was jhnen võ der Porta were befohlen worden: vnd wie sie den Polen / also hetten die Cosaggen den Türckẽ grossen Schaden gethan: aber wann sie nach beschlossenem Frieden etwas von newem anfiengen / vnnd den Polen einig Vngemach zufügen würden / daß sie nicht allein solten von jren Aemptern abgesetzt / sondern auch an Leib vnd Leben gestrafft werden. Als aber der Polnische Gesandte auff seinem Begehren beharrete / vnnd darneben verneinte / daß die Polen den Türcken etwas versprochen hetten / mit vermelden / daß die Polenlieber Gut vnnd Blut auffsetzen wolten / dann das geringste Gelt oder Praesent den Türcken in gestalt einer Schuldigkeit geben: Hierbey sind beyderseiths harte vnnd hohe Wort gefallen / also daß sie einander haben liegen heissen vnnd den Krieg angetrohet / vnnd sind darauff mit grossem Zorn vnnd Vnwillen von einander geschieden. Der Gesande hat zwar etliche schöne Sachen für den Vezier vnd Türckischen Kayser mitgebracht: aber er wolte dieselbe allein in seinem Nahmen verehren; hergegen wolte der Vezier / daß was dem Türckischen Kays zugehörte / jm solte bey offentlicher Audientz im Namen deß Königs in Polen verehret werdẽ: <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0882" n="779"/> zehrt vnd vngesund. Er hat aber das Regiment auch nicht lang gehabt; dann er / wegen der langwürigen außgestandenen Gefängnuß / nit recht mehr bey Verstand war / dahero die Regierung vornemblich von seiner Mutter vnnd dem Obristen Vezier geführet ward / biß das Kriegsvolck auch dessen vberdrüssig / vnd an seine stat deß Oßmans Bruder Murathen zum Kayserthumb erhuben / welches im folgenden Jahr / wie bey selbigen Geschichten dessen Erwehnung geschehen sol / vorgangen.</p> <p><note place="left">Türckischer Vezier vnderstehet sich vergeblich das Ottomannische Geschlecht auß zurotten.</note> Den Ersten Julii nahm der Capo Aga / vermög erlangten Befehls / deß hingerichteten Sultan Oßmanns Brüder auß jhren Zimmern / in Meynung sie noch selbige Nacht zu stranguliren / vnd also das Ottomannische Geschlecht gar außzurotten / dann der Mustapha zum Kinder zeugen nicht tauglich / sich der Weiber nicht achtete / auch dieses Vorhabens vnwissend gewesen. Als nun gedachter Capo Aga die Jungen Printzen mit sich führte / vnd nicht geringen Rumor vnnd Aufflauff machte / lieffen die Edelknaben zu / vnd nach dem sie deß Aga Vorsatz erfahren / entleibten sie jhn / vnd nahmen hingegen die Junge Printzen / vnnd verwahrten dieselben an ein sicher Ort. Den andern Tag wurde der hingerichte Aga bey den Füssen auffgehencket / alsdann heimblich den Hauptleuten der Janitzaren vbersendet / welche darauff sampt den Spachi mit gewohnlicher Furi nach Hoff lieffen / vnnd Iustitiam vber diesen Fall suchten. Der newe Kayser aber wuste nichts darvon. Darauff war seine Mutter / als ein newe Livia / wie auch der Primo Vezier Dave Bassa / weil er jhr Tochter geehlichet / im Verdacht. Vnd geschahe dieser newe Auflanff an dem Tag / an welchem der Englisch Gesandte Audientz haben solte: Aber das Kriegsvolck wolte niemand einlassen / biß sie dieses Verlauffs ein außsührliche Relation hetten.</p> <p>Der Vezier Dave Bassa entschuldigte sich / vnd schob den Handel auff seines Weibes Mutter: Aber es war greifflich / daß sie alle beyde der Sachen Wissenschaft gehabt / vnnd hielte man darfür / daß der Aga willens gewesen / an statt deß ältern Printzen einer seiner Söhne zustellen / also daß wann Mustapha eine Zeitlang regieret hette / er solchen alsdann auch hinrichten / vnnd sich selbsten / so lang er gelebet / einsetzen wollen.</p> <p>Darauff nahm man dem Dave Bassa sein Ampt / vnd ist an seine statt der Hurrein Bassa beruffen worden / so newlich auß Cairo kommen / vnnd ein grosse Summa Gelts mit sich gebracht hatte / so bey diesem Verlauff dem Mustaphae gute Hülff thäte. Es war dieser Hurrein Bassa ein ernsthaffter Mann / vnnd in seinen Wercken eigensinnig / aber gerecht / ein Feind der Christen / vnd ein gebohrner Albanier.</p> <p><note place="left">Handlung zu Constantionpel zwischen dem Türckischẽ Kayser vñ dem Polnischen Gesandten.</note> Vnder solchem Verlauff hat man zu Constantinopel lang auff den Polnischen Gesandten vnnd auff die Geschencke / die er von seinem König solte mitbringen / gewartet. Als er endtlich ankommen / hat er den 30. Novembr. Audientz bey dem Obristen Vezier gehabt / von welchem er mit grosser Ehr vnnd Höfflichkeit empfangen worden; vnnd ist bey derselben nichts anders / als ein freundtlicher Gruß vnd allerley Complementen vorgangen. Diese erste Zusammenkunfft / welche so wohl abgangen / hat dem Polnischen Gesandten ein gute Hoffnung gemacht / daß er seine Werbung glücklich vnnd förderlich verrichten würde. Als er aber den 7. dieses zur zweyten Audientz kommen / vnnd mit dem Vezier in Handlung getretten / haben sich die Sachẽ viel anders angelassen / dann er zuvor gemeint hette.</p> <p>Zum ersten begehrte der Polnische Gesandte / daß man Stephanum Thomam Fürsten in der Moldaw / vnnd Cant Emir Meorsa / Bassen von Silistria solte ab / vnnd an jhre Stell andere friedliebende Personen / die der Cron Polen angenehm weren / einsetzen: Darbey er die alte Pacta vnnd Capitulationes, so mit denen vorigen Ottomannischen Kaysern weren auffgerichtet worden / vnnd die Zusage deß Veziers Dilavers Bassa in der letzten Handlung / so mit jhm gepflogen worden / allegirte. Der Vezier ward hierüber sehr bewegt / vnnd antwortete: Er hätte gemeint / der Gesandte wer kommen / nicht daß er dem Türckischen Kayser vorschriebe / mit was Regenten vnnd Statthaltern er seine Stätt vnnd Landtschafften solte versehen: sondern daß er den Frieden befestigte / vnnd die drey hundert tausend Reichßthaler / welche die Polen für die Vnkosten deß Kriegs zubezahlen versprochẽ hetten / erlegete / neben einem ehrlichen Praesent / wie es die Hochheit eines so grossen vñ mächtigẽ Potentaten erforderte. Belangend den Fürsten von der Moldaw vnnd Cant Emir Meorsa / sagte er / sie weren getrewe vnd wolverdiente Männer / die nichts anders gethan hetten / dann was jhnen võ der Porta were befohlen worden: vnd wie sie den Polen / also hetten die Cosaggen den Türckẽ grossen Schaden gethan: aber wann sie nach beschlossenem Frieden etwas von newem anfiengen / vnnd den Polen einig Vngemach zufügen würden / daß sie nicht allein solten von jren Aemptern abgesetzt / sondern auch an Leib vnd Leben gestrafft werden.</p> <p>Als aber der Polnische Gesandte auff seinem Begehren beharrete / vnnd darneben verneinte / daß die Polen den Türcken etwas versprochen hetten / mit vermelden / daß die Polenlieber Gut vnnd Blut auffsetzen wolten / dann das geringste Gelt oder Praesent den Türcken in gestalt einer Schuldigkeit geben: Hierbey sind beyderseiths harte vnnd hohe Wort gefallen / also daß sie einander haben liegen heissen vnnd den Krieg angetrohet / vnnd sind darauff mit grossem Zorn vnnd Vnwillen von einander geschieden. Der Gesande hat zwar etliche schöne Sachen für den Vezier vnd Türckischen Kayser mitgebracht: aber er wolte dieselbe allein in seinem Nahmen verehren; hergegen wolte der Vezier / daß was dem Türckischen Kays zugehörte / jm solte bey offentlicher Audientz im Namen deß Königs in Polen verehret werdẽ: </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [779/0882]
zehrt vnd vngesund. Er hat aber das Regiment auch nicht lang gehabt; dann er / wegen der langwürigen außgestandenen Gefängnuß / nit recht mehr bey Verstand war / dahero die Regierung vornemblich von seiner Mutter vnnd dem Obristen Vezier geführet ward / biß das Kriegsvolck auch dessen vberdrüssig / vnd an seine stat deß Oßmans Bruder Murathen zum Kayserthumb erhuben / welches im folgenden Jahr / wie bey selbigen Geschichten dessen Erwehnung geschehen sol / vorgangen.
Den Ersten Julii nahm der Capo Aga / vermög erlangten Befehls / deß hingerichteten Sultan Oßmanns Brüder auß jhren Zimmern / in Meynung sie noch selbige Nacht zu stranguliren / vnd also das Ottomannische Geschlecht gar außzurotten / dann der Mustapha zum Kinder zeugen nicht tauglich / sich der Weiber nicht achtete / auch dieses Vorhabens vnwissend gewesen. Als nun gedachter Capo Aga die Jungen Printzen mit sich führte / vnd nicht geringen Rumor vnnd Aufflauff machte / lieffen die Edelknaben zu / vnd nach dem sie deß Aga Vorsatz erfahren / entleibten sie jhn / vnd nahmen hingegen die Junge Printzen / vnnd verwahrten dieselben an ein sicher Ort. Den andern Tag wurde der hingerichte Aga bey den Füssen auffgehencket / alsdann heimblich den Hauptleuten der Janitzaren vbersendet / welche darauff sampt den Spachi mit gewohnlicher Furi nach Hoff lieffen / vnnd Iustitiam vber diesen Fall suchten. Der newe Kayser aber wuste nichts darvon. Darauff war seine Mutter / als ein newe Livia / wie auch der Primo Vezier Dave Bassa / weil er jhr Tochter geehlichet / im Verdacht. Vnd geschahe dieser newe Auflanff an dem Tag / an welchem der Englisch Gesandte Audientz haben solte: Aber das Kriegsvolck wolte niemand einlassen / biß sie dieses Verlauffs ein außsührliche Relation hetten.
Türckischer Vezier vnderstehet sich vergeblich das Ottomannische Geschlecht auß zurotten. Der Vezier Dave Bassa entschuldigte sich / vnd schob den Handel auff seines Weibes Mutter: Aber es war greifflich / daß sie alle beyde der Sachen Wissenschaft gehabt / vnnd hielte man darfür / daß der Aga willens gewesen / an statt deß ältern Printzen einer seiner Söhne zustellen / also daß wann Mustapha eine Zeitlang regieret hette / er solchen alsdann auch hinrichten / vnnd sich selbsten / so lang er gelebet / einsetzen wollen.
Darauff nahm man dem Dave Bassa sein Ampt / vnd ist an seine statt der Hurrein Bassa beruffen worden / so newlich auß Cairo kommen / vnnd ein grosse Summa Gelts mit sich gebracht hatte / so bey diesem Verlauff dem Mustaphae gute Hülff thäte. Es war dieser Hurrein Bassa ein ernsthaffter Mann / vnnd in seinen Wercken eigensinnig / aber gerecht / ein Feind der Christen / vnd ein gebohrner Albanier.
Vnder solchem Verlauff hat man zu Constantinopel lang auff den Polnischen Gesandten vnnd auff die Geschencke / die er von seinem König solte mitbringen / gewartet. Als er endtlich ankommen / hat er den 30. Novembr. Audientz bey dem Obristen Vezier gehabt / von welchem er mit grosser Ehr vnnd Höfflichkeit empfangen worden; vnnd ist bey derselben nichts anders / als ein freundtlicher Gruß vnd allerley Complementen vorgangen. Diese erste Zusammenkunfft / welche so wohl abgangen / hat dem Polnischen Gesandten ein gute Hoffnung gemacht / daß er seine Werbung glücklich vnnd förderlich verrichten würde. Als er aber den 7. dieses zur zweyten Audientz kommen / vnnd mit dem Vezier in Handlung getretten / haben sich die Sachẽ viel anders angelassen / dann er zuvor gemeint hette.
Handlung zu Constantionpel zwischen dem Türckischẽ Kayser vñ dem Polnischen Gesandten. Zum ersten begehrte der Polnische Gesandte / daß man Stephanum Thomam Fürsten in der Moldaw / vnnd Cant Emir Meorsa / Bassen von Silistria solte ab / vnnd an jhre Stell andere friedliebende Personen / die der Cron Polen angenehm weren / einsetzen: Darbey er die alte Pacta vnnd Capitulationes, so mit denen vorigen Ottomannischen Kaysern weren auffgerichtet worden / vnnd die Zusage deß Veziers Dilavers Bassa in der letzten Handlung / so mit jhm gepflogen worden / allegirte. Der Vezier ward hierüber sehr bewegt / vnnd antwortete: Er hätte gemeint / der Gesandte wer kommen / nicht daß er dem Türckischen Kayser vorschriebe / mit was Regenten vnnd Statthaltern er seine Stätt vnnd Landtschafften solte versehen: sondern daß er den Frieden befestigte / vnnd die drey hundert tausend Reichßthaler / welche die Polen für die Vnkosten deß Kriegs zubezahlen versprochẽ hetten / erlegete / neben einem ehrlichen Praesent / wie es die Hochheit eines so grossen vñ mächtigẽ Potentaten erforderte. Belangend den Fürsten von der Moldaw vnnd Cant Emir Meorsa / sagte er / sie weren getrewe vnd wolverdiente Männer / die nichts anders gethan hetten / dann was jhnen võ der Porta were befohlen worden: vnd wie sie den Polen / also hetten die Cosaggen den Türckẽ grossen Schaden gethan: aber wann sie nach beschlossenem Frieden etwas von newem anfiengen / vnnd den Polen einig Vngemach zufügen würden / daß sie nicht allein solten von jren Aemptern abgesetzt / sondern auch an Leib vnd Leben gestrafft werden.
Als aber der Polnische Gesandte auff seinem Begehren beharrete / vnnd darneben verneinte / daß die Polen den Türcken etwas versprochen hetten / mit vermelden / daß die Polenlieber Gut vnnd Blut auffsetzen wolten / dann das geringste Gelt oder Praesent den Türcken in gestalt einer Schuldigkeit geben: Hierbey sind beyderseiths harte vnnd hohe Wort gefallen / also daß sie einander haben liegen heissen vnnd den Krieg angetrohet / vnnd sind darauff mit grossem Zorn vnnd Vnwillen von einander geschieden. Der Gesande hat zwar etliche schöne Sachen für den Vezier vnd Türckischen Kayser mitgebracht: aber er wolte dieselbe allein in seinem Nahmen verehren; hergegen wolte der Vezier / daß was dem Türckischen Kays zugehörte / jm solte bey offentlicher Audientz im Namen deß Königs in Polen verehret werdẽ:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |