Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.da / vnd schoß dermassen auff jhren Vice Admiral / daß derselbe auff dem Sand bey der Insul Resitzen blieb. Drey Tag hernach griff der von Guise die Rocheller wider an / vnnd thät in vier tausendt Schüß auff sie. Die Rocheller / welche Vorwind hatten / kamen auch dapffer heran gefahren: aber wie sie der Königischen Schiff erreicht / vnnd sich zum Kampff gefaßt machten / ward jhnen deß Königs Erklärung vom Frieden vorgewiesen / welcher beyderseits acceptirt worden. Der Roscheller Admiral kam zum Hertzogen von Guise / vnd versprach / daß er allen Articuln / so in der Declaration begriffen / Folg leysten wolte: Also schieden beyde Floten friedlich von einander / vnnd begab sich ein jeder wider an seinen Orth / nach dem von beyden theilen viel Bolcks vmbkommen. Der Printz von Conde war nicht wol zu frieden / daß der König mit den Hugenotten Frieden gemacht / vnd jhm nichts davon vermeldet hatte. Darumber auß Vnwillen / jedoch mit Erlaubnuß deß Königs / in Italien zog / die Jungfraw Mariam zu Loretto zu besuchen. König in Franckreich ziehet zu Lyon eyn. Nach dem nun aller Orthen im Königreich das Kriegswesen eingestellet / hat der König triumphirend beneben seiner Gemahlin ein sehr stattlichen Einzug zu Lion gehalten / allda jhme zu Ehren viel schöne Pyramide auffgerichtet worden: Die Bürgerschafft in zehen tausendt starck hat in schöner Liberey vnnd Rüstung auffgewartet / vnd haben die vornembste Rathsherrn den König vnd Königin vnder 2. mit Gold vnnd Silber gestickten köstlichen Himmeln empfangen / vnd biß in die Kirchen zu S. Johann begleitet / darinn man das Te Deum laudamus gesunge / darneben alle Glocken geläuter vnd das grobe Geschütz loß gebrandt. Den folgenden Tag hat man Jhr. May. zu Ehren auff dem Wasser ein stattlich vnd künstliches Fewerwerck gehalten / vnd erstlich ein grossen Löwen / hernach ein schönes Schloß / so obenauff ein grosse Cron hatte / vnd ringsweiß herumb lieffe / angezündet. Nach solchem hat sich der König von bannen nach Pariß begeben / vnd allda wie mit Hülff deß Hertzogen von Saphoy / der Herrchafft Venedig vnd der Reformierten Eydgnossen / das Veltlin vnnd die Bündter in den vorigen Stand zubringen / vnnd von den Spaniern wider frey gemacht werden möchten / zuberathschlagen angefangen. Davon an seinem Orth weiter. Zu anfang deß 1622. Jahrs hielten die Eydgenossen eine Versamblung zu Baden / darbey sie alles vnder sich gefaßte Mißtrawen auffhuben / vnnd versprachen / einander auff den Nochfall trewlich beyzuspringen. Bündner wollen die Spanische vnd Oesterreichische Regierung nit länger dulden. Von dem Zustandt in Bündten / vnd was selbige Innwohner von der Spanischen vnd Oestereichischen Regierung für Trangsalen außgestanden / ist hiebevor angemeldet worden. Nach dem nun die guten Leut in den zehen Gerichten Bund gesehen / daß sie von den andern Bündten abgeschnitten / jhrer Freyheit beraubet / zu leibeygenen Vnderthanen gemacht / jhnen jhr Haab vnd Gut genommen / sie selbsten geschmähet / jhre leibliche Nahrung den Vnmündigen vor dem Maul abgeschnitten / die Religion entzogen / vnd letztlich wie die arme Schäfflein auff die Schlachtbanck gelieffert worden: da haben sie Prettigäwer ins gemein / sonderlich aber die Saser vnd Conterser ein mannliche Resolution gefaßt / viel eher vber Recuperirung jhrer Freyheit zu sterben / dann eines Veltlinischen Massacres zuerwarten / vnd darauff sich entschlossen den 12. Aprilis dieses 1622. Jahrs als den Freytag vor dem Palmtag / vmb 10. Vhren in der Nacht sich diesem Gewalt zuwidersetzen / GOtt vertrawende / er würde sie in einer so gerechten Sach nit verlassen / sondern mit seinem starcken Arm wider den vbermütigen Feind Veystandt leysten. Vnd weil sie disarmirt gewesen / haben sie zu grünen Prügeln gegriffen / welche sie in den Wälden abgehawen / vnder dem Vorwand auff das Palmfest grüne Zweig vnnd Mayen zuholen. Ob sie nun wol also gefast waren / jhr Vorhaben ins Werck zusetzen / ist jhnen doch allerley Vngelegenheit in den Weg kommen; in deme sonderlich dem Balderon jhr Anschlag / auch gar das Warzeichen vnd die Losung entdeckt worden. Dann eben denselben Abend ist er der Balderon mit seinen Reutern noch Chur geeylet / der Statt sich zubemächtigen. Darbey sie auch die Wischtücher auff die Hüt / welches der Bündner Kennzeichen seyn solte / auffgemacht / selber für jhre Wachten kommen / vnd sich für gute Freund außgeben. Als nun die gute Leut sich verrathen befunden / vnd auch die vbrige / so zu jhnen stossen sollen / auf bemelte Zeit / Stund vnd Mahlstatt / laut der Abrede nit erschienen / sind sie mit grosser Angst vnd Forcht vmbgeben worden / die gantze Nacht mit Thränen zugebracht / vnd endlichen sich gäntzlich entschlossen / deß Morgends frühe vber das Gebürg auß dem Land zuziehen / vmb also der Grausambkeit jhrer Feinden zuentweichen. Aber es haben bey so gestalten Sachen zween redliche Männer die Kleinmüthigen widerumb ermundert / also daß sie sich von newem resolvirt / die folgende Nacht / nemblichen den 13. Aprilis / als auff den Palmabend jhr Intent ins Werck zusetzen / ob schon die vbrigen / die zu jhnen tretten sollen / erschienen oder nicht. Demnach nun den folgenden Tag der Abend herbey geruckt / vnnd sie der Sachen ein anfang machen wollen / da kompt jhnen Bottschafft / der Feind seye mit Sack vnnd Pack auß Kübliß gewichen: Deßwegen sie von stundan / auß Forcht / daß das Dorff in Brandt gesteckt werden möchte / einander ein Hertz einsprechende / auffgebrochen / vnd den Feind nachgeeylet: Sie haben aber nichts mehr angetroffen / dann etwan 6. oder 7. Soldaten / so deß Hauptmanns Quartier verwahren sollen: welche sie in Verwahrung genommen / nit daß jemand derselben solte am Leben angegriffen werden / sondern allein zu dem End / damit sie deß Feinds Intent vnnd Anschlag vernehmen / vnnd nach gethaner Außsag sich weiter berathschlagen könten. Weil da / vnd schoß dermassen auff jhren Vice Admiral / daß derselbe auff dem Sand bey der Insul Resitzen blieb. Drey Tag hernach griff der von Guise die Rocheller wider an / vnnd thät in vier tausendt Schüß auff sie. Die Rocheller / welche Vorwind hatten / kamen auch dapffer heran gefahren: aber wie sie der Königischen Schiff erreicht / vnnd sich zum Kampff gefaßt machten / ward jhnen deß Königs Erklärung vom Frieden vorgewiesen / welcher beyderseits acceptirt worden. Der Roscheller Admiral kam zum Hertzogen von Guise / vnd versprach / daß er allen Articuln / so in der Declaration begriffen / Folg leysten wolte: Also schieden beyde Floten friedlich von einander / vnnd begab sich ein jeder wider an seinen Orth / nach dem von beyden theilen viel Bolcks vmbkommen. Der Printz von Conde war nicht wol zu frieden / daß der König mit den Hugenotten Frieden gemacht / vnd jhm nichts davon vermeldet hatte. Darumber auß Vnwillen / jedoch mit Erlaubnuß deß Königs / in Italien zog / die Jungfraw Mariam zu Loretto zu besuchen. König in Franckreich ziehet zu Lyon eyn. Nach dem nun aller Orthen im Königreich das Kriegswesen eingestellet / hat der König triumphirend beneben seiner Gemahlin ein sehr stattlichen Einzug zu Lion gehalten / allda jhme zu Ehren viel schöne Pyramide auffgerichtet worden: Die Bürgerschafft in zehen tausendt starck hat in schöner Liberey vnnd Rüstung auffgewartet / vnd haben die vornembste Rathsherrn den König vnd Königin vnder 2. mit Gold vnnd Silber gestickten köstlichen Himmeln empfangen / vnd biß in die Kirchen zu S. Johann begleitet / darinn man das Te Deum laudamus gesunge / darneben alle Glocken geläuter vnd das grobe Geschütz loß gebrandt. Den folgenden Tag hat man Jhr. May. zu Ehren auff dem Wasser ein stattlich vnd künstliches Fewerwerck gehalten / vnd erstlich ein grossen Löwen / hernach ein schönes Schloß / so obenauff ein grosse Cron hatte / vnd ringsweiß herumb lieffe / angezündet. Nach solchem hat sich der König von bannen nach Pariß begeben / vnd allda wie mit Hülff deß Hertzogen von Saphoy / der Herrchafft Venedig vnd der Reformierten Eydgnossen / das Veltlin vnnd die Bündter in den vorigen Stand zubringen / vnnd von den Spaniern wider frey gemacht werden möchten / zuberathschlagen angefangen. Davon an seinem Orth weiter. Zu anfang deß 1622. Jahrs hielten die Eydgenossen eine Versamblung zu Baden / darbey sie alles vnder sich gefaßte Mißtrawen auffhuben / vnnd versprachen / einander auff den Nochfall trewlich beyzuspringen. Bündner wollen die Spanische vnd Oesterreichische Regierung nit länger dulden. Von dem Zustandt in Bündten / vnd was selbige Innwohner von der Spanischen vnd Oestereichischen Regierung für Trangsalen außgestanden / ist hiebevor angemeldet worden. Nach dem nun die guten Leut in den zehen Gerichten Bund gesehen / daß sie von den andern Bündten abgeschnitten / jhrer Freyheit beraubet / zu leibeygenen Vnderthanen gemacht / jhnen jhr Haab vnd Gut genommen / sie selbsten geschmähet / jhre leibliche Nahrung den Vnmündigen vor dem Maul abgeschnitten / die Religion entzogen / vnd letztlich wie die arme Schäfflein auff die Schlachtbanck gelieffert worden: da haben sie Prettigäwer ins gemein / sonderlich aber die Saser vnd Conterser ein mannliche Resolution gefaßt / viel eher vber Recuperirung jhrer Freyheit zu sterben / dann eines Veltlinischen Massacres zuerwarten / vnd darauff sich entschlossen den 12. Aprilis dieses 1622. Jahrs als den Freytag vor dem Palmtag / vmb 10. Vhren in der Nacht sich diesem Gewalt zuwidersetzen / GOtt vertrawende / er würde sie in einer so gerechten Sach nit verlassen / sondern mit seinem starcken Arm wider den vbermütigen Feind Veystandt leysten. Vnd weil sie disarmirt gewesen / haben sie zu grünen Prügeln gegriffen / welche sie in den Wälden abgehawen / vnder dem Vorwand auff das Palmfest grüne Zweig vnnd Mayen zuholen. Ob sie nun wol also gefast waren / jhr Vorhaben ins Werck zusetzen / ist jhnen doch allerley Vngelegenheit in den Weg kommen; in deme sonderlich dem Balderon jhr Anschlag / auch gar das Warzeichen vnd die Losung entdeckt worden. Dann eben denselben Abend ist er der Balderon mit seinen Reutern noch Chur geeylet / der Statt sich zubemächtigen. Darbey sie auch die Wischtücher auff die Hüt / welches der Bündner Kennzeichen seyn solte / auffgemacht / selber für jhre Wachten kommen / vñ sich für gute Freund außgeben. Als nun die gute Leut sich verrathen befunden / vnd auch die vbrige / so zu jhnen stossen sollen / auf bemelte Zeit / Stund vnd Mahlstatt / laut der Abrede nit erschienen / sind sie mit grosser Angst vnd Forcht vmbgeben worden / die gantze Nacht mit Thränen zugebracht / vnd endlichen sich gäntzlich entschlossen / deß Morgends frühe vber das Gebürg auß dem Land zuziehen / vmb also der Grausambkeit jhrer Feinden zuentweichen. Aber es haben bey so gestalten Sachen zween redliche Männer die Kleinmüthigen widerumb ermundert / also daß sie sich von newem resolvirt / die folgende Nacht / nemblichen den 13. Aprilis / als auff den Palmabend jhr Intent ins Werck zusetzen / ob schon die vbrigen / die zu jhnen tretten sollen / erschienen oder nicht. Demnach nun den folgenden Tag der Abend herbey geruckt / vnnd sie der Sachen ein anfang machen wollen / da kompt jhnen Bottschafft / der Feind seye mit Sack vnnd Pack auß Kübliß gewichen: Deßwegen sie von stundan / auß Forcht / daß das Dorff in Brandt gesteckt werdẽ möchte / einander ein Hertz einsprechende / auffgebrochen / vnd dẽ Feind nachgeeylet: Sie haben aber nichts mehr angetroffen / dann etwan 6. oder 7. Soldaten / so deß Hauptmanns Quartier verwahren sollen: welche sie in Verwahrung genommẽ / nit daß jemand derselben solte am Leben angegriffen werden / sondern allein zu dem End / damit sie deß Feinds Intent vnnd Anschlag vernehmen / vnnd nach gethaner Außsag sich weiter berathschlagen könten. Weil <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0890" n="787"/> da / vnd schoß dermassen auff jhren Vice Admiral / daß derselbe auff dem Sand bey der Insul Resitzen blieb. Drey Tag hernach griff der von Guise die Rocheller wider an / vnnd thät in vier tausendt Schüß auff sie. Die Rocheller / welche Vorwind hatten / kamen auch dapffer heran gefahren: aber wie sie der Königischen Schiff erreicht / vnnd sich zum Kampff gefaßt machten / ward jhnen deß Königs Erklärung vom Frieden vorgewiesen / welcher beyderseits acceptirt worden. Der Roscheller Admiral kam zum Hertzogen von Guise / vnd versprach / daß er allen Articuln / so in der Declaration begriffen / Folg leysten wolte: Also schieden beyde Floten friedlich von einander / vnnd begab sich ein jeder wider an seinen Orth / nach dem von beyden theilen viel Bolcks vmbkommen.</p> <p>Der Printz von Conde war nicht wol zu frieden / daß der König mit den Hugenotten Frieden gemacht / vnd jhm nichts davon vermeldet hatte. Darumber auß Vnwillen / jedoch mit Erlaubnuß deß Königs / in Italien zog / die Jungfraw Mariam zu Loretto zu besuchen.</p> <p><note place="left">König in Franckreich ziehet zu Lyon eyn.</note> Nach dem nun aller Orthen im Königreich das Kriegswesen eingestellet / hat der König triumphirend beneben seiner Gemahlin ein sehr stattlichen Einzug zu Lion gehalten / allda jhme zu Ehren viel schöne Pyramide auffgerichtet worden: Die Bürgerschafft in zehen tausendt starck hat in schöner Liberey vnnd Rüstung auffgewartet / vnd haben die vornembste Rathsherrn den König vnd Königin vnder 2. mit Gold vnnd Silber gestickten köstlichen Himmeln empfangen / vnd biß in die Kirchen zu S. Johann begleitet / darinn man das Te Deum laudamus gesunge / darneben alle Glocken geläuter vnd das grobe Geschütz loß gebrandt. Den folgenden Tag hat man Jhr. May. zu Ehren auff dem Wasser ein stattlich vnd künstliches Fewerwerck gehalten / vnd erstlich ein grossen Löwen / hernach ein schönes Schloß / so obenauff ein grosse Cron hatte / vnd ringsweiß herumb lieffe / angezündet.</p> <p>Nach solchem hat sich der König von bannen nach Pariß begeben / vnd allda wie mit Hülff deß Hertzogen von Saphoy / der Herrchafft Venedig vnd der Reformierten Eydgnossen / das Veltlin vnnd die Bündter in den vorigen Stand zubringen / vnnd von den Spaniern wider frey gemacht werden möchten / zuberathschlagen angefangen. Davon an seinem Orth weiter.</p> <p>Zu anfang deß 1622. Jahrs hielten die Eydgenossen eine Versamblung zu Baden / darbey sie alles vnder sich gefaßte Mißtrawen auffhuben / vnnd versprachen / einander auff den Nochfall trewlich beyzuspringen.</p> <p><note place="left">Bündner wollen die Spanische vnd Oesterreichische Regierung nit länger dulden.</note> Von dem Zustandt in Bündten / vnd was selbige Innwohner von der Spanischen vnd Oestereichischen Regierung für Trangsalen außgestanden / ist hiebevor angemeldet worden.</p> <p>Nach dem nun die guten Leut in den zehen Gerichten Bund gesehen / daß sie von den andern Bündten abgeschnitten / jhrer Freyheit beraubet / zu leibeygenen Vnderthanen gemacht / jhnen jhr Haab vnd Gut genommen / sie selbsten geschmähet / jhre leibliche Nahrung den Vnmündigen vor dem Maul abgeschnitten / die Religion entzogen / vnd letztlich wie die arme Schäfflein auff die Schlachtbanck gelieffert worden: da haben sie Prettigäwer ins gemein / sonderlich aber die Saser vnd Conterser ein mannliche Resolution gefaßt / viel eher vber Recuperirung jhrer Freyheit zu sterben / dann eines Veltlinischen Massacres zuerwarten / vnd darauff sich entschlossen den 12. Aprilis dieses 1622. Jahrs als den Freytag vor dem Palmtag / vmb 10. Vhren in der Nacht sich diesem Gewalt zuwidersetzen / GOtt vertrawende / er würde sie in einer so gerechten Sach nit verlassen / sondern mit seinem starcken Arm wider den vbermütigen Feind Veystandt leysten. Vnd weil sie disarmirt gewesen / haben sie zu grünen Prügeln gegriffen / welche sie in den Wälden abgehawen / vnder dem Vorwand auff das Palmfest grüne Zweig vnnd Mayen zuholen. Ob sie nun wol also gefast waren / jhr Vorhaben ins Werck zusetzen / ist jhnen doch allerley Vngelegenheit in den Weg kommen; in deme sonderlich dem Balderon jhr Anschlag / auch gar das Warzeichen vnd die Losung entdeckt worden. Dann eben denselben Abend ist er der Balderon mit seinen Reutern noch Chur geeylet / der Statt sich zubemächtigen. Darbey sie auch die Wischtücher auff die Hüt / welches der Bündner Kennzeichen seyn solte / auffgemacht / selber für jhre Wachten kommen / vñ sich für gute Freund außgeben.</p> <p>Als nun die gute Leut sich verrathen befunden / vnd auch die vbrige / so zu jhnen stossen sollen / auf bemelte Zeit / Stund vnd Mahlstatt / laut der Abrede nit erschienen / sind sie mit grosser Angst vnd Forcht vmbgeben worden / die gantze Nacht mit Thränen zugebracht / vnd endlichen sich gäntzlich entschlossen / deß Morgends frühe vber das Gebürg auß dem Land zuziehen / vmb also der Grausambkeit jhrer Feinden zuentweichen.</p> <p>Aber es haben bey so gestalten Sachen zween redliche Männer die Kleinmüthigen widerumb ermundert / also daß sie sich von newem resolvirt / die folgende Nacht / nemblichen den 13. Aprilis / als auff den Palmabend jhr Intent ins Werck zusetzen / ob schon die vbrigen / die zu jhnen tretten sollen / erschienen oder nicht. Demnach nun den folgenden Tag der Abend herbey geruckt / vnnd sie der Sachen ein anfang machen wollen / da kompt jhnen Bottschafft / der Feind seye mit Sack vnnd Pack auß Kübliß gewichen: Deßwegen sie von stundan / auß Forcht / daß das Dorff in Brandt gesteckt werdẽ möchte / einander ein Hertz einsprechende / auffgebrochen / vnd dẽ Feind nachgeeylet: Sie haben aber nichts mehr angetroffen / dann etwan 6. oder 7. Soldaten / so deß Hauptmanns Quartier verwahren sollen: welche sie in Verwahrung genommẽ / nit daß jemand derselben solte am Leben angegriffen werden / sondern allein zu dem End / damit sie deß Feinds Intent vnnd Anschlag vernehmen / vnnd nach gethaner Außsag sich weiter berathschlagen könten. Weil </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [787/0890]
da / vnd schoß dermassen auff jhren Vice Admiral / daß derselbe auff dem Sand bey der Insul Resitzen blieb. Drey Tag hernach griff der von Guise die Rocheller wider an / vnnd thät in vier tausendt Schüß auff sie. Die Rocheller / welche Vorwind hatten / kamen auch dapffer heran gefahren: aber wie sie der Königischen Schiff erreicht / vnnd sich zum Kampff gefaßt machten / ward jhnen deß Königs Erklärung vom Frieden vorgewiesen / welcher beyderseits acceptirt worden. Der Roscheller Admiral kam zum Hertzogen von Guise / vnd versprach / daß er allen Articuln / so in der Declaration begriffen / Folg leysten wolte: Also schieden beyde Floten friedlich von einander / vnnd begab sich ein jeder wider an seinen Orth / nach dem von beyden theilen viel Bolcks vmbkommen.
Der Printz von Conde war nicht wol zu frieden / daß der König mit den Hugenotten Frieden gemacht / vnd jhm nichts davon vermeldet hatte. Darumber auß Vnwillen / jedoch mit Erlaubnuß deß Königs / in Italien zog / die Jungfraw Mariam zu Loretto zu besuchen.
Nach dem nun aller Orthen im Königreich das Kriegswesen eingestellet / hat der König triumphirend beneben seiner Gemahlin ein sehr stattlichen Einzug zu Lion gehalten / allda jhme zu Ehren viel schöne Pyramide auffgerichtet worden: Die Bürgerschafft in zehen tausendt starck hat in schöner Liberey vnnd Rüstung auffgewartet / vnd haben die vornembste Rathsherrn den König vnd Königin vnder 2. mit Gold vnnd Silber gestickten köstlichen Himmeln empfangen / vnd biß in die Kirchen zu S. Johann begleitet / darinn man das Te Deum laudamus gesunge / darneben alle Glocken geläuter vnd das grobe Geschütz loß gebrandt. Den folgenden Tag hat man Jhr. May. zu Ehren auff dem Wasser ein stattlich vnd künstliches Fewerwerck gehalten / vnd erstlich ein grossen Löwen / hernach ein schönes Schloß / so obenauff ein grosse Cron hatte / vnd ringsweiß herumb lieffe / angezündet.
König in Franckreich ziehet zu Lyon eyn. Nach solchem hat sich der König von bannen nach Pariß begeben / vnd allda wie mit Hülff deß Hertzogen von Saphoy / der Herrchafft Venedig vnd der Reformierten Eydgnossen / das Veltlin vnnd die Bündter in den vorigen Stand zubringen / vnnd von den Spaniern wider frey gemacht werden möchten / zuberathschlagen angefangen. Davon an seinem Orth weiter.
Zu anfang deß 1622. Jahrs hielten die Eydgenossen eine Versamblung zu Baden / darbey sie alles vnder sich gefaßte Mißtrawen auffhuben / vnnd versprachen / einander auff den Nochfall trewlich beyzuspringen.
Von dem Zustandt in Bündten / vnd was selbige Innwohner von der Spanischen vnd Oestereichischen Regierung für Trangsalen außgestanden / ist hiebevor angemeldet worden.
Bündner wollen die Spanische vnd Oesterreichische Regierung nit länger dulden. Nach dem nun die guten Leut in den zehen Gerichten Bund gesehen / daß sie von den andern Bündten abgeschnitten / jhrer Freyheit beraubet / zu leibeygenen Vnderthanen gemacht / jhnen jhr Haab vnd Gut genommen / sie selbsten geschmähet / jhre leibliche Nahrung den Vnmündigen vor dem Maul abgeschnitten / die Religion entzogen / vnd letztlich wie die arme Schäfflein auff die Schlachtbanck gelieffert worden: da haben sie Prettigäwer ins gemein / sonderlich aber die Saser vnd Conterser ein mannliche Resolution gefaßt / viel eher vber Recuperirung jhrer Freyheit zu sterben / dann eines Veltlinischen Massacres zuerwarten / vnd darauff sich entschlossen den 12. Aprilis dieses 1622. Jahrs als den Freytag vor dem Palmtag / vmb 10. Vhren in der Nacht sich diesem Gewalt zuwidersetzen / GOtt vertrawende / er würde sie in einer so gerechten Sach nit verlassen / sondern mit seinem starcken Arm wider den vbermütigen Feind Veystandt leysten. Vnd weil sie disarmirt gewesen / haben sie zu grünen Prügeln gegriffen / welche sie in den Wälden abgehawen / vnder dem Vorwand auff das Palmfest grüne Zweig vnnd Mayen zuholen. Ob sie nun wol also gefast waren / jhr Vorhaben ins Werck zusetzen / ist jhnen doch allerley Vngelegenheit in den Weg kommen; in deme sonderlich dem Balderon jhr Anschlag / auch gar das Warzeichen vnd die Losung entdeckt worden. Dann eben denselben Abend ist er der Balderon mit seinen Reutern noch Chur geeylet / der Statt sich zubemächtigen. Darbey sie auch die Wischtücher auff die Hüt / welches der Bündner Kennzeichen seyn solte / auffgemacht / selber für jhre Wachten kommen / vñ sich für gute Freund außgeben.
Als nun die gute Leut sich verrathen befunden / vnd auch die vbrige / so zu jhnen stossen sollen / auf bemelte Zeit / Stund vnd Mahlstatt / laut der Abrede nit erschienen / sind sie mit grosser Angst vnd Forcht vmbgeben worden / die gantze Nacht mit Thränen zugebracht / vnd endlichen sich gäntzlich entschlossen / deß Morgends frühe vber das Gebürg auß dem Land zuziehen / vmb also der Grausambkeit jhrer Feinden zuentweichen.
Aber es haben bey so gestalten Sachen zween redliche Männer die Kleinmüthigen widerumb ermundert / also daß sie sich von newem resolvirt / die folgende Nacht / nemblichen den 13. Aprilis / als auff den Palmabend jhr Intent ins Werck zusetzen / ob schon die vbrigen / die zu jhnen tretten sollen / erschienen oder nicht. Demnach nun den folgenden Tag der Abend herbey geruckt / vnnd sie der Sachen ein anfang machen wollen / da kompt jhnen Bottschafft / der Feind seye mit Sack vnnd Pack auß Kübliß gewichen: Deßwegen sie von stundan / auß Forcht / daß das Dorff in Brandt gesteckt werdẽ möchte / einander ein Hertz einsprechende / auffgebrochen / vnd dẽ Feind nachgeeylet: Sie haben aber nichts mehr angetroffen / dann etwan 6. oder 7. Soldaten / so deß Hauptmanns Quartier verwahren sollen: welche sie in Verwahrung genommẽ / nit daß jemand derselben solte am Leben angegriffen werden / sondern allein zu dem End / damit sie deß Feinds Intent vnnd Anschlag vernehmen / vnnd nach gethaner Außsag sich weiter berathschlagen könten. Weil
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 787. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/890>, abgerufen am 28.07.2024. |