Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.aber vnder gedachten Soldaten ein Furirer gewesen / welcher vnder wärender Einlägerung gantz tyrannischer weiß die Vnderthanen geplagt / auch damahlen schmähliche vnnd trutzige Wort vber die gemeldte Seser vnnd Contreser außgegossen / haben sie jhm mit einem Prügel die Muß queten auß den Händen geschlagen / vnnd jhn mit derselben so bald erschossen. Darüber sind jhrer viel abermal zaghaffe worden / vnnd zu denen / so gemeltem Furier seinen Rest gegeben / gesagt: was wollen wir arme Leuth nun anfangen / jhr bringet vns vmb Leib vnd Leben / vmb Weib vnd Kind / vnd was wir liebs haben: man wird vns alles in Brandt stecken vnnd alle erwürgen / etc. In dem nun diß kleine Häufflein vber diesem Handel gantz erschrocken / sind die Serneuser vnnd Closterer auch zu jhnen gestossen: welches jhnen sämptlichen wider einen Muth gemacht / daß sie vnverzagt dem Feind nachgejagt: Vnd als sie vber jhres Gerichts Landmarchen außkommen / werden sie berichtet wie der Feind dem Schloß Castels zugezogen / vnnd dasselbig mit dem Fähnlein so im Castelser Gericht gelegen bewahret. Darauf haben sie jre Benachbarten / die sich bey Nacht alle in die Ruhe begeben / vnd geschlaffen / lassen auffwecken / welche so bald zu jhnen gestossen. Da gieng es widerumb an ein Klagen / vnnd Jammern / in deme etliche sprachen / lieben Brüder was wollen wir machen? der Feind ist hinder-vnd vor vns: Man widersetzt sich dem höchsten Potentaten der Welt: Man wird vns alle wie das Kraut zerhacken / lasset vns doch vber deß Castelser Gerichts Grund vnnd Boden widerumb zurück ziehen / etc. Andere aber rufften mit lauter Stimm / nicht also lieben Brüder / seyt getrost vnd frewdig / wir wollen mit Gottes Beystandt den Feind angreiftfen: Der Saul hat auch dem Daviden widerrathen den grossen Goliath anzugreiffen: David aber hat nichts darumb gegeben / sondern mit Göttlichem Beystandt die Ehr deß Allmächtigen retten wöllen. Ein gleiche Sach haben wir auch. Gottes Ehr wollen wir retten / für deß Allmächtigen Ehr wollen wir streiten / er wird vns gewißlich wider die vnbeschnitten Gottlosen Kriegsgurgeln / Glück / Sieg vnd Krafft verleyhen / etc. Hierauff haben sie widerumb ein Hertz gefasset / vnd sich entschlossen / dieselbig Nacht daselbsten zuverharren. In deme so kommen dahero gantz frewdig die Fiderisser / Jenazer / wie auch die Fürner / aber sie haben die selben so bald vber das Wasser denen zu Schiers / zu Hülff zugesandt. Vnd sind in jhrem Vortheil verblieben. Vnder zwischen kompt jhnen zu die Außsag der angehaltenen Soldaten zu Kübliß: nemblichen deß Feinds Vorhaben sye gewesen / erstlichen in das Schierser Gericht mit allem Gewalt zufallen / allda ein Anfang machen mit Brennen / Morden / vnd alles miteinander außzurotten / vnd darauff biß in das Engadin von Gericht zu Gericht solches zu continuiren / auch das Engadin selber in die Aschen zulegen / rc. Hierauff das arme Häufflein in seinem Vorhaben je länger je mehr gestärckt worden / vnd darbey verursachet auff jhren Knien den Allmächtigen ernstlich anzuruffen / daß er auß Gnaden deß Feinds mordlichen Rathschlag zu nichten machen / sie die Betrangten aber mit Dapfferkeit anziehen / auch jhnen Rath / Stärcke / Hertz vnd Beystandt verleyhen wölle / damit sie jhrem Feind Mannlich vnder Augen ziehen / vnd jhn verjagen mögen. Vnd darauff noch vber die vorige auch andere auß jhren Mitteln zu Schutz den Schierseren zugesandt / auch so bald einen vnder den vornembsten naher Kübliß abgeordnet / daß er selber der Soldaten Außsag möchte anhören / vnd von stundt an auß jhrem eygnen Mund alles vmbständlich referiren vnd berichten. Derselbig als er widerumb zurück kommen / vnd anzeiget / wie daß alles sich in der Warheit / wie Bericht einkommen / verhalte / vnd deßwegen jederman zur billichen Defension sich rüsten solle: Ist das Volck auß dem Flecken auff ein Wiesen gegangen / vnd als man / wie der Feind anzugreiffen / ein satten Rathschlag gefasset / auff die Knie nider gefallen / vnd den anfang vom Gebett gemacht: In dem kompt Aviso der Feind seye auß dem Schloß auff gebrochen: deßwegen sie dem Schloß zueylten: in welches sich der Feind / als er jhr Ankunfft vermerckt / so bald widerumb reterirt: deßwegen sie am Morgen frühe zu Conters darvor in der Kirchen Predigt anhören / vnd jhr Gebett verrichten wöllen (dann die Prediger / so vorhin von Guthertzigen eingespert heimblich hinderhalten worden / thäten sich widerumb offentlich herfür) so finden sie die Kirchen gantz wol verwahrt / deßwegen sie vor der Kirchen nidergefallen / Gott trewlich angeruffen / daß er deß Volcks Oberster Kriegsführer seyn / dem Feind ein Schrecken einjagen vnnd mit seinem allmächtigen Arm schlagen wölle: Darauff sind sie in Gottes Nahmen nach Saß marchiert / war Palmsontag der 4. Tag Aprilis / daselbsten die zugesperte Kirch eröffnet / vnd geprediget: als sie nun nach gehaltener Predigt jhr einbrünstig Gebett zu Gott dem Herrn gethan / ist ein weisses Lämblein in die Kirchen hineyn kommen / welches von dem grösten theil für ein sonders Zeichen Göttlichen Beystands gehalten worden. Darüber haben sie dem Feind auff Castels zu entbotten / so fern er mit Sack vnd Pack / mit Haab vnnd Gut / Ober-vnd Vnderwehren abziehen wölle / solle jhm sicher Geleyd zugesagt vnd versprochen seyn / im widrigen Fall soll jnen kein Gnad ertheilt werden. Aber die Soldaten gaben zur Antwort / so fern seye es / daß sie wöllen abziehen / daß sie auch resolvirt / biß auff den letzten Mann sich zu wehren: begehren von den Bawren kein Gnad / werden GOtt zu dancken haben / wann jhnen von den Soldaten Gnad widerfahre / etc. mit mehrem. Diese trutzige Antwort hat den grösten theil deß Volcks wider erschreckt / vnd waren jhrer etliche die das Volck beynahe abwendig gemacht / in deme sie für gaben / die Macht der Feinden seye viel aber vnder gedachten Soldaten ein Furirer gewesen / welcher vnder wärender Einlägerung gantz tyrannischer weiß die Vnderthanen geplagt / auch damahlen schmähliche vnnd trutzige Wort vber die gemeldte Seser vnnd Contreser außgegossen / haben sie jhm mit einem Prügel die Muß queten auß den Händen geschlagen / vnnd jhn mit derselben so bald erschossen. Darüber sind jhrer viel abermal zaghaffe worden / vnnd zu denen / so gemeltem Furier seinen Rest gegeben / gesagt: was wollen wir arme Leuth nun anfangen / jhr bringet vns vmb Leib vnd Leben / vmb Weib vnd Kind / vnd was wir liebs haben: man wird vns alles in Brandt stecken vnnd alle erwürgen / etc. In dem nun diß kleine Häufflein vber diesem Handel gantz erschrocken / sind die Serneuser vnnd Closterer auch zu jhnen gestossen: welches jhnen sämptlichen wider einen Muth gemacht / daß sie vnverzagt dem Feind nachgejagt: Vnd als sie vber jhres Gerichts Landmarchen außkommen / werden sie berichtet wie der Feind dem Schloß Castels zugezogen / vnnd dasselbig mit dem Fähnlein so im Castelser Gericht gelegen bewahret. Darauf haben sie jre Benachbarten / die sich bey Nacht alle in die Ruhe begeben / vnd geschlaffen / lassen auffwecken / welche so bald zu jhnen gestossen. Da gieng es widerumb an ein Klagen / vnnd Jammern / in deme etliche sprachen / lieben Brüder was wollen wir machen? der Feind ist hinder-vnd vor vns: Man widersetzt sich dem höchsten Potentaten der Welt: Man wird vns alle wie das Kraut zerhacken / lasset vns doch vber deß Castelser Gerichts Grund vnnd Boden widerumb zurück ziehen / etc. Andere aber rufften mit lauter Stimm / nicht also lieben Brüder / seyt getrost vnd frewdig / wir wollen mit Gottes Beystandt den Feind angreiftfen: Der Saul hat auch dem Daviden widerrathen den grossen Goliath anzugreiffen: David aber hat nichts darumb gegeben / sondern mit Göttlichem Beystandt die Ehr deß Allmächtigen retten wöllen. Ein gleiche Sach haben wir auch. Gottes Ehr wollen wir retten / für deß Allmächtigen Ehr wollen wir streiten / er wird vns gewißlich wider die vnbeschnitten Gottlosen Kriegsgurgeln / Glück / Sieg vnd Krafft verleyhen / etc. Hierauff haben sie widerumb ein Hertz gefasset / vnd sich entschlossen / dieselbig Nacht daselbsten zuverharren. In deme so kommen dahero gantz frewdig die Fiderisser / Jenazer / wie auch die Fürner / aber sie haben die selben so bald vber das Wasser denen zu Schiers / zu Hülff zugesandt. Vnd sind in jhrem Vortheil verblieben. Vnder zwischen kompt jhnen zu die Außsag der angehaltenen Soldaten zu Kübliß: nemblichen deß Feinds Vorhaben sye gewesen / erstlichen in das Schierser Gericht mit allem Gewalt zufallen / allda ein Anfang machen mit Brennen / Morden / vnd alles miteinander außzurotten / vnd darauff biß in das Engadin von Gericht zu Gericht solches zu continuiren / auch das Engadin selber in die Aschen zulegen / rc. Hierauff das arme Häufflein in seinem Vorhaben je länger je mehr gestärckt worden / vnd darbey verursachet auff jhren Knien den Allmächtigen ernstlich anzuruffen / daß er auß Gnaden deß Feinds mordlichen Rathschlag zu nichten machen / sie die Betrangten aber mit Dapfferkeit anziehen / auch jhnen Rath / Stärcke / Hertz vnd Beystandt verleyhen wölle / damit sie jhrem Feind Mannlich vnder Augen ziehen / vnd jhn verjagen mögen. Vnd darauff noch vber die vorige auch andere auß jhren Mitteln zu Schutz den Schierseren zugesandt / auch so bald einen vnder den vornembsten naher Kübliß abgeordnet / daß er selber der Soldaten Außsag möchte anhören / vnd von stundt an auß jhrem eygnen Mund alles vmbständlich referiren vnd berichten. Derselbig als er widerumb zurück kommen / vnd anzeiget / wie daß alles sich in der Warheit / wie Bericht einkommen / verhalte / vnd deßwegen jederman zur billichen Defension sich rüsten solle: Ist das Volck auß dem Flecken auff ein Wiesen gegangen / vnd als man / wie der Feind anzugreiffen / ein satten Rathschlag gefasset / auff die Knie nider gefallen / vnd den anfang vom Gebett gemacht: In dem kompt Aviso der Feind seye auß dem Schloß auff gebrochen: deßwegen sie dem Schloß zueylten: in welches sich der Feind / als er jhr Ankunfft vermerckt / so bald widerumb reterirt: deßwegen sie am Morgen frühe zu Conters darvor in der Kirchen Predigt anhören / vnd jhr Gebett verrichten wöllen (dann die Prediger / so vorhin von Guthertzigen eingespert heimblich hinderhalten worden / thäten sich widerumb offentlich herfür) so finden sie die Kirchen gantz wol verwahrt / deßwegen sie vor der Kirchen nidergefallen / Gott trewlich angeruffen / daß er deß Volcks Oberster Kriegsführer seyn / dem Feind ein Schrecken einjagen vnnd mit seinem allmächtigen Arm schlagen wölle: Darauff sind sie in Gottes Nahmen nach Saß marchiert / war Palmsontag der 4. Tag Aprilis / daselbsten die zugesperte Kirch eröffnet / vnd geprediget: als sie nun nach gehaltener Predigt jhr einbrünstig Gebett zu Gott dem Herrn gethan / ist ein weisses Lämblein in die Kirchen hineyn kommen / welches von dem grösten theil für ein sonders Zeichen Göttlichen Beystands gehalten worden. Darüber haben sie dem Feind auff Castels zu entbotten / so fern er mit Sack vnd Pack / mit Haab vnnd Gut / Ober-vnd Vnderwehren abziehen wölle / solle jhm sicher Geleyd zugesagt vnd versprochen seyn / im widrigen Fall soll jnen kein Gnad ertheilt werden. Aber die Soldaten gaben zur Antwort / so fern seye es / daß sie wöllen abziehen / daß sie auch resolvirt / biß auff den letzten Mann sich zu wehrẽ: begehren von den Bawren kein Gnad / werden GOtt zu dancken haben / wann jhnen von den Soldaten Gnad widerfahre / etc. mit mehrem. Diese trutzige Antwort hat den grösten theil deß Volcks wider erschreckt / vnd waren jhrer etliche die das Volck beynahe abwendig gemacht / in deme sie für gaben / die Macht der Feinden seye viel <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0891" n="788"/> aber vnder gedachten Soldaten ein Furirer gewesen / welcher vnder wärender Einlägerung gantz tyrannischer weiß die Vnderthanen geplagt / auch damahlen schmähliche vnnd trutzige Wort vber die gemeldte Seser vnnd Contreser außgegossen / haben sie jhm mit einem Prügel die Muß queten auß den Händen geschlagen / vnnd jhn mit derselben so bald erschossen. Darüber sind jhrer viel abermal zaghaffe worden / vnnd zu denen / so gemeltem Furier seinen Rest gegeben / gesagt: was wollen wir arme Leuth nun anfangen / jhr bringet vns vmb Leib vnd Leben / vmb Weib vnd Kind / vnd was wir liebs haben: man wird vns alles in Brandt stecken vnnd alle erwürgen / etc.</p> <p>In dem nun diß kleine Häufflein vber diesem Handel gantz erschrocken / sind die Serneuser vnnd Closterer auch zu jhnen gestossen: welches jhnen sämptlichen wider einen Muth gemacht / daß sie vnverzagt dem Feind nachgejagt: Vnd als sie vber jhres Gerichts Landmarchen außkommen / werden sie berichtet wie der Feind dem Schloß Castels zugezogen / vnnd dasselbig mit dem Fähnlein so im Castelser Gericht gelegen bewahret.</p> <p>Darauf haben sie jre Benachbarten / die sich bey Nacht alle in die Ruhe begeben / vnd geschlaffen / lassen auffwecken / welche so bald zu jhnen gestossen. Da gieng es widerumb an ein Klagen / vnnd Jammern / in deme etliche sprachen / lieben Brüder was wollen wir machen? der Feind ist hinder-vnd vor vns: Man widersetzt sich dem höchsten Potentaten der Welt: Man wird vns alle wie das Kraut zerhacken / lasset vns doch vber deß Castelser Gerichts Grund vnnd Boden widerumb zurück ziehen / etc.</p> <p>Andere aber rufften mit lauter Stimm / nicht also lieben Brüder / seyt getrost vnd frewdig / wir wollen mit Gottes Beystandt den Feind angreiftfen: Der Saul hat auch dem Daviden widerrathen den grossen Goliath anzugreiffen: David aber hat nichts darumb gegeben / sondern mit Göttlichem Beystandt die Ehr deß Allmächtigen retten wöllen. Ein gleiche Sach haben wir auch. Gottes Ehr wollen wir retten / für deß Allmächtigen Ehr wollen wir streiten / er wird vns gewißlich wider die vnbeschnitten Gottlosen Kriegsgurgeln / Glück / Sieg vnd Krafft verleyhen / etc.</p> <p>Hierauff haben sie widerumb ein Hertz gefasset / vnd sich entschlossen / dieselbig Nacht daselbsten zuverharren. In deme so kommen dahero gantz frewdig die Fiderisser / Jenazer / wie auch die Fürner / aber sie haben die selben so bald vber das Wasser denen zu Schiers / zu Hülff zugesandt. Vnd sind in jhrem Vortheil verblieben. Vnder zwischen kompt jhnen zu die Außsag der angehaltenen Soldaten zu Kübliß: nemblichen deß Feinds Vorhaben sye gewesen / erstlichen in das Schierser Gericht mit allem Gewalt zufallen / allda ein Anfang machen mit Brennen / Morden / vnd alles miteinander außzurotten / vnd darauff biß in das Engadin von Gericht zu Gericht solches zu continuiren / auch das Engadin selber in die Aschen zulegen / rc. Hierauff das arme Häufflein in seinem Vorhaben je länger je mehr gestärckt worden / vnd darbey verursachet auff jhren Knien den Allmächtigen ernstlich anzuruffen / daß er auß Gnaden deß Feinds mordlichen Rathschlag zu nichten machen / sie die Betrangten aber mit Dapfferkeit anziehen / auch jhnen Rath / Stärcke / Hertz vnd Beystandt verleyhen wölle / damit sie jhrem Feind Mannlich vnder Augen ziehen / vnd jhn verjagen mögen. Vnd darauff noch vber die vorige auch andere auß jhren Mitteln zu Schutz den Schierseren zugesandt / auch so bald einen vnder den vornembsten naher Kübliß abgeordnet / daß er selber der Soldaten Außsag möchte anhören / vnd von stundt an auß jhrem eygnen Mund alles vmbständlich referiren vnd berichten. Derselbig als er widerumb zurück kommen / vnd anzeiget / wie daß alles sich in der Warheit / wie Bericht einkommen / verhalte / vnd deßwegen jederman zur billichen Defension sich rüsten solle: Ist das Volck auß dem Flecken auff ein Wiesen gegangen / vnd als man / wie der Feind anzugreiffen / ein satten Rathschlag gefasset / auff die Knie nider gefallen / vnd den anfang vom Gebett gemacht: In dem kompt Aviso der Feind seye auß dem Schloß auff gebrochen: deßwegen sie dem Schloß zueylten: in welches sich der Feind / als er jhr Ankunfft vermerckt / so bald widerumb reterirt: deßwegen sie am Morgen frühe zu Conters darvor in der Kirchen Predigt anhören / vnd jhr Gebett verrichten wöllen (dann die Prediger / so vorhin von Guthertzigen eingespert heimblich hinderhalten worden / thäten sich widerumb offentlich herfür) so finden sie die Kirchen gantz wol verwahrt / deßwegen sie vor der Kirchen nidergefallen / Gott trewlich angeruffen / daß er deß Volcks Oberster Kriegsführer seyn / dem Feind ein Schrecken einjagen vnnd mit seinem allmächtigen Arm schlagen wölle: Darauff sind sie in Gottes Nahmen nach Saß marchiert / war Palmsontag der 4. Tag Aprilis / daselbsten die zugesperte Kirch eröffnet / vnd geprediget: als sie nun nach gehaltener Predigt jhr einbrünstig Gebett zu Gott dem Herrn gethan / ist ein weisses Lämblein in die Kirchen hineyn kommen / welches von dem grösten theil für ein sonders Zeichen Göttlichen Beystands gehalten worden. Darüber haben sie dem Feind auff Castels zu entbotten / so fern er mit Sack vnd Pack / mit Haab vnnd Gut / Ober-vnd Vnderwehren abziehen wölle / solle jhm sicher Geleyd zugesagt vnd versprochen seyn / im widrigen Fall soll jnen kein Gnad ertheilt werden. Aber die Soldaten gaben zur Antwort / so fern seye es / daß sie wöllen abziehen / daß sie auch resolvirt / biß auff den letzten Mann sich zu wehrẽ: begehren von den Bawren kein Gnad / werden GOtt zu dancken haben / wann jhnen von den Soldaten Gnad widerfahre / etc. mit mehrem. Diese trutzige Antwort hat den grösten theil deß Volcks wider erschreckt / vnd waren jhrer etliche die das Volck beynahe abwendig gemacht / in deme sie für gaben / die Macht der Feinden seye viel </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [788/0891]
aber vnder gedachten Soldaten ein Furirer gewesen / welcher vnder wärender Einlägerung gantz tyrannischer weiß die Vnderthanen geplagt / auch damahlen schmähliche vnnd trutzige Wort vber die gemeldte Seser vnnd Contreser außgegossen / haben sie jhm mit einem Prügel die Muß queten auß den Händen geschlagen / vnnd jhn mit derselben so bald erschossen. Darüber sind jhrer viel abermal zaghaffe worden / vnnd zu denen / so gemeltem Furier seinen Rest gegeben / gesagt: was wollen wir arme Leuth nun anfangen / jhr bringet vns vmb Leib vnd Leben / vmb Weib vnd Kind / vnd was wir liebs haben: man wird vns alles in Brandt stecken vnnd alle erwürgen / etc.
In dem nun diß kleine Häufflein vber diesem Handel gantz erschrocken / sind die Serneuser vnnd Closterer auch zu jhnen gestossen: welches jhnen sämptlichen wider einen Muth gemacht / daß sie vnverzagt dem Feind nachgejagt: Vnd als sie vber jhres Gerichts Landmarchen außkommen / werden sie berichtet wie der Feind dem Schloß Castels zugezogen / vnnd dasselbig mit dem Fähnlein so im Castelser Gericht gelegen bewahret.
Darauf haben sie jre Benachbarten / die sich bey Nacht alle in die Ruhe begeben / vnd geschlaffen / lassen auffwecken / welche so bald zu jhnen gestossen. Da gieng es widerumb an ein Klagen / vnnd Jammern / in deme etliche sprachen / lieben Brüder was wollen wir machen? der Feind ist hinder-vnd vor vns: Man widersetzt sich dem höchsten Potentaten der Welt: Man wird vns alle wie das Kraut zerhacken / lasset vns doch vber deß Castelser Gerichts Grund vnnd Boden widerumb zurück ziehen / etc.
Andere aber rufften mit lauter Stimm / nicht also lieben Brüder / seyt getrost vnd frewdig / wir wollen mit Gottes Beystandt den Feind angreiftfen: Der Saul hat auch dem Daviden widerrathen den grossen Goliath anzugreiffen: David aber hat nichts darumb gegeben / sondern mit Göttlichem Beystandt die Ehr deß Allmächtigen retten wöllen. Ein gleiche Sach haben wir auch. Gottes Ehr wollen wir retten / für deß Allmächtigen Ehr wollen wir streiten / er wird vns gewißlich wider die vnbeschnitten Gottlosen Kriegsgurgeln / Glück / Sieg vnd Krafft verleyhen / etc.
Hierauff haben sie widerumb ein Hertz gefasset / vnd sich entschlossen / dieselbig Nacht daselbsten zuverharren. In deme so kommen dahero gantz frewdig die Fiderisser / Jenazer / wie auch die Fürner / aber sie haben die selben so bald vber das Wasser denen zu Schiers / zu Hülff zugesandt. Vnd sind in jhrem Vortheil verblieben. Vnder zwischen kompt jhnen zu die Außsag der angehaltenen Soldaten zu Kübliß: nemblichen deß Feinds Vorhaben sye gewesen / erstlichen in das Schierser Gericht mit allem Gewalt zufallen / allda ein Anfang machen mit Brennen / Morden / vnd alles miteinander außzurotten / vnd darauff biß in das Engadin von Gericht zu Gericht solches zu continuiren / auch das Engadin selber in die Aschen zulegen / rc. Hierauff das arme Häufflein in seinem Vorhaben je länger je mehr gestärckt worden / vnd darbey verursachet auff jhren Knien den Allmächtigen ernstlich anzuruffen / daß er auß Gnaden deß Feinds mordlichen Rathschlag zu nichten machen / sie die Betrangten aber mit Dapfferkeit anziehen / auch jhnen Rath / Stärcke / Hertz vnd Beystandt verleyhen wölle / damit sie jhrem Feind Mannlich vnder Augen ziehen / vnd jhn verjagen mögen. Vnd darauff noch vber die vorige auch andere auß jhren Mitteln zu Schutz den Schierseren zugesandt / auch so bald einen vnder den vornembsten naher Kübliß abgeordnet / daß er selber der Soldaten Außsag möchte anhören / vnd von stundt an auß jhrem eygnen Mund alles vmbständlich referiren vnd berichten. Derselbig als er widerumb zurück kommen / vnd anzeiget / wie daß alles sich in der Warheit / wie Bericht einkommen / verhalte / vnd deßwegen jederman zur billichen Defension sich rüsten solle: Ist das Volck auß dem Flecken auff ein Wiesen gegangen / vnd als man / wie der Feind anzugreiffen / ein satten Rathschlag gefasset / auff die Knie nider gefallen / vnd den anfang vom Gebett gemacht: In dem kompt Aviso der Feind seye auß dem Schloß auff gebrochen: deßwegen sie dem Schloß zueylten: in welches sich der Feind / als er jhr Ankunfft vermerckt / so bald widerumb reterirt: deßwegen sie am Morgen frühe zu Conters darvor in der Kirchen Predigt anhören / vnd jhr Gebett verrichten wöllen (dann die Prediger / so vorhin von Guthertzigen eingespert heimblich hinderhalten worden / thäten sich widerumb offentlich herfür) so finden sie die Kirchen gantz wol verwahrt / deßwegen sie vor der Kirchen nidergefallen / Gott trewlich angeruffen / daß er deß Volcks Oberster Kriegsführer seyn / dem Feind ein Schrecken einjagen vnnd mit seinem allmächtigen Arm schlagen wölle: Darauff sind sie in Gottes Nahmen nach Saß marchiert / war Palmsontag der 4. Tag Aprilis / daselbsten die zugesperte Kirch eröffnet / vnd geprediget: als sie nun nach gehaltener Predigt jhr einbrünstig Gebett zu Gott dem Herrn gethan / ist ein weisses Lämblein in die Kirchen hineyn kommen / welches von dem grösten theil für ein sonders Zeichen Göttlichen Beystands gehalten worden. Darüber haben sie dem Feind auff Castels zu entbotten / so fern er mit Sack vnd Pack / mit Haab vnnd Gut / Ober-vnd Vnderwehren abziehen wölle / solle jhm sicher Geleyd zugesagt vnd versprochen seyn / im widrigen Fall soll jnen kein Gnad ertheilt werden. Aber die Soldaten gaben zur Antwort / so fern seye es / daß sie wöllen abziehen / daß sie auch resolvirt / biß auff den letzten Mann sich zu wehrẽ: begehren von den Bawren kein Gnad / werden GOtt zu dancken haben / wann jhnen von den Soldaten Gnad widerfahre / etc. mit mehrem. Diese trutzige Antwort hat den grösten theil deß Volcks wider erschreckt / vnd waren jhrer etliche die das Volck beynahe abwendig gemacht / in deme sie für gaben / die Macht der Feinden seye viel
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/891 |
Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 788. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/891>, abgerufen am 28.07.2024. |