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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Mit dem König stunde es vnter diesem Verlauff sehr gefährlich / dann der Adel in geheim wider jhn war / weil er im vergangenen Jahr so spat auffgebrochen / vnd ins Feld nicht zur Stell kommen.

Die gewipperte Müntz war in Polen vberall verbvtten / vnd gleichwol ein grosse Thewerung im Lande / darüber dann das Bawersvolck auff jhre Obrigkeiken vnd den Adel sehr erbittert ward / weil sie bey so gestalten Sachen jhnen kein Korn vorstrecken wolten / vnnd erschlugen jhrer viel / fielen Hauffenweiß bey der Nacht in die Höffe vnd richteten sie hin / nahmen alsdann der Todten Cörper vnd setzten sie auff die Kasten vnnd auff das Getreyde / vnd sagten / sie solten sich nun daran sättigen: liessen darauff die Dörffer öde ligen / vnd schlugen sich zu den Tartarn / waren alsdann die ärgste Landsverrähter.

Vmb den Anfang deß Wintermonats seynd in Dantzig Polnische vnd Bischoffliche Gesandten ankommen / die haben von dem Rath daselbst die Pfarrkirchen vnd das Grawe Münchskloster den Jesuwidern / als jhnen zugehörig / einzuraumen begehrt: Darauff ist der Raht etliche Tag zusammen kommen / vnd die hundert Mann vnd Zunfftmeister darzu erfordert / jhnen solches auch vorgetragen / vnd jhr Bedencken angehöret. Weil nun die Thor vnter dessen verschlossen gehalten wurden / vnd diese Sach auch vnter der Gemeine erschollen / ist ein grosser Aufflauff entstanden / also daß sich ein Theil gelusten lassen / Handt an die Gesandten zu legen / so aber doch der Raht bey Zeiten abgewendet / vnd die Gemeine wessen sie gesinnet / auch befragen lassen. Welche zur Antwort gegeben: Ehe sie jhre Privilegien wolten vermindern / vnd den Römisch-Catholischen etwas einräumen lassen / wolten sie ehe Leib vnd Leben / Gut vnnd Blut zusetzen: Darauff der Raht gegen der Gemeine / wegen jhrer Standhafftigkeit sich bedancket / vnd dergleichen auch zuthun sich erkläket / also die Gesandten mit Erklärung / daß sie diesem Begehren nicht köndten statt gehen / zurück geschickt.

Marcus Antonius de Dominis ändert seine Religion. Dieser Zeit ist Marcus Antonius de Dominis, gewesener Ertzbischoff zu Spalato (welcher sich gestellt / als ob er dem Papst ein grossen Abbruch thun wolte / vnter dem Schein er dann sich in Engelland begeben / vnd darinn wider den Papst etliche Schrifften in Truck fertigen lassen) wider vmbgetretten / vnnd von Londen nach Flandern vnd Rom seine Reyß genommen. Daselbsten er grosse Vertröstung gethan / daß er Sachen in Engelland habe verrichtet / so dem Römischen Stul zu grossem Vortheil gereichen solten / welches man in kurtzem in der That spüren vnd erfahren würde. Wiewol er nun offentlich widerruffen hatte / ward er doch nach maln im Jahr Sechszehenhundert vier vnd zwantzig / auff Befelch deß Papsts gefangen genommen / vnd in das Casteel S. Angelo solcher seiner Wanck elmüt: vnd Abtrünnigkeit halben geführet worden.

Wie er nun hierauff im Christmonat gemeldtes Jahrs / in seiner Custodi gestorben / ward etliche Tag hernach in der Kirchen della Minerua ein Vrtheil vber jhn abgelesen / daß sein Leichnam als ein Ketzer offentlich mit etlichen seinen Schrifften in Campo di Fiore verbrandt / vnd die Aschen in die Tyber geworffen werden solte / welches auch also exequirt worden.

Ignatius Lojola wirdt canonisirt. Fast vmb das Ende deß Sechszehen hundert zwey vnd zwantzigsten Jahrs / ist deß Jesuiter Ordens Anfängers Ignatii Lojolae Canonisation / auff Bewilligung deß Papsts (darumb die Jesuiter bey seinen Antecessoren lang angehalten) an vnterschiedlichen Orten / sonderlich in Hispanien / feyerlich vnd herrlich celebrirt: Dabey sich zu Madritt (als man die Bildnussen deß Ignatii Lojolae vnd Francisci Xauerii, beneben jhren Reliquien / in einer Procession vmbtruge) acht hundert Priester / sechs hundert Jesuiter / vnd sonsten ein grosse Anzahl Ordenspersonen / auch hundert vnd dreissig Fahnen / vnd achtzig silberne Creutz befunden: ist alles herrlich / prächtig / vnd mit grosser Magnificentz zugangen / vnd haben die Jesuiten ansehenliche Comödien vnnd stattliche Auffzug gehalten / darneben auff den Spanischen Schlössern vnnd Festungen das grobe Geschütz loß gebrandt / vnnd also Lojola in den Himmel gedonnert / vnnd vnter die Heiligen gesetzt worden: ob man jhne aber daselbst angenommen / ist kein Bericht erfolget.

In diesem Jahr seynd mit Todt abgangen Hertzog Carol auß Schweden. Den 25. Januar. dieses Jahrs ist Hertzog Carl Philips auß Schweden / Jhrer Königl. Majestät zu Schweden / Gustaui Adolphi Bruder / zu Marven an den Reussischen Grentzen / Tods verfahren / nachdem er 10. Tag an einem bösen Fieber kranck gelegen.

Den 7. Decemb. ist Fraw Sophia / Churfürstliche Fraw Sophia Churfürstl. Wittib zu Sachsen. Wittib in Sachsen / deß jetztregierenden Churfürsten Mutter / zu Dreßden im HERRN Christo seeliglich entschlaffen. Sie war eine Princessin auß dem Churfürstlichen Hauß Brandenburg. Der Leichnam ist den 28. Januarij Anno 1623. zu Freyburg in Meissen zur Erden bestattet worden.

Bischoff von Würtzburg vnd Bamberg. Den 29. Decemb. ist der Bischoff von Würtzburg vnd Bamberg / nachdem er von einer hefftigen Kranckheit angegriffen / zu Regenspurg bey dem Collegial-Tag / vnverhoffter weise / Tods verblichen.

Abbt von Fulda. Den 8. Decembris ist der Apt von Fulda gestorben / vnd den 12. diß begraben worden. An dessen Stell ist kommen Johan Bernhard Schenck in Schweinsberg.

Petrus Plancius. Den 15. Maij ist zu Ambsterdam mit Todt abgangen der Hochgelehrte vnd weitberümbte Geographus Petrus Plancius, Prediger daselbst / welcher bey viertzig in fünfftzig Jahren sich im Ministerio gebrauchen lassen.

D. Dauid Paraeus. Im Monat Julio ist zu Heydelberg gestorben D. Dauid Paraeus, der älteste Theologus daselbst / so viel treffliche Schrifften außgehen lassen.

D. Conradus Vorstitus. Im October ist zu Tonningen gestorben Doctor Conradus Vorstius, der erstlich zu Steinfurt vnter den Graffen von Bentheim Professor Theologiae gewesen / von dannen er gen Leyden an D. Arminii Stelle beruffen worden: Welche

Mit dem König stunde es vnter diesem Verlauff sehr gefährlich / dann der Adel in geheim wider jhn war / weil er im vergangenen Jahr so spat auffgebrochen / vnd ins Feld nicht zur Stell kommen.

Die gewipperte Müntz war in Polen vberall verbvtten / vnd gleichwol ein grosse Thewerung im Lande / darüber dann das Bawersvolck auff jhre Obrigkeiken vnd den Adel sehr erbittert ward / weil sie bey so gestalten Sachen jhnen kein Korn vorstrecken wolten / vnnd erschlugen jhrer viel / fielen Hauffenweiß bey der Nacht in die Höffe vnd richteten sie hin / nahmen alsdann der Todten Cörper vnd setzten sie auff die Kasten vnnd auff das Getreyde / vnd sagten / sie solten sich nun daran sättigen: liessen darauff die Dörffer öde ligen / vñ schlugen sich zu den Tartarn / waren alsdann die ärgste Landsverrähter.

Vmb den Anfang deß Wintermonats seynd in Dantzig Polnische vnd Bischoffliche Gesandten ankommen / die haben von dem Rath daselbst die Pfarrkirchen vnd das Grawe Münchskloster den Jesuwidern / als jhnen zugehörig / einzuraumen begehrt: Darauff ist der Raht etliche Tag zusammen kommen / vnd die hundert Mann vnd Zunfftmeister darzu erfordert / jhnen solches auch vorgetragen / vnd jhr Bedencken angehöret. Weil nun die Thor vnter dessen verschlossen gehalten wurden / vnd diese Sach auch vnter der Gemeine erschollen / ist ein grosser Aufflauff entstanden / also daß sich ein Theil gelusten lassen / Handt an die Gesandten zu legen / so aber doch der Raht bey Zeiten abgewendet / vnd die Gemeine wessen sie gesinnet / auch befragen lassen. Welche zur Antwort gegeben: Ehe sie jhre Privilegien wolten vermindern / vnd den Römisch-Catholischen etwas einräumen lassen / wolten sie ehe Leib vnd Leben / Gut vnnd Blut zusetzen: Darauff der Raht gegen der Gemeine / wegen jhrer Standhafftigkeit sich bedancket / vnd dergleichen auch zuthun sich erkläket / also die Gesandten mit Erklärung / daß sie diesem Begehren nicht köndten statt gehen / zurück geschickt.

Marcus Antonius de Dominis ändert seine Religion. Dieser Zeit ist Marcus Antonius de Dominis, gewesener Ertzbischoff zu Spalato (welcher sich gestellt / als ob er dem Papst ein grossen Abbruch thun wolte / vnter dem Schein er dann sich in Engelland begeben / vnd darinn wider den Papst etliche Schrifften in Truck fertigen lassen) wider vmbgetretten / vnnd von Londen nach Flandern vnd Rom seine Reyß genommen. Daselbsten er grosse Vertröstung gethan / daß er Sachen in Engelland habe verrichtet / so dem Römischen Stul zu grossem Vortheil gereichẽ solten / welches man in kurtzem in der That spüren vnd erfahren würde. Wiewol er nun offentlich widerruffen hatte / ward er doch nach maln im Jahr Sechszehenhundert vier vnd zwantzig / auff Befelch deß Papsts gefangen genommen / vnd in das Casteel S. Angelo solcher seiner Wanck elmüt: vnd Abtrünnigkeit halben geführet worden.

Wie er nun hierauff im Christmonat gemeldtes Jahrs / in seiner Custodi gestorben / ward etliche Tag hernach in der Kirchen della Minerua ein Vrtheil vber jhn abgelesen / daß sein Leichnam als ein Ketzer offentlich mit etlichẽ seinen Schrifften in Campo di Fiore verbrandt / vnd die Aschen in die Tyber geworffen werden solte / welches auch also exequirt worden.

Ignatius Lojola wirdt canonisirt. Fast vmb das Ende deß Sechszehen hundert zwey vnd zwantzigsten Jahrs / ist deß Jesuiter Ordens Anfängers Ignatii Lojolae Canonisation / auff Bewilligung deß Papsts (darumb die Jesuiter bey seinen Antecessoren lang angehalten) an vnterschiedlichen Orten / sonderlich in Hispanien / feyerlich vnd herrlich celebrirt: Dabey sich zu Madritt (als man die Bildnussen deß Ignatii Lojolae vnd Francisci Xauerii, beneben jhren Reliquien / in einer Procession vmbtruge) acht hundert Priester / sechs hundert Jesuiter / vnd sonsten ein grosse Anzahl Ordenspersonen / auch hundert vnd dreissig Fahnen / vnd achtzig silberne Creutz befunden: ist alles herrlich / prächtig / vnd mit grosser Magnificentz zugangen / vnd haben die Jesuiten ansehenliche Comödien vnnd stattliche Auffzug gehalten / darneben auff den Spanischen Schlössern vnnd Festungen das grobe Geschütz loß gebrandt / vnnd also Lojola in den Himmel gedonnert / vnnd vnter die Heiligen gesetzt worden: ob man jhne aber daselbst angenommen / ist kein Bericht erfolget.

In diesem Jahr seynd mit Todt abgangen Hertzog Carol auß Schwedẽ. Den 25. Januar. dieses Jahrs ist Hertzog Carl Philips auß Schweden / Jhrer Königl. Majestät zu Schweden / Gustaui Adolphi Bruder / zu Marven an den Reussischen Grentzen / Tods verfahrẽ / nachdem er 10. Tag an einem bösen Fieber kranck gelegen.

Den 7. Decemb. ist Fraw Sophia / Churfürstliche Fraw Sophia Churfürstl. Wittib zu Sachsen. Wittib in Sachsen / deß jetztregierendẽ Churfürsten Mutter / zu Dreßden im HERRN Christo seeliglich entschlaffen. Sie war eine Princessin auß dem Churfürstlichen Hauß Brandenburg. Der Leichnam ist den 28. Januarij Anno 1623. zu Freyburg in Meissen zur Erden bestattet worden.

Bischoff von Würtzburg vnd Bamberg. Den 29. Decemb. ist der Bischoff von Würtzburg vnd Bamberg / nachdem er von einer hefftigen Kranckheit angegriffen / zu Regenspurg bey dem Collegial-Tag / vnverhoffter weise / Tods verblichen.

Abbt von Fulda. Den 8. Decembris ist der Apt von Fulda gestorben / vnd den 12. diß begraben worden. An dessen Stell ist kommen Johan Bernhard Schenck in Schweinsberg.

Petrus Plancius. Den 15. Maij ist zu Ambsterdam mit Todt abgangen der Hochgelehrte vnd weitberümbte Geographus Petrus Plancius, Prediger daselbst / welcher bey viertzig in fünfftzig Jahren sich im Ministerio gebrauchen lassen.

D. Dauid Paraeus. Im Monat Julio ist zu Heydelberg gestorben D. Dauid Paraeus, der älteste Theologus daselbst / so viel treffliche Schrifften außgehen lassen.

D. Conradus Vorstitus. Im October ist zu Tonningen gestorben Doctor Conradus Vorstius, der erstlich zu Steinfurt vnter den Graffen von Bentheim Professor Theologiae gewesen / von dannen er gen Leyden an D. Arminii Stelle beruffen worden: Welche

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          <p>Die gewipperte Müntz war in Polen vberall verbvtten / vnd gleichwol ein grosse                      Thewerung im Lande / darüber dann das Bawersvolck auff jhre Obrigkeiken vnd den                      Adel sehr erbittert ward / weil sie bey so gestalten Sachen jhnen kein Korn                      vorstrecken wolten / vnnd erschlugen jhrer viel / fielen Hauffenweiß bey der                      Nacht in die Höffe vnd richteten sie hin / nahmen alsdann der Todten Cörper vnd                      setzten sie auff die Kasten vnnd auff das Getreyde / vnd sagten / sie solten                      sich nun daran sättigen: liessen darauff die Dörffer öde ligen / vn&#x0303; schlugen sich zu den Tartarn / waren alsdann die ärgste Landsverrähter.</p>
          <p>Vmb den Anfang deß Wintermonats seynd in Dantzig Polnische vnd Bischoffliche                      Gesandten ankommen / die haben von dem Rath daselbst die Pfarrkirchen vnd das                      Grawe Münchskloster den Jesuwidern / als jhnen zugehörig / einzuraumen begehrt:                      Darauff ist der Raht etliche Tag zusammen kommen / vnd die hundert Mann vnd                      Zunfftmeister darzu erfordert / jhnen solches auch vorgetragen / vnd jhr                      Bedencken angehöret. Weil nun die Thor vnter dessen verschlossen gehalten wurden                      / vnd diese Sach auch vnter der Gemeine erschollen / ist ein grosser Aufflauff                      entstanden / also daß sich ein Theil gelusten lassen / Handt an die Gesandten zu                      legen / so aber doch der Raht bey Zeiten abgewendet / vnd die Gemeine wessen sie                      gesinnet / auch befragen lassen. Welche zur Antwort gegeben: Ehe sie jhre                      Privilegien wolten vermindern / vnd den Römisch-Catholischen etwas einräumen                      lassen / wolten sie ehe Leib vnd Leben / Gut vnnd Blut zusetzen: Darauff der                      Raht gegen der Gemeine / wegen jhrer Standhafftigkeit sich bedancket / vnd                      dergleichen auch zuthun sich erkläket / also die Gesandten mit Erklärung / daß                      sie diesem Begehren nicht köndten statt gehen / zurück geschickt.</p>
          <p><note place="left">Marcus Antonius de Dominis ändert seine                      Religion.</note> Dieser Zeit ist Marcus Antonius de Dominis, gewesener                      Ertzbischoff zu Spalato (welcher sich gestellt / als ob er dem Papst ein grossen                      Abbruch thun wolte / vnter dem Schein er dann sich in Engelland begeben / vnd                      darinn wider den Papst etliche Schrifften in Truck fertigen lassen) wider                      vmbgetretten / vnnd von Londen nach Flandern vnd Rom seine Reyß genommen.                      Daselbsten er grosse Vertröstung gethan / daß er Sachen in Engelland habe                      verrichtet / so dem Römischen Stul zu grossem Vortheil gereiche&#x0303; solten / welches                      man in kurtzem in der That spüren vnd erfahren würde. Wiewol er nun offentlich                      widerruffen hatte / ward er doch nach maln im Jahr Sechszehenhundert vier vnd                      zwantzig / auff Befelch deß Papsts gefangen genommen / vnd in das Casteel S.                      Angelo solcher seiner Wanck elmüt: vnd Abtrünnigkeit halben geführet worden.</p>
          <p>Wie er nun hierauff im Christmonat gemeldtes Jahrs / in seiner Custodi gestorben                      / ward etliche Tag hernach in der Kirchen della Minerua ein Vrtheil vber jhn                      abgelesen / daß sein Leichnam als ein Ketzer offentlich mit etliche&#x0303; seinen                      Schrifften in Campo di Fiore verbrandt / vnd die Aschen in die Tyber geworffen                      werden solte / welches auch also exequirt worden.</p>
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[805/0912] Mit dem König stunde es vnter diesem Verlauff sehr gefährlich / dann der Adel in geheim wider jhn war / weil er im vergangenen Jahr so spat auffgebrochen / vnd ins Feld nicht zur Stell kommen. Die gewipperte Müntz war in Polen vberall verbvtten / vnd gleichwol ein grosse Thewerung im Lande / darüber dann das Bawersvolck auff jhre Obrigkeiken vnd den Adel sehr erbittert ward / weil sie bey so gestalten Sachen jhnen kein Korn vorstrecken wolten / vnnd erschlugen jhrer viel / fielen Hauffenweiß bey der Nacht in die Höffe vnd richteten sie hin / nahmen alsdann der Todten Cörper vnd setzten sie auff die Kasten vnnd auff das Getreyde / vnd sagten / sie solten sich nun daran sättigen: liessen darauff die Dörffer öde ligen / vñ schlugen sich zu den Tartarn / waren alsdann die ärgste Landsverrähter. Vmb den Anfang deß Wintermonats seynd in Dantzig Polnische vnd Bischoffliche Gesandten ankommen / die haben von dem Rath daselbst die Pfarrkirchen vnd das Grawe Münchskloster den Jesuwidern / als jhnen zugehörig / einzuraumen begehrt: Darauff ist der Raht etliche Tag zusammen kommen / vnd die hundert Mann vnd Zunfftmeister darzu erfordert / jhnen solches auch vorgetragen / vnd jhr Bedencken angehöret. Weil nun die Thor vnter dessen verschlossen gehalten wurden / vnd diese Sach auch vnter der Gemeine erschollen / ist ein grosser Aufflauff entstanden / also daß sich ein Theil gelusten lassen / Handt an die Gesandten zu legen / so aber doch der Raht bey Zeiten abgewendet / vnd die Gemeine wessen sie gesinnet / auch befragen lassen. Welche zur Antwort gegeben: Ehe sie jhre Privilegien wolten vermindern / vnd den Römisch-Catholischen etwas einräumen lassen / wolten sie ehe Leib vnd Leben / Gut vnnd Blut zusetzen: Darauff der Raht gegen der Gemeine / wegen jhrer Standhafftigkeit sich bedancket / vnd dergleichen auch zuthun sich erkläket / also die Gesandten mit Erklärung / daß sie diesem Begehren nicht köndten statt gehen / zurück geschickt. Dieser Zeit ist Marcus Antonius de Dominis, gewesener Ertzbischoff zu Spalato (welcher sich gestellt / als ob er dem Papst ein grossen Abbruch thun wolte / vnter dem Schein er dann sich in Engelland begeben / vnd darinn wider den Papst etliche Schrifften in Truck fertigen lassen) wider vmbgetretten / vnnd von Londen nach Flandern vnd Rom seine Reyß genommen. Daselbsten er grosse Vertröstung gethan / daß er Sachen in Engelland habe verrichtet / so dem Römischen Stul zu grossem Vortheil gereichẽ solten / welches man in kurtzem in der That spüren vnd erfahren würde. Wiewol er nun offentlich widerruffen hatte / ward er doch nach maln im Jahr Sechszehenhundert vier vnd zwantzig / auff Befelch deß Papsts gefangen genommen / vnd in das Casteel S. Angelo solcher seiner Wanck elmüt: vnd Abtrünnigkeit halben geführet worden. Marcus Antonius de Dominis ändert seine Religion. Wie er nun hierauff im Christmonat gemeldtes Jahrs / in seiner Custodi gestorben / ward etliche Tag hernach in der Kirchen della Minerua ein Vrtheil vber jhn abgelesen / daß sein Leichnam als ein Ketzer offentlich mit etlichẽ seinen Schrifften in Campo di Fiore verbrandt / vnd die Aschen in die Tyber geworffen werden solte / welches auch also exequirt worden. Fast vmb das Ende deß Sechszehen hundert zwey vnd zwantzigsten Jahrs / ist deß Jesuiter Ordens Anfängers Ignatii Lojolae Canonisation / auff Bewilligung deß Papsts (darumb die Jesuiter bey seinen Antecessoren lang angehalten) an vnterschiedlichen Orten / sonderlich in Hispanien / feyerlich vnd herrlich celebrirt: Dabey sich zu Madritt (als man die Bildnussen deß Ignatii Lojolae vnd Francisci Xauerii, beneben jhren Reliquien / in einer Procession vmbtruge) acht hundert Priester / sechs hundert Jesuiter / vnd sonsten ein grosse Anzahl Ordenspersonen / auch hundert vnd dreissig Fahnen / vnd achtzig silberne Creutz befunden: ist alles herrlich / prächtig / vnd mit grosser Magnificentz zugangen / vnd haben die Jesuiten ansehenliche Comödien vnnd stattliche Auffzug gehalten / darneben auff den Spanischen Schlössern vnnd Festungen das grobe Geschütz loß gebrandt / vnnd also Lojola in den Himmel gedonnert / vnnd vnter die Heiligen gesetzt worden: ob man jhne aber daselbst angenommen / ist kein Bericht erfolget. Ignatius Lojola wirdt canonisirt. Den 25. Januar. dieses Jahrs ist Hertzog Carl Philips auß Schweden / Jhrer Königl. Majestät zu Schweden / Gustaui Adolphi Bruder / zu Marven an den Reussischen Grentzen / Tods verfahrẽ / nachdem er 10. Tag an einem bösen Fieber kranck gelegen. In diesem Jahr seynd mit Todt abgangen Hertzog Carol auß Schwedẽ. Den 7. Decemb. ist Fraw Sophia / Churfürstliche Wittib in Sachsen / deß jetztregierendẽ Churfürsten Mutter / zu Dreßden im HERRN Christo seeliglich entschlaffen. Sie war eine Princessin auß dem Churfürstlichen Hauß Brandenburg. Der Leichnam ist den 28. Januarij Anno 1623. zu Freyburg in Meissen zur Erden bestattet worden. Fraw Sophia Churfürstl. Wittib zu Sachsen. Den 29. Decemb. ist der Bischoff von Würtzburg vnd Bamberg / nachdem er von einer hefftigen Kranckheit angegriffen / zu Regenspurg bey dem Collegial-Tag / vnverhoffter weise / Tods verblichen. Bischoff von Würtzburg vnd Bamberg. Den 8. Decembris ist der Apt von Fulda gestorben / vnd den 12. diß begraben worden. An dessen Stell ist kommen Johan Bernhard Schenck in Schweinsberg. Abbt von Fulda. Den 15. Maij ist zu Ambsterdam mit Todt abgangen der Hochgelehrte vnd weitberümbte Geographus Petrus Plancius, Prediger daselbst / welcher bey viertzig in fünfftzig Jahren sich im Ministerio gebrauchen lassen. Petrus Plancius. Im Monat Julio ist zu Heydelberg gestorben D. Dauid Paraeus, der älteste Theologus daselbst / so viel treffliche Schrifften außgehen lassen. D. Dauid Paraeus. Im October ist zu Tonningen gestorben Doctor Conradus Vorstius, der erstlich zu Steinfurt vnter den Graffen von Bentheim Professor Theologiae gewesen / von dannen er gen Leyden an D. Arminii Stelle beruffen worden: Welche D. Conradus Vorstitus.

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 805. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/912>, abgerufen am 23.11.2024.