Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

vnd plündern keine Sicherheit gehabt / sondern man hat dieselbe mit gewalt erbrochen vnd eröffnet / Kelch / Kirchen Ornat vnd dergleichen / auch den Siechenleuten jre fahrende Haab abgenommen. Vnd weil die Erfurtische Dörffer allzumal mit solchen Volck belegt gewesen / ist der mehrer Theil der Vnderthanen in das euserste Verderben gerathen / vnd vmm Pferd / Viehe vnd fast die gantze Nahrung konmen: Auff den Strassen hat auch niemands sicher handeln oder wandeln können / dahero in der Statt / wegen der so vnversehens vberal gesperreten Zufuhr / grosser Mangel / an Geträid / Holtz / Kohlen / Saltz vnd anderer Notthurfft sich erreuget.

Weil nun vber diß die Bürgerschafft dz tägliche Wehklagen der armen vbel zerschlagenen vnd beschädigten Leut von Land angehöret / auch selbsten die grossen Exceß zun theil mit Augen gesehen / daß nemblich die Soldaten das geraubte Getreydt / Vieh vnd Haußrath auß den Dörffern zuverkauffen in die Statt gebracht / auch wol die Vnterthanen / dergleichen hinein zuführen vnd zutragen / gezwungen / die sie vnterm Schein einer Confoy begleitet / vnd was selbige von Gelt gelöset / jnen alsbald vor der Nasen weggestrichen / vnd sonsten allerhand Frevel vnnd Muthwillen in der Statt / auff den Schlag / wie vff den Land zubegehen / vngeschewet sich vnterstanden; als haben darauff etliche vnbesonnene vnd mehrentheils junge Leut / denen fremmde / so die jenige Soldaten angetroffen / welche vff den Strassen jnen die Pferd abgenommen / Beystandt geleistet / die Soldaten hin vnnd wider auff dem Marckt vnd in den Gassen angefallen / dieselbe geschlagen / geworffen / vnd ein solchen Aufflauff erwecket / dz der Rath mit zusprechen vnd abwehren denselben zustillen vnd die Soldaten an sichere Ort vnd auß der Statt zubringen grosse Mühe nit ohn sonderbare Gefahr anwenden müssen. Vngeachtet nun der Rath ausser aller Schuld / hat doch Hertz. Friderich von demselbigen / wegen solches Beginnens starcke Satisfaction begehret / mit andeuten / daß in verbleibung die Soldaten mit Raub / Mord vnd Brand sich rechen würden: Aber der Rath hat sich darzu nit verstehen wollen. Darauff erfolget / daß die Soldaten die Statt nothwendig meiden müssen / auff den Land aber haben die Trangsalen vnd das vbelhausen vmb so viel mehr zugenommen. Weil nun darbey vnderschiedliche Hostilitaten sich zuerreugen angefangen / vnd die Schiltwachten nahe an die Statt gestellet worden / hat der Rath noch mehr Soldaten werben / das Geschütz vff die Wäll führen vnnd sonsten gute Anordnung zur Defension thun lassen. Darauff in etlichen Dorffschafften Scharmützel vorgangen bey welchen etliche auff dem Platz geblieben / vnd sind die Reutter auß theil Quartiren verjagt worden.

Den 29. Decem. hat sich die Reuterey ins gesampt ins freye Feld begeben / zu welcher etlich Fußvolck gestossen: Dargegen auß den benachbarten vnderschiedlichen Herrschafften vnd Dörffern die Vnterthanen / so mehrerntheils vnbewehrt / vnd ins Gemein nur mit Knütteln vnd Steinen versehen gewesen / ebener massen zusamen gelauffen / in welche die Reuterey sampt den Fußvolck gesetzt / sie zertrennet vnd ein zimbliche Anzal jämmerlich hingerichtet / auch hernach viel grössere verhergung als zuvor hin vnd wider im Land vorgenommen. Weil sich nun diß Wesen von tag zu tag gefährlicher angelassen / vnd die Lands verderbung je länger je mehr vmb sich gefressen / hat das gantze Churvnd Fürstl. Hauß Sachsen jre Kriegs Räthe nacher Langen Saltza zusamen geschickt / welche ferner auß jrem Mittel an Hertzog Friderichen nach Vippach eine Absendung gethan / vnd jn erjnnert / er wolte sein Kriegsvolck ehistes Tags auß dem gantzen Ober Sächsischen Craiß abführen / dann im widrigen Fall das jenige / was die gemeine Wolfarth erhiesche / vnnd sie in Befehl bekommen / zu Werck gerichtet werden müste / gestalt das Auffgebott in der Nachbarschafft albereit ergangen war. Hierauff hat der Hertzog sich erklärt / er wolte es dahin richten / daß den 20. Jan. das Erfurtische Gebiet gewiß geraumet werden solte: Inmassen dann erfolget; dann er bemelten Tags mit seiner Leibfahnen auffgebrochen / vnd die gantze Armee bey Grossen Sommern einem Stättlein auch Erfurtischer Bottmässigkeit samlen lassen. Ob nun wol die gemeine Sag gangen / daß er in der Grafschafft Schwartzburg Rudelstattischer Linien albereit die Quartir bestellt / hat doch das Volck nit fortziehen wollen / sondern angefangen zu meuteniren / vnd sonderlich das Fußvolck hauffenweiß außgerissen / dahero dann folgends Hertz. Friderich das vbrige vollends abgedancket / vnd seinen rückweg vff Herdißleben genonmen. Hierzwischen hat der helle Hauff von Reutern vnd Knechten in bemeltem Stättlein sich eingelegt / die Einwoner auffs eusserst verderbt / alles eröffnet / geplündert vnd Preiß gemacht / vnd in Summa im gantzen Erfurtischen Gebiet zeit der Einquartirung dergestalt gehauset / daß der zugefügte Schaden auff viel Tonnen Golts geschätzet worden.

Ostfrießland vom Manßfeld vbel geplaget. Gleichen oder noch wol grössern Schaden hat dieser Zeit auch Ost Frießland von den von Manßfeld vnnd seinem Kriegsvolck außstehen müssen / vnd ist der Jammer in selbiger Landtschafft nicht zubeschreiben gewesen / das Kriegsvolck hat neben dem rauben vnnd plündern / Weiber vnd Jungfrawen / theils in Ansehung jrer Männer vnd Eltern geschändet / auch die Landleut vber vermögen. Der Manßfelder hat sein Residentz oder Haupt-Quartir in der Festung Liefort genommen / Meppen sehr befestiget / sich je länger je mehr gestärckt / viel Orth im Stifft Münster sich bemächtiget / vnnd der Enden das Churfürst. von Cöln Einkommen einfordern lassen.

So bald er nach Entsatzung der Statt Bergen Ob Soom / vnnd erlassung der Statischen Diensten / darinn er 3. Monat gewesen / in Ostfrießland ankommen / hat er dem Graffen Enno / welcher eben dazumal zu Esentz auff seinen Schloß war / zugeschrieben vnd begehrt / daß er jhm vnverzüglich dreymal hundert tausend Reichsthaler / sein Volck damit zubezahlen / erlegen / vnd die Festung Stickhausen einraumen solte. Dieweil aber gemelter Graff solchem begeren nicht alsbald zu Willen wurde / ehe noch eine Antwort erfolge-

vnd plündern keine Sicherheit gehabt / sondern man hat dieselbe mit gewalt erbrochen vnd eröffnet / Kelch / Kirchen Ornat vñ dergleichen / auch dẽ Siechenleutẽ jre fahrẽde Haab abgenom̃en. Vñ weil die Erfurtische Dörffer allzumal mit solchẽ Volck belegt gewesen / ist der mehrer Theil der Vnderthanen in das euserste Verderben gerathẽ / vñ vm̃ Pferd / Viehe vnd fast die gantze Nahrung kõmen: Auff dẽ Strassen hat auch niemands sicher handeln oder wandeln köñen / dahero in der Statt / wegen der so vnversehens vberal gesperreten Zufuhr / grosser Mangel / an Geträid / Holtz / Kohlen / Saltz vnd anderer Notthurfft sich erreuget.

Weil nun vber diß die Bürgerschafft dz tägliche Wehklagen der armen vbel zerschlagenen vnd beschädigten Leut võ Land angehöret / auch selbsten die grossen Exceß zũ theil mit Augen gesehen / daß nemblich die Soldaten das geraubte Getreydt / Vieh vñ Haußrath auß dẽ Dörffern zuverkauffen in die Statt gebracht / auch wol die Vnterthanen / dergleichẽ hinein zuführen vnd zutragen / gezwungen / die sie vnterm Schein einer Confoy begleitet / vñ was selbige võ Gelt gelöset / jnẽ alsbald vor der Nasen weggestrichẽ / vnd sonsten allerhãd Frevel vnnd Muthwillen in der Statt / auff den Schlag / wie vff dẽ Land zubegehen / vngeschewet sich vnterstandẽ; als habẽ darauff etliche vnbesonnene vnd mehrentheils junge Leut / denen frem̃de / so die jenige Soldaten angetroffen / welche vff den Strassen jnen die Pferd abgenom̃en / Beystandt geleistet / die Soldaten hin vnnd wider auff dem Marckt vnd in den Gassen angefallen / dieselbe geschlagẽ / geworffen / vñ ein solchen Aufflauff erwecket / dz der Rath mit zusprechen vnd abwehren dẽselben zustillen vnd die Soldatẽ an sichere Ort vñ auß der Statt zubringẽ grosse Mühe nit ohn sonderbare Gefahr anwenden müssen. Vngeachtet nun der Rath ausser aller Schuld / hat doch Hertz. Friderich von demselbigen / wegen solches Beginnens starcke Satisfaction begehret / mit andeutẽ / daß in verbleibung die Soldatẽ mit Raub / Mord vnd Brand sich rechen würdẽ: Aber der Rath hat sich darzu nit verstehen wollen. Darauff erfolget / daß die Soldaten die Statt nothwendig meiden müssen / auff dẽ Land aber haben die Trangsalen vnd das vbelhausen vmb so viel mehr zugenom̃en. Weil nun darbey vnderschiedliche Hostilitatẽ sich zuerreugen angefangen / vnd die Schiltwachten nahe an die Statt gestellet worden / hat der Rath noch mehr Soldaten werben / das Geschütz vff die Wäll führen vnnd sonsten gute Anordnung zur Defension thun lassen. Darauff in etlichẽ Dorffschafften Scharmützel vorgangen bey welchẽ etliche auff dem Platz geblieben / vnd sind die Reutter auß theil Quartiren verjagt worden.

Den 29. Decem. hat sich die Reuterey ins gesampt ins freye Feld begebẽ / zu welcher etlich Fußvolck gestossen: Dargegen auß den benachbarten vnderschiedlichen Herrschafftẽ vnd Dörffern die Vnterthanen / so mehrerntheils vnbewehrt / vnd ins Gemein nur mit Knütteln vnd Steinẽ versehen gewesen / ebener massen zusamen gelauffen / in welche die Reuterey sampt dẽ Fußvolck gesetzt / sie zertrennet vnd ein zimbliche Anzal jämmerlich hingerichtet / auch hernach viel grössere verhergũg als zuvor hin vnd wider im Land vorgenommen. Weil sich nun diß Wesen von tag zu tag gefährlicher angelassen / vnd die Lands verderbung je länger je mehr vmb sich gefressen / hat das gãtze Churvnd Fürstl. Hauß Sachsen jre Kriegs Räthe nacher Langen Saltza zusamen geschickt / welche ferner auß jrem Mittel an Hertzog Friderichen nach Vippach eine Absendung gethan / vñ jn erjnnert / er wolte sein Kriegsvolck ehistes Tags auß dem gantzen Ober Sächsischen Craiß abführen / dann im widrigẽ Fall das jenige / was die gemeine Wolfarth erhiesche / vnnd sie in Befehl bekommen / zu Werck gerichtet werden müste / gestalt das Auffgebott in der Nachbarschafft albereit ergangẽ war. Hierauff hat der Hertzog sich erklärt / er wolte es dahin richten / daß den 20. Jan. das Erfurtische Gebiet gewiß geraumet werden solte: Inmassen dann erfolget; dann er bemelten Tags mit seiner Leibfahnen auffgebrochen / vnd die gantze Armee bey Grossen Som̃ern einem Stättlein auch Erfurtischer Bottmässigkeit samlen lassen. Ob nun wol die gemeine Sag gangen / daß er in der Grafschafft Schwartzburg Rudelstattischer Linien albereit die Quartir bestellt / hat doch das Volck nit fortziehen wollen / sondern angefangen zu meuteniren / vnd sonderlich das Fußvolck hauffenweiß außgerissen / dahero dann folgends Hertz. Friderich das vbrige vollends abgedancket / vnd seinen rückweg vff Herdißleben genõmen. Hierzwischen hat der helle Hauff von Reutern vnd Knechten in bemeltem Stättlein sich eingelegt / die Einwoner auffs eusserst verderbt / alles eröffnet / geplündert vnd Preiß gemacht / vnd in Summa im gantzen Erfurtischen Gebiet zeit der Einquartirung dergestalt gehauset / daß der zugefügte Schaden auff viel Tonnen Golts geschätzet worden.

Ostfrießland vom Manßfeld vbel geplaget. Gleichen oder noch wol grössern Schaden hat dieser Zeit auch Ost Frießland von dẽ von Manßfeld vnnd seinem Kriegsvolck außstehen müssen / vnd ist der Jammer in selbiger Landtschafft nicht zubeschreiben gewesen / das Kriegsvolck hat neben dem rauben vnnd plündern / Weiber vnd Jungfrawen / theils in Ansehung jrer Männer vnd Eltern geschändet / auch die Landleut vber vermögẽ. Der Manßfelder hat sein Residentz oder Haupt-Quartir in der Festung Liefort genommen / Meppen sehr befestiget / sich je länger je mehr gestärckt / viel Orth im Stifft Münster sich bemächtiget / vnnd der Enden das Churfürst. von Cöln Einkommen einfordern lassen.

So bald er nach Entsatzung der Statt Bergen Ob Soom / vnnd erlassung der Statischen Diensten / darinn er 3. Monat gewesen / in Ostfrießland ankommen / hat er dem Graffen Enno / welcher eben dazumal zu Esentz auff seinẽ Schloß war / zugeschrieben vnd begehrt / daß er jhm vnverzüglich dreymal hundert tausend Reichsthaler / sein Volck damit zubezahlen / erlegen / vnd die Festung Stickhausen einraumen solte. Dieweil aber gemelter Graff solchem begeren nicht alsbald zu Willen wurde / ehe noch eine Antwort erfolge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0945" n="834"/>
vnd plündern keine                      Sicherheit gehabt / sondern man hat dieselbe mit gewalt erbrochen vnd eröffnet /                      Kelch / Kirchen Ornat vn&#x0303; dergleichen / auch de&#x0303; Siechenleute&#x0303; jre                      fahre&#x0303;de Haab abgenom&#x0303;en. Vn&#x0303; weil die Erfurtische                      Dörffer allzumal mit solche&#x0303; Volck belegt gewesen / ist der mehrer Theil <choice><abbr>d'</abbr><expan>der</expan></choice>                      Vnderthanen in das euserste Verderben gerathe&#x0303; / vn&#x0303; vm&#x0303; Pferd / Viehe vnd fast die gantze Nahrung ko&#x0303;men:                      Auff de&#x0303; Strassen hat auch niemands sicher handeln oder wandeln                          kön&#x0303;en / dahero in <choice><abbr>d'</abbr><expan>der</expan></choice> Statt / wegen der so vnversehens                      vberal gesperreten Zufuhr / grosser Mangel / an Geträid / Holtz / Kohlen / Saltz                      vnd anderer Notthurfft sich erreuget.</p>
          <p>Weil nun vber diß die Bürgerschafft dz tägliche Wehklagen der armen vbel                      zerschlagenen vnd beschädigten Leut vo&#x0303; Land angehöret / auch                      selbsten die grossen Exceß zu&#x0303; theil mit Augen gesehen / daß                      nemblich die Soldaten das geraubte Getreydt / Vieh vn&#x0303; Haußrath                      auß de&#x0303; Dörffern zuverkauffen in die Statt gebracht / auch wol die Vnterthanen /                      dergleiche&#x0303; hinein zuführen vnd zutragen / gezwungen / die sie vnterm Schein                      einer Confoy begleitet / vn&#x0303; was selbige vo&#x0303; Gelt                      gelöset / jne&#x0303; alsbald vor der Nasen weggestriche&#x0303; / vnd sonsten allerha&#x0303;d Frevel vnnd Muthwillen in der Statt / auff den Schlag / wie vff                      de&#x0303; Land zubegehen / vngeschewet sich vnterstande&#x0303;; als habe&#x0303; darauff etliche                      vnbesonnene vnd mehrentheils junge Leut / denen frem&#x0303;de / so die                      jenige Soldaten angetroffen / welche vff den Strassen jnen die Pferd abgenom&#x0303;en / Beystandt geleistet / die Soldaten hin vnnd wider auff dem                      Marckt vnd in den Gassen angefallen / dieselbe geschlage&#x0303; / geworffen / vn&#x0303; ein solchen Aufflauff erwecket / dz der Rath mit zusprechen vnd                      abwehren de&#x0303;selben zustillen vnd die Soldate&#x0303; an sichere Ort vn&#x0303; auß                      der Statt zubringe&#x0303; grosse Mühe nit ohn sonderbare Gefahr anwenden müssen.                      Vngeachtet nun der Rath ausser aller Schuld / hat doch Hertz. Friderich von                      demselbigen / wegen solches Beginnens starcke Satisfaction begehret / mit                      andeute&#x0303; / daß in verbleibung die Soldate&#x0303; mit Raub / Mord vnd Brand sich rechen                      würde&#x0303;: Aber der Rath hat sich darzu nit verstehen wollen. Darauff erfolget / daß                      die Soldaten die Statt nothwendig meiden müssen / auff de&#x0303; Land                      aber haben die Trangsalen vnd das vbelhausen vmb so viel mehr zugenom&#x0303;en. Weil nun darbey vnderschiedliche Hostilitate&#x0303; sich zuerreugen                      angefangen / vnd die Schiltwachten nahe an die Statt gestellet worden / hat der                      Rath noch mehr Soldaten werben / das Geschütz vff die Wäll führen vnnd sonsten                      gute Anordnung zur Defension thun lassen. Darauff in etliche&#x0303; Dorffschafften                      Scharmützel vorgangen bey welche&#x0303; etliche auff dem Platz geblieben / vnd sind die                      Reutter auß theil Quartiren verjagt worden.</p>
          <p>Den 29. Decem. hat sich die Reuterey ins gesampt ins freye Feld begebe&#x0303; / zu                      welcher etlich Fußvolck gestossen: Dargegen auß den benachbarten                      vnderschiedlichen Herrschaffte&#x0303; vnd Dörffern die Vnterthanen / so                      mehrerntheils vnbewehrt / vnd ins Gemein nur mit Knütteln vnd Steine&#x0303; versehen                      gewesen / ebener massen zusamen gelauffen / in welche die Reuterey sampt de&#x0303;                      Fußvolck gesetzt / sie zertrennet vnd ein zimbliche Anzal jämmerlich                      hingerichtet / auch hernach viel grössere verhergu&#x0303;g als zuvor hin                      vnd wider im Land vorgenommen. Weil sich nun diß Wesen von tag zu tag                      gefährlicher angelassen / vnd die Lands verderbung je länger je mehr vmb sich                      gefressen / hat das ga&#x0303;tze Churvnd Fürstl. Hauß Sachsen jre Kriegs                      Räthe nacher Langen Saltza zusamen geschickt / welche ferner auß jrem Mittel an                      Hertzog Friderichen nach Vippach eine Absendung gethan / vn&#x0303; jn                      erjnnert / er wolte sein Kriegsvolck ehistes Tags auß dem gantzen Ober                      Sächsischen Craiß abführen / dann im widrige&#x0303; Fall das jenige / was die gemeine                      Wolfarth erhiesche / vnnd sie in Befehl bekommen / zu Werck gerichtet werden                      müste / gestalt das Auffgebott in <choice><abbr>d'</abbr><expan>der</expan></choice> Nachbarschafft albereit ergange&#x0303; war.                      Hierauff hat der Hertzog sich erklärt / er wolte es dahin richten / daß den 20.                      Jan. das Erfurtische Gebiet gewiß geraumet werden solte: Inmassen dann erfolget;                      dann er bemelten Tags mit seiner Leibfahnen auffgebrochen / vnd die gantze Armee                      bey Grossen Som&#x0303;ern einem Stättlein auch Erfurtischer                      Bottmässigkeit samlen lassen. Ob nun wol die gemeine Sag gangen / daß er in der                      Grafschafft Schwartzburg Rudelstattischer Linien albereit die Quartir bestellt /                      hat doch das Volck nit fortziehen wollen / sondern angefangen zu meuteniren /                      vnd sonderlich das Fußvolck hauffenweiß außgerissen / dahero dann folgends                      Hertz. Friderich das vbrige vollends abgedancket / vnd seinen rückweg vff                      Herdißleben geno&#x0303;men. Hierzwischen hat der helle Hauff von Reutern                      vnd Knechten in bemeltem Stättlein sich eingelegt / die Einwoner auffs eusserst                      verderbt / alles eröffnet / geplündert vnd Preiß gemacht / vnd in Summa im                      gantzen Erfurtischen Gebiet zeit der Einquartirung dergestalt gehauset / daß der                      zugefügte Schaden auff viel Tonnen Golts geschätzet worden.</p>
          <p><note place="right">Ostfrießland vom Manßfeld vbel geplaget.</note>                      Gleichen oder noch wol grössern Schaden hat dieser Zeit auch Ost Frießland von                      de&#x0303; von Manßfeld vnnd seinem Kriegsvolck außstehen müssen / vnd ist der Jammer in                      selbiger Landtschafft nicht zubeschreiben gewesen / das Kriegsvolck hat neben                      dem rauben vnnd plündern / Weiber vnd Jungfrawen / theils in Ansehung jrer                      Männer vnd Eltern geschändet / auch die Landleut vber vermöge&#x0303;. Der Manßfelder                      hat sein Residentz oder Haupt-Quartir in der Festung Liefort genommen / Meppen                      sehr befestiget / sich je länger je mehr gestärckt / viel Orth im Stifft Münster                      sich bemächtiget / vnnd der Enden das Churfürst. von Cöln Einkommen einfordern                      lassen.</p>
          <p>So bald er nach Entsatzung der Statt Bergen Ob Soom / vnnd erlassung der                      Statischen Diensten / darinn er 3. Monat gewesen / in Ostfrießland ankommen /                      hat er dem Graffen Enno / welcher eben dazumal zu Esentz auff seine&#x0303; Schloß war / zugeschrieben vnd begehrt / daß er jhm vnverzüglich dreymal                      hundert tausend Reichsthaler / sein Volck damit zubezahlen / erlegen / vnd die                      Festung Stickhausen einraumen solte. Dieweil aber gemelter Graff solchem begeren                      nicht alsbald zu Willen wurde / ehe noch eine Antwort erfolge-
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[834/0945] vnd plündern keine Sicherheit gehabt / sondern man hat dieselbe mit gewalt erbrochen vnd eröffnet / Kelch / Kirchen Ornat vñ dergleichen / auch dẽ Siechenleutẽ jre fahrẽde Haab abgenom̃en. Vñ weil die Erfurtische Dörffer allzumal mit solchẽ Volck belegt gewesen / ist der mehrer Theil d' Vnderthanen in das euserste Verderben gerathẽ / vñ vm̃ Pferd / Viehe vnd fast die gantze Nahrung kõmen: Auff dẽ Strassen hat auch niemands sicher handeln oder wandeln köñen / dahero in d' Statt / wegen der so vnversehens vberal gesperreten Zufuhr / grosser Mangel / an Geträid / Holtz / Kohlen / Saltz vnd anderer Notthurfft sich erreuget. Weil nun vber diß die Bürgerschafft dz tägliche Wehklagen der armen vbel zerschlagenen vnd beschädigten Leut võ Land angehöret / auch selbsten die grossen Exceß zũ theil mit Augen gesehen / daß nemblich die Soldaten das geraubte Getreydt / Vieh vñ Haußrath auß dẽ Dörffern zuverkauffen in die Statt gebracht / auch wol die Vnterthanen / dergleichẽ hinein zuführen vnd zutragen / gezwungen / die sie vnterm Schein einer Confoy begleitet / vñ was selbige võ Gelt gelöset / jnẽ alsbald vor der Nasen weggestrichẽ / vnd sonsten allerhãd Frevel vnnd Muthwillen in der Statt / auff den Schlag / wie vff dẽ Land zubegehen / vngeschewet sich vnterstandẽ; als habẽ darauff etliche vnbesonnene vnd mehrentheils junge Leut / denen frem̃de / so die jenige Soldaten angetroffen / welche vff den Strassen jnen die Pferd abgenom̃en / Beystandt geleistet / die Soldaten hin vnnd wider auff dem Marckt vnd in den Gassen angefallen / dieselbe geschlagẽ / geworffen / vñ ein solchen Aufflauff erwecket / dz der Rath mit zusprechen vnd abwehren dẽselben zustillen vnd die Soldatẽ an sichere Ort vñ auß der Statt zubringẽ grosse Mühe nit ohn sonderbare Gefahr anwenden müssen. Vngeachtet nun der Rath ausser aller Schuld / hat doch Hertz. Friderich von demselbigen / wegen solches Beginnens starcke Satisfaction begehret / mit andeutẽ / daß in verbleibung die Soldatẽ mit Raub / Mord vnd Brand sich rechen würdẽ: Aber der Rath hat sich darzu nit verstehen wollen. Darauff erfolget / daß die Soldaten die Statt nothwendig meiden müssen / auff dẽ Land aber haben die Trangsalen vnd das vbelhausen vmb so viel mehr zugenom̃en. Weil nun darbey vnderschiedliche Hostilitatẽ sich zuerreugen angefangen / vnd die Schiltwachten nahe an die Statt gestellet worden / hat der Rath noch mehr Soldaten werben / das Geschütz vff die Wäll führen vnnd sonsten gute Anordnung zur Defension thun lassen. Darauff in etlichẽ Dorffschafften Scharmützel vorgangen bey welchẽ etliche auff dem Platz geblieben / vnd sind die Reutter auß theil Quartiren verjagt worden. Den 29. Decem. hat sich die Reuterey ins gesampt ins freye Feld begebẽ / zu welcher etlich Fußvolck gestossen: Dargegen auß den benachbarten vnderschiedlichen Herrschafftẽ vnd Dörffern die Vnterthanen / so mehrerntheils vnbewehrt / vnd ins Gemein nur mit Knütteln vnd Steinẽ versehen gewesen / ebener massen zusamen gelauffen / in welche die Reuterey sampt dẽ Fußvolck gesetzt / sie zertrennet vnd ein zimbliche Anzal jämmerlich hingerichtet / auch hernach viel grössere verhergũg als zuvor hin vnd wider im Land vorgenommen. Weil sich nun diß Wesen von tag zu tag gefährlicher angelassen / vnd die Lands verderbung je länger je mehr vmb sich gefressen / hat das gãtze Churvnd Fürstl. Hauß Sachsen jre Kriegs Räthe nacher Langen Saltza zusamen geschickt / welche ferner auß jrem Mittel an Hertzog Friderichen nach Vippach eine Absendung gethan / vñ jn erjnnert / er wolte sein Kriegsvolck ehistes Tags auß dem gantzen Ober Sächsischen Craiß abführen / dann im widrigẽ Fall das jenige / was die gemeine Wolfarth erhiesche / vnnd sie in Befehl bekommen / zu Werck gerichtet werden müste / gestalt das Auffgebott in d' Nachbarschafft albereit ergangẽ war. Hierauff hat der Hertzog sich erklärt / er wolte es dahin richten / daß den 20. Jan. das Erfurtische Gebiet gewiß geraumet werden solte: Inmassen dann erfolget; dann er bemelten Tags mit seiner Leibfahnen auffgebrochen / vnd die gantze Armee bey Grossen Som̃ern einem Stättlein auch Erfurtischer Bottmässigkeit samlen lassen. Ob nun wol die gemeine Sag gangen / daß er in der Grafschafft Schwartzburg Rudelstattischer Linien albereit die Quartir bestellt / hat doch das Volck nit fortziehen wollen / sondern angefangen zu meuteniren / vnd sonderlich das Fußvolck hauffenweiß außgerissen / dahero dann folgends Hertz. Friderich das vbrige vollends abgedancket / vnd seinen rückweg vff Herdißleben genõmen. Hierzwischen hat der helle Hauff von Reutern vnd Knechten in bemeltem Stättlein sich eingelegt / die Einwoner auffs eusserst verderbt / alles eröffnet / geplündert vnd Preiß gemacht / vnd in Summa im gantzen Erfurtischen Gebiet zeit der Einquartirung dergestalt gehauset / daß der zugefügte Schaden auff viel Tonnen Golts geschätzet worden. Gleichen oder noch wol grössern Schaden hat dieser Zeit auch Ost Frießland von dẽ von Manßfeld vnnd seinem Kriegsvolck außstehen müssen / vnd ist der Jammer in selbiger Landtschafft nicht zubeschreiben gewesen / das Kriegsvolck hat neben dem rauben vnnd plündern / Weiber vnd Jungfrawen / theils in Ansehung jrer Männer vnd Eltern geschändet / auch die Landleut vber vermögẽ. Der Manßfelder hat sein Residentz oder Haupt-Quartir in der Festung Liefort genommen / Meppen sehr befestiget / sich je länger je mehr gestärckt / viel Orth im Stifft Münster sich bemächtiget / vnnd der Enden das Churfürst. von Cöln Einkommen einfordern lassen. Ostfrießland vom Manßfeld vbel geplaget. So bald er nach Entsatzung der Statt Bergen Ob Soom / vnnd erlassung der Statischen Diensten / darinn er 3. Monat gewesen / in Ostfrießland ankommen / hat er dem Graffen Enno / welcher eben dazumal zu Esentz auff seinẽ Schloß war / zugeschrieben vnd begehrt / daß er jhm vnverzüglich dreymal hundert tausend Reichsthaler / sein Volck damit zubezahlen / erlegen / vnd die Festung Stickhausen einraumen solte. Dieweil aber gemelter Graff solchem begeren nicht alsbald zu Willen wurde / ehe noch eine Antwort erfolge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/945
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 834. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/945>, abgerufen am 23.11.2024.