Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.GUARINI Aber diese meine Freude ward in kurtzer Zeit gestillt;Als man anfieng mit den Hunden auff das grosse Thier zu dringen/ Als es sich zur Gegenwehre mit erzürntem Schnauben stellte/ Mit den schäumig-bluttgen Waffen Hund und Mann zu Boden fällte/ Ach wie zagt' ich? ach wie wünscht ich offt mein unglückse- ligs Leben/ Zu Versicher- und Befreyung meines Liebsten hinzugeben? Ach wie offt hatt ich im Willen in die Stallung einzustürmen/ Und mit meinem Leib/ als Schilde/ meinen Jäger zu beschir- men. Ach wie offt sagt ich bey mir: Schone doch der schönen Brust/ Schone doch der schönen Schoß/ meiner Augen Wonn' und Lust/ Du ungeheures Thier. So seuffzt und wünscht' ich stets/ als er den Hund ließ gleiten/ Im Harnisch seinen Feind begierig zu bestreiten. Wie hertzhafft er sich wieß/ kan ich dir nicht beschreiben: Er ist wohl werth in Gunst des Silvio zu bleiben: Wie ein Leue voller Zorn Bald das zugespizte Horn Des erzürnten Püffels flieht/ Bald ihn wieder reitzt und rizt/ Biß er seinen Vortheil sieht/ Und ihm auff den Nacken sizt/ Mit den starcken Tatzen hält/ Und entkräfft zu Boden fällt: So Melampus voller Mutt Reizt und flieht des Hauers Wutt/ Bald entfernt/ bald wieder nah/ Treibt in einem Kreiß umher/ Zwickt ihn hier und reizt ihn da/ Aeffet seine Gegenwehr/ Biß er ihm mit kluger List Die Gelegenheit erkist: Den
GUARINI Aber dieſe meine Freude ward in kurtzer Zeit geſtillt;Als man anfieng mit den Hunden auff das groſſe Thier zu dringen/ Als es ſich zur Gegenwehre mit erzuͤrntem Schnauben ſtellte/ Mit den ſchaͤumig-bluttgen Waffen Hund und Mann zu Boden faͤllte/ Ach wie zagt’ ich? ach wie wuͤnſcht ich offt mein ungluͤckſe- ligs Leben/ Zu Verſicher- und Befreyung meines Liebſten hinzugeben? Ach wie offt hatt ich im Willen in die Stallung einzuſtuͤrmen/ Und mit meinem Leib/ als Schilde/ meinen Jaͤger zu beſchir- men. Ach wie offt ſagt ich bey mir: Schone doch der ſchoͤnen Bruſt/ Schone doch der ſchoͤnen Schoß/ meiner Augen Wonn’ und Luſt/ Du ungeheures Thier. So ſeuffzt und wuͤnſcht’ ich ſtets/ als er den Hund ließ gleiten/ Im Harniſch ſeinen Feind begierig zu beſtreiten. Wie hertzhafft er ſich wieß/ kan ich dir nicht beſchreiben: Er iſt wohl werth in Gunſt des Silvio zu bleiben: Wie ein Leue voller Zorn Bald das zugeſpizte Horn Des erzuͤrnten Puͤffels flieht/ Bald ihn wieder reitzt und rizt/ Biß er ſeinen Vortheil ſieht/ Und ihm auff den Nacken ſizt/ Mit den ſtarcken Tatzen haͤlt/ Und entkraͤfft zu Boden faͤllt: So Melampus voller Mutt Reizt und flieht des Hauers Wutt/ Bald entfernt/ bald wieder nah/ Treibt in einem Kreiß umher/ Zwickt ihn hier und reizt ihn da/ Aeffet ſeine Gegenwehr/ Biß er ihm mit kluger Liſt Die Gelegenheit erkiſt: Den
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GUARINI
Aber dieſe meine Freude ward in kurtzer Zeit geſtillt;
Als man anfieng mit den Hunden auff das groſſe Thier zu
dringen/
Als es ſich zur Gegenwehre mit erzuͤrntem Schnauben
ſtellte/
Mit den ſchaͤumig-bluttgen Waffen Hund und Mann zu
Boden faͤllte/
Ach wie zagt’ ich? ach wie wuͤnſcht ich offt mein ungluͤckſe-
ligs Leben/
Zu Verſicher- und Befreyung meines Liebſten hinzugeben?
Ach wie offt hatt ich im Willen in die Stallung einzuſtuͤrmen/
Und mit meinem Leib/ als Schilde/ meinen Jaͤger zu beſchir-
men.
Ach wie offt ſagt ich bey mir:
Schone doch der ſchoͤnen Bruſt/
Schone doch der ſchoͤnen Schoß/ meiner Augen Wonn’ und
Luſt/
Du ungeheures Thier.
So ſeuffzt und wuͤnſcht’ ich ſtets/ als er den Hund ließ gleiten/
Im Harniſch ſeinen Feind begierig zu beſtreiten.
Wie hertzhafft er ſich wieß/ kan ich dir nicht beſchreiben:
Er iſt wohl werth in Gunſt des Silvio zu bleiben:
Wie ein Leue voller Zorn
Bald das zugeſpizte Horn
Des erzuͤrnten Puͤffels flieht/
Bald ihn wieder reitzt und rizt/
Biß er ſeinen Vortheil ſieht/
Und ihm auff den Nacken ſizt/
Mit den ſtarcken Tatzen haͤlt/
Und entkraͤfft zu Boden faͤllt:
So Melampus voller Mutt
Reizt und flieht des Hauers Wutt/
Bald entfernt/ bald wieder nah/
Treibt in einem Kreiß umher/
Zwickt ihn hier und reizt ihn da/
Aeffet ſeine Gegenwehr/
Biß er ihm mit kluger Liſt
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