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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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GUARINI
Gefunden kurtz zuvor: drum nennt ich es Mirtillen.
M. Mit was vor Mährlein wirstu uns die Ohren füllen?
Hegt euer Land kein Wild/ das diese Frucht gefressen?
C. Die auffgeschwellte Flutt durch ihres Stromes Macht/
Hat sie dahin und auff ein kleines Werder bracht/
Darinnen sie vorm Wild in Sicherheit gesessen.
M. Du schmückst die Lügen wohl. War die erzürnte Flutt
So gnädig/ daß sie nicht das Kind ließ untersincken?
Sind eure Wässer denn so fromm und gutt/
Daß niemand drinnen kan ertrincken?
C. Die Wiege/ drinn es lag/ dient ihn vor einen Kahn/
Darinn es mit Gepresch umgeben/ sicher schwam/
Biß daß es zum Gelück in diese Sträuche kam/
Und allda sitzen blieb.
M. So lags in einer Wiege?
C. Nicht anders als ich sag.
M. Ein eingewindelt Kind?
C. Ein schönes Kind dazu.
M. Wie viels wohl Jahre sind?
C. Es werden neunzehn Jahr/ eracht ich/ seyn verflossen/
Zeit dem die Wässer sich so grausamlich ergossen/
Und damahls ists geschehn. Da siehstu ob ich lüge.
M. Ihr Götter/ was kömmt mich vor ein Entsetzen an!
Was aber hatte der/ von dem du sagst/ vor Recht
Zum Kinde? war es sein?
C. Hiervon kan ich nicht
Nachricht geben.
M. Ist dir auch sonsten nichts bekandt von seinem Thun und
Leben?
C. Nichts anders.
M. Traust du ihn zu kennen?
C. War-
um nicht?
Es war ein breiter Mann von Leib und von Gesicht/
In rechter Mittel-Größ/ und trug ein schwartzes Haar/
Hatt einen starcken Bart und stachlicht Augenbranen.
M. Kommt her/ ihr meine Knecht'/
Und Hirten.
D. Da sind wir.
M. Nun schaue wem
der Mann
Von dem du hast gemeldt/ am meisten gleichen kan.
C. Er dörffte mich gar bald an den/ der mit dir redt/ gemah-
nen:
Und eben dieser ists. Er ist noch wie er war.
Vor
GUARINI
Gefunden kurtz zuvor: drum nennt ich es Mirtillen.
M. Mit was vor Maͤhrlein wirſtu uns die Ohren fuͤllen?
Hegt euer Land kein Wild/ das dieſe Frucht gefreſſen?
C. Die auffgeſchwellte Flutt durch ihres Stromes Macht/
Hat ſie dahin und auff ein kleines Werder bracht/
Darinnen ſie vorm Wild in Sicherheit geſeſſen.
M. Du ſchmuͤckſt die Luͤgen wohl. War die erzuͤrnte Flutt
So gnaͤdig/ daß ſie nicht das Kind ließ unterſincken?
Sind eure Waͤſſer denn ſo fromm und gutt/
Daß niemand drinnen kan ertrincken?
C. Die Wiege/ drinn es lag/ dient ihn vor einen Kahn/
Darinn es mit Gepreſch umgeben/ ſicher ſchwam/
Biß daß es zum Geluͤck in dieſe Straͤuche kam/
Und allda ſitzen blieb.
M. So lags in einer Wiege?
C. Nicht anders als ich ſag.
M. Ein eingewindelt Kind?
C. Ein ſchoͤnes Kind dazu.
M. Wie viels wohl Jahre ſind?
C. Es werden neunzehn Jahr/ eracht ich/ ſeyn verfloſſen/
Zeit dem die Waͤſſer ſich ſo grauſamlich ergoſſen/
Und damahls iſts geſchehn. Da ſiehſtu ob ich luͤge.
M. Ihr Goͤtter/ was koͤmmt mich vor ein Entſetzen an!
Was aber hatte der/ von dem du ſagſt/ vor Recht
Zum Kinde? war es ſein?
C. Hiervon kan ich nicht
Nachricht geben.
M. Iſt dir auch ſonſten nichts bekandt von ſeinem Thun und
Leben?
C. Nichts anders.
M. Trauſt du ihn zu kennen?
C. War-
um nicht?
Es war ein breiter Mann von Leib und von Geſicht/
In rechter Mittel-Groͤß/ und trug ein ſchwartzes Haar/
Hatt einen ſtarcken Bart und ſtachlicht Augenbranen.
M. Kommt her/ ihr meine Knecht’/
Und Hirten.
D. Da ſind wir.
M. Nun ſchaue wem
der Mann
Von dem du haſt gemeldt/ am meiſten gleichen kan.
C. Er doͤrffte mich gar bald an den/ der mit dir redt/ gemah-
nen:
Und eben dieſer iſts. Er iſt noch wie er war.
Vor
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[154/0254] GUARINI Gefunden kurtz zuvor: drum nennt ich es Mirtillen. M. Mit was vor Maͤhrlein wirſtu uns die Ohren fuͤllen? Hegt euer Land kein Wild/ das dieſe Frucht gefreſſen? C. Die auffgeſchwellte Flutt durch ihres Stromes Macht/ Hat ſie dahin und auff ein kleines Werder bracht/ Darinnen ſie vorm Wild in Sicherheit geſeſſen. M. Du ſchmuͤckſt die Luͤgen wohl. War die erzuͤrnte Flutt So gnaͤdig/ daß ſie nicht das Kind ließ unterſincken? Sind eure Waͤſſer denn ſo fromm und gutt/ Daß niemand drinnen kan ertrincken? C. Die Wiege/ drinn es lag/ dient ihn vor einen Kahn/ Darinn es mit Gepreſch umgeben/ ſicher ſchwam/ Biß daß es zum Geluͤck in dieſe Straͤuche kam/ Und allda ſitzen blieb. M. So lags in einer Wiege? C. Nicht anders als ich ſag. M. Ein eingewindelt Kind? C. Ein ſchoͤnes Kind dazu. M. Wie viels wohl Jahre ſind? C. Es werden neunzehn Jahr/ eracht ich/ ſeyn verfloſſen/ Zeit dem die Waͤſſer ſich ſo grauſamlich ergoſſen/ Und damahls iſts geſchehn. Da ſiehſtu ob ich luͤge. M. Ihr Goͤtter/ was koͤmmt mich vor ein Entſetzen an! Was aber hatte der/ von dem du ſagſt/ vor Recht Zum Kinde? war es ſein? C. Hiervon kan ich nicht Nachricht geben. M. Iſt dir auch ſonſten nichts bekandt von ſeinem Thun und Leben? C. Nichts anders. M. Trauſt du ihn zu kennen? C. War- um nicht? Es war ein breiter Mann von Leib und von Geſicht/ In rechter Mittel-Groͤß/ und trug ein ſchwartzes Haar/ Hatt einen ſtarcken Bart und ſtachlicht Augenbranen. M. Kommt her/ ihr meine Knecht’/ Und Hirten. D. Da ſind wir. M. Nun ſchaue wem der Mann Von dem du haſt gemeldt/ am meiſten gleichen kan. C. Er doͤrffte mich gar bald an den/ der mit dir redt/ gemah- nen: Und eben dieſer iſts. Er iſt noch wie er war. Vor

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/254>, abgerufen am 24.11.2024.