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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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GUARINI
Was säum ich? fürcht ich mich die Straffe zu empfangen?
Nur hingewagt: Ich kan ohndem nicht ärger büßen/
Als allbereit geschicht von eigenem Gewissen.
Schönes und beglücktes Paar/ welchem Erd und Himmel
hold/
Wenn heut alle irdsche Macht eurem Glück zu Füssen
liegt/
So verehrt euch billig auch dieses Hertze voller Schuld/
Das mit aller irdschen Macht eur Gelücke vor bekriegt.
Schöne Braut/ ich kan nicht leugnen/ daß/ was du geliebt/
auch mich
In die Augen hat gestochen: Nunmehr aber bleibts vor
dich/
Weil du dessen mehr denn ich/ mehr denn alle Nimphen/
werth.
Dir ist nun der treuste Schäffer/ der das Leben hat/ be-
schert:
Und der Ausbund keuscher Frauen/ die iemahls die Welt
geziert/
Wie ich sicher kan betheuren/ wird Mirtillen heimgeführt.
Denn ich habe beyderseits auff die Probe schon gesezt/
Ihre Keuschheit/ seine Treu/ als ein Schliffstein ausge-
wezt.
Aber du holdselge Braut/ eh dein Zorn auf mich ausbricht/
Schaue/ bitt ich/ doch zuvor deinem Liebsten ins Gesicht;
Da wirst du an meinem Theil Unvermeidligkeit der
Sünden/
Deines Ortes zum Verzeihn Anlaß gnung geschrieben
finden.
Um so lieben Pfandes wegen laß numehr seyn frey ge-
sprochen/
Was ich/ O verliebte Seele/ nur aus Lieb an dir verbro-
chen.
Billig ists ja/ daß die Liebe/ die dich selbsten hat entzündt/
Gnade der verübten Fehler an dem Freudentage findt.
A. Ich verzeihe dir nicht nur/ sondern habe dich auch lieb:
Denn ich seh den Ausgang an/ nicht den bösen Zweck und
Trieb:
Der
GUARINI
Was ſaͤum ich? fuͤrcht ich mich die Straffe zu empfangen?
Nur hingewagt: Ich kan ohndem nicht aͤrger buͤßen/
Als allbereit geſchicht von eigenem Gewiſſen.
Schoͤnes und begluͤcktes Paar/ welchem Erd und Himmel
hold/
Wenn heut alle irdſche Macht eurem Gluͤck zu Fuͤſſen
liegt/
So verehrt euch billig auch dieſes Hertze voller Schuld/
Das mit aller irdſchen Macht eur Geluͤcke vor bekriegt.
Schoͤne Braut/ ich kan nicht leugnen/ daß/ was du geliebt/
auch mich
In die Augen hat geſtochen: Nunmehr aber bleibts vor
dich/
Weil du deſſen mehr denn ich/ mehr denn alle Nimphen/
werth.
Dir iſt nun der treuſte Schaͤffer/ der das Leben hat/ be-
ſchert:
Und der Ausbund keuſcher Frauen/ die iemahls die Welt
geziert/
Wie ich ſicher kan betheuren/ wird Mirtillen heimgefuͤhrt.
Denn ich habe beyderſeits auff die Probe ſchon geſezt/
Ihre Keuſchheit/ ſeine Treu/ als ein Schliffſtein ausge-
wezt.
Aber du holdſelge Braut/ eh dein Zorn auf mich ausbricht/
Schaue/ bitt ich/ doch zuvor deinem Liebſten ins Geſicht;
Da wirſt du an meinem Theil Unvermeidligkeit der
Suͤnden/
Deines Ortes zum Verzeihn Anlaß gnung geſchrieben
finden.
Um ſo lieben Pfandes wegen laß numehr ſeyn frey ge-
ſprochen/
Was ich/ O verliebte Seele/ nur aus Lieb an dir verbro-
chen.
Billig iſts ja/ daß die Liebe/ die dich ſelbſten hat entzuͤndt/
Gnade der veruͤbten Fehler an dem Freudentage findt.
A. Ich verzeihe dir nicht nur/ ſondern habe dich auch lieb:
Denn ich ſeh den Ausgang an/ nicht den boͤſen Zweck und
Trieb:
Der
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[174/0274] GUARINI Was ſaͤum ich? fuͤrcht ich mich die Straffe zu empfangen? Nur hingewagt: Ich kan ohndem nicht aͤrger buͤßen/ Als allbereit geſchicht von eigenem Gewiſſen. Schoͤnes und begluͤcktes Paar/ welchem Erd und Himmel hold/ Wenn heut alle irdſche Macht eurem Gluͤck zu Fuͤſſen liegt/ So verehrt euch billig auch dieſes Hertze voller Schuld/ Das mit aller irdſchen Macht eur Geluͤcke vor bekriegt. Schoͤne Braut/ ich kan nicht leugnen/ daß/ was du geliebt/ auch mich In die Augen hat geſtochen: Nunmehr aber bleibts vor dich/ Weil du deſſen mehr denn ich/ mehr denn alle Nimphen/ werth. Dir iſt nun der treuſte Schaͤffer/ der das Leben hat/ be- ſchert: Und der Ausbund keuſcher Frauen/ die iemahls die Welt geziert/ Wie ich ſicher kan betheuren/ wird Mirtillen heimgefuͤhrt. Denn ich habe beyderſeits auff die Probe ſchon geſezt/ Ihre Keuſchheit/ ſeine Treu/ als ein Schliffſtein ausge- wezt. Aber du holdſelge Braut/ eh dein Zorn auf mich ausbricht/ Schaue/ bitt ich/ doch zuvor deinem Liebſten ins Geſicht; Da wirſt du an meinem Theil Unvermeidligkeit der Suͤnden/ Deines Ortes zum Verzeihn Anlaß gnung geſchrieben finden. Um ſo lieben Pfandes wegen laß numehr ſeyn frey ge- ſprochen/ Was ich/ O verliebte Seele/ nur aus Lieb an dir verbro- chen. Billig iſts ja/ daß die Liebe/ die dich ſelbſten hat entzuͤndt/ Gnade der veruͤbten Fehler an dem Freudentage findt. A. Ich verzeihe dir nicht nur/ ſondern habe dich auch lieb: Denn ich ſeh den Ausgang an/ nicht den boͤſen Zweck und Trieb: Der

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/274>, abgerufen am 24.11.2024.