Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Schertz-Sonnette. 6. Die Schöne Ubelangelegte. Ich weiß nicht wo ich nur soll Speil und Nägel kriegen/ Geschweige Nadeln gnug und Bänder auffzubringen/ Dadurch man Kleid und Haar in Ordnung könte zwingen. Doch/ laß es immerhin nach alter Weise fliegen. Sol streut die Strahlen aus/ die alles Licht besiegen; Viel schöner sind zertheilt des Papagoyens Schwingen. Hört Vögel in dem Wald und aus dem Keficht singen/ Die freyen werden euch weit mehr als die vergnügen. Ein muthig Roß nimmt nicht zu harte Zäumung an. Dein auff gelößtes Gold gleicht Berenizens Haaren/ Die an dem Himmel sich zu weisen würdig waren. Was nicht zu sehen taugt/ bindt und verdecket man. Uns weißt ein Pörsicht Haubt halb-blosser Brüste Zier/ Daß dein Unachtsam-seyn geht andrer Auffputz für. Huic mulieri minime convenit occupatio exercendi lacertos, Faciem lenociniis ac coloribus nunquam polluit. Nunquam ei placuit Vestis, quae nihil amplius, quam ut nu- Unicum sibi ornamentum pulcherrima & nulli obnoxia aetati AEque exigue tegitur corpus quam alitur: nihil homini natu- Nec faciunt meliorem equum aurei freni: imo equum emen- Otiosas vocas, quibus multae horae transmittuntur, dum Contemtus corporis sui certa libertas est. Contemne omnia, quae supervacuus labor velut ornamentum Placet non in Ambitionem prolata vestis, non ponderibus 7. Die N 3
Schertz-Sonnette. 6. Die Schoͤne Ubelangelegte. Ich weiß nicht wo ich nur ſoll Speil und Naͤgel kriegen/ Geſchweige Nadeln gnug und Baͤnder auffzubringen/ Dadurch man Kleid und Haar in Ordnung koͤnte zwingen. Doch/ laß es immerhin nach alter Weiſe fliegen. Sol ſtreut die Strahlen aus/ die alles Licht beſiegen; Viel ſchoͤner ſind zertheilt des Papagoyens Schwingen. Hoͤrt Voͤgel in dem Wald und aus dem Keficht ſingen/ Die freyen werden euch weit mehr als die vergnuͤgen. Ein muthig Roß nimmt nicht zu harte Zaͤumung an. Dein auff geloͤßtes Gold gleicht Berenizens Haaren/ Die an dem Himmel ſich zu weiſen wuͤrdig waren. Was nicht zu ſehen taugt/ bindt und verdecket man. Uns weißt ein Poͤrſicht Haubt halb-bloſſer Bruͤſte Zier/ Daß dein Unachtſam-ſeyn geht andrer Auffputz fuͤr. Huic mulieri minimè convenit occupatio exercendi lacertos, Faciem lenociniis ac coloribus nunquam polluit. Nunquam ei placuit Veſtis, quæ nihil amplius, quam ut nu- Unicum ſibi ornamentum pulcherrima & nulli obnoxia ætati Æquè exiguè tegitur corpus quàm alitur: nihil homini natu- Nec faciunt meliorem equum aurei freni: imo equum emen- Otioſas vocas, quibus multæ horæ transmittuntur, dum Contemtus corporis ſui certa libertas eſt. Contemne omnia, quæ ſupervacuus labor velut ornamentum Placet non in Ambitionem prolata veſtis, non ponderibus 7. Die N 3
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Schertz-Sonnette.
6. Die Schoͤne Ubelangelegte.
Ich weiß nicht wo ich nur ſoll Speil und Naͤgel kriegen/
Geſchweige Nadeln gnug und Baͤnder auffzubringen/
Dadurch man Kleid und Haar in Ordnung koͤnte zwingen.
Doch/ laß es immerhin nach alter Weiſe fliegen.
Sol ſtreut die Strahlen aus/ die alles Licht beſiegen;
Viel ſchoͤner ſind zertheilt des Papagoyens Schwingen.
Hoͤrt Voͤgel in dem Wald und aus dem Keficht ſingen/
Die freyen werden euch weit mehr als die vergnuͤgen.
Ein muthig Roß nimmt nicht zu harte Zaͤumung an.
Dein auff geloͤßtes Gold gleicht Berenizens Haaren/
Die an dem Himmel ſich zu weiſen wuͤrdig waren.
Was nicht zu ſehen taugt/ bindt und verdecket man.
Uns weißt ein Poͤrſicht Haubt halb-bloſſer Bruͤſte Zier/
Daß dein Unachtſam-ſeyn geht andrer Auffputz fuͤr.
Huic mulieri minimè convenit occupatio exercendi lacertos,
& dilatandi cervicem, & veſtes firmandi.
Faciem lenociniis ac coloribus nunquam polluit.
Nunquam ei placuit Veſtis, quæ nihil amplius, quam ut nu-
lam componeret ‒ Sed utcunque res tulit ita vixit.
Unicum ſibi ornamentum pulcherrima & nulli obnoxia ætati
orma.
Æquè exiguè tegitur corpus quàm alitur: nihil homini natu-
a, quod neceſſarium ſciebat, fecit operoſum.
Nec faciunt meliorem equum aurei freni: imo equum emen-
ipſa etiam ornamenta ſunt ſuſpecta.
Otioſas vocas, quibus multæ horæ transmittuntur, dum
ecerpitur, ſi quid proxima nocte ſuccreverit, dum de ſingulis
apillis in conſilium itur, dum aut disjecta coma reſtituitur, aut
eficiens hinc atque illinc in frontem compellitur? Has tu otio-
s vocas inter pectinem ſpeculumque occupatas?
Contemtus corporis ſui certa libertas eſt.
Contemne omnia, quæ ſupervacuus labor velut ornamentum
decus ponit. Ep. 8.
Placet non in Ambitionem prolata veſtis, non ponderibus
t tormentis ſplendere cogentibus preſſa, ſed domeſtica & vilis,
ec ſervata nec ſumenda ſollicitè.
7. Die
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