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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Schertz-Sonnette.
44. Die Schöne Fette.

Ich müst im Golde selbst mit Armutt seyn umfangen/
Im Hunger leiden Durst/ wenn ich mein schönes Kind/
Bey der die kühne Hand ihr voll Vergnügen findt/
Nicht schäzte Lobens-werth die auffgepaußten Wangen.
Wolt ihr mit Mumien/ Geripp und Geistern prangen/
Die ihr/ was mager/ liebt/ so fürchtet Glutt und Wind.
Verbrennt ein dürres Scheit nicht/ wenn es kaum entzündt/
Ein grüner Stock voll Safft läst lange Wärmd' empfangen.
Im Uberfluß besteht der Schatz der Amalthe,
Der volle Monden leucht am schönsten in der Höh:
Man solte wohl dein Lob biß an die Sonne treiben/
Mein Apffel-runder Schatz; doch sag ich diß allein
Dir noch zum Lobe nach/ soltstu gleich nackend seyn/
So wird dir doch noch viel zu zeigen übrig bleiben.



Omnes tui mirantur, quae tam crassam cervicem habes.

Ego vero non, quia semper debet plus esse virium in latore
quam in onere.

Venter praecepta non audit, poscit, appellat.

Luna deficit, nunc obumbratur, donec totum impleat Or-
bem, & nitidae surgunt fruges ramique virescunt.

Cogita saepe coelestia ingenia ex hoc fasce corporeae molis
erumpere & ad miram altitudinem pervenire.

De Baccho pingui cecinit Euripides:
Coeloque parvum Jupiter infantem tulit.


45. Die
Schertz-Sonnette.
44. Die Schoͤne Fette.

Ich muͤſt im Golde ſelbſt mit Armutt ſeyn umfangen/
Im Hunger leiden Durſt/ wenn ich mein ſchoͤnes Kind/
Bey der die kuͤhne Hand ihr voll Vergnuͤgen findt/
Nicht ſchaͤzte Lobens-werth die auffgepaußten Wangen.
Wolt ihr mit Mumien/ Geripp und Geiſtern prangen/
Die ihr/ was mager/ liebt/ ſo fuͤrchtet Glutt und Wind.
Verbrennt ein duͤrres Scheit nicht/ wenn es kaum entzuͤndt/
Ein gruͤner Stock voll Safft laͤſt lange Waͤrmd’ empfangen.
Im Uberfluß beſteht der Schatz der Amalthé,
Der volle Monden leucht am ſchoͤnſten in der Hoͤh:
Man ſolte wohl dein Lob biß an die Sonne treiben/
Mein Apffel-runder Schatz; doch ſag ich diß allein
Dir noch zum Lobe nach/ ſoltſtu gleich nackend ſeyn/
So wird dir doch noch viel zu zeigen uͤbrig bleiben.



Omnes tui mirantur, quæ tam craſſam cervicem habes.

Ego vero non, quia ſemper debet plus eſſe virium in latore
quam in onere.

Venter præcepta non audit, poſcit, appellat.

Luna deficit, nunc obumbratur, donec totum impleat Or-
bem, & nitidæ ſurgunt fruges ramique vireſcunt.

Cogita ſæpe cœleſtia ingenia ex hoc faſce corporeæ molis
erumpere & ad miram altitudinem pervenire.

De Baccho pingui cecinit Euripides:
Cœloque parvum Jupiter infantem tulit.


45. Die
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[235/0335] Schertz-Sonnette. 44. Die Schoͤne Fette. Ich muͤſt im Golde ſelbſt mit Armutt ſeyn umfangen/ Im Hunger leiden Durſt/ wenn ich mein ſchoͤnes Kind/ Bey der die kuͤhne Hand ihr voll Vergnuͤgen findt/ Nicht ſchaͤzte Lobens-werth die auffgepaußten Wangen. Wolt ihr mit Mumien/ Geripp und Geiſtern prangen/ Die ihr/ was mager/ liebt/ ſo fuͤrchtet Glutt und Wind. Verbrennt ein duͤrres Scheit nicht/ wenn es kaum entzuͤndt/ Ein gruͤner Stock voll Safft laͤſt lange Waͤrmd’ empfangen. Im Uberfluß beſteht der Schatz der Amalthé, Der volle Monden leucht am ſchoͤnſten in der Hoͤh: Man ſolte wohl dein Lob biß an die Sonne treiben/ Mein Apffel-runder Schatz; doch ſag ich diß allein Dir noch zum Lobe nach/ ſoltſtu gleich nackend ſeyn/ So wird dir doch noch viel zu zeigen uͤbrig bleiben. Omnes tui mirantur, quæ tam craſſam cervicem habes. Ego vero non, quia ſemper debet plus eſſe virium in latore quam in onere. Venter præcepta non audit, poſcit, appellat. Luna deficit, nunc obumbratur, donec totum impleat Or- bem, & nitidæ ſurgunt fruges ramique vireſcunt. Cogita ſæpe cœleſtia ingenia ex hoc faſce corporeæ molis erumpere & ad miram altitudinem pervenire. De Baccho pingui cecinit Euripides: Cœloque parvum Jupiter infantem tulit. 45. Die

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/335>, abgerufen am 21.11.2024.