Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.ADIMARI 47. Die Schöne Blasse. Mein gantz entfärbter Schatz/ mein mattes Liljen-Kind/ Das mit Zinober vor und Purpur hat geprahlet/ Izt auff der Wangen Au/ die man erstorben findt/ Die bange Todten-Farb' in blasse Blätter mahlet/ Vor hat mich deine Röth' in heißer Glutt entzündt/ Da Schmertz und Beyleid izt aus deiner Bleiche strahlet; Gleich wie mich Sonn und Gold vorhin mit dir verbindt/ So hält mich izt dein Bley noch fester angepfahlet. Sieht man die Funcken nicht aus deinem Antlitz schimmern/ So treff ich doch bey dir die alten Kohlen an/ Die mit verborgner Glutt in bleicher Asche glimmern. Du bist es/ die der Welt ein Vorbild zeigen kan/ Wie man doch auch den Tag bey trüber Zeit erkennet/ Bey blassem Schatten auch die Sonne schwärzt und brennet. Homines gravi valetudine expliciti omnem colorem corporis Quae ad placendum fuco quodam subornantur expectant an- Saepe felicitatis causa & initium fuit, quod calamitas vocaba- Quae malam faciem habent, saepius pudicae sunt. Si quis pallorem & lacrumas procidentes indicium affectus Et fortissimus plerumque vir, dum armatur, expalluit. Rubor Jovis nullus est, in lucem puram nitore perducto. 48. Die
ADIMARI 47. Die Schoͤne Blaſſe. Mein gantz entfaͤrbter Schatz/ mein mattes Liljen-Kind/ Das mit Zinober vor und Purpur hat geprahlet/ Izt auff der Wangen Au/ die man erſtorben findt/ Die bange Todten-Farb’ in blaſſe Blaͤtter mahlet/ Vor hat mich deine Roͤth’ in heißer Glutt entzuͤndt/ Da Schmertz und Beyleid izt aus deiner Bleiche ſtrahlet; Gleich wie mich Sonn und Gold vorhin mit dir verbindt/ So haͤlt mich izt dein Bley noch feſter angepfahlet. Sieht man die Funcken nicht aus deinem Antlitz ſchimmern/ So treff ich doch bey dir die alten Kohlen an/ Die mit verborgner Glutt in bleicher Aſche glimmern. Du biſt es/ die der Welt ein Vorbild zeigen kan/ Wie man doch auch den Tag bey truͤber Zeit erkennet/ Bey blaſſem Schatten auch die Sonne ſchwaͤrzt und brennet. Homines gravi valetudine expliciti omnem colorem corporis Quæ ad placendum fuco quodam ſubornantur expectant an- Sæpe felicitatis cauſa & initium fuit, quod calamitas vocaba- Quæ malam faciem habent, ſæpius pudicæ ſunt. Si quis pallorem & lacrumas procidentes indicium affectus Et fortiſſimus plerumque vir, dum armatur, expalluit. Rubor Jovis nullus eſt, in lucem puram nitore perducto. 48. Die
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ADIMARI
47. Die Schoͤne Blaſſe.
Mein gantz entfaͤrbter Schatz/ mein mattes Liljen-Kind/
Das mit Zinober vor und Purpur hat geprahlet/
Izt auff der Wangen Au/ die man erſtorben findt/
Die bange Todten-Farb’ in blaſſe Blaͤtter mahlet/
Vor hat mich deine Roͤth’ in heißer Glutt entzuͤndt/
Da Schmertz und Beyleid izt aus deiner Bleiche ſtrahlet;
Gleich wie mich Sonn und Gold vorhin mit dir verbindt/
So haͤlt mich izt dein Bley noch feſter angepfahlet.
Sieht man die Funcken nicht aus deinem Antlitz ſchimmern/
So treff ich doch bey dir die alten Kohlen an/
Die mit verborgner Glutt in bleicher Aſche glimmern.
Du biſt es/ die der Welt ein Vorbild zeigen kan/
Wie man doch auch den Tag bey truͤber Zeit erkennet/
Bey blaſſem Schatten auch die Sonne ſchwaͤrzt und brennet.
Homines gravi valetudine expliciti omnem colorem corporis
ſui calumniantur.
Quæ ad placendum fuco quodam ſubornantur expectant an-
nos, donec paulatim colorem diuturnitas ducat.
Sæpe felicitatis cauſa & initium fuit, quod calamitas vocaba-
tur, etiamſi oculorum aciem contundat & colorem mutet.
Quæ malam faciem habent, ſæpius pudicæ ſunt.
Si quis pallorem & lacrumas procidentes indicium affectus
animique ſignum putat, fallitur.
Et fortiſſimus plerumque vir, dum armatur, expalluit.
Rubor Jovis nullus eſt, in lucem puram nitore perducto.
48. Die
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