Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Schertz-Sonnette. 48. Die Schöne Lange-Geliebte. Mein erster Hertzensbrand/ ob zwar der Jahre Schatten Den vormahls hellen Glantz der Wangen Feld bedeckt/ Ist doch das alte Blutt bey mir gantz unersteckt/ Ich dencke noch mit Lust der alten Liebes-Thaten. Ist meinem trüben Geist ein kühner Flug gerathen/ Hat er zu Pindus Haubt die Federn ausgestreckt/ So hat dein muntres Licht mein schläffrig Hertz erweckt/ Und meiner Kälte kam dein Feuer wohl zu statten. Bey Fall und Grauß behält der Marmor seinen Preiß: Was erst ins Hertze kam/ wird nie daraus versehwinden: Das Blutt gefrieret nicht/ wenn gleich das Haar bereifft. Die Wunde bleibt/ ist gleich der Bogen nicht gesteifft. Verhängnis/ das uns bindt/ kan keine Trennung finden; Und AEtnae heiße Schos brennt unter Schnee und Eiß. Et futura & praeterita delectant, haec expectatione, illa me- Nostrum est, quod praeteriit tempus, nec quicquam est loco Habet amicitiae veteris usus magnam voluptatem. Est jucundum redire in antiqua studia, melioresque ad annos Jucundissima est aetas devexa jam, nec tamen praeceps. Complectamur senectutem & amemus. Plena est voluptatis Deditos vino potatio extrema delectat. AEtnae laeta regio in ipso ore montis nives habet, quas nec aestas 49. Die
Schertz-Sonnette. 48. Die Schoͤne Lange-Geliebte. Mein erſter Hertzensbrand/ ob zwar der Jahre Schatten Den vormahls hellen Glantz der Wangen Feld bedeckt/ Iſt doch das alte Blutt bey mir gantz unerſteckt/ Ich dencke noch mit Luſt der alten Liebes-Thaten. Iſt meinem truͤben Geiſt ein kuͤhner Flug gerathen/ Hat er zu Pindus Haubt die Federn ausgeſtreckt/ So hat dein muntres Licht mein ſchlaͤffrig Hertz erweckt/ Und meiner Kaͤlte kam dein Feuer wohl zu ſtatten. Bey Fall und Grauß behaͤlt der Marmor ſeinen Preiß: Was erſt ins Hertze kam/ wird nie daraus verſehwinden: Das Blutt gefrieret nicht/ wenn gleich das Haar bereifft. Die Wunde bleibt/ iſt gleich der Bogen nicht geſteifft. Verhaͤngnis/ das uns bindt/ kan keine Trennung finden; Und Ætnæ heiße Schos brennt unter Schnee und Eiß. Et futura & præterita delectant, hæc expectatione, illa me- Noſtrum eſt, quod præteriit tempus, nec quicquam eſt loco Habet amicitiæ veteris uſus magnam voluptatem. Eſt jucundum redire in antiqua ſtudia, melioresque ad annos Jucundiſſima eſt ætas devexa jam, nec tamen præceps. Complectamur ſenectutem & amemus. Plena eſt voluptatis Deditos vino potatio extrema delectat. Ætnæ læta regio in ipſo ore montis nives habet, quas nec æſtas 49. Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0339" n="239"/> <fw place="top" type="header">Schertz-Sonnette.</fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">48. Die Schoͤne Lange-Geliebte.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">M</hi>ein erſter Hertzensbrand/ ob zwar der Jahre Schatten</l><lb/> <l>Den vormahls hellen Glantz der Wangen Feld bedeckt/</l><lb/> <l>Iſt doch das alte Blutt bey mir gantz unerſteckt/</l><lb/> <l>Ich dencke noch mit Luſt der alten Liebes-Thaten.</l><lb/> <l>Iſt meinem truͤben Geiſt ein kuͤhner Flug gerathen/</l><lb/> <l>Hat er zu Pindus Haubt die Federn ausgeſtreckt/</l><lb/> <l>So hat dein muntres Licht mein ſchlaͤffrig Hertz erweckt/</l><lb/> <l>Und meiner Kaͤlte kam dein Feuer wohl zu ſtatten.</l><lb/> <l>Bey Fall und Grauß behaͤlt der Marmor ſeinen Preiß:</l><lb/> <l>Was erſt ins Hertze kam/ wird nie daraus verſehwinden:</l><lb/> <l>Das Blutt gefrieret nicht/ wenn gleich das Haar bereifft.</l><lb/> <l>Die Wunde bleibt/ iſt gleich der Bogen nicht geſteifft.</l><lb/> <l>Verhaͤngnis/ das uns bindt/ kan keine Trennung finden;</l><lb/> <l>Und <hi rendition="#aq">Ætnæ</hi> heiße Schos brennt unter Schnee und Eiß.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Et futura & præterita delectant, hæc expectatione, illa me-<lb/> moria.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Noſtrum eſt, quod præteriit tempus, nec quicquam eſt loco<lb/> utiore, quam quod fuit.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Habet amicitiæ veteris uſus magnam voluptatem.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Eſt jucundum redire in antiqua ſtudia, melioresque ad annos<lb/> eſpicere.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Jucundiſſima eſt ætas devexa jam, nec tamen præceps.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Complectamur ſenectutem & amemus. Plena eſt voluptatis<lb/> illa ſcias uti. Gratiſſima ſunt poma, cum fugiunt.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Deditos vino potatio extrema delectat.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Ætnæ læta regio in ipſo ore montis nives habet, quas nec æſtas<lb/> uidem ſ<supplied>o</supplied>lvi<supplied>t</supplied>, adeo tutæ ſunt ab igne vicino.</hi> </p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">49. Die</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0339]
Schertz-Sonnette.
48. Die Schoͤne Lange-Geliebte.
Mein erſter Hertzensbrand/ ob zwar der Jahre Schatten
Den vormahls hellen Glantz der Wangen Feld bedeckt/
Iſt doch das alte Blutt bey mir gantz unerſteckt/
Ich dencke noch mit Luſt der alten Liebes-Thaten.
Iſt meinem truͤben Geiſt ein kuͤhner Flug gerathen/
Hat er zu Pindus Haubt die Federn ausgeſtreckt/
So hat dein muntres Licht mein ſchlaͤffrig Hertz erweckt/
Und meiner Kaͤlte kam dein Feuer wohl zu ſtatten.
Bey Fall und Grauß behaͤlt der Marmor ſeinen Preiß:
Was erſt ins Hertze kam/ wird nie daraus verſehwinden:
Das Blutt gefrieret nicht/ wenn gleich das Haar bereifft.
Die Wunde bleibt/ iſt gleich der Bogen nicht geſteifft.
Verhaͤngnis/ das uns bindt/ kan keine Trennung finden;
Und Ætnæ heiße Schos brennt unter Schnee und Eiß.
Et futura & præterita delectant, hæc expectatione, illa me-
moria.
Noſtrum eſt, quod præteriit tempus, nec quicquam eſt loco
utiore, quam quod fuit.
Habet amicitiæ veteris uſus magnam voluptatem.
Eſt jucundum redire in antiqua ſtudia, melioresque ad annos
eſpicere.
Jucundiſſima eſt ætas devexa jam, nec tamen præceps.
Complectamur ſenectutem & amemus. Plena eſt voluptatis
illa ſcias uti. Gratiſſima ſunt poma, cum fugiunt.
Deditos vino potatio extrema delectat.
Ætnæ læta regio in ipſo ore montis nives habet, quas nec æſtas
uidem ſolvit, adeo tutæ ſunt ab igne vicino.
49. Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDas Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |