Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Freyherrlich-Abschatzisches heit so lange/ biß sie die Seel-erquickenden Kräffte selbstenschmecketen/ welche ihrer Kehle süsse wurden. Es war ihnen angebohren ans Sterben immer zugedencken/ darum funden sie unter allen Biblischen Todes-Ergötzligkeiten/ vornehmlich den zu seinen Vätern sich versammlenden Vater Joseph/ und mercketen sich dessen Todes-Seuffzer: HErr/ ich warte auff dein Heyl. So lesen wir auff der Decke dieser beyden Särge. Könte wohl ein inhafftirter Joseph was Großmüt- tigers an die Thür seines Gefängnisses geschrieben haben/ womit er so wohl ein Bekäntniß von der Religion seiner Vä- ter/ als auch ein Zeugniß seines itzigen Vertrauens zu GOtt/ auffweisen wollen? Und ein von Geburt an in Sünden biß in den Tod gefesselter Christ stellet sich diß Memoriale billig an die Thüre seines Lebens/ und saget mit grossem Geiste: HErr/ ich warte. Unsere Geist-volle Sterbenden wolten hiermit zeigen/ was Im Alten Testamente war der Glaube an Christum nichts Die jenigen/ welche Josephs und Assenaths Leichen-Kasten benen
Freyherrlich-Abſchatziſches heit ſo lange/ biß ſie die Seel-erquickenden Kraͤffte ſelbſtenſchmecketen/ welche ihrer Kehle ſuͤſſe wurden. Es war ihnen angebohren ans Sterben immer zugedencken/ darum funden ſie unter allen Bibliſchen Todes-Ergoͤtzligkeiten/ vornehmlich den zu ſeinen Vaͤtern ſich verſammlenden Vater Joſeph/ und mercketen ſich deſſen Todes-Seuffzer: HErr/ ich warte auff dein Heyl. So leſen wir auff der Decke dieſer beyden Saͤrge. Koͤnte wohl ein inhafftirter Joſeph was Großmuͤt- tigers an die Thuͤr ſeines Gefaͤngniſſes geſchrieben haben/ womit er ſo wohl ein Bekaͤntniß von der Religion ſeiner Vaͤ- ter/ als auch ein Zeugniß ſeines itzigen Vertrauens zu GOtt/ auffweiſen wollen? Und ein von Geburt an in Suͤnden biß in den Tod gefeſſelter Chriſt ſtellet ſich diß Memoriale billig an die Thuͤre ſeines Lebens/ und ſaget mit groſſem Geiſte: HErr/ ich warte. Unſere Geiſt-volle Sterbenden wolten hiermit zeigen/ was Im Alten Teſtamente war der Glaube an Chriſtum nichts Die jenigen/ welche Joſephs und Aſſenaths Leichen-Kaſten benen
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Freyherrlich-Abſchatziſches
heit ſo lange/ biß ſie die Seel-erquickenden Kraͤffte ſelbſten
ſchmecketen/ welche ihrer Kehle ſuͤſſe wurden. Es war ihnen
angebohren ans Sterben immer zugedencken/ darum funden
ſie unter allen Bibliſchen Todes-Ergoͤtzligkeiten/ vornehmlich
den zu ſeinen Vaͤtern ſich verſammlenden Vater Joſeph/ und
mercketen ſich deſſen Todes-Seuffzer: HErr/ ich warte
auff dein Heyl. So leſen wir auff der Decke dieſer beyden
Saͤrge. Koͤnte wohl ein inhafftirter Joſeph was Großmuͤt-
tigers an die Thuͤr ſeines Gefaͤngniſſes geſchrieben haben/
womit er ſo wohl ein Bekaͤntniß von der Religion ſeiner Vaͤ-
ter/ als auch ein Zeugniß ſeines itzigen Vertrauens zu GOtt/
auffweiſen wollen? Und ein von Geburt an in Suͤnden biß
in den Tod gefeſſelter Chriſt ſtellet ſich diß Memoriale billig
an die Thuͤre ſeines Lebens/ und ſaget mit groſſem Geiſte:
HErr/ ich warte.
Unſere Geiſt-volle Sterbenden wolten hiermit zeigen/ was
ſie von ihrem Grabe hielten/ an deſſen Thuͤr ſie ſolche Worte
anzeichneten/ meynende/ diß ſey das Warte-Zimmer/ darin-
nen es niemanden zu lang werden koͤnne/ zu verziehen/ biß
die Stunde komme/ auffzuſtehen vom Schlaff/ wenn die
Nacht vergangen und der Tag des ewigen Heyls herbey
kommen.
Im Alten Teſtamente war der Glaube an Chriſtum nichts
anders als ein Warten auff das Heyl GOttes/ den Schilo,
der da ſelig machen konte. Ob gleich ihre Hoffnung ſich biß
ins Grab verzog/ ſo wurde dennoch ſolch Glaubens-volles
Warten ihnen gerechnet zur Gerechtigkeit. Sie ſagten:
Ob mich der HErr gleich toͤdten wuͤrde/ will ich dennoch auff
ihn hoffen. Darum der Sohn GOttes auch deſiderium
gentium, und die Glaͤubigen/ Wartende auff den Troſt Iſra-
els/ genennet wurden.
Die jenigen/ welche Joſephs und Aſſenaths Leichen-Kaſten
wollen geſehen haben/ melden/ daß oben auff dem gantz ver-
goͤldeten Deckel der Hebraͤiſche Nahme GOttes Jehova ge-
ſchrieben/ und noch andere Egyptiſche Kenn-Zeichen heiliger
Bilder-Schrifften angemercket geweſen/ die auff folgenden
Sinn ausgegangen: Der/ der da war/ der da iſt/ und der da
ſeyn wird/ mache durch ſeine goͤttliche Krafft dieſe Abgeſtor-
benen
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