Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.ADONIS Blumen. Wer weiß/ wo auff den VerdrußUns noch Glück und Heyl steht offen? Gönne mir drauff einen Kuß Eh ich dich verlassen muß. Giebt das Verhängnis uns denn keine Zeit zu letzen? Geht also schleunig fort der Reise fester Schluß/ Daß meinem Munde kaum verlaubt den lezten Kuß In das Corallne Paar der Lippen einzuätzen? O Wort/ wie Diamant und harter Stahl zu schätzen/ Das Hoffnung und Gedult allein erweichen muß! Doch bringt das Scheiden izt dem Hertzen viel Verdruß/ So wird das Wiedersehn uns desto mehr ergötzen. Indessen lebet wohl/ ihr treu-geliebten Sinnen! Es müsse Glück und Zeit zu euren Diensten stehn/ Es müß euch zu der Hand Lufft/ Erd und Himmel gehn/ Biß wir uns wiederum mit Freud umfassen künnen. Schliest eurem Hertzen ein/ wie ich/ ein Füncklein Liebe/ So bleibet unsre Glutt verwahrt für Zeit und Diebe. Weicht von mir Freude/ Schertz und Lust/ Denn Celimen ist weggegangen. Furcht/ Zweifel/ Trauren und Verlangen Hält eure Stell in meiner Brust. Geht hin/ zieht mit ihr auff und nieder/ Und kommet ohne sie nicht wieder. Wie lange soll mich kräncken Ein traurig Angedencken Der vor-gepflognen Lust/ Nachdem ich müssen scheiden/ Mit Widerwillen meiden Lisillens zarte Brust! Die Liebe will mir sagen/ Sie soll im Hertzen tragen Die T
ADONIS Blumen. Wer weiß/ wo auff den VerdrußUns noch Gluͤck und Heyl ſteht offen? Goͤnne mir drauff einen Kuß Eh ich dich verlaſſen muß. Giebt das Verhaͤngnis uns denn keine Zeit zu letzen? Geht alſo ſchleunig fort der Reiſe feſter Schluß/ Daß meinem Munde kaum verlaubt den lezten Kuß In das Corallne Paar der Lippen einzuaͤtzen? O Wort/ wie Diamant und harter Stahl zu ſchaͤtzen/ Das Hoffnung und Gedult allein erweichen muß! Doch bringt das Scheiden izt dem Hertzen viel Verdruß/ So wird das Wiederſehn uns deſto mehr ergoͤtzen. Indeſſen lebet wohl/ ihr treu-geliebten Sinnen! Es muͤſſe Gluͤck und Zeit zu euren Dienſten ſtehn/ Es muͤß euch zu der Hand Lufft/ Erd und Himmel gehn/ Biß wir uns wiederum mit Freud umfaſſen kuͤnnen. Schlieſt eurem Hertzen ein/ wie ich/ ein Fuͤncklein Liebe/ So bleibet unſre Glutt verwahrt fuͤr Zeit und Diebe. Weicht von mir Freude/ Schertz und Luſt/ Denn Celimen iſt weggegangen. Furcht/ Zweifel/ Trauren und Verlangen Haͤlt eure Stell in meiner Bruſt. Geht hin/ zieht mit ihr auff und nieder/ Und kommet ohne ſie nicht wieder. Wie lange ſoll mich kraͤncken Ein traurig Angedencken Der vor-gepflognen Luſt/ Nachdem ich muͤſſen ſcheiden/ Mit Widerwillen meiden Liſillens zarte Bruſt! Die Liebe will mir ſagen/ Sie ſoll im Hertzen tragen Die T
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ADONIS Blumen.
Wer weiß/ wo auff den Verdruß
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Goͤnne mir drauff einen Kuß
Eh ich dich verlaſſen muß.
Giebt das Verhaͤngnis uns denn keine Zeit zu letzen?
Geht alſo ſchleunig fort der Reiſe feſter Schluß/
Daß meinem Munde kaum verlaubt den lezten Kuß
In das Corallne Paar der Lippen einzuaͤtzen?
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Das Hoffnung und Gedult allein erweichen muß!
Doch bringt das Scheiden izt dem Hertzen viel Verdruß/
So wird das Wiederſehn uns deſto mehr ergoͤtzen.
Indeſſen lebet wohl/ ihr treu-geliebten Sinnen!
Es muͤſſe Gluͤck und Zeit zu euren Dienſten ſtehn/
Es muͤß euch zu der Hand Lufft/ Erd und Himmel gehn/
Biß wir uns wiederum mit Freud umfaſſen kuͤnnen.
Schlieſt eurem Hertzen ein/ wie ich/ ein Fuͤncklein Liebe/
So bleibet unſre Glutt verwahrt fuͤr Zeit und Diebe.
Weicht von mir Freude/ Schertz und Luſt/
Denn Celimen iſt weggegangen.
Furcht/ Zweifel/ Trauren und Verlangen
Haͤlt eure Stell in meiner Bruſt.
Geht hin/ zieht mit ihr auff und nieder/
Und kommet ohne ſie nicht wieder.
Wie lange ſoll mich kraͤncken
Ein traurig Angedencken
Der vor-gepflognen Luſt/
Nachdem ich muͤſſen ſcheiden/
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Liſillens zarte Bruſt!
Die Liebe will mir ſagen/
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