Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
ANEMONS und
B-itter ist der Galle Safft/
Bitter was aus Wermut quillet/
Was der schwartzen Pillen Krafft
Myrrh und Aloe verhüllet;
Doch dein Scheiden bildt mir ein/
Jenes müsse Zucker seyn.
S-chwer ists/ wenn der müde Geist
Sein gewöhnlich Hauß muß meiden/
Wenn der Lebens-Faden reist/
Und die besten Freunde scheiden/
Scheiden von Lisillens Zier
Kommt mir gleich beschwerlich für.
C-inthius/ wenn er entzieht
Unsrer Welt die göldnen Blicke/
Lässet alles/ was man sieht
Hinter sich betrübt zurücke;
Seht/ wie so in Trauren steht
Wenn Lisillens Sonn entgeht.
H-enckers Hände können nicht
Uber wenig Tage quälen:
Wer Lisillens sich entbricht/
Kan der Pein kein Ende zählen:
Qual und Sorge frist ihn ab/
Leben ist sein täglich Grab.
I-st gleich in der Todten-Zunfft
Der erblaßte Cörper kommen/
Bleibt ihm doch die Wiederkunfft
Zu der Seelen unbenommen;
Ob Lisille mehr sieht mich
Wissen Glück und Zeit/ nicht ich.
D-och das Beste/ Lisilis/
Wollen wir zusammen hoffen.
Wer
ANEMONS und
B-itter iſt der Galle Safft/
Bitter was aus Wermut quillet/
Was der ſchwartzen Pillen Krafft
Myrrh und Aloe verhuͤllet;
Doch dein Scheiden bildt mir ein/
Jenes muͤſſe Zucker ſeyn.
S-chwer iſts/ wenn der muͤde Geiſt
Sein gewoͤhnlich Hauß muß meiden/
Wenn der Lebens-Faden reiſt/
Und die beſten Freunde ſcheiden/
Scheiden von Liſillens Zier
Kommt mir gleich beſchwerlich fuͤr.
C-inthius/ wenn er entzieht
Unſrer Welt die goͤldnen Blicke/
Laͤſſet alles/ was man ſieht
Hinter ſich betruͤbt zuruͤcke;
Seht/ wie ſo in Trauren ſteht
Wenn Liſillens Sonn entgeht.
H-enckers Haͤnde koͤnnen nicht
Uber wenig Tage quaͤlen:
Wer Liſillens ſich entbricht/
Kan der Pein kein Ende zaͤhlen:
Qual und Sorge friſt ihn ab/
Leben iſt ſein taͤglich Grab.
I-ſt gleich in der Todten-Zunfft
Der erblaßte Coͤrper kommen/
Bleibt ihm doch die Wiederkunfft
Zu der Seelen unbenommen;
Ob Liſille mehr ſieht mich
Wiſſen Gluͤck und Zeit/ nicht ich.
D-och das Beſte/ Liſilis/
Wollen wir zuſammen hoffen.
Wer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0388" n="288"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">ANEMONS</hi></hi> und</fw><lb/>
            <lg n="2">
              <l><hi rendition="#fr">B</hi>-itter i&#x017F;t der Galle Safft/</l><lb/>
              <l>Bitter was aus Wermut quillet/</l><lb/>
              <l>Was der &#x017F;chwartzen Pillen Krafft</l><lb/>
              <l>Myrrh und Aloe verhu&#x0364;llet;</l><lb/>
              <l>Doch dein Scheiden bildt mir ein/</l><lb/>
              <l>Jenes mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Zucker &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l><hi rendition="#fr">S</hi>-chwer i&#x017F;ts/ wenn der mu&#x0364;de Gei&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Sein gewo&#x0364;hnlich Hauß muß meiden/</l><lb/>
              <l>Wenn der Lebens-Faden rei&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Und die be&#x017F;ten Freunde &#x017F;cheiden/</l><lb/>
              <l>Scheiden von Li&#x017F;illens Zier</l><lb/>
              <l>Kommt mir gleich be&#x017F;chwerlich fu&#x0364;r.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l><hi rendition="#fr">C</hi>-inthius/ wenn er entzieht</l><lb/>
              <l>Un&#x017F;rer Welt die go&#x0364;ldnen Blicke/</l><lb/>
              <l>La&#x0364;&#x017F;&#x017F;et alles/ was man &#x017F;ieht</l><lb/>
              <l>Hinter &#x017F;ich betru&#x0364;bt zuru&#x0364;cke;</l><lb/>
              <l>Seht/ wie &#x017F;o in Trauren &#x017F;teht</l><lb/>
              <l>Wenn Li&#x017F;illens Sonn entgeht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l><hi rendition="#fr">H</hi>-enckers Ha&#x0364;nde ko&#x0364;nnen nicht</l><lb/>
              <l>Uber wenig Tage qua&#x0364;len:</l><lb/>
              <l>Wer Li&#x017F;illens &#x017F;ich entbricht/</l><lb/>
              <l>Kan der Pein kein Ende za&#x0364;hlen:</l><lb/>
              <l>Qual und Sorge fri&#x017F;t ihn ab/</l><lb/>
              <l>Leben i&#x017F;t &#x017F;ein ta&#x0364;glich Grab.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l><hi rendition="#fr">I</hi>-&#x017F;t gleich in der Todten-Zunfft</l><lb/>
              <l>Der erblaßte Co&#x0364;rper kommen/</l><lb/>
              <l>Bleibt ihm doch die Wiederkunfft</l><lb/>
              <l>Zu der Seelen unbenommen;</l><lb/>
              <l>Ob Li&#x017F;ille mehr &#x017F;ieht mich</l><lb/>
              <l>Wi&#x017F;&#x017F;en Glu&#x0364;ck und Zeit/ nicht ich.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l><hi rendition="#fr">D</hi>-och das Be&#x017F;te/ Li&#x017F;ilis/</l><lb/>
              <l>Wollen wir zu&#x017F;ammen hoffen.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0388] ANEMONS und B-itter iſt der Galle Safft/ Bitter was aus Wermut quillet/ Was der ſchwartzen Pillen Krafft Myrrh und Aloe verhuͤllet; Doch dein Scheiden bildt mir ein/ Jenes muͤſſe Zucker ſeyn. S-chwer iſts/ wenn der muͤde Geiſt Sein gewoͤhnlich Hauß muß meiden/ Wenn der Lebens-Faden reiſt/ Und die beſten Freunde ſcheiden/ Scheiden von Liſillens Zier Kommt mir gleich beſchwerlich fuͤr. C-inthius/ wenn er entzieht Unſrer Welt die goͤldnen Blicke/ Laͤſſet alles/ was man ſieht Hinter ſich betruͤbt zuruͤcke; Seht/ wie ſo in Trauren ſteht Wenn Liſillens Sonn entgeht. H-enckers Haͤnde koͤnnen nicht Uber wenig Tage quaͤlen: Wer Liſillens ſich entbricht/ Kan der Pein kein Ende zaͤhlen: Qual und Sorge friſt ihn ab/ Leben iſt ſein taͤglich Grab. I-ſt gleich in der Todten-Zunfft Der erblaßte Coͤrper kommen/ Bleibt ihm doch die Wiederkunfft Zu der Seelen unbenommen; Ob Liſille mehr ſieht mich Wiſſen Gluͤck und Zeit/ nicht ich. D-och das Beſte/ Liſilis/ Wollen wir zuſammen hoffen. Wer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/388
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/388>, abgerufen am 22.11.2024.