Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Wer sieget/ wann nicht GOtt das Glücke selber giebet? Wer lieget/ wann nicht GOtt die Rache selber übet? Ulysses kan er nur sein Ithaca begrüssen/ Will willig diese Lust mit eignem Tode büssen. Der Menschen meister Theil will lieber Geist und Leben/ Als seine Lieb und Lust/ das Vaterland/ begeben. Es wird das Vaterland von uns so hoch gehalten/ Daß wir noch einst so lieb in seiner Schoß erkalten. Wen GOttes starcker Arm in Sicherheit will setzen/ Den kan die eitle Macht der Menschen nicht verletzen. Wer mit dem Höchsten sich in einen Streit will wagen/ Wird von ihm ohne Müh erleget und geschlagen. Durch Behuff der Zeit Mindert sich das Leyd. So bald der erste Thränen-Guß ist überhin geschossen/ Macht uns zu stetem traurig-seyn die lange Zeit verdrosse[n] Der faule Schlaff ist nicht den wachen Musen hold/ Die frühe Morgen-Zeit bringt Phöbus-Söhnen Gold. Besser Honig in dem Hertzen/ auff den Lippen Galle führe[n] Als wo Galle steckt im Hertzen/ eitel Honig lassen sp[ü-] ren. D[aß]
Vermiſchte Gedichte. Wer ſieget/ wann nicht GOtt das Gluͤcke ſelber giebet? Wer lieget/ wann nicht GOtt die Rache ſelber uͤbet? Ulyſſes kan er nur ſein Ithaca begruͤſſen/ Will willig dieſe Luſt mit eignem Tode buͤſſen. Der Menſchen meiſter Theil will lieber Geiſt und Leben/ Als ſeine Lieb und Luſt/ das Vaterland/ begeben. Es wird das Vaterland von uns ſo hoch gehalten/ Daß wir noch einſt ſo lieb in ſeiner Schoß erkalten. Wen GOttes ſtarcker Arm in Sicherheit will ſetzen/ Den kan die eitle Macht der Menſchen nicht verletzen. Wer mit dem Hoͤchſten ſich in einen Streit will wagen/ Wird von ihm ohne Muͤh erleget und geſchlagen. Durch Behuff der Zeit Mindert ſich das Leyd. So bald der erſte Thraͤnen-Guß iſt uͤberhin geſchoſſen/ Macht uns zu ſtetem traurig-ſeyn die lange Zeit verdroſſe[n] Der faule Schlaff iſt nicht den wachen Muſen hold/ Die fruͤhe Morgen-Zeit bringt Phoͤbus-Soͤhnen Gold. Beſſer Honig in dem Hertzen/ auff den Lippen Galle fuͤhre[n] Als wo Galle ſteckt im Hertzen/ eitel Honig laſſen ſp[ü-] ren. D[aß]
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Vermiſchte Gedichte.
Wer ſieget/ wann nicht GOtt das Gluͤcke ſelber giebet?
Wer lieget/ wann nicht GOtt die Rache ſelber uͤbet?
Ulyſſes kan er nur ſein Ithaca begruͤſſen/
Will willig dieſe Luſt mit eignem Tode buͤſſen.
Der Menſchen meiſter Theil will lieber Geiſt und Leben/
Als ſeine Lieb und Luſt/ das Vaterland/ begeben.
Es wird das Vaterland von uns ſo hoch gehalten/
Daß wir noch einſt ſo lieb in ſeiner Schoß erkalten.
Wen GOttes ſtarcker Arm in Sicherheit will ſetzen/
Den kan die eitle Macht der Menſchen nicht verletzen.
Wer mit dem Hoͤchſten ſich in einen Streit will wagen/
Wird von ihm ohne Muͤh erleget und geſchlagen.
Durch Behuff der Zeit
Mindert ſich das Leyd.
So bald der erſte Thraͤnen-Guß iſt uͤberhin geſchoſſen/
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Der faule Schlaff iſt nicht den wachen Muſen hold/
Die fruͤhe Morgen-Zeit bringt Phoͤbus-Soͤhnen Gold.
Beſſer Honig in dem Hertzen/ auff den Lippen Galle fuͤhren
Als wo Galle ſteckt im Hertzen/ eitel Honig laſſen ſpü-
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