Herr Savery führt verschiedene Beyspiele an, um die Gewalt und Wirkung des Magnetismus der Erdkugel daraus zu erklären, unter andern bemerkt er, daß eiserne Stangen kleine Stückchen Eisen halten. Er hieng eine 5 Schuh lange eiserne Stange an einer am obern Ende befestigten Schlinge auf, wischte das untere Ende der- selben und die Spitze eines eisernen Nagels sorgfältig ab, damit kein Staub oder Feuchtigkeit die vollkomme- ne Berührung beyder verhindere; alsdann hielt er den Nagel mit aufwärts gekehrter Spitze unter den Stab, drückte ihn hart daran, hielte den Finger etwa 30 Secunden lang unter den Kopf des Nagels, und zog denselben alsdann sanft niederwärts, so daß der Na- gel nicht in Schwingung gerathen konnte; fiel er her- ab, so wischte er die Spitze, wie zuvor, ab, und ver- suchte eine neue Stelle an der Grundfläche der Stan- ge. Waren beyde Enden der Stange gleich gestaltet, und hatte sie keine beständige magnetische Kraft, so war es gleichgültig, welches Ende er unterwärts kehr- te; hatte sie aber einen geringen Grad von Polarität, so gieng der Versuch mit einem Ende besser von stat- ten, als mit dem andern.
Das obere Ende A eines langen eisernen Sta- bes, welcher keine bestimmte Polarität hat, wird das nördliche Ende einer Magnetnadel anziehen, das un- tere Ende B aber wird dasselbe zurückstoßen; kehrt man aber den Stab um, so wird B, welches nun- mehr das obere Ende ist, den Nordpol der Nadel, den es vorher zurückstieß, anziehen. Eben so ist der Fall, wenn der Stab horizontal in den magnetischen Meridian gelegt wird, das südwärts gekehrte Ende wird ein Nordpol seyn.
Eiserne Fensterstäbe, welche lange Zeit in einer vertikalen Stellung gestanden haben, erhalten eine be-
über den Magnetiſmus.
Herr Savery führt verſchiedene Beyſpiele an, um die Gewalt und Wirkung des Magnetiſmus der Erdkugel daraus zu erklären, unter andern bemerkt er, daß eiſerne Stangen kleine Stückchen Eiſen halten. Er hieng eine 5 Schuh lange eiſerne Stange an einer am obern Ende befeſtigten Schlinge auf, wiſchte das untere Ende der- ſelben und die Spitze eines eiſernen Nagels ſorgfältig ab, damit kein Staub oder Feuchtigkeit die vollkomme- ne Berührung beyder verhindere; alsdann hielt er den Nagel mit aufwärts gekehrter Spitze unter den Stab, drückte ihn hart daran, hielte den Finger etwa 30 Secunden lang unter den Kopf des Nagels, und zog denſelben alsdann ſanft niederwärts, ſo daß der Na- gel nicht in Schwingung gerathen konnte; fiel er her- ab, ſo wiſchte er die Spitze, wie zuvor, ab, und ver- ſuchte eine neue Stelle an der Grundfläche der Stan- ge. Waren beyde Enden der Stange gleich geſtaltet, und hatte ſie keine beſtändige magnetiſche Kraft, ſo war es gleichgültig, welches Ende er unterwärts kehr- te; hatte ſie aber einen geringen Grad von Polarität, ſo gieng der Verſuch mit einem Ende beſſer von ſtat- ten, als mit dem andern.
Das obere Ende A eines langen eiſernen Sta- bes, welcher keine beſtimmte Polarität hat, wird das nördliche Ende einer Magnetnadel anziehen, das un- tere Ende B aber wird daſſelbe zurückſtoßen; kehrt man aber den Stab um, ſo wird B, welches nun- mehr das obere Ende iſt, den Nordpol der Nadel, den es vorher zurückſtieß, anziehen. Eben ſo iſt der Fall, wenn der Stab horizontal in den magnetiſchen Meridian gelegt wird, das ſüdwärts gekehrte Ende wird ein Nordpol ſeyn.
Eiſerne Fenſterſtäbe, welche lange Zeit in einer vertikalen Stellung geſtanden haben, erhalten eine be-
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über den Magnetiſmus.
Herr Savery führt verſchiedene Beyſpiele an, um
die Gewalt und Wirkung des Magnetiſmus der Erdkugel
daraus zu erklären, unter andern bemerkt er, daß eiſerne
Stangen kleine Stückchen Eiſen halten. Er hieng eine
5 Schuh lange eiſerne Stange an einer am obern Ende
befeſtigten Schlinge auf, wiſchte das untere Ende der-
ſelben und die Spitze eines eiſernen Nagels ſorgfältig
ab, damit kein Staub oder Feuchtigkeit die vollkomme-
ne Berührung beyder verhindere; alsdann hielt er den
Nagel mit aufwärts gekehrter Spitze unter den Stab,
drückte ihn hart daran, hielte den Finger etwa 30
Secunden lang unter den Kopf des Nagels, und zog
denſelben alsdann ſanft niederwärts, ſo daß der Na-
gel nicht in Schwingung gerathen konnte; fiel er her-
ab, ſo wiſchte er die Spitze, wie zuvor, ab, und ver-
ſuchte eine neue Stelle an der Grundfläche der Stan-
ge. Waren beyde Enden der Stange gleich geſtaltet,
und hatte ſie keine beſtändige magnetiſche Kraft, ſo
war es gleichgültig, welches Ende er unterwärts kehr-
te; hatte ſie aber einen geringen Grad von Polarität,
ſo gieng der Verſuch mit einem Ende beſſer von ſtat-
ten, als mit dem andern.
Das obere Ende A eines langen eiſernen Sta-
bes, welcher keine beſtimmte Polarität hat, wird das
nördliche Ende einer Magnetnadel anziehen, das un-
tere Ende B aber wird daſſelbe zurückſtoßen; kehrt
man aber den Stab um, ſo wird B, welches nun-
mehr das obere Ende iſt, den Nordpol der Nadel,
den es vorher zurückſtieß, anziehen. Eben ſo iſt der
Fall, wenn der Stab horizontal in den magnetiſchen
Meridian gelegt wird, das ſüdwärts gekehrte Ende
wird ein Nordpol ſeyn.
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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/283>, abgerufen am 16.07.2024.
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