Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.den Geliebten zu opfern bereit wäre. Sie blieb ihren Pflichten treu, ihre Unschuld verstand es nicht, ihre Gefühle zu verbergen, die sie ihnen unterordnete. Roland war ungemein empfindlich in seinen Gefühlen und seiner Eigenliebe. Er konnte den Gedanken der mindesten Störung seiner Herrschaft nicht ertragen. Seine Vorstellung verdüsterte sich, seine Eifersucht brachte sie auf, das Glück floh weit von ihnen. Er betete seine Frau an, sie opferte sich ihm, und beide waren unglücklich! Roland beschäftigte sich mit der Drucklegung und Sichtung seiner Manuskripte über Italien. Madame Roland wurde Abschreiberin und Korrektorin der Druckbogen. Sie erfüllte diese Aufgabe mit einer Demut, über die zu lachen sie sich nicht erwehren konnte. Es dauerte Jahre, bis sie sich zu widersprechen herausnahm und einsah, dass er nicht alles besser verstehe als sie! Sie hörte damals einen Kurs über Naturgeschichte und einen über Botanik, das war die einzige arbeitsame Erholung zwischen ihren Beschäftigungen als Sekretärin und Hausfrau. Sie lebten in einem Hotel-Garni in Paris. Da die Gesundheit Rolands sehr schwach war, nahm Madame Roland selbst die Mühe auf sich, die Speisen für ihn zu bereiten. Dann kamen weitere vier Jahre, die sie in Amiens verlebten, dort wurde Madame Roland Mutter; sie säugte ihr Kind, ohne deshalb aufzuhören bei den Arbeiten ihres Mannes mitzuwirken, der einen grossen Teil der Encyklopädie auszuarbeiten übernommen hatte. Dazu kamen häufige Krankheiten Rolands, die ihr wieder Sorge und Arbeit verursachten, aber durch ihre Pflege entstanden neue Bande, er liebte sie noch mehr ihrer Aufopferung wegen, und sie knüpfte das Gute, das sie für ihn tat, auch mehr an ihn! Nach dieser Zeit lebten sie in Villefranche, im Elternhause Rolands. Seine Mutter war da mit ihrem ältesten Sohn, und sie teilten das Heim. Madame Roland sagt, sie könnte vielfache Bilder über die Sitten dieser kleinen Stadt und den Geliebten zu opfern bereit wäre. Sie blieb ihren Pflichten treu, ihre Unschuld verstand es nicht, ihre Gefühle zu verbergen, die sie ihnen unterordnete. Roland war ungemein empfindlich in seinen Gefühlen und seiner Eigenliebe. Er konnte den Gedanken der mindesten Störung seiner Herrschaft nicht ertragen. Seine Vorstellung verdüsterte sich, seine Eifersucht brachte sie auf, das Glück floh weit von ihnen. Er betete seine Frau an, sie opferte sich ihm, und beide waren unglücklich! Roland beschäftigte sich mit der Drucklegung und Sichtung seiner Manuskripte über Italien. Madame Roland wurde Abschreiberin und Korrektorin der Druckbogen. Sie erfüllte diese Aufgabe mit einer Demut, über die zu lachen sie sich nicht erwehren konnte. Es dauerte Jahre, bis sie sich zu widersprechen herausnahm und einsah, dass er nicht alles besser verstehe als sie! Sie hörte damals einen Kurs über Naturgeschichte und einen über Botanik, das war die einzige arbeitsame Erholung zwischen ihren Beschäftigungen als Sekretärin und Hausfrau. Sie lebten in einem Hôtel-Garni in Paris. Da die Gesundheit Rolands sehr schwach war, nahm Madame Roland selbst die Mühe auf sich, die Speisen für ihn zu bereiten. Dann kamen weitere vier Jahre, die sie in Amiens verlebten, dort wurde Madame Roland Mutter; sie säugte ihr Kind, ohne deshalb aufzuhören bei den Arbeiten ihres Mannes mitzuwirken, der einen grossen Teil der Encyklopädie auszuarbeiten übernommen hatte. Dazu kamen häufige Krankheiten Rolands, die ihr wieder Sorge und Arbeit verursachten, aber durch ihre Pflege entstanden neue Bande, er liebte sie noch mehr ihrer Aufopferung wegen, und sie knüpfte das Gute, das sie für ihn tat, auch mehr an ihn! Nach dieser Zeit lebten sie in Villefranche, im Elternhause Rolands. Seine Mutter war da mit ihrem ältesten Sohn, und sie teilten das Heim. Madame Roland sagt, sie könnte vielfache Bilder über die Sitten dieser kleinen Stadt und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0109" n="90"/> den Geliebten zu opfern bereit wäre. Sie blieb ihren Pflichten treu, ihre Unschuld verstand es nicht, ihre Gefühle zu verbergen, die sie ihnen unterordnete. Roland war ungemein empfindlich in seinen Gefühlen und seiner Eigenliebe. Er konnte den Gedanken der mindesten Störung seiner Herrschaft nicht ertragen. Seine Vorstellung verdüsterte sich, seine Eifersucht brachte sie auf, das Glück floh weit von ihnen. Er betete seine Frau an, sie opferte sich ihm, und beide waren unglücklich!</p> <p>Roland beschäftigte sich mit der Drucklegung und Sichtung seiner Manuskripte über Italien. Madame Roland wurde Abschreiberin und Korrektorin der Druckbogen. Sie erfüllte diese Aufgabe mit einer Demut, über die zu lachen sie sich nicht erwehren konnte. Es dauerte Jahre, bis sie sich zu widersprechen herausnahm und einsah, dass er nicht alles besser verstehe als sie!</p> <p>Sie hörte damals einen Kurs über Naturgeschichte und einen über Botanik, das war die einzige arbeitsame Erholung zwischen ihren Beschäftigungen als Sekretärin und Hausfrau. Sie lebten in einem Hôtel-Garni in Paris. Da die Gesundheit Rolands sehr schwach war, nahm Madame Roland selbst die Mühe auf sich, die Speisen für ihn zu bereiten.</p> <p>Dann kamen weitere vier Jahre, die sie in Amiens verlebten, dort wurde Madame Roland Mutter; sie säugte ihr Kind, ohne deshalb aufzuhören bei den Arbeiten ihres Mannes mitzuwirken, der einen grossen Teil der Encyklopädie auszuarbeiten übernommen hatte. Dazu kamen häufige Krankheiten Rolands, die ihr wieder Sorge und Arbeit verursachten, aber durch ihre Pflege entstanden neue Bande, er liebte sie noch mehr ihrer Aufopferung wegen, und sie knüpfte das Gute, das sie für ihn tat, auch mehr an ihn!</p> <p>Nach dieser Zeit lebten sie in Villefranche, im Elternhause Rolands. Seine Mutter war da mit ihrem ältesten Sohn, und sie teilten das Heim. Madame Roland sagt, sie könnte vielfache Bilder über die Sitten dieser kleinen Stadt und </p> </div> </body> </text> </TEI> [90/0109]
den Geliebten zu opfern bereit wäre. Sie blieb ihren Pflichten treu, ihre Unschuld verstand es nicht, ihre Gefühle zu verbergen, die sie ihnen unterordnete. Roland war ungemein empfindlich in seinen Gefühlen und seiner Eigenliebe. Er konnte den Gedanken der mindesten Störung seiner Herrschaft nicht ertragen. Seine Vorstellung verdüsterte sich, seine Eifersucht brachte sie auf, das Glück floh weit von ihnen. Er betete seine Frau an, sie opferte sich ihm, und beide waren unglücklich!
Roland beschäftigte sich mit der Drucklegung und Sichtung seiner Manuskripte über Italien. Madame Roland wurde Abschreiberin und Korrektorin der Druckbogen. Sie erfüllte diese Aufgabe mit einer Demut, über die zu lachen sie sich nicht erwehren konnte. Es dauerte Jahre, bis sie sich zu widersprechen herausnahm und einsah, dass er nicht alles besser verstehe als sie!
Sie hörte damals einen Kurs über Naturgeschichte und einen über Botanik, das war die einzige arbeitsame Erholung zwischen ihren Beschäftigungen als Sekretärin und Hausfrau. Sie lebten in einem Hôtel-Garni in Paris. Da die Gesundheit Rolands sehr schwach war, nahm Madame Roland selbst die Mühe auf sich, die Speisen für ihn zu bereiten.
Dann kamen weitere vier Jahre, die sie in Amiens verlebten, dort wurde Madame Roland Mutter; sie säugte ihr Kind, ohne deshalb aufzuhören bei den Arbeiten ihres Mannes mitzuwirken, der einen grossen Teil der Encyklopädie auszuarbeiten übernommen hatte. Dazu kamen häufige Krankheiten Rolands, die ihr wieder Sorge und Arbeit verursachten, aber durch ihre Pflege entstanden neue Bande, er liebte sie noch mehr ihrer Aufopferung wegen, und sie knüpfte das Gute, das sie für ihn tat, auch mehr an ihn!
Nach dieser Zeit lebten sie in Villefranche, im Elternhause Rolands. Seine Mutter war da mit ihrem ältesten Sohn, und sie teilten das Heim. Madame Roland sagt, sie könnte vielfache Bilder über die Sitten dieser kleinen Stadt und
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