Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.Mahlzeiten auf dem Kaminvorsprung einzunehmen und den Arbeitstisch rein und geordnet zu erhalten. Sie hatte in ihrer Kleidertasche Gedichte von Thompson, die sie besonders bevorzugte. Sie schrieb die Titeln einiger Bücher auf, die sie sich kommen lassen wollte, so z. B. Plutarchs Werke, die sie seit ihrer frühen Kindheit nicht wiedergelesen hatte, die englische Geschichte von Hume. Sie lächelte selbst über ihre Vorbereitungen, denn es war eine grosse Unruhe. Alle Augenblicke hörte man Trommelsignale und Geschrei. "Sie werden mich nicht hindern können, bis zum letzten Augenblick mit ruhigem Gewissen zu leben, glücklicher als sie, die durch ihre Raserei erregt sind, ich gehe ihnen entgegen und ich trete aus dem Leben, wie man sich zur Ruhe begibt." In dieser Betrachtung wird sie durch das Kommen der Kerkermeisterin gestört, die sie einlädt in ihre Wohnung zu gehen, wo das Dienstmädchen von Madame Roland warte. Als sich das gute Geschöpf mit von Tränen überströmtem Gesicht in ihre Arme warf und vor Erregung zitterte, machte sich Madame Roland beinahe Vorwürfe so ruhig zu sein; wenn sie die Besorgnis derer, die ihr nahe standen, bedachte, schnürte es ihr Herz zusammen. Madame Roland erzählt von dem Mädchen, dass es sie im täglichen Leben oft angefahren habe, aber das tat es nur, wenn sie zu sehen glaubte, dass ihre Herrin zu wenig an das dachte, was zu ihrem Glücke und ihrer Gesundheit dienlich sein könnte. Wenn Madame Roland litt, so war es das Mädchen, das seufzte, und Madame Roland, die es trösten musste. Nun musste sie wohl oder übel auch da diese gewohnte Art beibehalten. Sie machte ihr klar, dass sie, wenn sie sich zuviel dem Schmerze hingebe, weniger fähig sei, ihr nützlich zu sein, dass sie ihr draussen nötiger sei als im Gefängnis, wo zu bleiben das Mädchen sich als Gunst erbitten wollte. Madame Roland versicherte sie, dass sie alles in allem genommen nicht so unglücklich sei, als man es sich vorstelle, und das war auch wahr. Wenn Madadame Roland krank war, überkam Mahlzeiten auf dem Kaminvorsprung einzunehmen und den Arbeitstisch rein und geordnet zu erhalten. Sie hatte in ihrer Kleidertasche Gedichte von Thompson, die sie besonders bevorzugte. Sie schrieb die Titeln einiger Bücher auf, die sie sich kommen lassen wollte, so z. B. Plutarchs Werke, die sie seit ihrer frühen Kindheit nicht wiedergelesen hatte, die englische Geschichte von Hume. Sie lächelte selbst über ihre Vorbereitungen, denn es war eine grosse Unruhe. Alle Augenblicke hörte man Trommelsignale und Geschrei. „Sie werden mich nicht hindern können, bis zum letzten Augenblick mit ruhigem Gewissen zu leben, glücklicher als sie, die durch ihre Raserei erregt sind, ich gehe ihnen entgegen und ich trete aus dem Leben, wie man sich zur Ruhe begibt.“ In dieser Betrachtung wird sie durch das Kommen der Kerkermeisterin gestört, die sie einlädt in ihre Wohnung zu gehen, wo das Dienstmädchen von Madame Roland warte. Als sich das gute Geschöpf mit von Tränen überströmtem Gesicht in ihre Arme warf und vor Erregung zitterte, machte sich Madame Roland beinahe Vorwürfe so ruhig zu sein; wenn sie die Besorgnis derer, die ihr nahe standen, bedachte, schnürte es ihr Herz zusammen. Madame Roland erzählt von dem Mädchen, dass es sie im täglichen Leben oft angefahren habe, aber das tat es nur, wenn sie zu sehen glaubte, dass ihre Herrin zu wenig an das dachte, was zu ihrem Glücke und ihrer Gesundheit dienlich sein könnte. Wenn Madame Roland litt, so war es das Mädchen, das seufzte, und Madame Roland, die es trösten musste. Nun musste sie wohl oder übel auch da diese gewohnte Art beibehalten. Sie machte ihr klar, dass sie, wenn sie sich zuviel dem Schmerze hingebe, weniger fähig sei, ihr nützlich zu sein, dass sie ihr draussen nötiger sei als im Gefängnis, wo zu bleiben das Mädchen sich als Gunst erbitten wollte. Madame Roland versicherte sie, dass sie alles in allem genommen nicht so unglücklich sei, als man es sich vorstelle, und das war auch wahr. Wenn Madadame Roland krank war, überkam <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0139" n="120"/> Mahlzeiten auf dem Kaminvorsprung einzunehmen und den Arbeitstisch rein und geordnet zu erhalten. Sie hatte in ihrer Kleidertasche Gedichte von Thompson, die sie besonders bevorzugte. Sie schrieb die Titeln einiger Bücher auf, die sie sich kommen lassen wollte, so z. B. Plutarchs Werke, die sie seit ihrer frühen Kindheit nicht wiedergelesen hatte, die englische Geschichte von Hume. Sie lächelte selbst über ihre Vorbereitungen, denn es war eine grosse Unruhe. Alle Augenblicke hörte man Trommelsignale und Geschrei. „Sie werden mich nicht hindern können, bis zum letzten Augenblick mit ruhigem Gewissen zu leben, glücklicher als sie, die durch ihre Raserei erregt sind, ich gehe ihnen entgegen und ich trete aus dem Leben, wie man sich zur Ruhe begibt.“ In dieser Betrachtung wird sie durch das Kommen der Kerkermeisterin gestört, die sie einlädt in ihre Wohnung zu gehen, wo das Dienstmädchen von Madame Roland warte. Als sich das gute Geschöpf mit von Tränen überströmtem Gesicht in ihre Arme warf und vor Erregung zitterte, machte sich Madame Roland beinahe Vorwürfe so ruhig zu sein; wenn sie die Besorgnis derer, die ihr nahe standen, bedachte, schnürte es ihr Herz zusammen. Madame Roland erzählt von dem Mädchen, dass es sie im täglichen Leben oft angefahren habe, aber das tat es nur, wenn sie zu sehen glaubte, dass ihre Herrin zu wenig an das dachte, was zu ihrem Glücke und ihrer Gesundheit dienlich sein könnte. Wenn Madame Roland litt, so war es das Mädchen, das seufzte, und Madame Roland, die es trösten musste. Nun musste sie wohl oder übel auch da diese gewohnte Art beibehalten. Sie machte ihr klar, dass sie, wenn sie sich zuviel dem Schmerze hingebe, weniger fähig sei, ihr nützlich zu sein, dass sie ihr draussen nötiger sei als im Gefängnis, wo zu bleiben das Mädchen sich als Gunst erbitten wollte. Madame Roland versicherte sie, dass sie alles in allem genommen nicht so unglücklich sei, als man es sich vorstelle, und das war auch wahr. Wenn Madadame Roland krank war, überkam </p> </div> </body> </text> </TEI> [120/0139]
Mahlzeiten auf dem Kaminvorsprung einzunehmen und den Arbeitstisch rein und geordnet zu erhalten. Sie hatte in ihrer Kleidertasche Gedichte von Thompson, die sie besonders bevorzugte. Sie schrieb die Titeln einiger Bücher auf, die sie sich kommen lassen wollte, so z. B. Plutarchs Werke, die sie seit ihrer frühen Kindheit nicht wiedergelesen hatte, die englische Geschichte von Hume. Sie lächelte selbst über ihre Vorbereitungen, denn es war eine grosse Unruhe. Alle Augenblicke hörte man Trommelsignale und Geschrei. „Sie werden mich nicht hindern können, bis zum letzten Augenblick mit ruhigem Gewissen zu leben, glücklicher als sie, die durch ihre Raserei erregt sind, ich gehe ihnen entgegen und ich trete aus dem Leben, wie man sich zur Ruhe begibt.“ In dieser Betrachtung wird sie durch das Kommen der Kerkermeisterin gestört, die sie einlädt in ihre Wohnung zu gehen, wo das Dienstmädchen von Madame Roland warte. Als sich das gute Geschöpf mit von Tränen überströmtem Gesicht in ihre Arme warf und vor Erregung zitterte, machte sich Madame Roland beinahe Vorwürfe so ruhig zu sein; wenn sie die Besorgnis derer, die ihr nahe standen, bedachte, schnürte es ihr Herz zusammen. Madame Roland erzählt von dem Mädchen, dass es sie im täglichen Leben oft angefahren habe, aber das tat es nur, wenn sie zu sehen glaubte, dass ihre Herrin zu wenig an das dachte, was zu ihrem Glücke und ihrer Gesundheit dienlich sein könnte. Wenn Madame Roland litt, so war es das Mädchen, das seufzte, und Madame Roland, die es trösten musste. Nun musste sie wohl oder übel auch da diese gewohnte Art beibehalten. Sie machte ihr klar, dass sie, wenn sie sich zuviel dem Schmerze hingebe, weniger fähig sei, ihr nützlich zu sein, dass sie ihr draussen nötiger sei als im Gefängnis, wo zu bleiben das Mädchen sich als Gunst erbitten wollte. Madame Roland versicherte sie, dass sie alles in allem genommen nicht so unglücklich sei, als man es sich vorstelle, und das war auch wahr. Wenn Madadame Roland krank war, überkam
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