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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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mich das Schicksal der enterbten Klassen rührte. Ich habe die Fortschritte der Revolution mit Interesse verfolgt, ich habe mich über die öffentlichen Angelegenheiten mit Leidenschaft unterhalten, aber ich habe nie die Grenzen überschritten, die mir durch mein Geschlecht gezogen sind. Einiges Talent, genügende philosophische Bildung, mein Mut, der seltener ist und der mir ermöglichte, in der Gefahr den meines Mannes nicht zu schwächen, das ist wahrscheinlich das, was jene, die mich kennen, in diskreter Weise gelobt haben und das mir Feinde unter jenen gemacht hat, die mich nicht kennen.

Roland hat mich manchmal wie einen Sekretär verwenden können, und der berühmte Brief an den König ist zum Beispiel ganz von meiner Hand abgeschrieben, dies wäre ein ganz gutes Aktenstück, das man meinem Prozess beifügen könnte, wenn die Oesterreicher mir den Prozess machten, und wenn sie sich beifallen liessen, die Verantwortlichkeit eines Ministers bis auf seine Frau zu erstrecken. Aber Roland hatte seit langer Zeit seine Kenntnisse und seine Liebe zu den erhabenen Grundsätzen gezeigt, die Beweise existieren in seinen zahlreichen Schriften, die seit 15 Jahren im Druck erschienen sind. Sein Wissen, seine Rechtschaffenheit sind wohl sein eigen und er bedurfte nicht erst einer Frau, um ein weiser Minister zu sein. Niemals sind bei ihm Konferenzen oder sonst geheime Zusammenkünfte abgehalten worden. Seine Kollegen, wer sie auch immer waren, einige Freunde und seine Bekannten versammelten sich einmal die Woche an seinem Tische, dabei unterhielt man sich ganz öffentlich im Gespräch, über das, was alle Welt interessierte. Im übrigen atmen alle Schriften dieses Ministers Liebe zur Ordnung und zum Frieden und legen in einer rührenden Art die besten Prinzipien der Moral und der Politik dar und werden für immer seine Weisheit darlegen, wie auch sein Rechenschaftsbericht seine Reinheit beweisen wird.

Ich komme auf das Vergehen, das mir zur Last gelegt

mich das Schicksal der enterbten Klassen rührte. Ich habe die Fortschritte der Revolution mit Interesse verfolgt, ich habe mich über die öffentlichen Angelegenheiten mit Leidenschaft unterhalten, aber ich habe nie die Grenzen überschritten, die mir durch mein Geschlecht gezogen sind. Einiges Talent, genügende philosophische Bildung, mein Mut, der seltener ist und der mir ermöglichte, in der Gefahr den meines Mannes nicht zu schwächen, das ist wahrscheinlich das, was jene, die mich kennen, in diskreter Weise gelobt haben und das mir Feinde unter jenen gemacht hat, die mich nicht kennen.

Roland hat mich manchmal wie einen Sekretär verwenden können, und der berühmte Brief an den König ist zum Beispiel ganz von meiner Hand abgeschrieben, dies wäre ein ganz gutes Aktenstück, das man meinem Prozess beifügen könnte, wenn die Oesterreicher mir den Prozess machten, und wenn sie sich beifallen liessen, die Verantwortlichkeit eines Ministers bis auf seine Frau zu erstrecken. Aber Roland hatte seit langer Zeit seine Kenntnisse und seine Liebe zu den erhabenen Grundsätzen gezeigt, die Beweise existieren in seinen zahlreichen Schriften, die seit 15 Jahren im Druck erschienen sind. Sein Wissen, seine Rechtschaffenheit sind wohl sein eigen und er bedurfte nicht erst einer Frau, um ein weiser Minister zu sein. Niemals sind bei ihm Konferenzen oder sonst geheime Zusammenkünfte abgehalten worden. Seine Kollegen, wer sie auch immer waren, einige Freunde und seine Bekannten versammelten sich einmal die Woche an seinem Tische, dabei unterhielt man sich ganz öffentlich im Gespräch, über das, was alle Welt interessierte. Im übrigen atmen alle Schriften dieses Ministers Liebe zur Ordnung und zum Frieden und legen in einer rührenden Art die besten Prinzipien der Moral und der Politik dar und werden für immer seine Weisheit darlegen, wie auch sein Rechenschaftsbericht seine Reinheit beweisen wird.

Ich komme auf das Vergehen, das mir zur Last gelegt

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[136/0155] mich das Schicksal der enterbten Klassen rührte. Ich habe die Fortschritte der Revolution mit Interesse verfolgt, ich habe mich über die öffentlichen Angelegenheiten mit Leidenschaft unterhalten, aber ich habe nie die Grenzen überschritten, die mir durch mein Geschlecht gezogen sind. Einiges Talent, genügende philosophische Bildung, mein Mut, der seltener ist und der mir ermöglichte, in der Gefahr den meines Mannes nicht zu schwächen, das ist wahrscheinlich das, was jene, die mich kennen, in diskreter Weise gelobt haben und das mir Feinde unter jenen gemacht hat, die mich nicht kennen. Roland hat mich manchmal wie einen Sekretär verwenden können, und der berühmte Brief an den König ist zum Beispiel ganz von meiner Hand abgeschrieben, dies wäre ein ganz gutes Aktenstück, das man meinem Prozess beifügen könnte, wenn die Oesterreicher mir den Prozess machten, und wenn sie sich beifallen liessen, die Verantwortlichkeit eines Ministers bis auf seine Frau zu erstrecken. Aber Roland hatte seit langer Zeit seine Kenntnisse und seine Liebe zu den erhabenen Grundsätzen gezeigt, die Beweise existieren in seinen zahlreichen Schriften, die seit 15 Jahren im Druck erschienen sind. Sein Wissen, seine Rechtschaffenheit sind wohl sein eigen und er bedurfte nicht erst einer Frau, um ein weiser Minister zu sein. Niemals sind bei ihm Konferenzen oder sonst geheime Zusammenkünfte abgehalten worden. Seine Kollegen, wer sie auch immer waren, einige Freunde und seine Bekannten versammelten sich einmal die Woche an seinem Tische, dabei unterhielt man sich ganz öffentlich im Gespräch, über das, was alle Welt interessierte. Im übrigen atmen alle Schriften dieses Ministers Liebe zur Ordnung und zum Frieden und legen in einer rührenden Art die besten Prinzipien der Moral und der Politik dar und werden für immer seine Weisheit darlegen, wie auch sein Rechenschaftsbericht seine Reinheit beweisen wird. Ich komme auf das Vergehen, das mir zur Last gelegt

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/155>, abgerufen am 24.11.2024.