Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

Bild:
<< vorherige Seite
Lucile Desmoulins.

Während der letzten Jahre, die der französischen Revolution vorangingen, sah man fast täglich im Park du Luxembourg in Paris ein junges Mädchen in Begleitung ihrer Mutter daselbst spazieren gehen. Die Dame war die wegen ihrer Schönheit berühmte Gattin eines Beamten im Finanzministerium, namens Duplessis, und die kleine schöne Blondine, die so lustig und angeregt mit ihr plauderte, ihre Tochter Lucile.

Das wohlerzogene, immer freundlich blickende Mädchen erregte die Aufmerksamkeit der Spaziergänger und insbesondere die eines armen, hässlichen Studenten, der sich häufig dort befand und immer die Nähe der "anbetungswürdigen Blondine", wie er sie nannte, suchte. Das war Camille Desmoulins. Er widmete ihr eine unbedingte Zärtlichkeit. Lucile gefielen die Gespräche des jungen Mannes; sie waren geistsprühend und interessant. Sein Stottern störte sie gar nicht. Der arme Student hatte bald das Herz der reichen Erbin erobert, aber ohne Hoffnung sie jemals heiraten zu können, da es unmöglich schien, den Widerstand des Vaters zu besiegen. Die Mutter war ihrer Sache geneigter und begünstigte die Zusammenkünfte der jungen Leute.

Während mehrerer Jahre hatte sie nur den Luxembourg-Park, wo sie sich trafen, wo sie ihre zärtlichen Gefühle austauschen konnten.

In diesem selben Park, wo Lucile als Kind die einsamen Abende gesucht hatte, um zu träumen, wo sie als junges Mädchen den Worten der Liebe gelauscht, dorthin

Lucile Desmoulins.

Während der letzten Jahre, die der französischen Revolution vorangingen, sah man fast täglich im Park du Luxembourg in Paris ein junges Mädchen in Begleitung ihrer Mutter daselbst spazieren gehen. Die Dame war die wegen ihrer Schönheit berühmte Gattin eines Beamten im Finanzministerium, namens Duplessis, und die kleine schöne Blondine, die so lustig und angeregt mit ihr plauderte, ihre Tochter Lucile.

Das wohlerzogene, immer freundlich blickende Mädchen erregte die Aufmerksamkeit der Spaziergänger und insbesondere die eines armen, hässlichen Studenten, der sich häufig dort befand und immer die Nähe der „anbetungswürdigen Blondine“, wie er sie nannte, suchte. Das war Camille Desmoulins. Er widmete ihr eine unbedingte Zärtlichkeit. Lucile gefielen die Gespräche des jungen Mannes; sie waren geistsprühend und interessant. Sein Stottern störte sie gar nicht. Der arme Student hatte bald das Herz der reichen Erbin erobert, aber ohne Hoffnung sie jemals heiraten zu können, da es unmöglich schien, den Widerstand des Vaters zu besiegen. Die Mutter war ihrer Sache geneigter und begünstigte die Zusammenkünfte der jungen Leute.

Während mehrerer Jahre hatte sie nur den Luxembourg-Park, wo sie sich trafen, wo sie ihre zärtlichen Gefühle austauschen konnten.

In diesem selben Park, wo Lucile als Kind die einsamen Abende gesucht hatte, um zu träumen, wo sie als junges Mädchen den Worten der Liebe gelauscht, dorthin

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0177" n="[157]"/>
        <head>Lucile Desmoulins.<lb/></head>
        <p> Während der letzten Jahre, die der französischen Revolution vorangingen, sah man fast täglich im Park du Luxembourg in Paris ein junges Mädchen in Begleitung ihrer Mutter daselbst spazieren gehen. Die Dame war die wegen ihrer Schönheit berühmte Gattin eines Beamten im Finanzministerium, namens Duplessis, und die kleine schöne Blondine, die so lustig und angeregt mit ihr plauderte, ihre Tochter Lucile.</p>
        <p>Das wohlerzogene, immer freundlich blickende Mädchen erregte die Aufmerksamkeit der Spaziergänger und insbesondere die eines armen, hässlichen Studenten, der sich häufig dort befand und immer die Nähe der &#x201E;anbetungswürdigen Blondine&#x201C;, wie er sie nannte, suchte. Das war Camille Desmoulins. Er widmete ihr eine unbedingte Zärtlichkeit. Lucile gefielen die Gespräche des jungen Mannes; sie waren geistsprühend und interessant. Sein Stottern störte sie gar nicht. Der arme Student hatte bald das Herz der reichen Erbin erobert, aber ohne Hoffnung sie jemals heiraten zu können, da es unmöglich schien, den Widerstand des Vaters zu besiegen. Die Mutter war ihrer Sache geneigter und begünstigte die Zusammenkünfte der jungen Leute.</p>
        <p>Während mehrerer Jahre hatte sie nur den Luxembourg-Park, wo sie sich trafen, wo sie ihre zärtlichen Gefühle austauschen konnten.</p>
        <p>In diesem selben Park, wo Lucile als Kind die einsamen Abende gesucht hatte, um zu träumen, wo sie als junges Mädchen den Worten der Liebe gelauscht, dorthin
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[157]/0177] Lucile Desmoulins. Während der letzten Jahre, die der französischen Revolution vorangingen, sah man fast täglich im Park du Luxembourg in Paris ein junges Mädchen in Begleitung ihrer Mutter daselbst spazieren gehen. Die Dame war die wegen ihrer Schönheit berühmte Gattin eines Beamten im Finanzministerium, namens Duplessis, und die kleine schöne Blondine, die so lustig und angeregt mit ihr plauderte, ihre Tochter Lucile. Das wohlerzogene, immer freundlich blickende Mädchen erregte die Aufmerksamkeit der Spaziergänger und insbesondere die eines armen, hässlichen Studenten, der sich häufig dort befand und immer die Nähe der „anbetungswürdigen Blondine“, wie er sie nannte, suchte. Das war Camille Desmoulins. Er widmete ihr eine unbedingte Zärtlichkeit. Lucile gefielen die Gespräche des jungen Mannes; sie waren geistsprühend und interessant. Sein Stottern störte sie gar nicht. Der arme Student hatte bald das Herz der reichen Erbin erobert, aber ohne Hoffnung sie jemals heiraten zu können, da es unmöglich schien, den Widerstand des Vaters zu besiegen. Die Mutter war ihrer Sache geneigter und begünstigte die Zusammenkünfte der jungen Leute. Während mehrerer Jahre hatte sie nur den Luxembourg-Park, wo sie sich trafen, wo sie ihre zärtlichen Gefühle austauschen konnten. In diesem selben Park, wo Lucile als Kind die einsamen Abende gesucht hatte, um zu träumen, wo sie als junges Mädchen den Worten der Liebe gelauscht, dorthin

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-02-11T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-11T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/177
Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. [157]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/177>, abgerufen am 24.11.2024.