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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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kam sie einige Jahre später, um als Verzweifelte um die Mauern des Palastes umherzuirren, wo ihr Mann als Gefangener auf den sicheren Tod wartete.

Camille Desmoulins hatte am College Louis-le-Grand in Paris gleichzeitig mit Robespierre studiert. Beide waren Stipendiaten. Mit fünfundzwanzig Jahren war er Advokat, ohne sein Brot verdienen zu können.

Er hatte kein vorteilhaftes Aeussere, seine Nase war gross, dazu wulstige Lippen und hervortretende Backenknochen. Niemand war von seiner Hässlichkeit mehr überzeugt als Camille Desmoulins selbst. Aber es lag ein Ausdruck in seinen grossen Augen, aus denen das Genie glänzte, und seine kantigen Züge deuteten auf grosse Energie.

Am 12. Juli 1789 sollte er eine Probe davon ablegen. An jenem Sonntag hatte man in Paris grosse Anschlagzettel plakatiert, worin die ruhigen Bürger aufgefordert wurden, sich nicht in den Strassen zu zeigen. Soldatenabteilungen gingen in allen Richtungen. Man hörte das Fortschieben der Kanonen auf dem Pflaster.

Ganz Paris war über die Entlassung Neckers betroffen. "Necker, der volkstümliche Minister, der Retter Frankreichs entlassen!" Die Reaktion triumphierte. Die ausgehungerte Bevölkerung von Paris empfing die Nachricht dieses Unglücks mit dumpfem Zorn. Gerüchte waren im Umlauf, die nichts Gutes mutmassen liessen. Die Nachricht verbreitete sich, der König wolle dem Adressentwurf der konstituierenden Versammlung kein Gehör schenken, die ihm dringend nahelegte, die fremden Armeen aus der Hauptstadt zu entfernen. Necker hatte dem König im gleichen Sinne Vorstellungen gemacht, worauf er seine Entlassung bekam. Es war gegen 3 Uhr nachmittags, da trat Camille Desmoulins aus dem Cafe de Foy und schritt durch die Menge, die den Hof des Palais Royal füllte. Das Palais Royal war damals der beliebteste Zusammenkunftsort der feurigsten Patrioten. Er hielt eine Pistole in der Hand, fest entschlossen, sich der "infamen Polizei" zu widersetzen, falls sie es versuchen

kam sie einige Jahre später, um als Verzweifelte um die Mauern des Palastes umherzuirren, wo ihr Mann als Gefangener auf den sicheren Tod wartete.

Camille Desmoulins hatte am Collège Louis-le-Grand in Paris gleichzeitig mit Robespierre studiert. Beide waren Stipendiaten. Mit fünfundzwanzig Jahren war er Advokat, ohne sein Brot verdienen zu können.

Er hatte kein vorteilhaftes Aeussere, seine Nase war gross, dazu wulstige Lippen und hervortretende Backenknochen. Niemand war von seiner Hässlichkeit mehr überzeugt als Camille Desmoulins selbst. Aber es lag ein Ausdruck in seinen grossen Augen, aus denen das Genie glänzte, und seine kantigen Züge deuteten auf grosse Energie.

Am 12. Juli 1789 sollte er eine Probe davon ablegen. An jenem Sonntag hatte man in Paris grosse Anschlagzettel plakatiert, worin die ruhigen Bürger aufgefordert wurden, sich nicht in den Strassen zu zeigen. Soldatenabteilungen gingen in allen Richtungen. Man hörte das Fortschieben der Kanonen auf dem Pflaster.

Ganz Paris war über die Entlassung Neckers betroffen. „Necker, der volkstümliche Minister, der Retter Frankreichs entlassen!“ Die Reaktion triumphierte. Die ausgehungerte Bevölkerung von Paris empfing die Nachricht dieses Unglücks mit dumpfem Zorn. Gerüchte waren im Umlauf, die nichts Gutes mutmassen liessen. Die Nachricht verbreitete sich, der König wolle dem Adressentwurf der konstituierenden Versammlung kein Gehör schenken, die ihm dringend nahelegte, die fremden Armeen aus der Hauptstadt zu entfernen. Necker hatte dem König im gleichen Sinne Vorstellungen gemacht, worauf er seine Entlassung bekam. Es war gegen 3 Uhr nachmittags, da trat Camille Desmoulins aus dem Café de Foy und schritt durch die Menge, die den Hof des Palais Royal füllte. Das Palais Royal war damals der beliebteste Zusammenkunftsort der feurigsten Patrioten. Er hielt eine Pistole in der Hand, fest entschlossen, sich der „infamen Polizei“ zu widersetzen, falls sie es versuchen

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[158/0178] kam sie einige Jahre später, um als Verzweifelte um die Mauern des Palastes umherzuirren, wo ihr Mann als Gefangener auf den sicheren Tod wartete. Camille Desmoulins hatte am Collège Louis-le-Grand in Paris gleichzeitig mit Robespierre studiert. Beide waren Stipendiaten. Mit fünfundzwanzig Jahren war er Advokat, ohne sein Brot verdienen zu können. Er hatte kein vorteilhaftes Aeussere, seine Nase war gross, dazu wulstige Lippen und hervortretende Backenknochen. Niemand war von seiner Hässlichkeit mehr überzeugt als Camille Desmoulins selbst. Aber es lag ein Ausdruck in seinen grossen Augen, aus denen das Genie glänzte, und seine kantigen Züge deuteten auf grosse Energie. Am 12. Juli 1789 sollte er eine Probe davon ablegen. An jenem Sonntag hatte man in Paris grosse Anschlagzettel plakatiert, worin die ruhigen Bürger aufgefordert wurden, sich nicht in den Strassen zu zeigen. Soldatenabteilungen gingen in allen Richtungen. Man hörte das Fortschieben der Kanonen auf dem Pflaster. Ganz Paris war über die Entlassung Neckers betroffen. „Necker, der volkstümliche Minister, der Retter Frankreichs entlassen!“ Die Reaktion triumphierte. Die ausgehungerte Bevölkerung von Paris empfing die Nachricht dieses Unglücks mit dumpfem Zorn. Gerüchte waren im Umlauf, die nichts Gutes mutmassen liessen. Die Nachricht verbreitete sich, der König wolle dem Adressentwurf der konstituierenden Versammlung kein Gehör schenken, die ihm dringend nahelegte, die fremden Armeen aus der Hauptstadt zu entfernen. Necker hatte dem König im gleichen Sinne Vorstellungen gemacht, worauf er seine Entlassung bekam. Es war gegen 3 Uhr nachmittags, da trat Camille Desmoulins aus dem Café de Foy und schritt durch die Menge, die den Hof des Palais Royal füllte. Das Palais Royal war damals der beliebteste Zusammenkunftsort der feurigsten Patrioten. Er hielt eine Pistole in der Hand, fest entschlossen, sich der „infamen Polizei“ zu widersetzen, falls sie es versuchen

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/178>, abgerufen am 24.11.2024.