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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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der keine Buhlerin hatte und einer einfachen Lebensführung huldigte.

Er war schwach und er wurde betrogen, er hat uns betrogen, er hat sich selbst betrogen. Das ist in zwei Worten sein Prozess!" Sie forderte vom Nationalkonvent und Ludwig XVI., zu seiner Verteidigerin neben seinem männlichen Verteidiger zugelassen zu werden. "Was liegt am Geschlecht, die Seele bedeutet alles," meinte sie. Sie forderte das Exil und nicht den Tod des Königs. Zum Schlusse sagte sie: "Es genügt nicht, den Kopf eines Königs abzunehmen, um ihn zu tödten, er lebt noch lange nach seinem Tode; aber er ist wirklich tot, wenn er seinen Sturz überlebt."

Man spottete über ihre politische Inkonsequenz. Mit ihrer südlichen Heftigkeit forderte sie die Spötter auf Pistolen.

Schon hatte Olimpe de Gouges einigen einflussreichen Mitgliedern der Bergpartei durch ihre monarchische Richtung und wegen einiger Reden, voll von Eigenmächtigkeit und Verachtung, missfallen. Sie verteidigte sich gegen die Angriffe mit dem grössten Mute und trieb ihre Tollkühnheit soweit, Robespierre selbst anzugreifen. Erst schrieb sie ihm einen Brief voll bitterer Anklagen und sprach ihm alle Tugenden und Talente ab. Sie stellte ihn nur als einen Schädling des Vaterlandes dar. Damit noch nicht genug, liess sie am gleichen Tage, an dem sie ihm geschrieben hatte, am 5. November 1792, einen Anschlagzettel plakatieren, worin sie ihn mit neuen Verwünschungen überschüttet. Sie beschuldigte ihn, er wolle Roland, Petion, Vergniaud und alle Girondisten, diese Leuchten der Republik und des Patriotismus, hinmorden, um sich über Haufen von Toten einen Weg zu bannen und auf der Leiter der Mordtaten und der Meuchelei zu der höchsten Stelle zu gelangen.

"Plumper und niedriger Verschwörer! Sein Szepter wird die Lilie der Angst vor der Folter und sein Thron

der keine Buhlerin hatte und einer einfachen Lebensführung huldigte.

Er war schwach und er wurde betrogen, er hat uns betrogen, er hat sich selbst betrogen. Das ist in zwei Worten sein Prozess!“ Sie forderte vom Nationalkonvent und Ludwig XVI., zu seiner Verteidigerin neben seinem männlichen Verteidiger zugelassen zu werden. „Was liegt am Geschlecht, die Seele bedeutet alles,“ meinte sie. Sie forderte das Exil und nicht den Tod des Königs. Zum Schlusse sagte sie: „Es genügt nicht, den Kopf eines Königs abzunehmen, um ihn zu tödten, er lebt noch lange nach seinem Tode; aber er ist wirklich tot, wenn er seinen Sturz überlebt.“

Man spottete über ihre politische Inkonsequenz. Mit ihrer südlichen Heftigkeit forderte sie die Spötter auf Pistolen.

Schon hatte Olimpe de Gouges einigen einflussreichen Mitgliedern der Bergpartei durch ihre monarchische Richtung und wegen einiger Reden, voll von Eigenmächtigkeit und Verachtung, missfallen. Sie verteidigte sich gegen die Angriffe mit dem grössten Mute und trieb ihre Tollkühnheit soweit, Robespierre selbst anzugreifen. Erst schrieb sie ihm einen Brief voll bitterer Anklagen und sprach ihm alle Tugenden und Talente ab. Sie stellte ihn nur als einen Schädling des Vaterlandes dar. Damit noch nicht genug, liess sie am gleichen Tage, an dem sie ihm geschrieben hatte, am 5. November 1792, einen Anschlagzettel plakatieren, worin sie ihn mit neuen Verwünschungen überschüttet. Sie beschuldigte ihn, er wolle Roland, Pétion, Vergniaud und alle Girondisten, diese Leuchten der Republik und des Patriotismus, hinmorden, um sich über Haufen von Toten einen Weg zu bannen und auf der Leiter der Mordtaten und der Meuchelei zu der höchsten Stelle zu gelangen.

„Plumper und niedriger Verschwörer! Sein Szepter wird die Lilie der Angst vor der Folter und sein Thron

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[192/0213] der keine Buhlerin hatte und einer einfachen Lebensführung huldigte. Er war schwach und er wurde betrogen, er hat uns betrogen, er hat sich selbst betrogen. Das ist in zwei Worten sein Prozess!“ Sie forderte vom Nationalkonvent und Ludwig XVI., zu seiner Verteidigerin neben seinem männlichen Verteidiger zugelassen zu werden. „Was liegt am Geschlecht, die Seele bedeutet alles,“ meinte sie. Sie forderte das Exil und nicht den Tod des Königs. Zum Schlusse sagte sie: „Es genügt nicht, den Kopf eines Königs abzunehmen, um ihn zu tödten, er lebt noch lange nach seinem Tode; aber er ist wirklich tot, wenn er seinen Sturz überlebt.“ Man spottete über ihre politische Inkonsequenz. Mit ihrer südlichen Heftigkeit forderte sie die Spötter auf Pistolen. Schon hatte Olimpe de Gouges einigen einflussreichen Mitgliedern der Bergpartei durch ihre monarchische Richtung und wegen einiger Reden, voll von Eigenmächtigkeit und Verachtung, missfallen. Sie verteidigte sich gegen die Angriffe mit dem grössten Mute und trieb ihre Tollkühnheit soweit, Robespierre selbst anzugreifen. Erst schrieb sie ihm einen Brief voll bitterer Anklagen und sprach ihm alle Tugenden und Talente ab. Sie stellte ihn nur als einen Schädling des Vaterlandes dar. Damit noch nicht genug, liess sie am gleichen Tage, an dem sie ihm geschrieben hatte, am 5. November 1792, einen Anschlagzettel plakatieren, worin sie ihn mit neuen Verwünschungen überschüttet. Sie beschuldigte ihn, er wolle Roland, Pétion, Vergniaud und alle Girondisten, diese Leuchten der Republik und des Patriotismus, hinmorden, um sich über Haufen von Toten einen Weg zu bannen und auf der Leiter der Mordtaten und der Meuchelei zu der höchsten Stelle zu gelangen. „Plumper und niedriger Verschwörer! Sein Szepter wird die Lilie der Angst vor der Folter und sein Thron

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/213>, abgerufen am 28.04.2024.