Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.das Schafott sein." Zum Schluss wirft sie ihm den Fehdehandschuh hin: "Bezeichne hier den Tag, die Stunde und den Ort des Zweikampfes, ich werde mich dahin begeben!" Von da an war der Untergang Olimpe de Gouges beschlossen! Sie sagt es selbst in der Widmung ihrer Werke an Philippe Egalite: "Meine Tage sind gefährdet, ich wende mich an dich, damit du sie in Schutz nimmst. Doch du weisst ja, dass ich den Tod nicht fürchte; aber ich will rühmlich sterben, und wenn ich es vermag, werde ich noch in meinen letzten Augenblicken dem Vaterlande dienen." Sie sagte einmal. "Ich weiss, dass ich mit meiner Sprache zwei Armeen von Feinden, die Dummen und die Unwissenden, gegen mich in Aufruhr versetze. Aber das Opfer meines Lebens bedeutet nichts. Wenn es sich darum handelt das Vaterland zu retten, so ist eine schwache Frau von keinem andern Interesse begeistert. Keine Rücksicht kann mich bestimmen von der Veröffentlichung meiner Schriften abzustehen. Wenn sie mich dem Tode weihen, fliege ich zum Pantheon auf!" Sie nannte die Frauen "Gebeugte Wesen, die durch Jahrhunderte unter dem Joche männlicher Vorurteile schmachten". Eine kleine, für Olimpe de Gouges so bezeichnende Geschichte soll hier ihren Platz finden. Eines Tages war sie mit ihrem Sohne aufs Land spazieren gegangen. Am Rückweg war sie sehr ermüdet und konnte keinen Wagen finden; da wurde ihr von einem Fremden ein Platz in dem seinigen mit so viel Liebenswürdigkeit angeboten, dass sie annahm. Der Zufall wollte es, dass sie der Gegenstand des Gespräches der andern Wageninsassen war. Ein Mensch behauptete, er kenne Madame de Gouges sehr genau, er hatte keine Ahnung, dass sie ihm so nahe sass! Er sagte: "Dieses Weib spielt den Schöngeist." Worauf ihn Olimpe de Gouges fragte, ob er sie wirklich so genau kenne? "Sicherlich," antwortete der Gefragte, "ihr Mann war Restaurateur, sie wollte seinen Namen nicht tragen. Man weiss gar nicht, von wem sie abstammt. Und was ihre Arbeiten das Schafott sein.“ Zum Schluss wirft sie ihm den Fehdehandschuh hin: „Bezeichne hier den Tag, die Stunde und den Ort des Zweikampfes, ich werde mich dahin begeben!“ Von da an war der Untergang Olimpe de Gouges beschlossen! Sie sagt es selbst in der Widmung ihrer Werke an Philippe Égalité: „Meine Tage sind gefährdet, ich wende mich an dich, damit du sie in Schutz nimmst. Doch du weisst ja, dass ich den Tod nicht fürchte; aber ich will rühmlich sterben, und wenn ich es vermag, werde ich noch in meinen letzten Augenblicken dem Vaterlande dienen.“ Sie sagte einmal. „Ich weiss, dass ich mit meiner Sprache zwei Armeen von Feinden, die Dummen und die Unwissenden, gegen mich in Aufruhr versetze. Aber das Opfer meines Lebens bedeutet nichts. Wenn es sich darum handelt das Vaterland zu retten, so ist eine schwache Frau von keinem andern Interesse begeistert. Keine Rücksicht kann mich bestimmen von der Veröffentlichung meiner Schriften abzustehen. Wenn sie mich dem Tode weihen, fliege ich zum Pantheon auf!“ Sie nannte die Frauen „Gebeugte Wesen, die durch Jahrhunderte unter dem Joche männlicher Vorurteile schmachten“. Eine kleine, für Olimpe de Gouges so bezeichnende Geschichte soll hier ihren Platz finden. Eines Tages war sie mit ihrem Sohne aufs Land spazieren gegangen. Am Rückweg war sie sehr ermüdet und konnte keinen Wagen finden; da wurde ihr von einem Fremden ein Platz in dem seinigen mit so viel Liebenswürdigkeit angeboten, dass sie annahm. Der Zufall wollte es, dass sie der Gegenstand des Gespräches der andern Wageninsassen war. Ein Mensch behauptete, er kenne Madame de Gouges sehr genau, er hatte keine Ahnung, dass sie ihm so nahe sass! Er sagte: „Dieses Weib spielt den Schöngeist.“ Worauf ihn Olimpe de Gouges fragte, ob er sie wirklich so genau kenne? „Sicherlich,“ antwortete der Gefragte, „ihr Mann war Restaurateur, sie wollte seinen Namen nicht tragen. Man weiss gar nicht, von wem sie abstammt. Und was ihre Arbeiten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0214" n="193"/> das Schafott sein.“ Zum Schluss wirft sie ihm den Fehdehandschuh hin: „Bezeichne hier den Tag, die Stunde und den Ort des Zweikampfes, ich werde mich dahin begeben!“</p> <p>Von da an war der Untergang Olimpe de Gouges beschlossen! 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das Schafott sein.“ Zum Schluss wirft sie ihm den Fehdehandschuh hin: „Bezeichne hier den Tag, die Stunde und den Ort des Zweikampfes, ich werde mich dahin begeben!“
Von da an war der Untergang Olimpe de Gouges beschlossen! Sie sagt es selbst in der Widmung ihrer Werke an Philippe Égalité: „Meine Tage sind gefährdet, ich wende mich an dich, damit du sie in Schutz nimmst. Doch du weisst ja, dass ich den Tod nicht fürchte; aber ich will rühmlich sterben, und wenn ich es vermag, werde ich noch in meinen letzten Augenblicken dem Vaterlande dienen.“
Sie sagte einmal. „Ich weiss, dass ich mit meiner Sprache zwei Armeen von Feinden, die Dummen und die Unwissenden, gegen mich in Aufruhr versetze. Aber das Opfer meines Lebens bedeutet nichts. Wenn es sich darum handelt das Vaterland zu retten, so ist eine schwache Frau von keinem andern Interesse begeistert. Keine Rücksicht kann mich bestimmen von der Veröffentlichung meiner Schriften abzustehen. Wenn sie mich dem Tode weihen, fliege ich zum Pantheon auf!“ Sie nannte die Frauen „Gebeugte Wesen, die durch Jahrhunderte unter dem Joche männlicher Vorurteile schmachten“.
Eine kleine, für Olimpe de Gouges so bezeichnende Geschichte soll hier ihren Platz finden. Eines Tages war sie mit ihrem Sohne aufs Land spazieren gegangen. Am Rückweg war sie sehr ermüdet und konnte keinen Wagen finden; da wurde ihr von einem Fremden ein Platz in dem seinigen mit so viel Liebenswürdigkeit angeboten, dass sie annahm. Der Zufall wollte es, dass sie der Gegenstand des Gespräches der andern Wageninsassen war. Ein Mensch behauptete, er kenne Madame de Gouges sehr genau, er hatte keine Ahnung, dass sie ihm so nahe sass! Er sagte: „Dieses Weib spielt den Schöngeist.“ Worauf ihn Olimpe de Gouges fragte, ob er sie wirklich so genau kenne? „Sicherlich,“ antwortete der Gefragte, „ihr Mann war Restaurateur, sie wollte seinen Namen nicht tragen. Man weiss gar nicht, von wem sie abstammt. Und was ihre Arbeiten
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