Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.in den Anklagezustand, sie wurde dann nicht weiter verfolgt, doch gelang es ihr nicht, ihren Geliebten, der auf der Guillotine starb, zu retten. Am 28. Brumaire 1793 hatte sie eine Schar Frauen bewogen, mit ihr in eine Sitzung der Kommune einzudringen. Lebhafte Unruhe entstand bei ihrem Anblick, man verlangte den Ordnungsruf für sie. Der Generalprokurator Chaumette ergriff das Wort zu folgender Rede: "Ich fordere für die Protokollierung des Gemurmels, das eben ausgebrochen ist, eine ausdrückliche Erklärung als Huldigung der Sitten und Befestigung der Republik. Wie! Unwürdige Geschöpfe wollen die Gesetze der Natur übertreten und verletzen, wollen in die Orte, die der Aufsicht der Bürger anvertraut sind, eindringen und diese umsichtigen Wachposten sollten ihre Pflicht nicht tun? Bürger, ihr vollführt hier eine grosse Tat der Vernunft. Der Zutritt zu dem abgeschlossenen Raum, in dem die Stadträte des Volkes beraten, soll jedem untersagt sein, der die Nation beschimpft!" - "Nein," schrie ein Mitglied des Rates, "das Gesetz gestattet ihnen den Eintritt." - "Man lese das Gesetz," erwiderte Chaumette. "Das Gesetz schreibt vor, die Sitten zu achten und ihnen Achtung zu verschaffen; hier sehe ich sie aber mit Füssen getreten. Seit wann ist es den Frauen gestattet, ihr Geschlecht zu verleugnen? sich als Männer zu gebärden? Seit wann ist es Sitte, zu sehen, dass die Frau ihre fromme Sorgfalt für ihren Haushalt, der Wiege ihrer Kinder vernachlässigt, um sich auf öffentliche Plätze zu begeben, auf die Tribüne, in den Gerichtshof, um Reden zu halten, sich in die Armee einreihen zu lassen, Geschäfte zu verrichten, die bis nun Männern allein zugekommen sind? .... Wem hat denn diese vielseitige Mutter die häuslichen Pflichten anvertraut? Sollen wir sie ausüben? .... Nein, die Natur hat zum Manne gesagt: "Sei Mann, die Jagd, der Feldbau, die Politik, die Anstrengungen aller Art sind dein Los". Sie hat zur Frau gesagt: "Sei Weib." Die Sorgfalt, die der in den Anklagezustand, sie wurde dann nicht weiter verfolgt, doch gelang es ihr nicht, ihren Geliebten, der auf der Guillotine starb, zu retten. Am 28. Brumaire 1793 hatte sie eine Schar Frauen bewogen, mit ihr in eine Sitzung der Kommune einzudringen. Lebhafte Unruhe entstand bei ihrem Anblick, man verlangte den Ordnungsruf für sie. Der Generalprokurator Chaumette ergriff das Wort zu folgender Rede: „Ich fordere für die Protokollierung des Gemurmels, das eben ausgebrochen ist, eine ausdrückliche Erklärung als Huldigung der Sitten und Befestigung der Republik. Wie! Unwürdige Geschöpfe wollen die Gesetze der Natur übertreten und verletzen, wollen in die Orte, die der Aufsicht der Bürger anvertraut sind, eindringen und diese umsichtigen Wachposten sollten ihre Pflicht nicht tun? Bürger, ihr vollführt hier eine grosse Tat der Vernunft. Der Zutritt zu dem abgeschlossenen Raum, in dem die Stadträte des Volkes beraten, soll jedem untersagt sein, der die Nation beschimpft!“ – „Nein,“ schrie ein Mitglied des Rates, „das Gesetz gestattet ihnen den Eintritt.“ – „Man lese das Gesetz,“ erwiderte Chaumette. „Das Gesetz schreibt vor, die Sitten zu achten und ihnen Achtung zu verschaffen; hier sehe ich sie aber mit Füssen getreten. Seit wann ist es den Frauen gestattet, ihr Geschlecht zu verleugnen? sich als Männer zu gebärden? Seit wann ist es Sitte, zu sehen, dass die Frau ihre fromme Sorgfalt für ihren Haushalt, der Wiege ihrer Kinder vernachlässigt, um sich auf öffentliche Plätze zu begeben, auf die Tribüne, in den Gerichtshof, um Reden zu halten, sich in die Armee einreihen zu lassen, Geschäfte zu verrichten, die bis nun Männern allein zugekommen sind? …. Wem hat denn diese vielseitige Mutter die häuslichen Pflichten anvertraut? Sollen wir sie ausüben? …. Nein, die Natur hat zum Manne gesagt: „Sei Mann, die Jagd, der Feldbau, die Politik, die Anstrengungen aller Art sind dein Los“. Sie hat zur Frau gesagt: „Sei Weib.“ Die Sorgfalt, die der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0222" n="201"/> in den Anklagezustand, sie wurde dann nicht weiter verfolgt, doch gelang es ihr nicht, ihren Geliebten, der auf der Guillotine starb, zu retten.</p> <p>Am 28. Brumaire 1793 hatte sie eine Schar Frauen bewogen, mit ihr in eine Sitzung der Kommune einzudringen. Lebhafte Unruhe entstand bei ihrem Anblick, man verlangte den Ordnungsruf für sie.</p> <p>Der Generalprokurator Chaumette ergriff das Wort zu folgender Rede: „Ich fordere für die Protokollierung des Gemurmels, das eben ausgebrochen ist, eine ausdrückliche Erklärung als Huldigung der Sitten und Befestigung der Republik. Wie! Unwürdige Geschöpfe wollen die Gesetze der Natur übertreten und verletzen, wollen in die Orte, die der Aufsicht der Bürger anvertraut sind, eindringen und diese umsichtigen Wachposten sollten ihre Pflicht nicht tun? Bürger, ihr vollführt hier eine grosse Tat der Vernunft. Der Zutritt zu dem abgeschlossenen Raum, in dem die Stadträte des Volkes beraten, soll jedem untersagt sein, der die Nation beschimpft!“ – „Nein,“ schrie ein Mitglied des Rates, „das Gesetz gestattet ihnen den Eintritt.“ – „Man lese das Gesetz,“ erwiderte Chaumette. „Das Gesetz schreibt vor, die Sitten zu achten und ihnen Achtung zu verschaffen; hier sehe ich sie aber mit Füssen getreten. Seit wann ist es den Frauen gestattet, ihr Geschlecht zu verleugnen? sich als Männer zu gebärden? Seit wann ist es Sitte, zu sehen, dass die Frau ihre fromme Sorgfalt für ihren Haushalt, der Wiege ihrer Kinder vernachlässigt, um sich auf öffentliche Plätze zu begeben, auf die Tribüne, in den Gerichtshof, um Reden zu halten, sich in die Armee einreihen zu lassen, Geschäfte zu verrichten, die bis nun Männern allein zugekommen sind? …. Wem hat denn diese vielseitige Mutter die häuslichen Pflichten anvertraut? Sollen wir sie ausüben? …. Nein, die Natur hat zum Manne gesagt: „Sei Mann, die Jagd, der Feldbau, die Politik, die Anstrengungen aller Art sind dein Los“. Sie hat zur Frau gesagt: „Sei Weib.“ Die Sorgfalt, die der </p> </div> </body> </text> </TEI> [201/0222]
in den Anklagezustand, sie wurde dann nicht weiter verfolgt, doch gelang es ihr nicht, ihren Geliebten, der auf der Guillotine starb, zu retten.
Am 28. Brumaire 1793 hatte sie eine Schar Frauen bewogen, mit ihr in eine Sitzung der Kommune einzudringen. Lebhafte Unruhe entstand bei ihrem Anblick, man verlangte den Ordnungsruf für sie.
Der Generalprokurator Chaumette ergriff das Wort zu folgender Rede: „Ich fordere für die Protokollierung des Gemurmels, das eben ausgebrochen ist, eine ausdrückliche Erklärung als Huldigung der Sitten und Befestigung der Republik. Wie! Unwürdige Geschöpfe wollen die Gesetze der Natur übertreten und verletzen, wollen in die Orte, die der Aufsicht der Bürger anvertraut sind, eindringen und diese umsichtigen Wachposten sollten ihre Pflicht nicht tun? Bürger, ihr vollführt hier eine grosse Tat der Vernunft. Der Zutritt zu dem abgeschlossenen Raum, in dem die Stadträte des Volkes beraten, soll jedem untersagt sein, der die Nation beschimpft!“ – „Nein,“ schrie ein Mitglied des Rates, „das Gesetz gestattet ihnen den Eintritt.“ – „Man lese das Gesetz,“ erwiderte Chaumette. „Das Gesetz schreibt vor, die Sitten zu achten und ihnen Achtung zu verschaffen; hier sehe ich sie aber mit Füssen getreten. Seit wann ist es den Frauen gestattet, ihr Geschlecht zu verleugnen? sich als Männer zu gebärden? Seit wann ist es Sitte, zu sehen, dass die Frau ihre fromme Sorgfalt für ihren Haushalt, der Wiege ihrer Kinder vernachlässigt, um sich auf öffentliche Plätze zu begeben, auf die Tribüne, in den Gerichtshof, um Reden zu halten, sich in die Armee einreihen zu lassen, Geschäfte zu verrichten, die bis nun Männern allein zugekommen sind? …. Wem hat denn diese vielseitige Mutter die häuslichen Pflichten anvertraut? Sollen wir sie ausüben? …. Nein, die Natur hat zum Manne gesagt: „Sei Mann, die Jagd, der Feldbau, die Politik, die Anstrengungen aller Art sind dein Los“. Sie hat zur Frau gesagt: „Sei Weib.“ Die Sorgfalt, die der
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