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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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über die Prinzipien der Freiheit unterrichten und diese, ihren Kindern lieben lehren; sie können den Beratungen der Sektionen, wie auch den Diskussionen der Volksversammlungen anwohnen; aber sollen sie, die dazu geschaffen sind, die Stitten der Männer zu mildern, tätigen Anteil an den Diskussionen nehmen, deren Leidenschaftlichkeit so unvereinbar mit der Sanftheit und Mässigung ist, die den Reiz ihres Geschlechtes ausmachen?"

Ein einziges Mitglied des Konvents ergriff das Wort zu gunsten der Frauen, es war dies der Abgeordnete Charlier. Er sagte: "Man müsste wie bei einem vor Alters abgehaltenen Konzil erklären, dass die Frauen nicht einen Teil der menschlichen Gattung bilden, sonst dürfte man sie dieses allgemeinen Rechtes eines jeden denkenden Wesens nicht berauben."

Darauf ergriff Bazire das Wort zu folgendem Schlussantrag: "Die Regierung hat sich als eine revolutionäre Macht zu erkennen gegeben, sie kann immer jene Massregeln ergreifen, die das öffentliche Wohl erfordert. Sie haben für einen Augenblick den Schleier über die Prinzipien gebreitet, in der Befürchtung ihres Missbrauches, die uns zu einer Kontre-Revolution führen könnten: es ist also nur einzig die Frage, ob die Frauenvereine gefährlich sind? Die Erfahrung hat in den letztverflossenen Tagen bewiesen, wie sehr sie für die öffentliche Ruhe unheilvoll sind. Das einmal zugegeben, rede man mir nicht weiter von Prinzipien. Ich fordere in revolutionärer Gesinnung und auf Grund der öffentlichen Sicherheit, dass diese Vereine zumindest während der Revolution verboten werden."

Der Beschluss wurde gefasst, alle Frauenvereine aufzulösen. Rose Lacombe agitierte in öffentlichen Versammlungen dafür, gegen diesen Beschluss zu protestieren, aber es half alle Frauenvereine wurden aufgelöst, keine, auch nicht die kleinste Ansammlung wurde geduldet!

Die Frauen hatten in den gefährlichsten Zeiten einen unbezwingbaren Mut gezeigt, wenn die Männer zurückwichen,

über die Prinzipien der Freiheit unterrichten und diese, ihren Kindern lieben lehren; sie können den Beratungen der Sektionen, wie auch den Diskussionen der Volksversammlungen anwohnen; aber sollen sie, die dazu geschaffen sind, die Stitten der Männer zu mildern, tätigen Anteil an den Diskussionen nehmen, deren Leidenschaftlichkeit so unvereinbar mit der Sanftheit und Mässigung ist, die den Reiz ihres Geschlechtes ausmachen?“

Ein einziges Mitglied des Konvents ergriff das Wort zu gunsten der Frauen, es war dies der Abgeordnete Charlier. Er sagte: „Man müsste wie bei einem vor Alters abgehaltenen Konzil erklären, dass die Frauen nicht einen Teil der menschlichen Gattung bilden, sonst dürfte man sie dieses allgemeinen Rechtes eines jeden denkenden Wesens nicht berauben.“

Darauf ergriff Bazire das Wort zu folgendem Schlussantrag: „Die Regierung hat sich als eine revolutionäre Macht zu erkennen gegeben, sie kann immer jene Massregeln ergreifen, die das öffentliche Wohl erfordert. Sie haben für einen Augenblick den Schleier über die Prinzipien gebreitet, in der Befürchtung ihres Missbrauches, die uns zu einer Kontre-Revolution führen könnten: es ist also nur einzig die Frage, ob die Frauenvereine gefährlich sind? Die Erfahrung hat in den letztverflossenen Tagen bewiesen, wie sehr sie für die öffentliche Ruhe unheilvoll sind. Das einmal zugegeben, rede man mir nicht weiter von Prinzipien. Ich fordere in revolutionärer Gesinnung und auf Grund der öffentlichen Sicherheit, dass diese Vereine zumindest während der Revolution verboten werden.“

Der Beschluss wurde gefasst, alle Frauenvereine aufzulösen. Rose Lacombe agitierte in öffentlichen Versammlungen dafür, gegen diesen Beschluss zu protestieren, aber es half alle Frauenvereine wurden aufgelöst, keine, auch nicht die kleinste Ansammlung wurde geduldet!

Die Frauen hatten in den gefährlichsten Zeiten einen unbezwingbaren Mut gezeigt, wenn die Männer zurückwichen,

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[203/0224] über die Prinzipien der Freiheit unterrichten und diese, ihren Kindern lieben lehren; sie können den Beratungen der Sektionen, wie auch den Diskussionen der Volksversammlungen anwohnen; aber sollen sie, die dazu geschaffen sind, die Stitten der Männer zu mildern, tätigen Anteil an den Diskussionen nehmen, deren Leidenschaftlichkeit so unvereinbar mit der Sanftheit und Mässigung ist, die den Reiz ihres Geschlechtes ausmachen?“ Ein einziges Mitglied des Konvents ergriff das Wort zu gunsten der Frauen, es war dies der Abgeordnete Charlier. Er sagte: „Man müsste wie bei einem vor Alters abgehaltenen Konzil erklären, dass die Frauen nicht einen Teil der menschlichen Gattung bilden, sonst dürfte man sie dieses allgemeinen Rechtes eines jeden denkenden Wesens nicht berauben.“ Darauf ergriff Bazire das Wort zu folgendem Schlussantrag: „Die Regierung hat sich als eine revolutionäre Macht zu erkennen gegeben, sie kann immer jene Massregeln ergreifen, die das öffentliche Wohl erfordert. Sie haben für einen Augenblick den Schleier über die Prinzipien gebreitet, in der Befürchtung ihres Missbrauches, die uns zu einer Kontre-Revolution führen könnten: es ist also nur einzig die Frage, ob die Frauenvereine gefährlich sind? Die Erfahrung hat in den letztverflossenen Tagen bewiesen, wie sehr sie für die öffentliche Ruhe unheilvoll sind. Das einmal zugegeben, rede man mir nicht weiter von Prinzipien. Ich fordere in revolutionärer Gesinnung und auf Grund der öffentlichen Sicherheit, dass diese Vereine zumindest während der Revolution verboten werden.“ Der Beschluss wurde gefasst, alle Frauenvereine aufzulösen. Rose Lacombe agitierte in öffentlichen Versammlungen dafür, gegen diesen Beschluss zu protestieren, aber es half alle Frauenvereine wurden aufgelöst, keine, auch nicht die kleinste Ansammlung wurde geduldet! Die Frauen hatten in den gefährlichsten Zeiten einen unbezwingbaren Mut gezeigt, wenn die Männer zurückwichen,

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/224>, abgerufen am 29.04.2024.