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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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und seine satyrische Erzählung "Einzug Dantes in die Hölle" dichtete, und wo Guadet, dessen Augen sehr schwach waren, weder Memoiren, noch sein Testament schreiben konnte.

Madame Bouquey brachte es durch Wunder an Geschicklichkeit zuwege, eine regelmässige Verbindung zwischen den zwei Häusern der Flüchtlinge zu unterhalten, sie verband diese dem Tode geweihten Opfer wieder mit dem Leben, ihr weiblicher Opfermut war der einzige Schutzschranken, der sie vom Schafott trennte. Buzot rief aus: "Oh! Frauen! Frauen! weh' dem, der euern Wert nicht erkennt"! In seinem letzten Unglück blieb ihm nur Madame Bouquey als Freundin und die Erinnerung an Madame Roland. Aber ach! die Aufopferung der einzigen Freundin, die ihm blieb, konnte ihn nicht retten. Allen Gefahren war umsonst Trotz geboten worden. Die Flüchtlinge wurden bloss 14 Tage vor dem 9. Termidor (27. Juli 1794), dem Sturze Robespierres entdeckt, jener Zeitpunkt, der ihnen Freiheit und Glück in vollem Masse wiedergegeben hätte!

Am 17. Juni 1794 hielten zwei Bataillone Infanterie und eine Eskadron Husaren vor dem Hause des Vaters Guadets. 5000 Mann Fussvolk, mit grossen Spürhunden versehen, waren von Libourne nach Saint-Emilion geschickt worden, um alle Winkel und Winkelchen zu durchsuchen, um die Proskribierten zu verhaften, die man daselbst verborgen hielt. Nach langem Suchen fand man ihren Versteck, und nachdem Guadet und Salle vergebens versucht hatten, sich Kugeln durch den Kopf zu schiessen, wurden ihnen die Waffen entrissen und sie selbst in Ketten gelegt. Man verhaftete auch Guadets Vater, einen Greis von 70 Jahren, wie auch seine beiden Dienerinnen. Auch der Bruder Guadets wurde gefangen genommen und guillotiniert.

Das Haus Madame Bouqueys wurde umzingelt. Ihre Mitschuld wurde aus ihren Briefen an Guadet und Salle erwiesen, man fand diese in dem Versteck der beiden Unglücklichen. Sie wurde mit allen, die sie umgaben, verhaftet,

und seine satyrische Erzählung „Einzug Dantes in die Hölle“ dichtete, und wo Guadet, dessen Augen sehr schwach waren, weder Memoiren, noch sein Testament schreiben konnte.

Madame Bouquey brachte es durch Wunder an Geschicklichkeit zuwege, eine regelmässige Verbindung zwischen den zwei Häusern der Flüchtlinge zu unterhalten, sie verband diese dem Tode geweihten Opfer wieder mit dem Leben, ihr weiblicher Opfermut war der einzige Schutzschranken, der sie vom Schafott trennte. Buzot rief aus: „Oh! Frauen! Frauen! weh’ dem, der euern Wert nicht erkennt“! In seinem letzten Unglück blieb ihm nur Madame Bouquey als Freundin und die Erinnerung an Madame Roland. Aber ach! die Aufopferung der einzigen Freundin, die ihm blieb, konnte ihn nicht retten. Allen Gefahren war umsonst Trotz geboten worden. Die Flüchtlinge wurden bloss 14 Tage vor dem 9. Termidor (27. Juli 1794), dem Sturze Robespierres entdeckt, jener Zeitpunkt, der ihnen Freiheit und Glück in vollem Masse wiedergegeben hätte!

Am 17. Juni 1794 hielten zwei Bataillone Infanterie und eine Eskadron Husaren vor dem Hause des Vaters Guadets. 5000 Mann Fussvolk, mit grossen Spürhunden versehen, waren von Libourne nach Saint-Emilion geschickt worden, um alle Winkel und Winkelchen zu durchsuchen, um die Proskribierten zu verhaften, die man daselbst verborgen hielt. Nach langem Suchen fand man ihren Versteck, und nachdem Guadet und Salle vergebens versucht hatten, sich Kugeln durch den Kopf zu schiessen, wurden ihnen die Waffen entrissen und sie selbst in Ketten gelegt. Man verhaftete auch Guadets Vater, einen Greis von 70 Jahren, wie auch seine beiden Dienerinnen. Auch der Bruder Guadets wurde gefangen genommen und guillotiniert.

Das Haus Madame Bouqueys wurde umzingelt. Ihre Mitschuld wurde aus ihren Briefen an Guadet und Salle erwiesen, man fand diese in dem Versteck der beiden Unglücklichen. Sie wurde mit allen, die sie umgaben, verhaftet,

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[210/0232] und seine satyrische Erzählung „Einzug Dantes in die Hölle“ dichtete, und wo Guadet, dessen Augen sehr schwach waren, weder Memoiren, noch sein Testament schreiben konnte. Madame Bouquey brachte es durch Wunder an Geschicklichkeit zuwege, eine regelmässige Verbindung zwischen den zwei Häusern der Flüchtlinge zu unterhalten, sie verband diese dem Tode geweihten Opfer wieder mit dem Leben, ihr weiblicher Opfermut war der einzige Schutzschranken, der sie vom Schafott trennte. Buzot rief aus: „Oh! Frauen! Frauen! weh’ dem, der euern Wert nicht erkennt“! In seinem letzten Unglück blieb ihm nur Madame Bouquey als Freundin und die Erinnerung an Madame Roland. Aber ach! die Aufopferung der einzigen Freundin, die ihm blieb, konnte ihn nicht retten. Allen Gefahren war umsonst Trotz geboten worden. Die Flüchtlinge wurden bloss 14 Tage vor dem 9. Termidor (27. Juli 1794), dem Sturze Robespierres entdeckt, jener Zeitpunkt, der ihnen Freiheit und Glück in vollem Masse wiedergegeben hätte! Am 17. Juni 1794 hielten zwei Bataillone Infanterie und eine Eskadron Husaren vor dem Hause des Vaters Guadets. 5000 Mann Fussvolk, mit grossen Spürhunden versehen, waren von Libourne nach Saint-Emilion geschickt worden, um alle Winkel und Winkelchen zu durchsuchen, um die Proskribierten zu verhaften, die man daselbst verborgen hielt. Nach langem Suchen fand man ihren Versteck, und nachdem Guadet und Salle vergebens versucht hatten, sich Kugeln durch den Kopf zu schiessen, wurden ihnen die Waffen entrissen und sie selbst in Ketten gelegt. Man verhaftete auch Guadets Vater, einen Greis von 70 Jahren, wie auch seine beiden Dienerinnen. Auch der Bruder Guadets wurde gefangen genommen und guillotiniert. Das Haus Madame Bouqueys wurde umzingelt. Ihre Mitschuld wurde aus ihren Briefen an Guadet und Salle erwiesen, man fand diese in dem Versteck der beiden Unglücklichen. Sie wurde mit allen, die sie umgaben, verhaftet,

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/232>, abgerufen am 29.04.2024.