Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

Bild:
<< vorherige Seite

Stickerei darin." Als der Marquis diese Einrichtung gesehen hatte, sagte er zur Marquise von Fontenay: "Ihre Talente sind allumfassend, aber ihre Güte übertrifft sie, und nichts gleicht ihrer Schönheit, nie habe ich so viel Grazie mit Schönheit gepaart gesehen".

Doch Tallien und die Marquise von Fontenay waren nicht die alleinigen Mächtigen, die launenhafte Gewalt und der grosse Einfluss des grausamen Lacombe waren oft mächtiger als sie. Tallien wurde denunziert und nach Paris zurückgerufen, unter der schweren Anklage, den Lauf der Schreckensherrschaft unterdrückt zu haben. Die Marquise von Fontenay säumte nicht, ihm nach Paris zu folgen, aber sie war als die Anstifterin des Systems der Mässigung bezeichnet worden, welches in Bordeaux die revolutionäre Bewegung gelähmt hatte. Insbesondere waren es Robespierres Schergen, die gegen Tallien einen alten Hass nährten und auch auf die Marquise ein wachsames Auge hatten. Sie verhafteten sie gleich bei ihrer Ankunft in der Hauptstadt. Niemals war ein Opfer von Robespierre mit mehr Erbitterung verfolgt worden, als die Marquise von Fontenay.

Schon in Bordeaux war die Rede davon gewesen, sie vom Militärgericht verhaften und aburteilen zu lassen. Ein Freund, der von allem unterrichtet war, schrieb ihr sofort, sie möge flüchten und sich in irgend einem Orte an der Loire aufhalten, er versprach ihr, sich auch dahin zu begeben, um das weitere zu verabreden.

Zehn Tage nach Erhalt dieses Briefes traf sie in Fontenay-aux-Roses ein. Am nächsten Tag reiste sie nach Paris. Die Gefahr wuchs. Man schrieb von Bordeaux, dass sie diese Stadt verlassen habe, und dass jede Nachforschung nur Zeitverlust bedeute. Robespierres Geheimboten Lavalette und Boulanger setzten sich in Bewegung. Die Marquise wurde aus nächster Nähe scharf beobachtet, es blieb kein anderer Ausweg, als zu versuchen nach Versailles zu flüchten, um sich dort zu verbergen; aber Boulanger kam im Augenblick, als sie im Begriff war, in das Haus einer

Stickerei darin.“ Als der Marquis diese Einrichtung gesehen hatte, sagte er zur Marquise von Fontenay: „Ihre Talente sind allumfassend, aber ihre Güte übertrifft sie, und nichts gleicht ihrer Schönheit, nie habe ich so viel Grazie mit Schönheit gepaart gesehen“.

Doch Tallien und die Marquise von Fontenay waren nicht die alleinigen Mächtigen, die launenhafte Gewalt und der grosse Einfluss des grausamen Lacombe waren oft mächtiger als sie. Tallien wurde denunziert und nach Paris zurückgerufen, unter der schweren Anklage, den Lauf der Schreckensherrschaft unterdrückt zu haben. Die Marquise von Fontenay säumte nicht, ihm nach Paris zu folgen, aber sie war als die Anstifterin des Systems der Mässigung bezeichnet worden, welches in Bordeaux die revolutionäre Bewegung gelähmt hatte. Insbesondere waren es Robespierres Schergen, die gegen Tallien einen alten Hass nährten und auch auf die Marquise ein wachsames Auge hatten. Sie verhafteten sie gleich bei ihrer Ankunft in der Hauptstadt. Niemals war ein Opfer von Robespierre mit mehr Erbitterung verfolgt worden, als die Marquise von Fontenay.

Schon in Bordeaux war die Rede davon gewesen, sie vom Militärgericht verhaften und aburteilen zu lassen. Ein Freund, der von allem unterrichtet war, schrieb ihr sofort, sie möge flüchten und sich in irgend einem Orte an der Loire aufhalten, er versprach ihr, sich auch dahin zu begeben, um das weitere zu verabreden.

Zehn Tage nach Erhalt dieses Briefes traf sie in Fontenay-aux-Roses ein. Am nächsten Tag reiste sie nach Paris. Die Gefahr wuchs. Man schrieb von Bordeaux, dass sie diese Stadt verlassen habe, und dass jede Nachforschung nur Zeitverlust bedeute. Robespierres Geheimboten Lavalette und Boulanger setzten sich in Bewegung. Die Marquise wurde aus nächster Nähe scharf beobachtet, es blieb kein anderer Ausweg, als zu versuchen nach Versailles zu flüchten, um sich dort zu verbergen; aber Boulanger kam im Augenblick, als sie im Begriff war, in das Haus einer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0242" n="219"/>
Stickerei darin.&#x201C; Als der Marquis diese Einrichtung gesehen hatte, sagte er zur Marquise von Fontenay: &#x201E;Ihre Talente sind allumfassend, aber ihre Güte übertrifft sie, und nichts gleicht ihrer Schönheit, nie habe ich so viel Grazie mit Schönheit gepaart gesehen&#x201C;.</p>
        <p>Doch Tallien und die Marquise von Fontenay waren nicht die alleinigen Mächtigen, die launenhafte Gewalt und der grosse Einfluss des grausamen Lacombe waren oft mächtiger als sie. Tallien wurde denunziert und nach Paris zurückgerufen, unter der schweren Anklage, den Lauf der Schreckensherrschaft unterdrückt zu haben. Die Marquise von Fontenay säumte nicht, ihm nach Paris zu folgen, aber sie war als die Anstifterin des Systems der Mässigung bezeichnet worden, welches in Bordeaux die revolutionäre Bewegung gelähmt hatte. Insbesondere waren es Robespierres Schergen, die gegen Tallien einen alten Hass nährten und auch auf die Marquise ein wachsames Auge hatten. Sie verhafteten sie gleich bei ihrer Ankunft in der Hauptstadt. Niemals war ein Opfer von Robespierre mit mehr Erbitterung verfolgt worden, als die Marquise von Fontenay.</p>
        <p>Schon in Bordeaux war die Rede davon gewesen, sie vom Militärgericht verhaften und aburteilen zu lassen. Ein Freund, der von allem unterrichtet war, schrieb ihr sofort, sie möge flüchten und sich in irgend einem Orte an der Loire aufhalten, er versprach ihr, sich auch dahin zu begeben, um das weitere zu verabreden.</p>
        <p>Zehn Tage nach Erhalt dieses Briefes traf sie in Fontenay-aux-Roses ein. Am nächsten Tag reiste sie nach Paris. Die Gefahr wuchs. Man schrieb von Bordeaux, dass sie diese Stadt verlassen habe, und dass jede Nachforschung nur Zeitverlust bedeute. Robespierres Geheimboten Lavalette und Boulanger setzten sich in Bewegung. Die Marquise wurde aus nächster Nähe scharf beobachtet, es blieb kein anderer Ausweg, als zu versuchen nach Versailles zu flüchten, um sich dort zu verbergen; aber Boulanger kam im Augenblick, als sie im Begriff war, in das Haus einer
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0242] Stickerei darin.“ Als der Marquis diese Einrichtung gesehen hatte, sagte er zur Marquise von Fontenay: „Ihre Talente sind allumfassend, aber ihre Güte übertrifft sie, und nichts gleicht ihrer Schönheit, nie habe ich so viel Grazie mit Schönheit gepaart gesehen“. Doch Tallien und die Marquise von Fontenay waren nicht die alleinigen Mächtigen, die launenhafte Gewalt und der grosse Einfluss des grausamen Lacombe waren oft mächtiger als sie. Tallien wurde denunziert und nach Paris zurückgerufen, unter der schweren Anklage, den Lauf der Schreckensherrschaft unterdrückt zu haben. Die Marquise von Fontenay säumte nicht, ihm nach Paris zu folgen, aber sie war als die Anstifterin des Systems der Mässigung bezeichnet worden, welches in Bordeaux die revolutionäre Bewegung gelähmt hatte. Insbesondere waren es Robespierres Schergen, die gegen Tallien einen alten Hass nährten und auch auf die Marquise ein wachsames Auge hatten. Sie verhafteten sie gleich bei ihrer Ankunft in der Hauptstadt. Niemals war ein Opfer von Robespierre mit mehr Erbitterung verfolgt worden, als die Marquise von Fontenay. Schon in Bordeaux war die Rede davon gewesen, sie vom Militärgericht verhaften und aburteilen zu lassen. Ein Freund, der von allem unterrichtet war, schrieb ihr sofort, sie möge flüchten und sich in irgend einem Orte an der Loire aufhalten, er versprach ihr, sich auch dahin zu begeben, um das weitere zu verabreden. Zehn Tage nach Erhalt dieses Briefes traf sie in Fontenay-aux-Roses ein. Am nächsten Tag reiste sie nach Paris. Die Gefahr wuchs. Man schrieb von Bordeaux, dass sie diese Stadt verlassen habe, und dass jede Nachforschung nur Zeitverlust bedeute. Robespierres Geheimboten Lavalette und Boulanger setzten sich in Bewegung. Die Marquise wurde aus nächster Nähe scharf beobachtet, es blieb kein anderer Ausweg, als zu versuchen nach Versailles zu flüchten, um sich dort zu verbergen; aber Boulanger kam im Augenblick, als sie im Begriff war, in das Haus einer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-02-11T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-11T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/242
Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/242>, abgerufen am 29.04.2024.