Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.sich auch mit schönen Frauen, die sie in ihren Plänen unterstützten. Unter diesen war besonders eine, die junge Gräfin von Beauharnais, die durch grosse Schönheit auffiel und der noch eine glänzende Zukunft bevorstand. Sie und Madame Tallien schienen nur Vergnügen zu atmen. An Madame Talliens Tisch sassen oft Seite an Seite die grausamsten Revolutionäre mit Leuten, die sie sechs Monate früher aufs Schafott geschickt hätten, weil sie Aristokraten, reich gewordene Spekulanten oder Verschwender öffentlicher Gelder waren. Fast unmerklich verlor sich die wilde Kraft ihrer Sprache und sie nahmen die feinen Formen und die Lebensart der für sie so neuen Gesellschaft an. Es gab gar viele, die die schiefe Ebene des Vergnügens fast unmerklich zur Gleichgültigkeit der Ansichten und dem Vergessen der Prinzipien und Sitten hindrängte. Aber jene Partei, die nichts umzustimmen vermochte, die der Revolution treu geblieben war, eiferte auf ihren Tribünen gegen die Tallien und den Haufen von Intriganten und Lieferanten, die sie in ihrem Gefolge hatte. Unter solchen Umständen darf man sich über die Misshelligkeit, die zwischen ihr und Tallien herrschte, dessen Ansichten so rasend wie nie zuvor geworden waren, nicht verwundern. Den Triumph, den er im Konvent am Jahrestag des 9. Thermidor, bei der Verlesung des Berichtes über den Sieg von Quiberon, den der General Hoche und er über die Engländer davon getragen hatte, war durchaus nicht nach Madame Talliens Geschmack, die die Nachricht darüber mit grösster Kälte aufnahm. Gegen den 13. Vendemaire zirkulierten Gerüchte über geheime, nächtliche Zusammenkünfte, wobei ernste Fragen über den nahe bevorstehenden Verfall der Republik und die Notwendigkeit einer Monarchie verhandelt wurden. Man schöpfte Verdacht, als sei Madame Tallien dabei nicht ohne Anteil. Bei dieser kurzlebigen Intrigue beabsichtigte man den König von Spanien auf den Thron Frankreichs zu erheben. Doch diese Umtriebe hatten sich auch mit schönen Frauen, die sie in ihren Plänen unterstützten. Unter diesen war besonders eine, die junge Gräfin von Beauharnais, die durch grosse Schönheit auffiel und der noch eine glänzende Zukunft bevorstand. Sie und Madame Tallien schienen nur Vergnügen zu atmen. An Madame Talliens Tisch sassen oft Seite an Seite die grausamsten Revolutionäre mit Leuten, die sie sechs Monate früher aufs Schafott geschickt hätten, weil sie Aristokraten, reich gewordene Spekulanten oder Verschwender öffentlicher Gelder waren. Fast unmerklich verlor sich die wilde Kraft ihrer Sprache und sie nahmen die feinen Formen und die Lebensart der für sie so neuen Gesellschaft an. Es gab gar viele, die die schiefe Ebene des Vergnügens fast unmerklich zur Gleichgültigkeit der Ansichten und dem Vergessen der Prinzipien und Sitten hindrängte. Aber jene Partei, die nichts umzustimmen vermochte, die der Revolution treu geblieben war, eiferte auf ihren Tribünen gegen die Tallien und den Haufen von Intriganten und Lieferanten, die sie in ihrem Gefolge hatte. Unter solchen Umständen darf man sich über die Misshelligkeit, die zwischen ihr und Tallien herrschte, dessen Ansichten so rasend wie nie zuvor geworden waren, nicht verwundern. Den Triumph, den er im Konvent am Jahrestag des 9. Thermidor, bei der Verlesung des Berichtes über den Sieg von Quiberon, den der General Hoche und er über die Engländer davon getragen hatte, war durchaus nicht nach Madame Talliens Geschmack, die die Nachricht darüber mit grösster Kälte aufnahm. Gegen den 13. Vendémaire zirkulierten Gerüchte über geheime, nächtliche Zusammenkünfte, wobei ernste Fragen über den nahe bevorstehenden Verfall der Republik und die Notwendigkeit einer Monarchie verhandelt wurden. Man schöpfte Verdacht, als sei Madame Tallien dabei nicht ohne Anteil. Bei dieser kurzlebigen Intrigue beabsichtigte man den König von Spanien auf den Thron Frankreichs zu erheben. Doch diese Umtriebe hatten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0247" n="224"/> sich auch mit schönen Frauen, die sie in ihren Plänen unterstützten. Unter diesen war besonders eine, die junge Gräfin von Beauharnais, die durch grosse Schönheit auffiel und der noch eine glänzende Zukunft bevorstand. Sie und Madame Tallien schienen nur Vergnügen zu atmen.</p> <p>An Madame Talliens Tisch sassen oft Seite an Seite die grausamsten Revolutionäre mit Leuten, die sie sechs Monate früher aufs Schafott geschickt hätten, weil sie Aristokraten, reich gewordene Spekulanten oder Verschwender öffentlicher Gelder waren. Fast unmerklich verlor sich die wilde Kraft ihrer Sprache und sie nahmen die feinen Formen und die Lebensart der für sie so neuen Gesellschaft an. 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Vendémaire zirkulierten Gerüchte über geheime, nächtliche Zusammenkünfte, wobei ernste Fragen über den nahe bevorstehenden Verfall der Republik und die Notwendigkeit einer Monarchie verhandelt wurden. Man schöpfte Verdacht, als sei Madame Tallien dabei nicht ohne Anteil. Bei dieser kurzlebigen Intrigue beabsichtigte man den König von Spanien auf den Thron Frankreichs zu erheben. Doch diese Umtriebe hatten </p> </div> </body> </text> </TEI> [224/0247]
sich auch mit schönen Frauen, die sie in ihren Plänen unterstützten. Unter diesen war besonders eine, die junge Gräfin von Beauharnais, die durch grosse Schönheit auffiel und der noch eine glänzende Zukunft bevorstand. Sie und Madame Tallien schienen nur Vergnügen zu atmen.
An Madame Talliens Tisch sassen oft Seite an Seite die grausamsten Revolutionäre mit Leuten, die sie sechs Monate früher aufs Schafott geschickt hätten, weil sie Aristokraten, reich gewordene Spekulanten oder Verschwender öffentlicher Gelder waren. Fast unmerklich verlor sich die wilde Kraft ihrer Sprache und sie nahmen die feinen Formen und die Lebensart der für sie so neuen Gesellschaft an. Es gab gar viele, die die schiefe Ebene des Vergnügens fast unmerklich zur Gleichgültigkeit der Ansichten und dem Vergessen der Prinzipien und Sitten hindrängte.
Aber jene Partei, die nichts umzustimmen vermochte, die der Revolution treu geblieben war, eiferte auf ihren Tribünen gegen die Tallien und den Haufen von Intriganten und Lieferanten, die sie in ihrem Gefolge hatte. Unter solchen Umständen darf man sich über die Misshelligkeit, die zwischen ihr und Tallien herrschte, dessen Ansichten so rasend wie nie zuvor geworden waren, nicht verwundern. Den Triumph, den er im Konvent am Jahrestag des 9. Thermidor, bei der Verlesung des Berichtes über den Sieg von Quiberon, den der General Hoche und er über die Engländer davon getragen hatte, war durchaus nicht nach Madame Talliens Geschmack, die die Nachricht darüber mit grösster Kälte aufnahm. Gegen den 13. Vendémaire zirkulierten Gerüchte über geheime, nächtliche Zusammenkünfte, wobei ernste Fragen über den nahe bevorstehenden Verfall der Republik und die Notwendigkeit einer Monarchie verhandelt wurden. Man schöpfte Verdacht, als sei Madame Tallien dabei nicht ohne Anteil. Bei dieser kurzlebigen Intrigue beabsichtigte man den König von Spanien auf den Thron Frankreichs zu erheben. Doch diese Umtriebe hatten
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