Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.Marats gedruckt. Ich zweifle, dass er welche hervorbringen konnte. Aber hier die letzten, die er mir gesagt hat, nachdem er alle Namen jener Abgeordneten, die in Evreux sind, gehört hatte. Er sagte mir, um mich zu trösten, dass er Euch in Paris werde guillotinieren lassen. Diese letzten Worte entschieden über sein Schicksal. In Paris begreift man nicht, wie eine überflüssige Frau, deren längstes Leben auch zu nichts gut wäre, dieses Leben kaltblütig opfern kann, um das Vaterland zu retten. Möge der Friede so rasch eintreten als ich es wünsche. Nun ist der grosse Verbrecher beseitigt, ohne diese Tat, würden wir nie Ruhe bekommen haben. Ich zweifle nicht, dass man meinen Vater quälen wird, ihn, der ohnehin an meinem Verlust genug zu tragen hat, der so sehr betrübt ist. Ich bitte Sie, Bürger, und Ihre Kollegen, sich der Verteidigung meiner Verwandten anzunehmen, falls man sie beunruhigt. Ich habe in meinem Leben nur ein Wesen gehasst und ich zeigte, mit welcher Heftigkeit ich dies Gefühl empfand, aber es gab Tausende, die ich noch mehr liebte als ich ihn hasste. Ich erfreue mich in köstlicher Weise des Friedens, seit zwei Tagen bildet das Glück meines Vaterlandes das meine. Ich verbringe meine Zeit mit Verfassen von Gedichten. Diejenigen, die meinen Verlust beklagen, werden sich freuen, mich in den elysäischen Gefilden mit Brutus und einigen Alten zu wissen; denn die Modernen reizen mich nicht, sie sind so niedrige Seelen. Es gibt wenige Patrioten, die für ihr Vaterland zu sterben verstehen, sie sind alle egoistisch. Man hat mir zwei Gendarmen beigestellt, um mich vor der Langeweile zu schützen; ich habe diese Einrichtung für den Tag sehr gut befunden, aber nicht während der Nacht! Ich habe mich über diese Unschicklichkeit beklagt. Man hat es nicht für nötig erachtet, davon Notiz zu nehmen. Ich glaube, dass diese Wache eine Erfindung Chabots ist. Nur ein Kapuziner kann solche Ideen aushecken! Marats gedruckt. Ich zweifle, dass er welche hervorbringen konnte. Aber hier die letzten, die er mir gesagt hat, nachdem er alle Namen jener Abgeordneten, die in Evreux sind, gehört hatte. Er sagte mir, um mich zu trösten, dass er Euch in Paris werde guillotinieren lassen. Diese letzten Worte entschieden über sein Schicksal. In Paris begreift man nicht, wie eine überflüssige Frau, deren längstes Leben auch zu nichts gut wäre, dieses Leben kaltblütig opfern kann, um das Vaterland zu retten. Möge der Friede so rasch eintreten als ich es wünsche. Nun ist der grosse Verbrecher beseitigt, ohne diese Tat, würden wir nie Ruhe bekommen haben. Ich zweifle nicht, dass man meinen Vater quälen wird, ihn, der ohnehin an meinem Verlust genug zu tragen hat, der so sehr betrübt ist. Ich bitte Sie, Bürger, und Ihre Kollegen, sich der Verteidigung meiner Verwandten anzunehmen, falls man sie beunruhigt. Ich habe in meinem Leben nur ein Wesen gehasst und ich zeigte, mit welcher Heftigkeit ich dies Gefühl empfand, aber es gab Tausende, die ich noch mehr liebte als ich ihn hasste. Ich erfreue mich in köstlicher Weise des Friedens, seit zwei Tagen bildet das Glück meines Vaterlandes das meine. Ich verbringe meine Zeit mit Verfassen von Gedichten. Diejenigen, die meinen Verlust beklagen, werden sich freuen, mich in den elysäischen Gefilden mit Brutus und einigen Alten zu wissen; denn die Modernen reizen mich nicht, sie sind so niedrige Seelen. Es gibt wenige Patrioten, die für ihr Vaterland zu sterben verstehen, sie sind alle egoistisch. Man hat mir zwei Gendarmen beigestellt, um mich vor der Langeweile zu schützen; ich habe diese Einrichtung für den Tag sehr gut befunden, aber nicht während der Nacht! Ich habe mich über diese Unschicklichkeit beklagt. Man hat es nicht für nötig erachtet, davon Notiz zu nehmen. Ich glaube, dass diese Wache eine Erfindung Chabots ist. Nur ein Kapuziner kann solche Ideen aushecken! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0054" n="36"/> Marats gedruckt. Ich zweifle, dass er welche hervorbringen konnte. Aber hier die letzten, die er mir gesagt hat, nachdem er alle Namen jener Abgeordneten, die in Evreux sind, gehört hatte. Er sagte mir, um mich zu trösten, dass er Euch in Paris werde guillotinieren lassen. Diese letzten Worte entschieden über sein Schicksal.</p> <p>In Paris begreift man nicht, wie eine überflüssige Frau, deren längstes Leben auch zu nichts gut wäre, dieses Leben kaltblütig opfern kann, um das Vaterland zu retten. Möge der Friede so rasch eintreten als ich es wünsche. Nun ist der grosse Verbrecher beseitigt, ohne diese Tat, würden wir nie Ruhe bekommen haben. Ich zweifle nicht, dass man meinen Vater quälen wird, ihn, der ohnehin an meinem Verlust genug zu tragen hat, der so sehr betrübt ist.</p> <p>Ich bitte Sie, Bürger, und Ihre Kollegen, sich der Verteidigung meiner Verwandten anzunehmen, falls man sie beunruhigt. Ich habe in meinem Leben nur ein Wesen gehasst und ich zeigte, mit welcher Heftigkeit ich dies Gefühl empfand, aber es gab Tausende, die ich noch mehr liebte als ich ihn hasste. Ich erfreue mich in köstlicher Weise des Friedens, seit zwei Tagen bildet das Glück meines Vaterlandes das meine. Ich verbringe meine Zeit mit Verfassen von Gedichten.</p> <p>Diejenigen, die meinen Verlust beklagen, werden sich freuen, mich in den elysäischen Gefilden mit Brutus und einigen Alten zu wissen; denn die Modernen reizen mich nicht, sie sind so niedrige Seelen. Es gibt wenige Patrioten, die für ihr Vaterland zu sterben verstehen, sie sind alle egoistisch.</p> <p>Man hat mir zwei Gendarmen beigestellt, um mich vor der Langeweile zu schützen; ich habe diese Einrichtung für den Tag sehr gut befunden, aber nicht während der Nacht! Ich habe mich über diese Unschicklichkeit beklagt. Man hat es nicht für nötig erachtet, davon Notiz zu nehmen. Ich glaube, dass diese Wache eine Erfindung Chabots ist. Nur ein Kapuziner kann solche Ideen aushecken!</p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0054]
Marats gedruckt. Ich zweifle, dass er welche hervorbringen konnte. Aber hier die letzten, die er mir gesagt hat, nachdem er alle Namen jener Abgeordneten, die in Evreux sind, gehört hatte. Er sagte mir, um mich zu trösten, dass er Euch in Paris werde guillotinieren lassen. Diese letzten Worte entschieden über sein Schicksal.
In Paris begreift man nicht, wie eine überflüssige Frau, deren längstes Leben auch zu nichts gut wäre, dieses Leben kaltblütig opfern kann, um das Vaterland zu retten. Möge der Friede so rasch eintreten als ich es wünsche. Nun ist der grosse Verbrecher beseitigt, ohne diese Tat, würden wir nie Ruhe bekommen haben. Ich zweifle nicht, dass man meinen Vater quälen wird, ihn, der ohnehin an meinem Verlust genug zu tragen hat, der so sehr betrübt ist.
Ich bitte Sie, Bürger, und Ihre Kollegen, sich der Verteidigung meiner Verwandten anzunehmen, falls man sie beunruhigt. Ich habe in meinem Leben nur ein Wesen gehasst und ich zeigte, mit welcher Heftigkeit ich dies Gefühl empfand, aber es gab Tausende, die ich noch mehr liebte als ich ihn hasste. Ich erfreue mich in köstlicher Weise des Friedens, seit zwei Tagen bildet das Glück meines Vaterlandes das meine. Ich verbringe meine Zeit mit Verfassen von Gedichten.
Diejenigen, die meinen Verlust beklagen, werden sich freuen, mich in den elysäischen Gefilden mit Brutus und einigen Alten zu wissen; denn die Modernen reizen mich nicht, sie sind so niedrige Seelen. Es gibt wenige Patrioten, die für ihr Vaterland zu sterben verstehen, sie sind alle egoistisch.
Man hat mir zwei Gendarmen beigestellt, um mich vor der Langeweile zu schützen; ich habe diese Einrichtung für den Tag sehr gut befunden, aber nicht während der Nacht! Ich habe mich über diese Unschicklichkeit beklagt. Man hat es nicht für nötig erachtet, davon Notiz zu nehmen. Ich glaube, dass diese Wache eine Erfindung Chabots ist. Nur ein Kapuziner kann solche Ideen aushecken!
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