Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.Falls einige Freunde in diesen Brief Einsicht nehmen wollten, so bitte ich Sie, es keinem abzuschlagen. Ich muss einen Verteidiger haben, dies ist gesetzlich vorgeschrieben. Ich habe Gustav Doucet de Pontecoulant genommen. Ich denke, er wird diese Ehre zurückweisen, und es würde ihm doch nur wenig Mühe machen. Ich habe auch daran gedacht, Robespierre zu nehmen. Ich werde auch fordern, über mein Geld verfügen zu können. Ich vermache es den Frauen und Kindern jener braven Bewohner von Caen, die fortgezogen sind, um Paris zu erlösen. Ich staune, dass das Volk sich bei meiner Ueberführung aus dem Militärgefängnis in die Conciergerie so ruhig verhalten hat. Dies ist ein neuerliches Zeichen seiner Mässigung. Morgen um 8 Uhr werde ich gerichtet werden und mittags werde ich gelebt haben, um in der Sprache der Römer zu reden. Man muss an die Tapferkeit der Bewohner von Calvados glauben, da die dortigen Frauen einiger Festigkeit fähig sind. Uebrigens weiss ich nicht, wie die letzten Augenblicke meines Lebens vorübergehen werden, und das Ende krönt das Werk. Ich habe nicht nötig, Unempfindlichkeit meinem Lose gegenüber zu erkünsteln, denn bis nun habe ich auch nicht die mindeste Angst vor dem Tode. Ich werde das Leben nie anders als nach seiner Nützlichkeit schätzen. Ich hoffe, dass Duperret und Fauchet morgen in Freiheit gesetzt werden. Man behauptet, dass der letztere mich in den Nationalkonvent auf eine Galerie gebracht hätte. Wie sollte er dazu kommen, Frauenzimmer dahin zu führen? Als Abgeordneter hat er nicht auf der Galerie zu sein und als Bischof sollte er sich nicht mit Weibern abgeben. So hat er jetzt eine rechte Lehre bekommen. Aber Duperret hat sich keinen Vorwurf zu machen. Marat wird nicht ins Pantheon kommen, doch hätte er es so sehr verdient! Ich beauftrage Sie alle, eine Falls einige Freunde in diesen Brief Einsicht nehmen wollten, so bitte ich Sie, es keinem abzuschlagen. Ich muss einen Verteidiger haben, dies ist gesetzlich vorgeschrieben. Ich habe Gustav Doucet de Pontécoulant genommen. Ich denke, er wird diese Ehre zurückweisen, und es würde ihm doch nur wenig Mühe machen. Ich habe auch daran gedacht, Robespierre zu nehmen. Ich werde auch fordern, über mein Geld verfügen zu können. Ich vermache es den Frauen und Kindern jener braven Bewohner von Caen, die fortgezogen sind, um Paris zu erlösen. Ich staune, dass das Volk sich bei meiner Ueberführung aus dem Militärgefängnis in die Conciergerie so ruhig verhalten hat. Dies ist ein neuerliches Zeichen seiner Mässigung. Morgen um 8 Uhr werde ich gerichtet werden und mittags werde ich gelebt haben, um in der Sprache der Römer zu reden. Man muss an die Tapferkeit der Bewohner von Calvados glauben, da die dortigen Frauen einiger Festigkeit fähig sind. Uebrigens weiss ich nicht, wie die letzten Augenblicke meines Lebens vorübergehen werden, und das Ende krönt das Werk. Ich habe nicht nötig, Unempfindlichkeit meinem Lose gegenüber zu erkünsteln, denn bis nun habe ich auch nicht die mindeste Angst vor dem Tode. Ich werde das Leben nie anders als nach seiner Nützlichkeit schätzen. Ich hoffe, dass Duperret und Fauchet morgen in Freiheit gesetzt werden. Man behauptet, dass der letztere mich in den Nationalkonvent auf eine Galerie gebracht hätte. Wie sollte er dazu kommen, Frauenzimmer dahin zu führen? Als Abgeordneter hat er nicht auf der Galerie zu sein und als Bischof sollte er sich nicht mit Weibern abgeben. So hat er jetzt eine rechte Lehre bekommen. Aber Duperret hat sich keinen Vorwurf zu machen. Marat wird nicht ins Pantheon kommen, doch hätte er es so sehr verdient! 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So hat er jetzt eine rechte Lehre bekommen. Aber Duperret hat sich keinen Vorwurf zu machen. Marat wird nicht ins Pantheon kommen, doch hätte er es so sehr verdient! Ich beauftrage Sie alle, eine </p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0055]
Falls einige Freunde in diesen Brief Einsicht nehmen wollten, so bitte ich Sie, es keinem abzuschlagen. Ich muss einen Verteidiger haben, dies ist gesetzlich vorgeschrieben. Ich habe Gustav Doucet de Pontécoulant genommen. Ich denke, er wird diese Ehre zurückweisen, und es würde ihm doch nur wenig Mühe machen. Ich habe auch daran gedacht, Robespierre zu nehmen. Ich werde auch fordern, über mein Geld verfügen zu können. Ich vermache es den Frauen und Kindern jener braven Bewohner von Caen, die fortgezogen sind, um Paris zu erlösen.
Ich staune, dass das Volk sich bei meiner Ueberführung aus dem Militärgefängnis in die Conciergerie so ruhig verhalten hat. Dies ist ein neuerliches Zeichen seiner Mässigung.
Morgen um 8 Uhr werde ich gerichtet werden und mittags werde ich gelebt haben, um in der Sprache der Römer zu reden.
Man muss an die Tapferkeit der Bewohner von Calvados glauben, da die dortigen Frauen einiger Festigkeit fähig sind. Uebrigens weiss ich nicht, wie die letzten Augenblicke meines Lebens vorübergehen werden, und das Ende krönt das Werk. Ich habe nicht nötig, Unempfindlichkeit meinem Lose gegenüber zu erkünsteln, denn bis nun habe ich auch nicht die mindeste Angst vor dem Tode.
Ich werde das Leben nie anders als nach seiner Nützlichkeit schätzen. Ich hoffe, dass Duperret und Fauchet morgen in Freiheit gesetzt werden. Man behauptet, dass der letztere mich in den Nationalkonvent auf eine Galerie gebracht hätte. Wie sollte er dazu kommen, Frauenzimmer dahin zu führen? Als Abgeordneter hat er nicht auf der Galerie zu sein und als Bischof sollte er sich nicht mit Weibern abgeben. So hat er jetzt eine rechte Lehre bekommen. Aber Duperret hat sich keinen Vorwurf zu machen. Marat wird nicht ins Pantheon kommen, doch hätte er es so sehr verdient! Ich beauftrage Sie alle, eine
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