Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.Rothe Rüben oder rothe Beta. Werden jetzund auch wohl in die Erde gebracht/ weil aber die so frühe gesäete allzusehr in den Saamen schiessen/ ist es besser/ biß in den May damit zu warten/ da sie dann nicht sollen vergessen werden. Palsternacken oder Pastinac Wollen eine leimichte/ von Steinen wohl gereinigte/ Knies tieff gegrabene/ und mit alten verfaulten und nicht frischen Kühe-Mist geküngte Erde haben/ damit sie wol unter sich wachsen können. Der Saame will im außsäen/ wegen viler Zufälle/ denen derselbe unterworffen/ nit gespart seyn/ und so er zu dick aufgehen würde/ können die kleinesten/ oder die in Saamen schiessen wollen / leicht verzogen werden: So muß auch das Wieden darbey und das begiessen in trucknem Wetter nicht vergessen werden. Mit auffnehmung deß Saamens ist eben / als mit den Moht-Rüben/ zuverfahren. Wie sie in der Küchen an Fleisch und sonsten zu kochen/ ist gnug bekant. Sie werden auch/ wann sie zuvor gekochl/ im Meel gewältzert/ in Butter oder Oel gebraten/ und in der Fasten-Zeit von geringen Leuten an statt der Fische gessen / auf solche Weise zubereitet/ sind sie den schwehrmüthigen Leuten gar nützlich / haben auch bey Weib- und Männlichem Geschlecht die Tugend als die Zucker-Wurtzeln. Sonsten geben sie mehr Nahrung/ als die weiß und rothen Rüben / der Safft davon ist auch etwas dicker und gröber/ doch nicht böß oder undienlich/ behalten etwas windige Art bey sich/ ob sie gleich gekochet / sencken sich zum Außgang nicht zu bald noch zu langsam/ machen den Leib weder hart noch weich. Sie treiben das Wasser/ sind dem Magen/ Nieren/ der Blasen/ auch der Brust und Lungen nützlich. Seyn dabeneben in Winden/ im Schlucken/ im Seiten-Wehe (Pleurisi) Bauch-Peyn/ Stein und Monat-Zeit zu befördern dienlich / insonderheit werden sie im Toben der Mutter (suffocatione uteris) gelobet/ wenn deß Saamens ein Quentin schwer gegeben wird. Rüben-Rapuntzel. Deren Wurtzeln ist ein ungemeines Essen zum Salat/ auch an Fleisch Rothe Rüben oder rothe Beta. Werden jetzund auch wohl in die Erde gebracht/ weil aber die so frühe gesäete allzusehr in den Saamen schiessen/ ist es besser/ biß in den May damit zu warten/ da sie dann nicht sollen vergessen werden. Palsternacken oder Pastinac Wollen eine leimichte/ von Steinen wohl gereinigte/ Knies tieff gegrabene/ und mit alten verfaulten und nicht frischen Kühe-Mist geküngte Erde haben/ damit sie wol unter sich wachsen können. Der Saame will im außsäen/ wegen viler Zufälle/ denen derselbe unterworffen/ nit gespart seyn/ und so er zu dick aufgehen würde/ können die kleinesten/ oder die in Saamen schiessen wollen / leicht verzogen werden: So muß auch das Wieden darbey und das begiessen in trucknem Wetter nicht vergessen werden. Mit auffnehmung deß Saamens ist eben / als mit den Moht-Rüben/ zuverfahren. Wie sie in der Küchen an Fleisch und sonsten zu kochen/ ist gnug bekant. Sie werden auch/ wann sie zuvor gekochl/ im Meel gewältzert/ in Butter oder Oel gebraten/ und in der Fasten-Zeit von geringen Leuten an statt der Fische gessen / auf solche Weise zubereitet/ sind sie den schwehrmüthigen Leuten gar nützlich / haben auch bey Weib- und Männlichem Geschlecht die Tugend als die Zucker-Wurtzeln. Sonsten geben sie mehr Nahrung/ als die weiß und rothen Rüben / der Safft davon ist auch etwas dicker und gröber/ doch nicht böß oder undienlich/ behalten etwas windige Art bey sich/ ob sie gleich gekochet / sencken sich zum Außgang nicht zu bald noch zu langsam/ machen den Leib weder hart noch weich. Sie treiben das Wasser/ sind dem Magen/ Nieren/ der Blasen/ auch der Brust und Lungen nützlich. Seyn dabeneben in Winden/ im Schlucken/ im Seiten-Wehe (Pleurisi) Bauch-Peyn/ Stein und Monat-Zeit zu befördern dienlich / insonderheit werden sie im Toben der Mutter (suffocatione uteris) gelobet/ wenn deß Saamens ein Quentin schwer gegeben wird. Rüben-Rapuntzel. 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Mit auffnehmung deß Saamens ist eben / als mit den Moht-Rüben/ zuverfahren.</p> <p>Wie sie in der Küchen an Fleisch und sonsten zu kochen/ ist gnug bekant. Sie werden auch/ wann sie zuvor gekochl/ im Meel gewältzert/ in Butter oder Oel gebraten/ und in der Fasten-Zeit von geringen Leuten an statt der Fische gessen / auf solche Weise zubereitet/ sind sie den schwehrmüthigen Leuten gar nützlich / haben auch bey Weib- und Männlichem Geschlecht die Tugend als die Zucker-Wurtzeln. Sonsten geben sie mehr Nahrung/ als die weiß und rothen Rüben / der Safft davon ist auch etwas dicker und gröber/ doch nicht böß oder undienlich/ behalten etwas windige Art bey sich/ ob sie gleich gekochet / sencken sich zum Außgang nicht zu bald noch zu langsam/ machen den Leib weder hart noch weich.</p> <p>Sie treiben das Wasser/ sind dem Magen/ Nieren/ der Blasen/ auch der Brust und Lungen nützlich. 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Rothe Rüben oder rothe Beta.
Werden jetzund auch wohl in die Erde gebracht/ weil aber die so frühe gesäete allzusehr in den Saamen schiessen/ ist es besser/ biß in den May damit zu warten/ da sie dann nicht sollen vergessen werden.
Palsternacken oder Pastinac
Wollen eine leimichte/ von Steinen wohl gereinigte/ Knies tieff gegrabene/ und mit alten verfaulten und nicht frischen Kühe-Mist geküngte Erde haben/ damit sie wol unter sich wachsen können. Der Saame will im außsäen/ wegen viler Zufälle/ denen derselbe unterworffen/ nit gespart seyn/ und so er zu dick aufgehen würde/ können die kleinesten/ oder die in Saamen schiessen wollen / leicht verzogen werden: So muß auch das Wieden darbey und das begiessen in trucknem Wetter nicht vergessen werden. Mit auffnehmung deß Saamens ist eben / als mit den Moht-Rüben/ zuverfahren.
Wie sie in der Küchen an Fleisch und sonsten zu kochen/ ist gnug bekant. Sie werden auch/ wann sie zuvor gekochl/ im Meel gewältzert/ in Butter oder Oel gebraten/ und in der Fasten-Zeit von geringen Leuten an statt der Fische gessen / auf solche Weise zubereitet/ sind sie den schwehrmüthigen Leuten gar nützlich / haben auch bey Weib- und Männlichem Geschlecht die Tugend als die Zucker-Wurtzeln. Sonsten geben sie mehr Nahrung/ als die weiß und rothen Rüben / der Safft davon ist auch etwas dicker und gröber/ doch nicht böß oder undienlich/ behalten etwas windige Art bey sich/ ob sie gleich gekochet / sencken sich zum Außgang nicht zu bald noch zu langsam/ machen den Leib weder hart noch weich.
Sie treiben das Wasser/ sind dem Magen/ Nieren/ der Blasen/ auch der Brust und Lungen nützlich. Seyn dabeneben in Winden/ im Schlucken/ im Seiten-Wehe (Pleurisi) Bauch-Peyn/ Stein und Monat-Zeit zu befördern dienlich / insonderheit werden sie im Toben der Mutter (suffocatione uteris) gelobet/ wenn deß Saamens ein Quentin schwer gegeben wird.
Rüben-Rapuntzel.
Deren Wurtzeln ist ein ungemeines Essen zum Salat/ auch an Fleisch
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