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Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.

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Küchen-Garten.

Im selbigen gibt es nun Arbeit genug/ reiniget die Bette/ worauff gute Kräuter stehen/ als Dragon/ Pimpernellen/ Saurampffer und dergleichen/ auch Sparges / und bespreitet sie mit Hüner- oder Tauben-Mist. Säet im wachsenden Liecht/ in einem wohl gemisteten Grund allerhand nachfolgende gute Kräuter.

Im Februario ist auch schon bedeutet/ daß ihr auffs Mist-Bett/ Blumen / Saphoischen/ Rüben und Cappus-Kohl/ umb solchen zeitlich zu haben und zu verpflantzen/ säen sollet. Ihr könnet alle solche Sorten auch noch jetzo im angehenden Liecht/ wie imgleichen allerhand braunen/ braunrothen/ krausen / hohen und nidrigen

Kohl

In ein gut gemistetes Land säen/ und die Pflantzen/ wenn sie vier oder fünff Blätter gewonnen/ umb Medardi Tag oder Mitten-Sommer in vollem Liecht/ wie vorher erwehnt/ verpflantzen.

Wie von diesen der Saamen zu erlangen/ ist bekannt genug.

Gewiß ist/ daß der braune Kohl viel gesunder sey/ dann der geschlossene/ wird derowegen in Westphalen vom selben sehr viel gehalten/ ist den Bauren und fast allen Einwohnern ins gemein eine angenehme Kost. Sie sagen/ wann ein Reiff oder Frost darüber gangen/ so sey ein Schincke darein gefallen/ und daß darumb / weil er sich so dann mürbe kochen lässet/ und einen lieblichen Schmack gewonnen / auß Ursachen/ weil ihm alsdenn die überflüssige Feuchtigkeit durch den Frost benommen wird. So halten sie es auch fast für eine Sünde/ wann man ihn nicht vor recht gesund halten will/ und das nicht unrecht/ weil der Kohl zu vielen Dingen dienlich/ so/ daß der alte Medicus Chrysippus mehr denn für 2000. Jahren ein grosses Buch davon geschrieben/ und für deß gantz en Leibes Gebrechen hierauß Wittel genommen/ und die Römer nach dem sie die Warckschreier und Mangones, Sophisten damahls genandt/ vertrieben hatten/ gan-

Küchen-Garten.

Im selbigen gibt es nun Arbeit genug/ reiniget die Bette/ worauff gute Kräuter stehen/ als Dragon/ Pimpernellen/ Saurampffer und dergleichen/ auch Sparges / und bespreitet sie mit Hüner- oder Tauben-Mist. Säet im wachsenden Liecht/ in einem wohl gemisteten Grund allerhand nachfolgende gute Kräuter.

Im Februario ist auch schon bedeutet/ daß ihr auffs Mist-Bett/ Blumen / Saphoischen/ Rüben und Cappus-Kohl/ umb solchen zeitlich zu haben und zu verpflantzen/ säen sollet. Ihr könnet alle solche Sorten auch noch jetzo im angehenden Liecht/ wie imgleichen allerhand braunen/ braunrothen/ krausen / hohen und nidrigen

Kohl

In ein gut gemistetes Land säen/ und die Pflantzen/ wenn sie vier oder fünff Blätter gewonnen/ umb Medardi Tag oder Mitten-Sommer in vollem Liecht/ wie vorher erwehnt/ verpflantzen.

Wie von diesen der Saamen zu erlangen/ ist bekannt genug.

Gewiß ist/ daß der braune Kohl viel gesunder sey/ dann der geschlossene/ wird derowegen in Westphalen vom selben sehr viel gehalten/ ist den Bauren und fast allen Einwohnern ins gemein eine angenehme Kost. Sie sagen/ wann ein Reiff oder Frost darüber gangen/ so sey ein Schincke darein gefallen/ und daß darumb / weil er sich so dann mürbe kochen lässet/ und einen lieblichen Schmack gewonnen / auß Ursachen/ weil ihm alsdenn die überflüssige Feuchtigkeit durch den Frost benommen wird. So halten sie es auch fast für eine Sünde/ wann man ihn nicht vor recht gesund halten will/ und das nicht unrecht/ weil der Kohl zu vielen Dingen dienlich/ so/ daß der alte Medicus Chrysippus mehr denn für 2000. Jahren ein grosses Buch davon geschrieben/ und für deß gantz en Leibes Gebrechen hierauß Wittel genommen/ und die Römer nach dem sie die Warckschreier und Mangones, Sophisten damahls genandt/ vertrieben hatten/ gan-

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        <p>Kohl</p>
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        <p>Gewiß ist/ daß der braune Kohl viel gesunder sey/ dann der geschlossene/ wird                      derowegen in Westphalen vom selben sehr viel gehalten/ ist den Bauren und fast                      allen Einwohnern ins gemein eine angenehme Kost. Sie sagen/ wann ein Reiff oder                      Frost darüber gangen/ so sey ein Schincke darein gefallen/ und daß darumb /                      weil er sich so dann mürbe kochen lässet/ und einen lieblichen Schmack gewonnen                     / auß Ursachen/ weil ihm alsdenn die überflüssige Feuchtigkeit durch den Frost                      benommen wird. So halten sie es auch fast für eine Sünde/ wann man ihn nicht                      vor recht gesund halten will/ und das nicht unrecht/ weil der Kohl zu vielen                      Dingen dienlich/ so/ daß der alte Medicus Chrysippus mehr denn für 2000.                      Jahren ein grosses Buch davon geschrieben/ und für deß gantz en Leibes                      Gebrechen hierauß Wittel genommen/ und die Römer nach dem sie die Warckschreier                      und Mangones, Sophisten damahls genandt/ vertrieben hatten/ gan-
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[56/0090] Küchen-Garten. Im selbigen gibt es nun Arbeit genug/ reiniget die Bette/ worauff gute Kräuter stehen/ als Dragon/ Pimpernellen/ Saurampffer und dergleichen/ auch Sparges / und bespreitet sie mit Hüner- oder Tauben-Mist. Säet im wachsenden Liecht/ in einem wohl gemisteten Grund allerhand nachfolgende gute Kräuter. Im Februario ist auch schon bedeutet/ daß ihr auffs Mist-Bett/ Blumen / Saphoischen/ Rüben und Cappus-Kohl/ umb solchen zeitlich zu haben und zu verpflantzen/ säen sollet. Ihr könnet alle solche Sorten auch noch jetzo im angehenden Liecht/ wie imgleichen allerhand braunen/ braunrothen/ krausen / hohen und nidrigen Kohl In ein gut gemistetes Land säen/ und die Pflantzen/ wenn sie vier oder fünff Blätter gewonnen/ umb Medardi Tag oder Mitten-Sommer in vollem Liecht/ wie vorher erwehnt/ verpflantzen. Wie von diesen der Saamen zu erlangen/ ist bekannt genug. Gewiß ist/ daß der braune Kohl viel gesunder sey/ dann der geschlossene/ wird derowegen in Westphalen vom selben sehr viel gehalten/ ist den Bauren und fast allen Einwohnern ins gemein eine angenehme Kost. Sie sagen/ wann ein Reiff oder Frost darüber gangen/ so sey ein Schincke darein gefallen/ und daß darumb / weil er sich so dann mürbe kochen lässet/ und einen lieblichen Schmack gewonnen / auß Ursachen/ weil ihm alsdenn die überflüssige Feuchtigkeit durch den Frost benommen wird. So halten sie es auch fast für eine Sünde/ wann man ihn nicht vor recht gesund halten will/ und das nicht unrecht/ weil der Kohl zu vielen Dingen dienlich/ so/ daß der alte Medicus Chrysippus mehr denn für 2000. Jahren ein grosses Buch davon geschrieben/ und für deß gantz en Leibes Gebrechen hierauß Wittel genommen/ und die Römer nach dem sie die Warckschreier und Mangones, Sophisten damahls genandt/ vertrieben hatten/ gan-

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Zitationshilfe: Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/90>, abgerufen am 22.11.2024.