Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.Nägeln benägelt auf die Stirn zu binden oder zu hencken/ damit wann sie stossen wollen/ sie sich selbs in die Stirn stechen/ und also auffhören zu stossen. Etliche bohren ihnen Löcher durch die Hörner/ nahe bey den Ohren/ so stossen sie auch nicht. Das Esterich am Boden soll im Schaafstall/ gleich wie im Säwstall zu rings um mit Steinen also gepflästert seyn/ damit der Boden gegen dem Hofgraben oder Mistkasten unter sich gehäldet seye/ und der Harn also nicht stehen bleibe / sondern fort fliessen möge. Der Stall muß allwegen gegen Mittag gesetzt werden. Dann obwol dieses Thierlin mit Wollen bedecket ist/ mag es doch kein Frost im Winter/ noch grosse Wärme im Sommer leiden. Darumb soll man die Schafsställ lang/ nidrig/ zimlich weit und breit machen. Die Kripffen im Schaffstall sollen anderthalb Schuh hoch von der Erd mit geradenen starcken Stecken also verzäunt stehen/ daß die Schaf nicht in die Kripffen springen/ und ihr Futter vertretten oder verwüsten. Der Schafhirt solle die Leyter oder die Hurden sauber halten/ und also anbinden / daß sie nicht leichtlich umfallen/ oder die Wider zum Weiblin kommen/ oder die jungen Kitzlin zu den Presthafftigen und Krancken durchschlupffen. Er soll auch keine Schäflin vor zweyen/ oder nach fünff Jahren rammlen lassen. Dann so bald ein Schaf über das sibend Jahr kommen ist/ so ist es zu gebären kein nutz / sonder es bleibet unfruchtbar. Wann ein Schaf für zweyen Jahren junge Lämmlin trägt und gebürt/ die seind gemeinlich blöd und nicht starck; Also auch wann sie eher gebürt/ so soll man dieselbe junge Lämmlin verkauffen. Die rechte Zeit und Alter/ in welcher man die Wider zu den Schafen brauchen soll/ ist von dem andern Jahr an/ biß auff das achte. Ein Wider mag fünffzig Schafen gnug thun. Die beste und bequemste Zeit/ daß man den Wider zu den Schafen lasse/ ist ungefähr um die Winterische Sonnenwendung im Wintermon. Dann also kan das Schaf ihre Jungen/ welche sie fünff Mo- Nägeln benägelt auf die Stirn zu binden oder zu hencken/ damit wann sie stossen wollen/ sie sich selbs in die Stirn stechen/ und also auffhören zu stossen. Etliche bohren ihnen Löcher durch die Hörner/ nahe bey den Ohren/ so stossen sie auch nicht. Das Esterich am Boden soll im Schaafstall/ gleich wie im Säwstall zu rings um mit Steinen also gepflästert seyn/ damit der Boden gegen dem Hofgraben oder Mistkasten unter sich gehäldet seye/ und der Harn also nicht stehen bleibe / sondern fort fliessen möge. Der Stall muß allwegen gegen Mittag gesetzt werden. Dann obwol dieses Thierlin mit Wollen bedecket ist/ mag es doch kein Frost im Winter/ noch grosse Wärme im Sommer leiden. Darumb soll man die Schafsställ lang/ nidrig/ zimlich weit und breit machen. Die Kripffen im Schaffstall sollen anderthalb Schuh hoch von der Erd mit geradenen starcken Stecken also verzäunt stehẽ/ daß die Schaf nicht in die Kripffen springẽ/ und ihr Futter vertretten oder verwüsten. Der Schafhirt solle die Leyter oder die Hurden sauber halten/ und also anbinden / daß sie nicht leichtlich umfallen/ oder die Wider zum Weiblin kommen/ oder die jungen Kitzlin zu den Presthafftigen und Krancken durchschlupffen. Er soll auch keine Schäflin vor zweyen/ oder nach fünff Jahren rammlen lassen. Dann so bald ein Schaf über das sibend Jahr kommen ist/ so ist es zu gebären kein nutz / sonder es bleibet unfruchtbar. Wann ein Schaf für zweyen Jahren junge Läm̃lin trägt und gebürt/ die seind gemeinlich blöd und nicht starck; Also auch wann sie eher gebürt/ so soll man dieselbe junge Lämmlin verkauffen. Die rechte Zeit und Alter/ in welcher man die Wider zu den Schafen brauchen soll/ ist von dem andern Jahr an/ biß auff das achte. Ein Wider mag fünffzig Schafen gnug thun. Die beste und bequemste Zeit/ daß man den Wider zu den Schafen lasse/ ist ungefähr um die Winterische Sonnenwendung im Wintermon. Dann also kan das Schaf ihre Jungen/ welche sie fünff Mo- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0125" n="108"/> Nägeln benägelt auf die Stirn zu binden oder zu hencken/ damit wann sie stossen wollen/ sie sich selbs in die Stirn stechen/ und also auffhören zu stossen. Etliche bohren ihnen Löcher durch die Hörner/ nahe bey den Ohren/ so stossen sie auch nicht.</p> <p>Das Esterich am Boden soll im Schaafstall/ gleich wie im Säwstall zu rings um mit Steinen also gepflästert seyn/ damit der Boden gegen dem Hofgraben oder Mistkasten unter sich gehäldet seye/ und der Harn also nicht stehen bleibe / sondern fort fliessen möge. Der Stall muß allwegen gegen Mittag gesetzt werden. Dann obwol dieses Thierlin mit Wollen bedecket ist/ mag es doch kein Frost im Winter/ noch grosse Wärme im Sommer leiden. Darumb soll man die Schafsställ lang/ nidrig/ zimlich weit und breit machen.</p> <p>Die Kripffen im Schaffstall sollen anderthalb Schuh hoch von der Erd mit geradenen starcken Stecken also verzäunt stehẽ/ daß die Schaf nicht in die Kripffen springẽ/ und ihr Futter vertretten oder verwüsten.</p> <p>Der Schafhirt solle die Leyter oder die Hurden sauber halten/ und also anbinden / daß sie nicht leichtlich umfallen/ oder die Wider zum Weiblin kommen/ oder die jungen Kitzlin zu den Presthafftigen und Krancken durchschlupffen. Er soll auch keine Schäflin vor zweyen/ oder nach fünff Jahren rammlen lassen. Dann so bald ein Schaf über das sibend Jahr kommen ist/ so ist es zu gebären kein nutz / sonder es bleibet unfruchtbar.</p> <p>Wann ein Schaf für zweyen Jahren junge Läm̃lin trägt und gebürt/ die seind gemeinlich blöd und nicht starck; Also auch wann sie eher gebürt/ so soll man dieselbe junge Lämmlin verkauffen. Die rechte Zeit und Alter/ in welcher man die Wider zu den Schafen brauchen soll/ ist von dem andern Jahr an/ biß auff das achte. Ein Wider mag fünffzig Schafen gnug thun.</p> <p>Die beste und bequemste Zeit/ daß man den Wider zu den Schafen lasse/ ist ungefähr um die Winterische Sonnenwendung im Wintermon. Dann also kan das Schaf ihre Jungen/ welche sie fünff Mo- </p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0125]
Nägeln benägelt auf die Stirn zu binden oder zu hencken/ damit wann sie stossen wollen/ sie sich selbs in die Stirn stechen/ und also auffhören zu stossen. Etliche bohren ihnen Löcher durch die Hörner/ nahe bey den Ohren/ so stossen sie auch nicht.
Das Esterich am Boden soll im Schaafstall/ gleich wie im Säwstall zu rings um mit Steinen also gepflästert seyn/ damit der Boden gegen dem Hofgraben oder Mistkasten unter sich gehäldet seye/ und der Harn also nicht stehen bleibe / sondern fort fliessen möge. Der Stall muß allwegen gegen Mittag gesetzt werden. Dann obwol dieses Thierlin mit Wollen bedecket ist/ mag es doch kein Frost im Winter/ noch grosse Wärme im Sommer leiden. Darumb soll man die Schafsställ lang/ nidrig/ zimlich weit und breit machen.
Die Kripffen im Schaffstall sollen anderthalb Schuh hoch von der Erd mit geradenen starcken Stecken also verzäunt stehẽ/ daß die Schaf nicht in die Kripffen springẽ/ und ihr Futter vertretten oder verwüsten.
Der Schafhirt solle die Leyter oder die Hurden sauber halten/ und also anbinden / daß sie nicht leichtlich umfallen/ oder die Wider zum Weiblin kommen/ oder die jungen Kitzlin zu den Presthafftigen und Krancken durchschlupffen. Er soll auch keine Schäflin vor zweyen/ oder nach fünff Jahren rammlen lassen. Dann so bald ein Schaf über das sibend Jahr kommen ist/ so ist es zu gebären kein nutz / sonder es bleibet unfruchtbar.
Wann ein Schaf für zweyen Jahren junge Läm̃lin trägt und gebürt/ die seind gemeinlich blöd und nicht starck; Also auch wann sie eher gebürt/ so soll man dieselbe junge Lämmlin verkauffen. Die rechte Zeit und Alter/ in welcher man die Wider zu den Schafen brauchen soll/ ist von dem andern Jahr an/ biß auff das achte. Ein Wider mag fünffzig Schafen gnug thun.
Die beste und bequemste Zeit/ daß man den Wider zu den Schafen lasse/ ist ungefähr um die Winterische Sonnenwendung im Wintermon. Dann also kan das Schaf ihre Jungen/ welche sie fünff Mo-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |