Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.

Bild:
<< vorherige Seite

Ihm gebawet haben. Er muß in Summa auf die gantze Nahrung und alle Winckel sehen/ auff den Abend der letzte im Beth/ Morgens aber der erste herauß seyn/ und aller Orthen das Land offt und fleissig besichtigen/ daß man mit seinen Landgütern fleissig und recht umgehe. Es soll sich auch ein Haushalter nicht schämen/ alle Tag Morgens und Abends in alle Ställ herumb zu gehen/ und besehen wie sein Vieh/ absonderlich die Roß/ stehen/ und gewartet werden. Er soll auch zu Zeiten deß Nachts auffstehen/ und sich im Hof umbsehen / und hören/ ob etwa möcht ein Vieh schreyen/ ein Dieb einbrechen/ ein Feüer aufgehen/ wie dann bißweilen das Gesinde mit dem Feüer unvorsichtig umbgehet.

Es soll auch ein Haushalter ein Manneshertz im Leib haben/ und sich nicht das Weib/ den Knecht/ die Magd/ zwingen oder regieren lassen/ daß Er ihnen folgen wolte/ wann Er ein Ding besser verstunde/ dann Sie; doch kompt es zu Zeiten/ daß ein Fraw/ Knecht oder Magd einen guten Rath im Haus oder Feld-Baw mittheilen können/ darinn dann ein Haushalter zu Zeiten billich folgen soll / und also/ so ein Weib etwas gutes redt/ soll Er Ihr folgen/ dann ein Aug nicht alles sieht; Auch soll ein Haushalter sittsam seyn gegen seinem Gesind / und nicht schnurrisch und murrisch wie ein brüllender Löw: es seye dann daß die hohe Noth erforderte/ daß Er sich gegen seinem Weib/ Kindern und Gesinde ernstlich stellen muß/ daß Er sie beim gehorsam erhalte. Er soll fleissig / getrew/ und fromm Gesinde haben/ solche zur Forcht Gottes/ zum Gebet/ Zucht und Erbarkeit fleissig anhalten/ Schelten/ Fluchen und Schwören/ und alle Leichtfertigkeit verbieten/ seine grösseste Mühe und Arbeit soll Er auf die Kinder legen/ daß die in rechter wahrer Gottesforcht/ zu guten Künsten und Tugenden aufferzogen/ und fein Ehrlich behalten werden; dann wann die Gottsförchtig erzogen/ so segnet Gott das gantze Haus um ihret willen/ und gibt Glück zu aller Nahrung; Dahero dann man wohl und recht saget/ daß die Kinder nicht mit uns/ sondern vilmehr wir mit den Kindern essen. Es

Ihm gebawet haben. Er muß in Summa auf die gantze Nahrung und alle Winckel sehen/ auff den Abend der letzte im Beth/ Morgens aber der erste herauß seyn/ und aller Orthen das Land offt und fleissig besichtigen/ daß man mit seinen Landgütern fleissig und recht umgehe. Es soll sich auch ein Haushalter nicht schämen/ alle Tag Morgens und Abends in alle Ställ herumb zu gehen/ und besehen wie sein Vieh/ absonderlich die Roß/ stehen/ und gewartet werden. Er soll auch zu Zeiten deß Nachts auffstehen/ und sich im Hof umbsehen / und hören/ ob etwa möcht ein Vieh schreyen/ ein Dieb einbrechen/ ein Feüer aufgehen/ wie dann bißweilen das Gesinde mit dem Feüer unvorsichtig umbgehet.

Es soll auch ein Haushalter ein Manneshertz im Leib haben/ und sich nicht das Weib/ den Knecht/ die Magd/ zwingen oder regieren lassen/ daß Er ihnen folgen wolte/ wann Er ein Ding besser verstunde/ dann Sie; doch kompt es zu Zeiten/ daß ein Fraw/ Knecht oder Magd einen guten Rath im Haus oder Feld-Baw mittheilen können/ darinn dann ein Haushalter zu Zeiten billich folgen soll / und also/ so ein Weib etwas gutes redt/ soll Er Ihr folgen/ dann ein Aug nicht alles sieht; Auch soll ein Haushalter sittsam seyn gegen seinem Gesind / und nicht schnurrisch und murrisch wie ein brüllender Löw: es seye dann daß die hohe Noth erforderte/ daß Er sich gegen seinem Weib/ Kindern und Gesinde ernstlich stellen muß/ daß Er sie beim gehorsam erhalte. Er soll fleissig / getrew/ und fromm Gesinde haben/ solche zur Forcht Gottes/ zum Gebet/ Zucht und Erbarkeit fleissig anhalten/ Schelten/ Fluchen und Schwören/ und alle Leichtfertigkeit verbieten/ seine grösseste Mühe und Arbeit soll Er auf die Kinder legen/ daß die in rechter wahrer Gottesforcht/ zu guten Künsten und Tugenden aufferzogen/ und fein Ehrlich behalten werden; dann wann die Gottsförchtig erzogen/ so segnet Gott das gantze Haus um ihret willen/ und gibt Glück zu aller Nahrung; Dahero dann man wohl und recht saget/ daß die Kinder nicht mit uns/ sondern vilmehr wir mit den Kindern essen. Es

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0006" n="2"/>
Ihm gebawet haben. Er muß in Summa auf die gantze Nahrung und alle                      Winckel sehen/ auff den Abend der letzte im Beth/ Morgens aber der erste                      herauß seyn/ und aller Orthen das Land offt und fleissig besichtigen/ daß man                      mit seinen Landgütern fleissig und recht umgehe. Es soll sich auch ein                      Haushalter nicht schämen/ alle Tag Morgens und Abends in alle Ställ herumb zu                      gehen/ und besehen wie sein Vieh/ absonderlich die Roß/ stehen/ und gewartet                      werden. Er soll auch zu Zeiten deß Nachts auffstehen/ und sich im Hof umbsehen                     / und hören/ ob etwa möcht ein Vieh schreyen/ ein Dieb einbrechen/ ein Feüer                      aufgehen/ wie dann bißweilen das Gesinde mit dem Feüer unvorsichtig                      umbgehet.</p>
        <p>Es soll auch ein Haushalter ein Manneshertz im Leib haben/ und sich nicht das                      Weib/ den Knecht/ die Magd/ zwingen oder regieren lassen/ daß Er ihnen                      folgen wolte/ wann Er ein Ding besser verstunde/ dann Sie; doch kompt es zu                      Zeiten/ daß ein Fraw/ Knecht oder Magd einen guten Rath im Haus oder Feld-Baw                      mittheilen können/ darinn dann ein Haushalter zu Zeiten billich folgen soll /                      und also/ so ein Weib etwas gutes redt/ soll Er Ihr folgen/ dann ein Aug                      nicht alles sieht; Auch soll ein Haushalter sittsam seyn gegen seinem Gesind /                      und nicht schnurrisch und murrisch wie ein brüllender Löw: es seye dann daß die                      hohe Noth erforderte/ daß Er sich gegen seinem Weib/ Kindern und Gesinde                      ernstlich stellen muß/ daß Er sie beim gehorsam erhalte. Er soll fleissig /                      getrew/ und fromm Gesinde haben/ solche zur Forcht Gottes/ zum Gebet/ Zucht                      und Erbarkeit fleissig anhalten/ Schelten/ Fluchen und Schwören/ und alle                      Leichtfertigkeit verbieten/ seine grösseste Mühe und Arbeit soll Er auf die                      Kinder legen/ daß die in rechter wahrer Gottesforcht/ zu guten Künsten und                      Tugenden aufferzogen/ und fein Ehrlich behalten werden; dann wann die                      Gottsförchtig erzogen/ so segnet Gott das gantze Haus um ihret willen/ und                      gibt Glück zu aller Nahrung; Dahero dann man wohl und recht saget/ daß die                      Kinder nicht mit uns/ sondern vilmehr wir mit den Kindern essen. Es
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[2/0006] Ihm gebawet haben. Er muß in Summa auf die gantze Nahrung und alle Winckel sehen/ auff den Abend der letzte im Beth/ Morgens aber der erste herauß seyn/ und aller Orthen das Land offt und fleissig besichtigen/ daß man mit seinen Landgütern fleissig und recht umgehe. Es soll sich auch ein Haushalter nicht schämen/ alle Tag Morgens und Abends in alle Ställ herumb zu gehen/ und besehen wie sein Vieh/ absonderlich die Roß/ stehen/ und gewartet werden. Er soll auch zu Zeiten deß Nachts auffstehen/ und sich im Hof umbsehen / und hören/ ob etwa möcht ein Vieh schreyen/ ein Dieb einbrechen/ ein Feüer aufgehen/ wie dann bißweilen das Gesinde mit dem Feüer unvorsichtig umbgehet. Es soll auch ein Haushalter ein Manneshertz im Leib haben/ und sich nicht das Weib/ den Knecht/ die Magd/ zwingen oder regieren lassen/ daß Er ihnen folgen wolte/ wann Er ein Ding besser verstunde/ dann Sie; doch kompt es zu Zeiten/ daß ein Fraw/ Knecht oder Magd einen guten Rath im Haus oder Feld-Baw mittheilen können/ darinn dann ein Haushalter zu Zeiten billich folgen soll / und also/ so ein Weib etwas gutes redt/ soll Er Ihr folgen/ dann ein Aug nicht alles sieht; Auch soll ein Haushalter sittsam seyn gegen seinem Gesind / und nicht schnurrisch und murrisch wie ein brüllender Löw: es seye dann daß die hohe Noth erforderte/ daß Er sich gegen seinem Weib/ Kindern und Gesinde ernstlich stellen muß/ daß Er sie beim gehorsam erhalte. Er soll fleissig / getrew/ und fromm Gesinde haben/ solche zur Forcht Gottes/ zum Gebet/ Zucht und Erbarkeit fleissig anhalten/ Schelten/ Fluchen und Schwören/ und alle Leichtfertigkeit verbieten/ seine grösseste Mühe und Arbeit soll Er auf die Kinder legen/ daß die in rechter wahrer Gottesforcht/ zu guten Künsten und Tugenden aufferzogen/ und fein Ehrlich behalten werden; dann wann die Gottsförchtig erzogen/ so segnet Gott das gantze Haus um ihret willen/ und gibt Glück zu aller Nahrung; Dahero dann man wohl und recht saget/ daß die Kinder nicht mit uns/ sondern vilmehr wir mit den Kindern essen. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/6
Zitationshilfe: Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/6>, abgerufen am 23.11.2024.