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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

Ein solcher blinder war erstlich Adam/ dann
baldt nach begangner vbertettung verbarg er
sich vorm Herrn hinder einen Baum/ er war
sehr weiß/ spitzfindig vnnd mit einem hohen
verstandt versehen/ er hette gar leichtlich ge-
dencken können/ daß er den Augen Gottes
(welcher aller orten gegen wertig ist) nit ent-
gehen köndte: aber layder/ durch die Finster-
nuß der Sünd ward er dermassen im gemüt
verblendt/ daß er solches nit erkennte. Der
König Pharao war gleichfals ein solcher
blinder/ dann er sahe die grosse vnnd herrliche
Wunderwerck/ welche der HErr zur beschü-
tzung der Hebreer vbte/ nit destoweniger folgte
er jnen nach/ biß zum roten Meer/ vnd sprach
Exodi am 15. cap: Ich will sie verfolgen
vnd ergreiffen.
Von wegen seiner grossen
blindheit deß gemüts/ begab er sich ins Meer
vnd ersoffe armseliglich.

Deßgleichen war die blindheit deß Volcks
sehr groß/ welche ein Götzenbild in der Wüste
machten vnd sagten: Dises seynd die Göt-
ter/ die dich auß Egypten geführt ha-
ben.
Sie selbst hatten dise Götzen mit jhren
eignen Händen geschnitzelt/ nit destoweniger

sag-
Hirnſchleiffer.

Ein ſolcher blinder war erſtlich Adam/ dann
baldt nach begangner vbertettung verbarg er
ſich vorm Herꝛn hinder einen Baum/ er war
ſehr weiß/ ſpitzfindig vnnd mit einem hohen
verſtandt verſehen/ er hette gar leichtlich ge-
dencken koͤnnen/ daß er den Augen Gottes
(welcher aller orten gegen wertig iſt) nit ent-
gehen koͤndte: aber layder/ durch die Finſter-
nuß der Suͤnd ward er dermaſſen im gemuͤt
verblendt/ daß er ſolches nit erkennte. Der
Koͤnig Pharao war gleichfals ein ſolcher
blinder/ dann er ſahe die groſſe vnnd herꝛliche
Wunderwerck/ welche der HErꝛ zur beſchuͤ-
tzung der Hebreer vbte/ nit deſtoweniger folgte
er jnen nach/ biß zum roten Meer/ vnd ſprach
Exodi am 15. cap: Ich will ſie verfolgen
vnd ergreiffen.
Von wegen ſeiner groſſen
blindheit deß gemuͤts/ begab er ſich ins Meer
vnd erſoffe armſeliglich.

Deßgleichen war die blindheit deß Volcks
ſehr groß/ welche ein Goͤtzenbild in der Wuͤſte
machten vnd ſagten: Diſes ſeynd die Goͤt-
ter/ die dich auß Egypten gefuͤhrt ha-
ben.
Sie ſelbſt hatten diſe Goͤtzen mit jhren
eignen Haͤnden geſchnitzelt/ nit deſtoweniger

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[172/0188] Hirnſchleiffer. Ein ſolcher blinder war erſtlich Adam/ dann baldt nach begangner vbertettung verbarg er ſich vorm Herꝛn hinder einen Baum/ er war ſehr weiß/ ſpitzfindig vnnd mit einem hohen verſtandt verſehen/ er hette gar leichtlich ge- dencken koͤnnen/ daß er den Augen Gottes (welcher aller orten gegen wertig iſt) nit ent- gehen koͤndte: aber layder/ durch die Finſter- nuß der Suͤnd ward er dermaſſen im gemuͤt verblendt/ daß er ſolches nit erkennte. Der Koͤnig Pharao war gleichfals ein ſolcher blinder/ dann er ſahe die groſſe vnnd herꝛliche Wunderwerck/ welche der HErꝛ zur beſchuͤ- tzung der Hebreer vbte/ nit deſtoweniger folgte er jnen nach/ biß zum roten Meer/ vnd ſprach Exodi am 15. cap: Ich will ſie verfolgen vnd ergreiffen. Von wegen ſeiner groſſen blindheit deß gemuͤts/ begab er ſich ins Meer vnd erſoffe armſeliglich. Deßgleichen war die blindheit deß Volcks ſehr groß/ welche ein Goͤtzenbild in der Wuͤſte machten vnd ſagten: Diſes ſeynd die Goͤt- ter/ die dich auß Egypten gefuͤhrt ha- ben. Sie ſelbſt hatten diſe Goͤtzen mit jhren eignen Haͤnden geſchnitzelt/ nit deſtoweniger ſag-

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/188>, abgerufen am 21.11.2024.