Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:
<< vorherige Seite

Hirnschleiffer.
Mein hertzallerliebster schatz/ waistu dich dann
nicht zuerinnern/ daß du in diser Nacht ein
Münch worden bist? dann in deinem gros-
sen schmertzen begertestu nichts anders/ vnnd
ich hab von deinentwegen die Keuschheit ver-
lobt/ vnd muß derwegen ein verlassene Wit-
tib verbleiben. Ob schon er aber sich gegen
jhr vernemmen ließ/ erbegere kein Münch zu-
uerbleiben/ sonder wolte mit jhr noch lenger
hausen/ so sagte sie doch nein/ das kan nicht
seyn: sonder was ich verlobt habe/ das will
ich halten: Einmal bistu ein Münch/ vnd
verbiete mirs mein Gott/ daß mir ein
Münch an meiner seiten lige: Scheme
dich du heilloser Tropff/ daß du widerumb
in die Welt gehen/ vnnd dich von allermän-
niglichen für ein mainaidigen Münch hal-
ten lassen woltest. In summa/ sie schwetzte
jhm dermassen so vil vor/ daß er ein Münch
blib/ vnnd begab sich ins Closter/ vnnd
vermachte jhr alle seine Haab vnnd Gü-
ter.

Ein andere Männische Fraw hatte einen
weibischen Mann/ denselben schlug sie/ vmb
daß er in jhrem abwesen/ den Geyer ein

jun-

Hirnſchleiffer.
Mein hertzallerliebſter ſchatz/ waiſtu dich dañ
nicht zuerinnern/ daß du in diſer Nacht ein
Münch worden biſt? dann in deinem groſ-
ſen ſchmertzen begerteſtu nichts anders/ vnnd
ich hab von deinentwegen die Keuſchheit ver-
lobt/ vnd muß derwegen ein verlaſſene Wit-
tib verbleiben. Ob ſchon er aber ſich gegen
jhr vernem̃en ließ/ erbegere kein Münch zu-
uerbleiben/ ſonder wolte mit jhr noch lenger
hauſen/ ſo ſagte ſie doch nein/ das kan nicht
ſeyn: ſonder was ich verlobt habe/ das will
ich halten: Einmal biſtu ein Münch/ vnd
verbiete mirs mein Gott/ daß mir ein
Muͤnch an meiner ſeiten lige: Scheme
dich du heilloſer Tropff/ daß du widerumb
in die Welt gehen/ vnnd dich von allermaͤn-
niglichen fuͤr ein mainaidigen Münch hal-
ten laſſen wolteſt. In ſumma/ ſie ſchwetzte
jhm dermaſſen ſo vil vor/ daß er ein Münch
blib/ vnnd begab ſich ins Cloſter/ vnnd
vermachte jhr alle ſeine Haab vnnd Guͤ-
ter.

Ein andere Maͤnniſche Fraw hatte einen
weibiſchen Mann/ denſelben ſchlug ſie/ vmb
daß er in jhrem abweſen/ den Geyer ein

jun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0226" n="210"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
Mein hertzallerlieb&#x017F;ter &#x017F;chatz/ wai&#x017F;tu dich dan&#x0303;<lb/>
nicht zuerinnern/ daß du in di&#x017F;er Nacht ein<lb/>
Münch worden bi&#x017F;t? dann in deinem gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;chmertzen begerte&#x017F;tu nichts anders/ vnnd<lb/>
ich hab von deinentwegen die Keu&#x017F;chheit ver-<lb/>
lobt/ vnd muß derwegen ein verla&#x017F;&#x017F;ene Wit-<lb/>
tib verbleiben. Ob &#x017F;chon er aber &#x017F;ich gegen<lb/>
jhr vernem&#x0303;en ließ/ erbegere kein Münch zu-<lb/>
uerbleiben/ &#x017F;onder wolte mit jhr noch lenger<lb/>
hau&#x017F;en/ &#x017F;o &#x017F;agte &#x017F;ie doch nein/ das kan nicht<lb/>
&#x017F;eyn: &#x017F;onder was ich verlobt habe/ das will<lb/>
ich halten: Einmal bi&#x017F;tu ein Münch/ vnd<lb/>
verbiete mirs mein Gott/ daß mir ein<lb/>
Mu&#x0364;nch an meiner &#x017F;eiten lige: Scheme<lb/>
dich du heillo&#x017F;er Tropff/ daß du widerumb<lb/>
in die Welt gehen/ vnnd dich von allerma&#x0364;n-<lb/>
niglichen fu&#x0364;r ein mainaidigen Münch hal-<lb/>
ten la&#x017F;&#x017F;en wolte&#x017F;t. In &#x017F;umma/ &#x017F;ie &#x017F;chwetzte<lb/>
jhm derma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o vil vor/ daß er ein Münch<lb/>
blib/ vnnd begab &#x017F;ich ins Clo&#x017F;ter/ vnnd<lb/>
vermachte jhr alle &#x017F;eine Haab vnnd Gu&#x0364;-<lb/>
ter.</p><lb/>
        <p>Ein andere Ma&#x0364;nni&#x017F;che Fraw hatte einen<lb/>
weibi&#x017F;chen Mann/ den&#x017F;elben &#x017F;chlug &#x017F;ie/ vmb<lb/>
daß er in jhrem abwe&#x017F;en/ den Geyer ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">jun-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0226] Hirnſchleiffer. Mein hertzallerliebſter ſchatz/ waiſtu dich dañ nicht zuerinnern/ daß du in diſer Nacht ein Münch worden biſt? dann in deinem groſ- ſen ſchmertzen begerteſtu nichts anders/ vnnd ich hab von deinentwegen die Keuſchheit ver- lobt/ vnd muß derwegen ein verlaſſene Wit- tib verbleiben. Ob ſchon er aber ſich gegen jhr vernem̃en ließ/ erbegere kein Münch zu- uerbleiben/ ſonder wolte mit jhr noch lenger hauſen/ ſo ſagte ſie doch nein/ das kan nicht ſeyn: ſonder was ich verlobt habe/ das will ich halten: Einmal biſtu ein Münch/ vnd verbiete mirs mein Gott/ daß mir ein Muͤnch an meiner ſeiten lige: Scheme dich du heilloſer Tropff/ daß du widerumb in die Welt gehen/ vnnd dich von allermaͤn- niglichen fuͤr ein mainaidigen Münch hal- ten laſſen wolteſt. In ſumma/ ſie ſchwetzte jhm dermaſſen ſo vil vor/ daß er ein Münch blib/ vnnd begab ſich ins Cloſter/ vnnd vermachte jhr alle ſeine Haab vnnd Guͤ- ter. Ein andere Maͤnniſche Fraw hatte einen weibiſchen Mann/ denſelben ſchlug ſie/ vmb daß er in jhrem abweſen/ den Geyer ein jun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/226
Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/226>, abgerufen am 25.11.2024.