Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Hirnschleiffer.

Sechster Discurs.

Als Gott den ersten Menschen erschaffen
vnd ins Schiff der vnschuld gesetzt hatte/ hat
der Mensch dasselbe Schiff mutwilligklich
zerbrochen/ darauff ordnete jhm Gott ein an-
ders Schiff/ nemblich die Bueß/ damit alle
die jenigen/ die sich darein begeben/ zum Port
der ewigen Seligkeit gelangen möchten: wer
sich aber in disem Schiff nit befindet/ den er-
trencken die höllische Wasserwellen. Wie nun
der Mensch/ welcher in einem Schiff fährt/
jmmerdar schlaffent vnd ruhent fortkombt/ al-
so fährt ein wahrer bußfertiger schlaffent vnd
one alle mühe gen Himmel/ Dann der gerech-
ten schlaf ist nit ohne verdienst/ vnd keiner an-
dern vrsachen halben essen/ schlaffen vnd ru-
hen sie/ als damit sie hernacher desto stärcke-
rer zum lob vnd dienst Gottes widerumm auf-
stehen vnd etwas guts wircken mögen/ vermüg
der wort: siue manducatis siue bibitis, om-
nia in gloriam Dei facite. Aber layder/ im
Schif der vnbußfertigkeit fährt der jenig zur
Höllen/ welcher in seinem leben nichts anders
thut/ als im müssiggang vmbziehen/ wollu-

stig-

V 5

Hirnſchleiffer.

Sechſter Diſcurs.

Als Gott den erſten Menſchen erſchaffen
vnd ins Schiff der vnſchuld geſetzt hatte/ hat
der Menſch daſſelbe Schiff mutwilligklich
zerbrochen/ darauff oꝛdnete jhm Gott ein an-
ders Schiff/ nemblich die Bueß/ damit alle
die jenigen/ die ſich darein begeben/ zum Poꝛt
der ewigen Seligkeit gelangen moͤchten: wer
ſich aber in diſem Schiff nit befindet/ den er-
trencken die hoͤlliſche Waſſeꝛwellen. Wie nun
der Menſch/ welcher in einem Schiff faͤhrt/
jm̃erdar ſchlaffent vnd ruhent fortkombt/ al-
ſo faͤhrt ein wahrer bußfertiger ſchlaffent vñ
one alle muͤhe gen Him̃el/ Dann der gerech-
ten ſchlaf iſt nit ohne verdienſt/ vnd keiner an-
dern vrſachen halben eſſen/ ſchlaffen vnd ru-
hen ſie/ als damit ſie hernacher deſto ſtaͤrcke-
rer zum lob vnd dienſt Gottes widerum̃ auf-
ſtehen vnd etwas guts wirckẽ moͤgen/ vermuͤg
der woꝛt: ſiue manducatis ſiue bibitis, om-
nia in gloriam Dei facite. Aber layder/ im
Schif der vnbußfertigkeit faͤhrt der jenig zur
Hoͤllen/ welcher in ſeinem leben nichts anders
thut/ als im muͤſſiggang vmbziehen/ wollu-

ſtig-

V 5

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0329" n="313"/>
        <fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sech&#x017F;ter</hi> <hi rendition="#aq">Di&#x017F;curs.</hi> </head><lb/>
          <p>Als Gott den er&#x017F;ten Men&#x017F;chen er&#x017F;chaffen<lb/>
vnd ins Schiff der vn&#x017F;chuld ge&#x017F;etzt hatte/ hat<lb/>
der Men&#x017F;ch da&#x017F;&#x017F;elbe Schiff mutwilligklich<lb/>
zerbrochen/ darauff o&#xA75B;dnete jhm Gott ein an-<lb/>
ders Schiff/ nemblich die Bueß/ damit alle<lb/>
die jenigen/ die &#x017F;ich darein begeben/ zum Po&#xA75B;t<lb/>
der ewigen Seligkeit gelangen mo&#x0364;chten: wer<lb/>
&#x017F;ich aber in di&#x017F;em Schiff nit befindet/ den er-<lb/>
trencken die ho&#x0364;lli&#x017F;che Wa&#x017F;&#x017F;e&#xA75B;wellen. Wie nun<lb/>
der Men&#x017F;ch/ welcher in einem Schiff fa&#x0364;hrt/<lb/>
jm&#x0303;erdar &#x017F;chlaffent vnd ruhent fortkombt/ al-<lb/>
&#x017F;o fa&#x0364;hrt ein wahrer bußfertiger &#x017F;chlaffent vn&#x0303;<lb/>
one alle mu&#x0364;he gen Him&#x0303;el/ Dann der gerech-<lb/>
ten &#x017F;chlaf i&#x017F;t nit ohne verdien&#x017F;t/ vnd keiner an-<lb/>
dern vr&#x017F;achen halben e&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;chlaffen vnd ru-<lb/>
hen &#x017F;ie/ als damit &#x017F;ie hernacher de&#x017F;to &#x017F;ta&#x0364;rcke-<lb/>
rer zum lob vnd dien&#x017F;t Gottes widerum&#x0303; auf-<lb/>
&#x017F;tehen vnd etwas guts wircke&#x0303; mo&#x0364;gen/ vermu&#x0364;g<lb/>
der wo&#xA75B;t: <hi rendition="#aq">&#x017F;iue manducatis &#x017F;iue bibitis, om-<lb/>
nia in gloriam Dei facite.</hi> Aber layder/ im<lb/>
Schif der vnbußfertigkeit fa&#x0364;hrt der jenig zur<lb/>
Ho&#x0364;llen/ welcher in &#x017F;einem leben nichts anders<lb/>
thut/ als im mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggang vmbziehen/ wollu-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">V 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tig-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[313/0329] Hirnſchleiffer. Sechſter Diſcurs. Als Gott den erſten Menſchen erſchaffen vnd ins Schiff der vnſchuld geſetzt hatte/ hat der Menſch daſſelbe Schiff mutwilligklich zerbrochen/ darauff oꝛdnete jhm Gott ein an- ders Schiff/ nemblich die Bueß/ damit alle die jenigen/ die ſich darein begeben/ zum Poꝛt der ewigen Seligkeit gelangen moͤchten: wer ſich aber in diſem Schiff nit befindet/ den er- trencken die hoͤlliſche Waſſeꝛwellen. Wie nun der Menſch/ welcher in einem Schiff faͤhrt/ jm̃erdar ſchlaffent vnd ruhent fortkombt/ al- ſo faͤhrt ein wahrer bußfertiger ſchlaffent vñ one alle muͤhe gen Him̃el/ Dann der gerech- ten ſchlaf iſt nit ohne verdienſt/ vnd keiner an- dern vrſachen halben eſſen/ ſchlaffen vnd ru- hen ſie/ als damit ſie hernacher deſto ſtaͤrcke- rer zum lob vnd dienſt Gottes widerum̃ auf- ſtehen vnd etwas guts wirckẽ moͤgen/ vermuͤg der woꝛt: ſiue manducatis ſiue bibitis, om- nia in gloriam Dei facite. Aber layder/ im Schif der vnbußfertigkeit faͤhrt der jenig zur Hoͤllen/ welcher in ſeinem leben nichts anders thut/ als im muͤſſiggang vmbziehen/ wollu- ſtig- V 5

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Distributed under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Generic (German) License.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/329
Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/329>, abgerufen am 22.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.