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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
vmbher wie ein Tempel. Daß sich nun
die Haiden der zierd jhrer Leiber berümten/
das ist kein wunder/ weil sie deß Liechts deß
glaubens beraubt seind/ ein wunder aber ists/
daß die/ welche Christen sein wollen/ in der-
gleichen eitelkeiten stoltzieren vnnd jhren Leib
mit silber/ gold vnnd kleinoter zieren/ vnd es
für ein schönheit vnd ehr halten. Nichts er-
weckt die geilheit vnd vnkeuschheit geschwin-
der/ als eben die köstliche klaider/ derwegen
sagte Kaiser Augustus: luxus vestium vex-
illum superbiae & nidus luxuriae est,
als
wolte er sagen: die vberflüssige vnnd köstliche
Klaider seind ein Fehnlen der hoffart vnd ein
Nest der geilheit. Wann ein Jungfraw/
Fraw oder junger Gesell köstliche klaider
hat/ so wollen sie gesehen sein/ vnnd lauffen
auß auff alle gassen vnd in alle hochzeiten/ in
mainung/ daß sie in solchen klaidern andern
vorgezogen/ geliebt oder gelobt sollen werden/
aber das widerspil begegnet jhnen/ dann nichts
anders gewinnen sie dardurch als spott vnnd
böse nachred. Ich wil gleichwol die klaider-
zierd nit verachten/ dann die politische erbar-
keit erfordert/ daß ein jeglicher nach beschaf-

fenheit

Hirnſchleiffer.
vmbher wie ein Tempel. Daß ſich nun
die Haiden der zierd jhrer Leiber beruͤmten/
das iſt kein wunder/ weil ſie deß Liechts deß
glaubens beraubt ſeind/ ein wunder aber iſts/
daß die/ welche Chriſten ſein wollen/ in der-
gleichen eitelkeiten ſtoltzieren vnnd jhren Leib
mit ſilber/ gold vnnd kleinoter zieren/ vnd es
fuͤr ein ſchoͤnheit vnd ehr halten. Nichts er-
weckt die geilheit vnd vnkeuſchheit geſchwin-
der/ als eben die koͤſtliche klaider/ derwegen
ſagte Kaiſer Auguſtus: luxus veſtium vex-
illum ſuperbiæ & nidus luxuriæ eſt,
als
wolte er ſagen: die vberfluͤſſige vnnd koͤſtliche
Klaider ſeind ein Fehnlen der hoffart vnd ein
Neſt der geilheit. Wann ein Jungfraw/
Fraw oder junger Geſell koͤſtliche klaider
hat/ ſo wollen ſie geſehen ſein/ vnnd lauffen
auß auff alle gaſſen vnd in alle hochzeiten/ in
mainung/ daß ſie in ſolchen klaidern andern
vorgezogen/ geliebt oder gelobt ſollen werden/
aber das widerſpil begegnet jhnẽ/ dann nichts
anders gewinnen ſie dardurch als ſpott vnnd
boͤſe nachred. Ich wil gleichwol die klaider-
zierd nit verachten/ dann die politiſche erbar-
keit erfoꝛdert/ daß ein jeglicher nach beſchaf-

fenheit
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[327[326]/0342] Hirnſchleiffer. vmbher wie ein Tempel. Daß ſich nun die Haiden der zierd jhrer Leiber beruͤmten/ das iſt kein wunder/ weil ſie deß Liechts deß glaubens beraubt ſeind/ ein wunder aber iſts/ daß die/ welche Chriſten ſein wollen/ in der- gleichen eitelkeiten ſtoltzieren vnnd jhren Leib mit ſilber/ gold vnnd kleinoter zieren/ vnd es fuͤr ein ſchoͤnheit vnd ehr halten. Nichts er- weckt die geilheit vnd vnkeuſchheit geſchwin- der/ als eben die koͤſtliche klaider/ derwegen ſagte Kaiſer Auguſtus: luxus veſtium vex- illum ſuperbiæ & nidus luxuriæ eſt, als wolte er ſagen: die vberfluͤſſige vnnd koͤſtliche Klaider ſeind ein Fehnlen der hoffart vnd ein Neſt der geilheit. Wann ein Jungfraw/ Fraw oder junger Geſell koͤſtliche klaider hat/ ſo wollen ſie geſehen ſein/ vnnd lauffen auß auff alle gaſſen vnd in alle hochzeiten/ in mainung/ daß ſie in ſolchen klaidern andern vorgezogen/ geliebt oder gelobt ſollen werden/ aber das widerſpil begegnet jhnẽ/ dann nichts anders gewinnen ſie dardurch als ſpott vnnd boͤſe nachred. Ich wil gleichwol die klaider- zierd nit verachten/ dann die politiſche erbar- keit erfoꝛdert/ daß ein jeglicher nach beſchaf- fenheit

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 327[326]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/342>, abgerufen am 22.11.2024.