nit schuldig war. Da ging die Warheit zu jhm/ vnnd sprach: Mein lieber Freund In- genium, du hast recht/ aber ich kan dir nicht helffen/ dann die Königin Lugen ist die je- nige/ die dir das deine ablaugnet: du hast nie- mande auff deiner Seyten/ als allein mich/ vnnd kan je mehr nit darbey thun/ als daß ich mich zu erkennen gib/ vnd sage/ daß dir durch die Königin Lugen gewalt vnnd vnrecht be- schicht. Dise der Warheit künheit vnnd red- ligkeit verdroß die Königin Lugen dermassen/ daß sie alsbald befelch gab/ den Wirth außzu zahlen.
Nun reiste dise Königin noch weiter/ vnd kam in ein Statt/ die gehörte einer Frawen zu/ namens Murmuratio, die war der Köni- gin grosse Freundin/ zohe jhr sambt jren mäch- tigen Landtsässen/ fauoriten vnnd Hos- gesindt entgegen/ die hiessen Superbia, Tra- ditio, dolus, gula, ingratitudo, malitia, o- dium, accidia, pertinatia, vindicta, Inui- dia, iniuria, stultitia, vana gloria, &c. Darneben erbotte sie sich sie zu beherbergen/ das bewilligte nun die Königin/ doch mit
dem
Der Landtſtoͤrtzer.
nit ſchuldig war. Da ging die Warheit zu jhm/ vnnd ſprach: Mein lieber Freund In- genium, du haſt recht/ aber ich kan dir nicht helffen/ dann die Koͤnigin Lugen iſt die je- nige/ die dir das deine ablaugnet: du haſt nie- mande auff deiner Seyten/ als allein mich/ vnnd kan je mehr nit darbey thun/ als daß ich mich zu erkennen gib/ vnd ſage/ daß dir durch die Koͤnigin Lugen gewalt vnnd vnrecht be- ſchicht. Diſe der Warheit kuͤnheit vnnd red- ligkeit verdroß die Koͤnigin Lugen dermaſſen/ daß ſie alsbald befelch gab/ den Wirth außzu zahlen.
Nun reiſte diſe Koͤnigin noch weiter/ vnd kam in ein Statt/ die gehoͤrte einer Frawen zu/ namens Murmuratio, die war der Koͤni- gin gꝛoſſe Freundin/ zohe jhꝛ ſambt jren maͤch- tigen Landtſaͤſſen/ fauoriten vnnd Hoſ- geſindt entgegen/ die hieſſen Superbia, Tra- ditio, dolus, gula, ingratitudo, malitia, o- dium, accidia, pertinatia, vindicta, Inui- dia, iniuria, ſtultitia, vana gloria, &c. Darneben erbotte ſie ſich ſie zu beherbergen/ das bewilligte nun die Koͤnigin/ doch mit
dem
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Der Landtſtoͤrtzer.
nit ſchuldig war. Da ging die Warheit zu
jhm/ vnnd ſprach: Mein lieber Freund In-
genium, du haſt recht/ aber ich kan dir nicht
helffen/ dann die Koͤnigin Lugen iſt die je-
nige/ die dir das deine ablaugnet: du haſt nie-
mande auff deiner Seyten/ als allein mich/
vnnd kan je mehr nit darbey thun/ als daß ich
mich zu erkennen gib/ vnd ſage/ daß dir durch
die Koͤnigin Lugen gewalt vnnd vnrecht be-
ſchicht. Diſe der Warheit kuͤnheit vnnd red-
ligkeit verdroß die Koͤnigin Lugen dermaſſen/
daß ſie alsbald befelch gab/ den Wirth außzu
zahlen.
Nun reiſte diſe Koͤnigin noch weiter/ vnd
kam in ein Statt/ die gehoͤrte einer Frawen
zu/ namens Murmuratio, die war der Koͤni-
gin gꝛoſſe Freundin/ zohe jhꝛ ſambt jren maͤch-
tigen Landtſaͤſſen/ fauoriten vnnd Hoſ-
geſindt entgegen/ die hieſſen Superbia, Tra-
ditio, dolus, gula, ingratitudo, malitia, o-
dium, accidia, pertinatia, vindicta, Inui-
dia, iniuria, ſtultitia, vana gloria, &c.
Darneben erbotte ſie ſich ſie zu beherbergen/
das bewilligte nun die Koͤnigin/ doch mit
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Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/136>, abgerufen am 21.11.2024.
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