Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.teln ausgerüstet; neben der Kriegskameradschaft herrschte Der Lagerplatz unseres Pikets war ein zerstörtes teln ausgerüſtet; neben der Kriegskameradſchaft herrſchte Der Lagerplatz unſeres Pikets war ein zerſtörtes <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0012"/> teln ausgerüſtet; neben der Kriegskameradſchaft herrſchte<lb/> ein geſellſchaftlicher Verband. Diesmal lieh der Staat<lb/> jedem, der es verlangte, und in irgend einer Truppen-<lb/> gattung ſchon gedient, Jägerrock und Waffen. Hoff-<lb/> nung bürgerlicher Vortheile hatte viele Menſchen von<lb/> ſehr roher, ja ſelbſt verdächtiger Sinnesart in unſre<lb/> Reihen geführt. Der Gebildetere mußte daher, ſtatt zu<lb/> wählen, ſeinen Umgang ſuchen. Er mußte es mit Vor-<lb/> ſicht thun, um nicht zu beleidigen. Nirgends ſtößt der<lb/> Ariſtocratismus, auf welche Art er ſich zeige, mehr an<lb/> als im Soldatenſtand, den der nothwendige Despotis-<lb/> mus an eine ſtrenge Gleichheit gewöhnt hat. Schon<lb/> der Vorzug der Bildung, wenn man ihn nicht gefliſ-<lb/> ſentlich verbarg, ſetzte dem Hohn und Spott aus. Meine<lb/> Freude war daher nicht gering, als mir beim Eintreten<lb/> in den Lagerplatz des Pikets, mein Freund ***, wel-<lb/> chen ich krank im Lazareth vermuthete, entgegen trat.<lb/> So viel mir der Flammenſchein zu ſehn erlaubte, ſchien<lb/> er noch blaß und verſtört. Er drückte mir die Hand,<lb/> und ſagte, er habe mir viel zu erzählen. —</p><lb/> <p>Der Lagerplatz unſeres Pikets war ein zerſtörtes<lb/> ehemaliges Kloſter, auf einem hüglichten Abhange, der<lb/> ſich nach der Maas zuſenkt. Wenn ich nicht in der<lb/> Schreibart irre, hieß es Felixpré. Auch unſere Lands-<lb/> leute waren nicht immer wie Tauben im Feindeslande.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0012]
teln ausgerüſtet; neben der Kriegskameradſchaft herrſchte
ein geſellſchaftlicher Verband. Diesmal lieh der Staat
jedem, der es verlangte, und in irgend einer Truppen-
gattung ſchon gedient, Jägerrock und Waffen. Hoff-
nung bürgerlicher Vortheile hatte viele Menſchen von
ſehr roher, ja ſelbſt verdächtiger Sinnesart in unſre
Reihen geführt. Der Gebildetere mußte daher, ſtatt zu
wählen, ſeinen Umgang ſuchen. Er mußte es mit Vor-
ſicht thun, um nicht zu beleidigen. Nirgends ſtößt der
Ariſtocratismus, auf welche Art er ſich zeige, mehr an
als im Soldatenſtand, den der nothwendige Despotis-
mus an eine ſtrenge Gleichheit gewöhnt hat. Schon
der Vorzug der Bildung, wenn man ihn nicht gefliſ-
ſentlich verbarg, ſetzte dem Hohn und Spott aus. Meine
Freude war daher nicht gering, als mir beim Eintreten
in den Lagerplatz des Pikets, mein Freund ***, wel-
chen ich krank im Lazareth vermuthete, entgegen trat.
So viel mir der Flammenſchein zu ſehn erlaubte, ſchien
er noch blaß und verſtört. Er drückte mir die Hand,
und ſagte, er habe mir viel zu erzählen. —
Der Lagerplatz unſeres Pikets war ein zerſtörtes
ehemaliges Kloſter, auf einem hüglichten Abhange, der
ſich nach der Maas zuſenkt. Wenn ich nicht in der
Schreibart irre, hieß es Felixpré. Auch unſere Lands-
leute waren nicht immer wie Tauben im Feindeslande.
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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