Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.eine Todtenstille, die erst lange nach Mitternacht durch Wirklich zog ein Theil des Belagerungscorps am ge-
eine Todtenſtille, die erſt lange nach Mitternacht durch Wirklich zog ein Theil des Belagerungscorps am ge-
<TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0034"/> eine Todtenſtille, die erſt lange nach Mitternacht durch<lb/> zwei Schüſſe aus der Feſtung unterbrochen wurde. Eine<lb/> Ordonnanz ſprengte an die Officiere und man hörte<lb/> nachher den Ausruf: „Doch verſpielt!“ Es hieß hier-<lb/> auf allgemein, der unſichtbare Franzoſe ſey als Unter-<lb/> händler in die Feſtung geſchickt worden, um die Gar-<lb/> niſon zum Ueberlaufen zu bereden: ehe es aber ganz<lb/> geglückt, ſey die Wachſamkeit des Commandanten zu-<lb/> vorgekommen, und habe die Feſtung gerettet. Den-<lb/> noch wurden wir nach einigen Tagen mit der frohen<lb/> Botſchaft geweckt: die Stadt habe ſich, in Folge jener<lb/> Schwächung der Beſatzung, ergeben.</p><lb/> <p>Wirklich zog ein Theil des Belagerungscorps am<lb/> vierten Tage in die Stadt, aber die Hoffnung auf<lb/> Quartiere war dennoch vereitelt. Nur eine geringe<lb/> Anzahl Truppen blieb drinnen, der größere Theil mußte<lb/> in das Lager zurück, um die Berennung der Felſen-<lb/> veſte Charlemont, wohin ſich die übrige Garniſon zu-<lb/> zückgezogen, fortzuſetzen. Es ward indeſſen nachgege-<lb/> ben, daß wir Jäger einzeln die Stadt beſuchten. Welch’<lb/> ein dürftiger Flecken war dieſes Givet, das uns von<lb/> außen zauberhaft angelacht! Ein Marktplatz und we-<lb/> nige Straßen mit ſchlechten Häuſern. Und doch ſprach<lb/> ſelbſt der Berliner mit ſtolzer Luſt von dem Stadtle-<lb/> ben, wenn er die Krämerladen beſuchte und in der<lb/> Weinſtube eine Flaſche auf die glückliche Heimkehr aus-<lb/> <fw type="catch" place="bottom">ge-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0034]
eine Todtenſtille, die erſt lange nach Mitternacht durch
zwei Schüſſe aus der Feſtung unterbrochen wurde. Eine
Ordonnanz ſprengte an die Officiere und man hörte
nachher den Ausruf: „Doch verſpielt!“ Es hieß hier-
auf allgemein, der unſichtbare Franzoſe ſey als Unter-
händler in die Feſtung geſchickt worden, um die Gar-
niſon zum Ueberlaufen zu bereden: ehe es aber ganz
geglückt, ſey die Wachſamkeit des Commandanten zu-
vorgekommen, und habe die Feſtung gerettet. Den-
noch wurden wir nach einigen Tagen mit der frohen
Botſchaft geweckt: die Stadt habe ſich, in Folge jener
Schwächung der Beſatzung, ergeben.
Wirklich zog ein Theil des Belagerungscorps am
vierten Tage in die Stadt, aber die Hoffnung auf
Quartiere war dennoch vereitelt. Nur eine geringe
Anzahl Truppen blieb drinnen, der größere Theil mußte
in das Lager zurück, um die Berennung der Felſen-
veſte Charlemont, wohin ſich die übrige Garniſon zu-
zückgezogen, fortzuſetzen. Es ward indeſſen nachgege-
ben, daß wir Jäger einzeln die Stadt beſuchten. Welch’
ein dürftiger Flecken war dieſes Givet, das uns von
außen zauberhaft angelacht! Ein Marktplatz und we-
nige Straßen mit ſchlechten Häuſern. Und doch ſprach
ſelbſt der Berliner mit ſtolzer Luſt von dem Stadtle-
ben, wenn er die Krämerladen beſuchte und in der
Weinſtube eine Flaſche auf die glückliche Heimkehr aus-
ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Andreas Hungeling / https://www.stimm-los.de/: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-07-16T12:57:05Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-07-16T12:57:05Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |