Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.der Anblick. Das Landvolk der Picardie, obgleich civi- Der Zugwind hatte, als ich die Thür öffnete, den der Anblick. Das Landvolk der Picardie, obgleich civi- Der Zugwind hatte, als ich die Thür öffnete, den <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0044"/> der Anblick. Das Landvolk der Picardie, obgleich civi-<lb/> liſirter und auch wohlhabender als wenigſtens das der<lb/> Champagne, gehört doch zu dem ärmſten in Frank-<lb/> reich. Der ſteinige wenig bebaute Boden liefert von<lb/> Getreidearten faſt nur Hafer. Die Bewohner nähren<lb/> ſich von der Schweinemaſt, und ihr einziges Getränk<lb/> iſt der Cider, welchen ſie, für Fremde kaum genieß-<lb/> bar, aus den reichlich und halb wild ihnen zuwachſen-<lb/> den Aepfeln bereiten. Jn ihren Bergſchluchten, von<lb/> den größeren Heerſtraßen entfernt, und faſt ohne Unter-<lb/> richt der Jugend, ſcheinen ſie, in der Lebensart und ihrem<lb/> häßlichen Patois, der Civiliſation entfremdet. Aber das<lb/> franzöſiſche leicht aufbrauſende Blut duldet wenigſtens<lb/> nicht den gehäſſigen Anſtrich der Rohheit. Behendig-<lb/> keit leiht einen Schein von Bildung, und der patrio-<lb/> tiſche Stolz iſt ſeit der Revolution auch ein Bewohner<lb/> der Hütten.</p><lb/> <p>Der Zugwind hatte, als ich die Thür öffnete, den<lb/> Rauch aus dem Schornſtein in die enge Stube zurück-<lb/> getrieben, und ich ſah von ihm ſchwarz umhüllt am<lb/> Feuer des Kamins ein häßliches altes Weib mit einer<lb/> wo möglich noch häßlichern Tochter und einem jungen<lb/> Burſchen ſitzen. Sie ſahen ſich nach mir um, mur-<lb/> melten einige unverſtändliche Worte, und blieben in<lb/> ihrer vorigen Ruhe. Ein Soldat im Felde fragt, wo<lb/> er als Sieger eintritt, wenig nach freundlichem Em-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0044]
der Anblick. Das Landvolk der Picardie, obgleich civi-
liſirter und auch wohlhabender als wenigſtens das der
Champagne, gehört doch zu dem ärmſten in Frank-
reich. Der ſteinige wenig bebaute Boden liefert von
Getreidearten faſt nur Hafer. Die Bewohner nähren
ſich von der Schweinemaſt, und ihr einziges Getränk
iſt der Cider, welchen ſie, für Fremde kaum genieß-
bar, aus den reichlich und halb wild ihnen zuwachſen-
den Aepfeln bereiten. Jn ihren Bergſchluchten, von
den größeren Heerſtraßen entfernt, und faſt ohne Unter-
richt der Jugend, ſcheinen ſie, in der Lebensart und ihrem
häßlichen Patois, der Civiliſation entfremdet. Aber das
franzöſiſche leicht aufbrauſende Blut duldet wenigſtens
nicht den gehäſſigen Anſtrich der Rohheit. Behendig-
keit leiht einen Schein von Bildung, und der patrio-
tiſche Stolz iſt ſeit der Revolution auch ein Bewohner
der Hütten.
Der Zugwind hatte, als ich die Thür öffnete, den
Rauch aus dem Schornſtein in die enge Stube zurück-
getrieben, und ich ſah von ihm ſchwarz umhüllt am
Feuer des Kamins ein häßliches altes Weib mit einer
wo möglich noch häßlichern Tochter und einem jungen
Burſchen ſitzen. Sie ſahen ſich nach mir um, mur-
melten einige unverſtändliche Worte, und blieben in
ihrer vorigen Ruhe. Ein Soldat im Felde fragt, wo
er als Sieger eintritt, wenig nach freundlichem Em-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Andreas Hungeling / https://www.stimm-los.de/: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-07-16T12:57:05Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-07-16T12:57:05Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |