Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.Der Maire antwortete entschieden: "Nein, denn "Und was wäre denn die Begeisterung für alles Der Maire lächelte, und sah mich sehr freundlich "Dann gäbe es keine Begeisterung für Freiheit "Sie sind ein Kind, lieber Jäger, und wenn Jhr Der Maire antwortete entſchieden: „Nein, denn „Und was wäre denn die Begeiſterung für alles Der Maire lächelte, und ſah mich ſehr freundlich „Dann gäbe es keine Begeiſterung für Freiheit „Sie ſind ein Kind, lieber Jäger, und wenn Jhr <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0069"/> <p>Der Maire antwortete entſchieden: „Nein, denn<lb/> bei’m Streben des Gelehrten, bei’m verzweiflungsvollen<lb/> Kampfe des Spielers mit dem Glücke, iſt mehr Qual<lb/> als Luſt, und in der Liebe endlich wird der Sinn zu<lb/> bald abgeſtumpft, und jeder Genuß entflieht.“</p><lb/> <p>„Und was wäre denn die Begeiſterung für alles<lb/> Edle und Schöne?“</p><lb/> <p>Der Maire lächelte, und ſah mich ſehr freundlich<lb/> an: „Ein Strohfeuer. Es wärmt für den Augenblick<lb/> und ergötzt in ſeinen laut und hoch lodernden Flam-<lb/> men. Darum erfreut es wol den Knaben, aber den<lb/> Mann läßt es kalt.“ —</p><lb/> <p>„Dann gäbe es keine Begeiſterung für Freiheit<lb/> und Vaterland, nicht die Begeiſterung, welche in Deutſch-<lb/> land den Knaben wie den Greis in das Feld der Män-<lb/> ner trieb? Ja ich wage es vor jedem Spötter zu be-<lb/> theuern: es war ein heiliges Feuer, das Aller Adern<lb/> durchglühte. Es war kein Machtgebot, kein todtes<lb/> Pflichtgefühl, kein zerſtörender Ehrgeiz, es war das Auf-<lb/> lodern eines Brandes, glimmend von der Weichſel bis<lb/> zum Rhein, angefacht durch begeiſterte Stimmen; dieſe<lb/> wilde und heilige Glut war es, die das ſtolze, künſt-<lb/> liche Gebäude Jhres Tyrannen zuſammen warf und<lb/> Deutſchland frei machte.“</p><lb/> <p>„Sie ſind ein Kind, lieber Jäger, und wenn Jhr<lb/> Feuer ſich verraucht hat, und es Jhnen kalt durch die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0069]
Der Maire antwortete entſchieden: „Nein, denn
bei’m Streben des Gelehrten, bei’m verzweiflungsvollen
Kampfe des Spielers mit dem Glücke, iſt mehr Qual
als Luſt, und in der Liebe endlich wird der Sinn zu
bald abgeſtumpft, und jeder Genuß entflieht.“
„Und was wäre denn die Begeiſterung für alles
Edle und Schöne?“
Der Maire lächelte, und ſah mich ſehr freundlich
an: „Ein Strohfeuer. Es wärmt für den Augenblick
und ergötzt in ſeinen laut und hoch lodernden Flam-
men. Darum erfreut es wol den Knaben, aber den
Mann läßt es kalt.“ —
„Dann gäbe es keine Begeiſterung für Freiheit
und Vaterland, nicht die Begeiſterung, welche in Deutſch-
land den Knaben wie den Greis in das Feld der Män-
ner trieb? Ja ich wage es vor jedem Spötter zu be-
theuern: es war ein heiliges Feuer, das Aller Adern
durchglühte. Es war kein Machtgebot, kein todtes
Pflichtgefühl, kein zerſtörender Ehrgeiz, es war das Auf-
lodern eines Brandes, glimmend von der Weichſel bis
zum Rhein, angefacht durch begeiſterte Stimmen; dieſe
wilde und heilige Glut war es, die das ſtolze, künſt-
liche Gebäude Jhres Tyrannen zuſammen warf und
Deutſchland frei machte.“
„Sie ſind ein Kind, lieber Jäger, und wenn Jhr
Feuer ſich verraucht hat, und es Jhnen kalt durch die
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