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Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.

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ich mich in's welke Gras am äußersten Ende des Gar-
tens, wo eine schöne Fontaine ihren großen Wasser-
strahl hinaufschoß in den blauen klaren Horizont. "Wer
doch auch so klar und rein zu den wolkenlosen Räu-
men aufsteigen könnte, und die dunkle Erde verschwände
mit ihren Winkeln und Höhlen!" Aber das Wasser
fiel wieder in das trübe Bassin tropfenweis zurück, und
der Mond lachte. Es näherte sich Jemand mit hasti-
gen Schritten. Jch lag im Schatten, und konnte nicht
bemerkt werden; um desto deutlicher aber konnte ich den
Mann in der blauen Bauerntracht beobachten, welcher
sich forschend in allen Ecken und Büschen umsah. Der
Mond mahlte sein bleiches Gesicht zur Leiche, nur die
dunkeln Augen rollten. Obgleich Perücke und steife
Kleidung ihm fehlte, war doch der Maire Jblou nicht
zu verkennen; aber ich erkannte mehr in ihm, meine
Ahnung ward zur Wirklichkeit. Der Maire und der
Unsichtbare, welcher mehr als einmal unser Blut vor
Givet hatte zusammenrieseln gemacht, waren eine und
dieselbe Person.

Er ging mit gemeßnen Schritten am Teiche auf
und ab. Die welken Gräser schienen mich zu umklam-
mern, der Leib schien am Boden fest gebannt. Mir
war, als trete das Geheimniß in eigener Person auf
die Bühne des Lebens, den Vorhang aufzuziehn zu
einem grausen Nachtspiel. Jch zog den Athem an,

ich mich in’s welke Gras am äußerſten Ende des Gar-
tens, wo eine ſchöne Fontaine ihren großen Waſſer-
ſtrahl hinaufſchoß in den blauen klaren Horizont. „Wer
doch auch ſo klar und rein zu den wolkenloſen Räu-
men aufſteigen könnte, und die dunkle Erde verſchwände
mit ihren Winkeln und Höhlen!“ Aber das Waſſer
fiel wieder in das trübe Baſſin tropfenweis zurück, und
der Mond lachte. Es näherte ſich Jemand mit haſti-
gen Schritten. Jch lag im Schatten, und konnte nicht
bemerkt werden; um deſto deutlicher aber konnte ich den
Mann in der blauen Bauerntracht beobachten, welcher
ſich forſchend in allen Ecken und Büſchen umſah. Der
Mond mahlte ſein bleiches Geſicht zur Leiche, nur die
dunkeln Augen rollten. Obgleich Perücke und ſteife
Kleidung ihm fehlte, war doch der Maire Jblou nicht
zu verkennen; aber ich erkannte mehr in ihm, meine
Ahnung ward zur Wirklichkeit. Der Maire und der
Unſichtbare, welcher mehr als einmal unſer Blut vor
Givet hatte zuſammenrieſeln gemacht, waren eine und
dieſelbe Perſon.

Er ging mit gemeßnen Schritten am Teiche auf
und ab. Die welken Gräſer ſchienen mich zu umklam-
mern, der Leib ſchien am Boden feſt gebannt. Mir
war, als trete das Geheimniß in eigener Perſon auf
die Bühne des Lebens, den Vorhang aufzuziehn zu
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[0075] ich mich in’s welke Gras am äußerſten Ende des Gar- tens, wo eine ſchöne Fontaine ihren großen Waſſer- ſtrahl hinaufſchoß in den blauen klaren Horizont. „Wer doch auch ſo klar und rein zu den wolkenloſen Räu- men aufſteigen könnte, und die dunkle Erde verſchwände mit ihren Winkeln und Höhlen!“ Aber das Waſſer fiel wieder in das trübe Baſſin tropfenweis zurück, und der Mond lachte. Es näherte ſich Jemand mit haſti- gen Schritten. Jch lag im Schatten, und konnte nicht bemerkt werden; um deſto deutlicher aber konnte ich den Mann in der blauen Bauerntracht beobachten, welcher ſich forſchend in allen Ecken und Büſchen umſah. Der Mond mahlte ſein bleiches Geſicht zur Leiche, nur die dunkeln Augen rollten. Obgleich Perücke und ſteife Kleidung ihm fehlte, war doch der Maire Jblou nicht zu verkennen; aber ich erkannte mehr in ihm, meine Ahnung ward zur Wirklichkeit. Der Maire und der Unſichtbare, welcher mehr als einmal unſer Blut vor Givet hatte zuſammenrieſeln gemacht, waren eine und dieſelbe Perſon. Er ging mit gemeßnen Schritten am Teiche auf und ab. Die welken Gräſer ſchienen mich zu umklam- mern, der Leib ſchien am Boden feſt gebannt. Mir war, als trete das Geheimniß in eigener Perſon auf die Bühne des Lebens, den Vorhang aufzuziehn zu einem grauſen Nachtſpiel. Jch zog den Athem an,

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/75>, abgerufen am 24.11.2024.